Test Audio-Technica ATUC-IR: Flexibilität ist Trumpf!
von Jörg Küster, Artikel aus dem Archiv vom
Das „Audio-Technica Unified Conferencing“-Portfolio (ATUC) wurde 2019 um ein neues Infrarotsystem erweitert, das als Hybridlösung sowohl mit drahtlosen wie auch mit kabelgebundenen Sprechstellen betrieben werden kann. Wir haben uns im „Rotlichtbezirk“ zwischen 880 und 950 Nanometer umgeschaut.
Anlässlich der ISE 2019 wurde das neue Audio-Technica Diskussionssystem ATUC-IR offiziell vorgestellt. Wie das Kürzel IR bereits vermuten lässt, handelt es sich um eine kabellose Übertragungslösung auf Infrarotbasis, die eigenständig oder in Verbindung mit einem (bereits vorhandenen) Audio-Technica ATUC-50 betrieben werden kann.
Da sich ATUC-IR und ATUC-50 ohne nennenswerten Aufwand im Verbund betreiben lassen, spricht der Hersteller von einem Hybridkonzept: Die neue Kontrolleinheit ATUC-IRCU lässt sich nicht nur mit den unmittelbar zugehörigen IR-Sprechstellen, sondern auch mit den bereits bekannten kabelgebundenen Sprechstellen des Typs ATUC-50DU kombinieren, ohne dass dafür eine ATUC-50CU Kontrolleinheit erforderlich wäre. Insgesamt 300 Sprechstellen (200 drahtlos, 100 kabelgebunden) können direkt von einer ATUC-IRCU versorgt werden.
Darüber hinaus kann eine ATUC-IRCU (oder das Dante-kompatible Schwestermodell ATUC-IRCUDAN) mit bis zu zwei Kontrolleinheiten des Typs ATUC-50CU gekoppelt werden: 200 Infrarot-Sprechstellen und 300 kabelgebundene Gegenstücke (100 Stück pro ATUC-50CU) lassen sich auf diese Weise in ein Diskussionssystem einbinden. Die Steuerung sämtlicher angeschlossener Sprechstellen erfolgt innerhalb des Verbunds über die IR-Kontrolleinheit ATUC-IRCU bzw. ATUC-IRCUDAN.
Neuzugang bei ATUC-50 ist seit 2018 eine so genannte „Integrationseinheit“ mit Namen ATUC-50IU, die man weniger förmlich auch als Einbauversion (z. B. für die Montage unter der Tischplatte oder im Rednerpult) des DU-Mikroprozessors bezeichnen könnte. Über 16 GPIOs lassen sich Taster oder anderes Zubehör anschließen; die Steuersignale werden übertragen und können per Netzwerkprotokoll ausgewertet werden.
ATUC-IR löst im Portfolio von Audio-Technica die Infrarot-Produktlinie ATCS-60 ab. Wie bei allen Infrarotsystemen sind Merkmale wie Abhörsicherheit gegeben, da das infrarote Licht einen geschlossenen Raum im Gegensatz zu Funkwellen nicht verlässt – auch Beeinflussungen von in Nebenräumen installierten Übertragungssystemen sind ausgeschlossen.
Losgelöst davon kann der Einsatz eines Systems wie ATUC-IR Sinn ergeben, wenn beispielsweise in historischen Gebäuden kabelgebundene Konzepte nur eingeschränkt einsetzbar sind. In der Grundeinstellung sind bei ATUCIR zehn Infrarot-Frequenzbänder (2,33 MHz bis 4,33 MHz) aktiv. Die mit den Buchstaben A bis J gekennzeichneten Bänder lassen sich bei Bedarf einzeln deaktivieren.
Die Frage nach den unverbindlichen Preisempfehlungen für Komponenten von ATUC-IR wird vom deutschen Vertrieb mit den Worten „auf Anfrage“ beantwortet. „Die Systeme werden projektgebundenen geplant“, kommentiert Dipl.-Ing. (FH) Jörg Orendi.
