Schon wieder ein Videobar-Praxistest? Muss das sein? Ja – denn diesmal ist es nicht irgendeine Videobar, sondern die ClickShare Bar von Barco. Damit vereint der Hersteller nun alle Funktionen für drahtlose, hybride Meetings in Konferenzräumen in einem Gerät. Na gut, ein bis zwei Displays und eine passende IT-Infrastruktur mit Internetzugang braucht man dann doch noch dazu. Ob die Idee der ClickShare Bar Sinn macht und ob das Gerät hält, was es verspricht, soll dieser Praxistest zeigen.
(Bild: Barco)
Als „hochwertige Premium-All-In-One-Lösung für den modernen, anspruchsvollen Konferenzraum“ vermarktet Barco seine neue ClickShare Bar. Und wenn man sich den Listenpreis der beiden Geräte Core und Pro ansieht, dann sollte man aber auch Premium erwarten dürfen. Schick sieht sie auf jeden Fall schonmal aus mit ihrer grau-schwarz melierten Stoffbespannung der Front bis um die seitlichen Ecken. Zentral und auffallend sitzt die ePTZ-Kamera mit bis zu 4K-Auflösung, 120° Field-of-View (FOV) und KI-Unterstützung in der Mitte der Bar.
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Ausgeliefert wird sie mit einem (Core-Version) oder zwei (Pro-Version) ClickShare Buttons und kann, nachdem sie an ein Display angeschlossen und ins Netzwerk per LAN oder WLAN integriert wurde, sofort Plug & Play für drahtloses Screensharing und Wireless Conferencing in Betrieb genommen werden. Sofern man … im Conference Client die Bar auch als Audio- und Videogerät ausgewählt hat. Aber gut, dass ist bei allen Peripheriegeräten so, die man am
Endgerät anschließt und mit den diversen Conferencing- Clients nutzen will. Man kann dies eigentlich nur mit einem festen Raum-PC umgehen, bei dem die angeschlossen Geräte immer gleich sind.
Features
Neben Dual-Screen-Unterstützung (Pro-Version) soll die ClickShare Bar bei Nutzung eines HDMI-Ausgangs eine volle 4K-Inhaltsfreigabe mit 30 Hz ermöglichen. Andere Hersteller bieten zwar ebenfalls 4K-Auflösung, übertragen Inhalte aber lediglich in FullHD. Der verbaute USB-CPort kann ebenfalls als Video-Ausgang per DisplayPort Alt-Mode (DP 1.2) mit 1080p bei 30 Hz genutzt werden. Wenn der USB-C- sowie der HDMI-Ausgang gleichzeitig genutzt werden sollen, haben diese jeweils 1080p mit 30 Hz. Ein weiterer USB-C Port dient als Video-Input mit 4K bei 30 Hz, ebenfalls über den DP-Alt-Mode. Auf der rechten Seite der Bar befinden sich Tasten für die schnelle Bedienung und ein weiterer USB-C-Anschluss, der jedoch einer Kopplung von ClickShare-Buttons vorbehalten ist.
Darüber hinaus bietet Barco neben dem meist üblichen Touchback auch noch weitere integrierte, interaktive Funktionen wie die Möglichkeit, Anmerkungen vornehmen zu können, sowie Blackboarding. Für die Nutzung dieser Features ist die Barco ClickShare-App erforderlich, über die auch ohne einen ClickShare-Button Verbindung mit ClickShare-Systemen hergestellt werden kann. Die App bietet hier weitere smarte Funktionen für eine effektivere Zusammenarbeit. Achtung: Für die Installation sind Admin-Rechte auf dem PC oder Mac notwendig. Ein zentral verwalteter Rechner lässt sich ohne Unterstützung der entsprechenden IT-Abteilung nicht mal eben mit der App ausstatten. Hier hakt es dann eventuell mit der Plug&Play- Funktionalität. Die ClickShare-App steht für Windows, macOS, Android und iOS zu Verfügung. Wer nur schnell ein paar Inhalte teilen möchte, ohne die erweiterten Funktionen des Wireless Conferencings und andere Features der ClickShare App nutzen zu wollen, kann auch über die native Unterstützung von Airplay, Google Cast und Miracast gehen.
Auch die verbauten 2 × 10 Watt Stereo-Lautsprecher sind nicht üblich bei den bisher in PROFESSIONAL SYSTEM untersuchten Bars. Allerdings stellt Barco sowohl die Funktion des Stereo-Tons als auch die Dual-Screen-Unterstützung erst mit einem in Kürze verfügbaren Update bereit. Per Dual-Screen lassen sich dann Präsentationsinhalte auf einem Bildschirm und die virtuellen Gesprächsteilnehmer auf dem anderen Bildschirm anzeigen.
