Ein Projektor ist ein technisch recht komplexes Gerät. Dementsprechend komplex ist es, seine Qualität angemessen zu bewerten. Projektoren-Tests – Worauf kommt es an?
In unseren Ausgaben PROFESSIONAL SYSTEM nehmen wir regelmäßig verschiedene Projektoren genauer unter die Lupe. Für einen gerechten Vergleich der einzelnen Geräte müssen wir einheitliche Testkriterien erstellen.
Die Gewichtung der einzelnen Kriterien allerdings muss jeder für sich selber vornehmen; denn für den einen zum Beispiel ist entscheidend, dass es für den Projektor möglichst kurzbrennweitige Objektive gibt, für einen anderen Anwender wäre dies völlig unwichtig. Andererseits gibt es eine Reihe von Kriterien, die für jeden den gleichen Stellenwert haben, zum Beispiel die Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung. Die erforderliche Helligkeit ist anwendungsspezifisch, die Gleichmäßigkeit hingegen ist immer ein entscheidendes Qualitätskriterium.
Die Projektor Testkriterien lassen sich grob in die Rubriken Qualität, Flexibilität, Handling und Support unterteilen. Doch zuerst gilt es, die Herstellerangaben der technischen Eckdaten zu verifizieren, denn oftmals stimmen einzelne Parameter nicht mit den Angaben in den Verkaufprospekten überein. Speziell bei der Helligkeit und dem Kontrast sind die Prospektangaben ein wenig geschönt.
Qualität
Hier sind die entscheidenden Testparameter Lampenbrenndauer, Kontrast und Schwarzwert, die Farbtreue, die Homogenität, optische Geometrie, Qualität von Scaler und Signalverarbeitung, Art und Ausführung der elektrischen Anschlüsse, der mechanische, elektrische und optische Aufbau und die Verarbeitung. Der Parameter Lampenbrenndauer ist selbsterklärend, jedoch leider in einem normalen Test nicht zu messen, daher müssen wir uns hier auf die Herstellerangaben verlassen. Die nachfolgenden Bildparameter lassen sich allerdings sehr gut messtechnisch erfassen.
Kontrast
Der Schwarzwert ist die dunkelstmögliche Darstellung. Jeder Projektor lässt immer einen gewissen Lichtanteil durch das LCD oder den DLP, so dass Schwarz nicht wirklich Schwarz ist. Der Unterschied zwischen der dunkelsten und der hellsten möglichen Farbe ist der Kontrast. Die Angabe 1:1.000 zum Beispiel bedeutet, dass ein rein weißer Bildpunkt 1.000-mal heller ist als ein rein schwarzer. Der Kontrast allein sagt aber nicht alles über das Bild aus: ein hoher Kontrast bei einem hohen Schwarzwert erzeugt ein wesentlich „pflaumigeres“ Bild als ein niedriger Kontrast mit einem sehr niedrigen Schwarzwert.
Farbtreue
Bei der Farbtreue sind drei Teilaspekte zu beachten: die Farbtemperatur und die Möglichkeiten diese anzupassen, die Linearität der Graustufen und der Farbverläufe (Gammaverteilung) und den Farbumfang. Die Farbtemperatur wird in Kelvin gemessen; beginnend bei 0° Kelvin, also –273°C. Das Maß gibt die Farbe an, in der ein theoretischer Körper glühen würde, wenn er auf die entsprechende Temperatur erhitzt würde. Kerzenschein bringt es auf ca. 1.500 Kelvin, normales Tageslicht auf 5.000 Kelvin und Mittagssonne leuchtet mit 6.500 Kelvin; die letzten beiden Werte werden auch als „D50“ repsektive „D65“ bezeichnet. Wolkenloser Himmel in den Bergen kann übrigens Werte bis 18.000 Kelvin erreichen!
Die StandardFarbtemperatur für Video beträgt 6.500 Kelvin. Eine schnelle und flexible Anpassung der Farbtemperatur ist wichtiger als man denkt: Sollen zum Beispiel in einer Projektion zwei baugleiche Projektoren eingesetzt werden, können einem die eventuell unterschiedlichen Brennzeiten der Lampen einen bösen Streich spielen: die Birnen verändern im Laufe ihres „Lebens“ ihre Farbtemperatur, und plötzlich sehen die beiden gleichen Projektoren gar nicht mehr so gleich aus … Die Gammaverteilung gibt an, wie sich die Helligkeit im Bild verteilt. Je gleichmäßiger die Verteilung, desto homogener wird ein Bild dargestellt.