Bereits nutzbar ist dagegen schon die ausgefeilte Echo- und Hintergrundgeräuschunterdrückung, welche die Aufnahme des Beamforming-MEMS-Mikrofonarray, bestehend aus sechs Mikrofonen, analysiert und verbessert. Hierzu sollte man jedoch in der genutzten Konferenz-Software die dort integrierte Echo-Cancelation deaktivieren, da es sonst zu unerwünschten Effekten kommen kann. Manche Clients deaktivieren die internen Algorithmen aber auch, sobald ein Audiogerät mit entsprechender Funktionalität erkannt wird. Wenn es beim Remote-Teilnehmer „komisch“ klingen sollte, ist es ratsam, hier die Einstellungen im Client zu überprüfen. Die Mikrofone der ClickShare Bar sind laut Barco auf eine Entfernung von bis zu 4,5 m ausgelegt.
Die 4K ePTZ-Kamera bietet verschiedene Framing- Optionen, bei denen der Bildausschnitt automatisch auf die eingestellte Funktion angepasst wird. Nutzer haben die Wahl zwischen Gruppen-Framing, Sprecher- Framing und Kompositionsansicht.
Die Barco ClickShare Bar ist für die Videokonferenz-Systeme BlueJeans, Cisco Webex, Google, KUDO, Microsoft Teams, RingCentral, Skype for Business, Zoom und pexip zertifiziert, wird aber auch mit zahlreichen anderen Clients laufen. Für den Einsatz großer Stückzahlen lässt sich die Bar in die Barco XMS Cloud einbinden, um so den Status vieler Geräte gleichzeitig zu überwachen, Updates zu planen und Einstellungen anzupassen.
Nachhaltigkeit
Ganz groß hat sich Barco bei der ClickShare Bar das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Es wird angestrebt, die Bars ab Ende 2024 CO2-neutral anbieten zu können. Hier greift man auf das Label von Vincotte zurück, bei dem die Bar als Silver Product zertifiziert ist. Barco wird bei der Herstellung mindestens 35 % recycelte Kunststoffe verwenden. Verpackungen sollen zu 86 % aus recycelten Materialien bestehen und zu 98 % recycelbar sein und dabei nicht nur einmal verwendet, sondern in der Lieferkette vollständig wiederverwendet werden können.
Der Fuß der ClickShare Bar dient auch gleichzeitig als Wandhalterung, so dass kein weiteres Zubehör notwendig ist. Außerdem lässt sich die stoffbespannte Frontabdeckung abnehmen und austauschen, sollte diese beschädigt oder verschmutzt sein. Die ClickShare Bars sollen im Standby-Modus doppelt so viel Energie sparen wie von der EPR-Gesetzgebung ( Extended Produce Responsibility) gefordert und im BYODModus (Bring Your Own Meeting) 30 % energieeffizienter als die Konkurrenz sein.
Ein Trade-in-Programm von ClickShare soll zudem eine nachhaltige Lösung für Kunden sein, um ihre ältere Hardware zu ersetzen, die auf umweltbewusste Weise recycelt wird. Nachdem die Kohlenstoffemissionen der ClickShare-Bars auf ein Minimum reduziert wurden, will Barco die verbleibenden 299,2 kg CO2, die während des fünfjährigen Lebenszyklus ausgestoßen werden, durch das Huadu-Aufforstungsprojekt ausgleichen.
Sicherheit
Für eine Erhöhung der Privatsphäre legt Barco der ClickShare Bar eine magnetische Objektivabdeckung für die Kamera bei, welche auf einer ebenfalls magnetischen Ablage auf der Bar aufbewahrt wird. Ein LED-Ring um die Kamera zeigt in verschiedenen Farben den Status des Systems an, so dass einem nicht entgeht, wenn die Bar in Betrieb ist.
Die Übertragung von drahtlosen Signalen wird über IT-Standards realisiert. Die ClickShare Buttons authentifizieren sich im Standalone-Modus über WPA2-PSK sowie über WPA2-PSK oder IEEE 802.1X im Netzwerkintegrationsmodus. Im Netzwerkintegrationsmodus fungieren die ClickShare Buttons als eigenes Gerät im Corporate WLAN, während im Standalone-Modus eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung zwischen ClickShare Bar und ClickShare-Button hergestellt wird. Für die drahtlose Übertragung wird auf die Protokolle IEEE 802.11 a/g/n/ac und IEEE 802.15.1 zurückgegriffen. Barco gibt eine maximale Reichweite von 30 m für eine Übertragung durch die ClickShare Buttons zur Bar an.
Unabhängig vom verwendeten ClickShare-System bietet Barco innerhalb der Webkonfiguration drei verschiedene Sicherheitsstufen zur Auswahl, welche unterschiedlich starke Einschränkungen bewirken. In den Standard-Einstellungen überträgt ein mit dem ClickShare-Button verbundener Rechner anonyme Nutzungsstatistiken an Barco, sobald die ClickShare App geladen wurde. Dies sollte man ausschalten, wenn man dies nicht möchte.
Wie schlägt sich die Bar in der Praxis?
Natürlich möchte die Bar nach der Ersteinrichtung per Webinterface erstmal ein Firmware-Upgrade machen. Das Anschließen selbst hat keine 5 Minuten gedauert: Der Bildschirm wird per USB-C verbunden, Netzwerkleitung und Netzteil dran, und schon startet die Bar. Dann geht nach dem Start erstmal alles Plug & Play. Entgegen unserer vorigen Erfahrungen mit dem CklickShare CX mussten wir diesmal auf einem HP-Notebook keinerlei Installation vornehmen, die Administrator-Rechte benötigen würden: ClickShare-Button einstecken, und per Autoplay öffnet sich die ClickShare App. Wenn man diese beendet, funktioniert der ClickShare-Button nicht, und es lässt sich weder der Bildschirm teilen noch eine drahtlose Konferenz starten.
Die App schlägt beim Start mehrere geöffnete Fenster oder den ganzen Desktop zum Teilen vor. Außerdem lassen sich rudimentäre Einstellungen vornehmen. In Teams kann direkt die ClickShare Bar als Audiogerät ausgewählt werden, während die Kamera schon automatisch vom System aktiviert wurde. In den Einstellungen erscheint die ClickShare Bar als „Freisprechtelefon mit Echoausschaltung (Room Speakerphone)“ bei Lautsprecher und Mikrofon sowie als „Room Camera“ bei Kamera. Außerdem gibt es noch das weitere Audiogerät „Lautsprecher (ClickShare Speaker)“, welches für die Auswahl als Systemlautsprecher genutzt werden kann.
Für intensivere „ClickShare Erlebnisse“ schlägt einem die ClickShare App die Installation der ClickShare Desktop App vor. Allerdings gibt es innerhalb der App keinen Link, um diese herunterzuladen. Auf der Barco-Webseite findet sich diese dann. Laut der dortigen Informationen soll sie auch die ClickShare App ersetzen. Außerdem soll die Desktop App die AV-Peripherie in jedem kompatiblen ClickShare-Raum automatisch mit dem Endgerät verbinden. Mangels unterschiedlicher ClickShare-Systeme kann dies hier nicht getestet werden, aber wenn es funktioniert, wäre das ein echter Mehrwert, um nicht immer die Einstellungen kontrollieren zu müssen. In diesem Praxistest hat es in Verbindung mit der ClickShare Bar Pro leider nicht funktioniert, dass beim Einstecken des ClickShare Buttons die Audio- und Video-Einstellungen der Bar in Teams automatisch vorgenommen wurden. Lediglich der ClickShare Speaker wurde als Standardwiedergabegerät für die Lautsprecherausgabe in Windows aktiviert.
Leider ist Barco innerhalb seiner Webseite mit den Benennungen nicht konsistent. Mal ist von der ClickShare Desktop App und an anderer Stelle wieder von ClickShare App die Rede, obwohl diese ja offensichtlich unterschiedliche Anwendungen sind.
Für die Installation der ClickShare Desktop App sind Administrator-Rechte notwendig. Dafür erhält man, wenn gewünscht, eine Kalender-Integration, die auf MS Outlook zurückgreift und einen One Click Join zu anstehenden Besprechungen bietet. Außerdem kann man der App erlauben, auf Ultraschallsignale zu lauschen, die jedes ClickShare System neuerer Generation aussendet, um sich sofort zu verbinden.
Darüber hinaus bietet die ClickShare Desktop App gegenüber der ClickShare App noch ein zusätzliches Steuerungselement, dass sich vor alle anderen Anwendungen legt und den Zugriff auf wichtige Einstellungen, wie Framing, Lautstärke oder auch Kamerapositionierung und Zoom ermöglicht – quasi eine On-screen- Fernbedienung. Des Weiteren bietet die Desktop App auch die Möglichkeit, Wireless Conferencing ohne ClickShare- Button durchzuführen. Und schließlich bringt die Desktop App noch einen Treiber mit, der das Screensharing per ClickShare-Button als erweiterten Bildschirm ermöglicht, so dass der übertragene Inhalt nicht gespiegelt ist, sondern die Anzeige im Konferenzraum einen zusätzlichen Bildschirm mit eigenem Inhalt darstellt.