Bei einem Gammawert kleiner als 1 wird den dunklen Bildanteilen überproportional viel „Platz“ im Kontrastraum zugestanden, dadurch werden dunkle Bildteile genauer dargestellt, die hellen Anteile hingegen verwaschen.
Als Standard für das Gamma gilt ein Wert von 2,2, der auch für DVD-Produktionen als Standard angenommen wird. Als Nächstes kommt der Farbumfang. Das Maß der Dinge ist hier der Mensch, dessen Auge in der Lage ist, unendlich viele Farbnuancen wahrzunehmen. Leider kann jeder Projektor und jedes Display nur eine begrenzte Anzahl von Abstufungen darstellen, so dass bei schwachen Verläufen oft Abstufungen zu erkennen sind. Jede Art von Unterwasseraufnahmen mit ihren unendlich feinen Abstufungen von Blau ist eine wahre Meisterprüfung für jeden Projektor. Aber auch was den Umfang des Spektrums der für das Auge wahrnehmbaren Farben angeht, ist das Auge den Projektoren und Displays überlegen.
Kein Display kann das volle Spektrum der wahrnehmbaren Farben darstellen. Anhand der so genannten „CIE Chart“ lässt sich darstellen, wie viel des Spektrums vom Projektor oder Display abgedeckt wird. Je größer das Dreieck der darstellbaren Farben, desto besser der Projektor. Dabei wird auch oft deutlich, bei welcher der Primärfarben (Rot, Grün oder Blau) der Projektor eine Schwäche besitzt.
Homogenität
Von entscheidender Bedeutung ist die Homogenität von Farbe und Helligkeit über das gesamt projizierte Bild. Speziell im Präsentationsbereich, wo oft Charts und Diagramme mit einem einfarbigen Hintergrund dargestellt werden müssen, machen sich Helligkeits- oder Farbunterschiede sehr schnell und sehr störend bemerkbar. Allerdings sind mittlerweile die optischen Systeme der Projektoren so gut, dass der „Taschenlampen-Effekt“ mit zu den Bildrändern stark abnehmender Helligkeit nicht mehr oder zumindest nicht mehr so stark zu verzeichnen ist.
Optische Geometrie und Scaling
Die optische Geometrie des Projektors ist speziell bei kurzen Brennweiten im Festinstallationsbereich wichtig, da diese Objektive zu Verzerrungen neigen, die auch speziell im Präsentationsbereich negativ auffallen können.
Ein Foto von einem projizierten Gittermuster schafft hier sofort Klarheit Ein sehr großer Stellenwert kommt dem Scaler zu. Ein Beamer hat eine feste und nicht veränderbare „native“ Auflösung, z. B. 1.024 × 768 Bildpunkte. Wenn nicht gerade ein PC mit genau dieser Auflösung angeschlossen wird, sondern etwa ein DVD-Player mit einer Auflösung von 720 × 576 Bildpunkten, muss das Bild hochinterpoliert werden. Dabei können sich wesentliche Unterschiede einstellen, je nach Qualität des verwendeten Algorithmus.
In unserem Beispiel haben wir einen „schrägen“ Faktor von 42,222 % horizontal und 33,33 % vertikal. Da kann sich jeder vorstellen, welche zerstörerische Auswirkung das zum Beispiel auf ein Schachbrettmuster haben kann. Aber auch die herkömmliche rein analoge Signalverarbeitung im Beamer hat einen erheblichen Einfluss auf die Bildqualität. Je höher die Auflösung der Projektoren wird, desto höher werden natürlich auch die zugeführten Frequenzen. Und da spielt die Qualität der analogen Eingangsstufen eine entscheidende Rolle.
Qualität des Aufbaus
Die nächsten Punkte haben mehr mit der Qualität des Aufbaus zu tun. Die Art und Ausführung der elektrischen Anschlüsse ist nicht nur für Rental-Einsätze wichtig. Je nach Verwendungszweck sind Cinch-Buchsen oder das allseits beliebte SCART nicht wirklich die erste Wahl, da sind XLR und BNC schon weit betriebssicherer. Aber auch da gibt es gravierende Unterschiede: eine XLR-Buchse in einer dünnen Plastikwand oder direkt auf eine Platine aufgelötet kann bei rauhen Einsätzen schnell ausbrechen oder einen Wackelkontakt bekommen.