Das Kamerabild macht in diesem Praxistest leider keinen guten Eindruck. Gerade bei schwachen Lichtverhältnissen wird das Rauschen im Bild sehr stark. Das intensiviert sich noch, sobald die Kamera heranzoomt. In gut ausgeleuchteten Umgebungen ist die Aufnahmequalität brauchbar, aber liegt deutlich hinter anderen Systemen. Das Framing, also die automatische Wahl des passenden Bildausschnitts sowie die Verfolgung einer sprechenden Person macht die ePTZ-Kamera gut. Da waren andere Testkandidaten deutlich wilder oder unzuverlässiger.
Die zwei Lautsprecher sind für eine Sprachübertragung mehr als ausreichend. Stimmen kommen klar und auch laut genug rüber, ohne verzerrt oder angestrengt zu klingen. Die Leistung ist auch ausreichend, um mal eine Präsentation mit etwas Musik zu untermalen oder ein Video abzuspielen. HiFi-Sound für Musikwiedergabe sollte man hier jedoch nicht erwarten. Für den Konferenzalltag ist die Barco ClickShare Bar jedoch gut aufgestellt.
Am schwierigsten zu testen ist immer die Aufnahmequalität von Mikrofonen in Geräten von Webkonferenzen, denn hier zählt die Qualität, wie sie beim entfernten Teilnehmer ankommt. Es muss sich sowohl an einem Laptop, per Headset aber auch in einem anderen Konferenzraum gut anhören. Zum einen besitzt die Barco ClickShare Bar ja schon Algorithmen zur Störgeräuschreduktion und zur Echounterdrückung, zum anderen komprimieren die diversen Webclients noch mal ordentlich das Signal während der Übertragung. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass ein gutes Ausgangssignal meist auch am anderen Ende beim Empfänger noch eine gute Qualität besitzt.
Für den Praxistest wird der Testanruf aus den MS-Teams-Einstellungen als Bewertung der Audioqualität durch den Verfasser dieses Artikels sowie die Befragung mehrerer Anrufteilnehmer über MS Teams als Kriterium genutzt. Leider schneidet die ClickShare Bar auch hier im Vergleich zu anderen getesteten Videobars nur mittelmäßig ab. Der übertragene Ton wurde oft als sehr dünn und hallig empfunden. Eine Einstellmöglichkeit, um das verbaute Mikrofonsystem den örtlichen Gegebenheiten anzupassen, findet man in den Einstellungen leider nicht. Sicherlich kann Barco hier noch optimieren.
Fazit
Eine Videobar mit dem bewährten Barco ClickShare-System zu verbinden ist eine tolle Idee, macht definitiv Sinn und schafft eine kompakte All-in-One-Lösung für den Konferenzraum. In einem ansprechenden Design bietet die ClickShare Bar platzsparend alles, was ein kleiner bis mittlerer Konferenzraum neben einem Display braucht. Ein Bring-your-own-Meeting ist nun noch einfacher realisierbar.
Bei der Qualität der Videobar muss man allerdings derzeit ein paar Abstriche machen. Barco arbeitet aber mit Sicherheit schon daran, das Videobild der Kamera sowie die Aufnahme der Mikrofone noch etwas per Software zu optimieren.
Das ClickShare System hat durch die Wireless-Conferencing-Funktion auf jeden Fall noch mal einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. ClickShare- Button einstecken, ClickShare App starten und schon kann die Konferenz auch drahtlos mit den AV-Komponenten der ClickShare Bar starten. Am Ende bekomme ich für einen geringen Aufpreis zu einem ClickShare CX-System noch eine vollintrigierte und in die Barco XMS Management Cloud einbindbare Videobar dazu. Den IT-Manager und den Systemintegrator wird das auf jeden Fall freuen, denn auch hier wird die ClickShare Bar den Betrieb sowie die Installation effizienter und einfacher machen.
Die ClickShare Bars sind bei den bekannten Distributoren und Systemhäusern zum Nettolistenpreis von 2.950,– € für die Core-Version und zu 3.950,– € für die Pro-Version erhältlich. Die Core-Version enthält nur einen ClickShare-Button, bietet nur einen Videoausgang über HDMI oder USB-C und somit keinen Dual-Display-Mode, hat keinen USB-C-Video-Input und weniger Framing-Optionen.