Auch der mechanische Aufbau und die Verarbeitung spielen hier eine wichtige Rolle. Zum einen muss das Gerät je nach Einsatzbereich auch mal einen Knuff vertragen können, ohne sich gleich in seine Bestandteile zu zerlegen oder seine Justierung zu verlieren. Zum anderen muss der Aufbau so angelegt sein, dass eine Lampe oder ein Filter schnell gewechselt werden können ohne das ganze Gerät zu demontieren. Trotzdem muss das Gerät unter Umständen genug gekapselt sein, um schädlichen Umwelteinflüssen standhalten zu können. Rauch und Staub wie im Gaststätteneinsatz machen jedem optischen System zu schaffen.
Flexibilität
Ein Projektor muss sich verschiedenen Anforderungen stellen; daher ist es hier eine hohe Flexibilität gefordert. Dazu gehören die Variabilität der Standardoptik, Verfügbarkeit und Eckdaten eventueller Wechseloptiken, welche Inputs und optionale Input-Boards stehen in welcher Kombination zur Verfügung, welche optionalen Features gibt es, wie kann ein eventuelles Firmware-Update eingespielt werden, welche Übertragungswege nutzt die Fernbedienung, gibt es einen optischen Lensshift, Seamless Switching, eigenes Softedge-Blending, Bild-in-Bild, wie sind die Umschaltzeiten zwischen den Eingängen, und wie ist das gesamte Delay des Projektors.
Auswahl der Optiken
Bei den kleineren Projektoren ohne Wechseloptik ist oft entscheidend, welchen Zoombereich die Optik abdeckt, und je nach Verwendungszweck kann auch das Vorhandensein eines fernbedienbaren Zooms das Killerkriterium sein. Bei Projektoren mit Wechseloptik ist natürlich die Range der verfügbaren Optiken entscheidend (und natürlich deren Qualität), und dass die Optiken zwischen verschiedenen Projektoren zumindest des gleichen Herstellers austauschbar sind.
Flexibilität der Eingänge, Umschaltverhalten
Ein wichtiger Punkt ist bei allen Projektoren die Flexibilität der Eingänge. FBAS, S-VHS und SUB-D15 als Computereingang sind Minimalvoraussetzungen, aber auch Komponenteneingänge und Digitaleingänge wie HDMI oder DVI sind mittlerweile oft Bestandteil des Anforderungsprofils. Welche Eingänge bietet der Projektor von Hause aus, und welche Kombinationen von zusätzlichen Eingangsboards kann noch eingebaut werden?
Bei kleineren Setups muss ohne externen Video-Mischer oder -Switch zwischen den einzelnen Eingängen des Projektors umgeschaltet werden. Dabei ist die Umschaltzeit sehr wichtig, speziell beim Umschalten zwischen Signalen unterschiedlicher Frequenzen, z. B. Video und Computer. Zieht der Projektor bis zur Neusynchronisation auf Schwarz, oder wird in der Zwischenzeit Chaos projiziert? Zum Zeitverhalten zählt auch noch das gesamte Delay des Projektors.
Für die Verarbeitung und Aufbereitung des Eingangssignals nehmen sich manche Projektoren richtig Zeit, so dass zwischen Bild und Ton schnell mal ein paar Frames Versatz entstehen.
Fernsteuermöglichkeiten
Gelegentlich kann es wichtig sein, wie der Projektor ferngesteuert werden kann. In der Regel ist die obligatorische Infrarotfernbedienung nicht die erste Wahl was Betriebssicherheit angeht. Eine Kabelfernbedienung ist sicherer und reicht weiter, aber auch eine Steuerung über DMX512 oder RS-232/422 ist möglich und macht je nach Setup mehr Sinn.
Optische Lensshift
Ein wichtiges Kriterium ist auch der optische Lensshift eines Projektors, der eine Korrektur der Projektionsachse auf optischem Wege ermöglicht – möglichst horizontal und vertikal und je weiter desto lieber. Die elektronische „Keystone“-Korrektur führt nämlich in der Regel nur zu einer deutlichen Verschlechterung des Bildes.
Sonderfunktionen
In manchen Projektoren sind schon die Funktionen eines kleinen Videomischers eingebaut. Seamless Switching, also das Umschalten zwischen verschiedenen Bildquellen ohne Bildstörungen, eventuell sogar mit Übergangseffekten, oder Bild-in-Bild mit freier Skalierung der einzelnen Bilder ohne zusätzliche Hardware können oft einen zusätzlichen Mischer überflüssig machen. Wenn sie denn so funktionieren wie sie funktionieren sollen …
Auch für das Zusammenspiel mehrerer Projektoren ist in den Geräten manchmal schon Vorkehrung getroffen: Einige verfügen über eingebaute Einstellungen für SoftedgeBlending, also das stufenlose Überblenden zwischen zwei oder mehr Projektoren in einer gemeinsamen Überlappungszone. Auch hierfür wäre sonst ein externer Prozessor nötig. Hier spielt auch das Color Matching eine große Rolle, um ein homogenes Gesamtbild zu erzielen, denn selbst die minimalen Unterschiede zwischen einzelnen Projektoren, die durch Serienstreuung und unterschiedliche Alterung entstehen, würden hier sehr störend auffallen.
Handling
Vieles liest sich im Datenblatt gut, aber oft stellt sich dann im wahren Leben heraus, dass das Handling des Gerätes doch mit Haken und Ösen versehen ist, die einem den täglichen Umgang mit dem Gerät vergällen. Größe und Gewicht sind wichtige Parameter, aber natürlich in gewissem Maße Sachzwängen unterworfen. Dass ein 15.000-LumenProjektor mehr wiegt als ein 2.500-LumenBeamer, versteht sich von selbst, doch auch ein Schwergewicht kann man so bauen, dass die Kilos vernünftig gehandhabt werden können, zum Beispiel durch Griffmöglichkeiten an den richtigen Stellen.
Aber nicht nur das mechanische Handling ist wichtig, auch die ordentliche Bedienbarkeit der Menüs ist im Alltag, wo Zeit Geld ist, ein Kriterium. Und sind auch alle benötigten Funktionen erreichbar oder stecken wichtige Einstellungen hinter kryptischen Service-Menüs?
Support
Bei einem Projektor im professionellen Einsatz gelten andere Anforderungen an den Service & Support als bei einem Heimprojektor.
Da ist im Reparaturfall in der Regel mit 6 Wochen Wartezeit zu rechnen. Ein Vermieter oder Installer kann sich das auf keinen Fall leisten. Erste Voraussetzung ist das Vorhandensein eines aussagekräftigen Manuals in einer der beiden Standardsprachen, möglichst mit einer guten Dosis Service Manual dabei. Für die Dinge, die der eigene Techniker nicht selbst regeln kann, ist das Vorhandensein von Service-Adressen nicht nur im eigenen Gebiet, sondern bundesweit unverzichtbar, um auch im Einsatz ein Gerät schnell wieder am Start zu haben. Oder bietet der Hersteller gar ein Ersatzgerät im Service-Fall? Wie lange dauert die Beschaffung der Ersatzteile? Gibt es eine kompetente technische Hotline? Bietet der Hersteller servicetechnische Schulungen für die eigenen Produkte an? All diese Angaben können wir natürlich nicht testen, auch hier sind wir auf Angaben der Hersteller angewiesen.
Für den Fall aber, dass sich grobe Abweichungen von den Herstellerangaben zum Beispiel bei den Lieferzeiten für Ersatzteile ergeben sollten, bitten wir um Meldung, damit wir diese Erfahrungen in weitere Tests von Geräten des gleichen Herstellers einfließen lassen können. Als Letztes sollten wir noch einen Blick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis werfen, was aber erfahrungsgemäß sehr schwierig wird. Ein kleiner 2.500-Lumen-Projektor zum Beispiel mit einem mechanischen Lensshift ist natürlich um einiges teurer als ein Gerät mit elektronischem Keystone. Aber für den, der auf eine Achsenkorrektur angewiesen ist, stellt der teurere Projektor den wesentlich besseren Kauf dar.
Testkriterien auf einen Blick:
Qualität
– Lampenbrenndauer
– Scaler
– Signalverarbeitung
– Farbtreue
– Kontrast
– Homogenität
– Art/Ausführung der elektrischen Anschlüsse
– mechanischer Aufbau/Verarbeitung
– Engine (sealed)
– Lampen Flexibilität
– Standardoptik
– Wechseloptiken
– Optionale Inputboards und deren Kombinierbarkeit
– Weitere optionale Features
– Firmware-Upgrades
– Fernsteuerung
– Lensshift
– Seamless Switching
– Eigenes Softegde-Blending
– PiP-Bildeinblendung
– Color Matching
– Umschaltzeit pro Eingang
– Delay Handling
– Größe und Gewicht
– Frame
– Stacking
– Optionales Fluggeschirr
– Menü-Aufbau
– Einstellmöglichkeiten Support
– Manual/Bedienanleitung
– Serviceadressen
– Ersatzgerät im Servicefall
– Lieferzeit von Ersatzteilen
– Hotline vorhanden?
– Technische Schulungen
– Ersatzlampen
– Preis-Leistungs-Verhältnis