„Integratoren und Fachhändler können sich gerne direkt an uns wenden.“ Orendi ist seit rund zwei Jahren Technical Product Specialist der Audio-Technica Deutschland GmbH, hat ein Studium der Fernseh- und Medientechnik absolviert und war im Anschluss fast zwölf Jahre lang für ein in Oberfranken ansässiges Vertriebsunternehmen tätig.
Die Kontrolleinheit ATUC-IRCU ist in zwei Ausführungen verfügbar, die sich lediglich durch die Implementierung eines Dante-Boards (Primary- und Secondary-Port) beim Modell ATUC-IRCUDAN unterscheiden.
Beide Geräte sind im 19″-Format gehalten und nehmen bei einem Rack-Einbau eine Höheneinheit in Anspruch – bei einer nennenswerten Gehäusetiefe von mehr als 33 Zentimeter.
Die Rack-Winkel sind abschraubbar, was nützlich sein kann, wenn man die Kontrolleinheit (CU steht bei Audio-Technica für „Control Unit“) in einem Konferenzraummöbel unterbringen möchte. Letzteres würde bei geschlossenen Schranktüren dafür sorgen, dass die in leiser Umgebung durchaus vernehmbaren Lüftergeräusche der aktiv gekühlten Unit sensible Ohren nicht unangenehm tangieren.
Die Stromversorgung für ATUC-IRCU erfolgt über eine Kaltgerätenetzbuchse (100 bis 240 Volt bei 50/60 Hertz); auf die Verwendung eines externen Netzteils hat der Hersteller erfreulicherweise verzichtet. Vier als BNC-Buchsen ausgeführte IR-Antennenanschlüsse sind für den Anschluss von ATUC-IRA Transceivern (siehe unten) gedacht.
Die Frontplatte der Kontrolleinheit präsentiert sich übersichtlich: Ein großer Ein/ Ausschalter mit definiertem Druckpunkt ist hier ebenso zu finden wie ein aus allen Blickwinkeln sehr gut ablesbares OLED-Display (2 × 20 Zeichen), das wesentliche Informationen in Kurzform anzeigt. Rechts neben dem Display befindet sich das zentrale Bedienelement in Form eines gerasterten Endlosdrehgebers („Select“) mit Push-Funktion. Das griffige Jog-Dial wird von einem „Back“-Button flankiert.
Die (per Tastensperre schützbare) Hardware-Bedienung erschließt sich technisch halbwegs versierten Anwendern auf Anhieb, wobei die Remote-Steuerung per Web-Browser (siehe unten) ungleich komfortabler ist. Wesentliche Funktionen sind jedoch gut von der Frontplatte aus zugänglich, und auch neun intern abgelegte Presets (plus der aktuelle Arbeitsspeicherinhalt „Current Setting“) lassen sich abrufen, ohne einen Rechner oder einen Tablet-PC bemühen zu müssen.
Eines der hinterlegten Presets (z. B. Vorstandssitzung oder Gesprächsrunde) lässt sich wahlweise automatisch beim Boot-Vorgang aufrufen. Zur Parametrisierung der Frontplatte gehören sieben klar gekennzeichnete Status-LEDs, die im laufenden Betrieb für Übersicht sorgen und auf Handlungsbedarf hinweisen können (Signal-Peak-LED grün/gelb/rot).
An den frontseitigen USB-Port lassen sich FAT-formatierte USB-Flashspeicher oder -Festplatten anbinden und zur Aufzeichnung von Audioinformationen heranziehen. Die Recording-Parameter lassen sich vom Anwender spezifizieren: Neben WAVE-Files können auch MP3-Files mit unterschiedlichen Datenraten (in fünf Stufen bis zu 320 kbps) aufgezeichnet werden.
(Bild: Jörg Küster)
Bis zu vier Spuren (zwei Spuren bei MP3-Codierung) werden unterstützt. Auf Wunsch wird nach einem definierten Zeitintervall automatisch ein neues File erstellt; bei einem theoretisch möglichen Absturz des Systems stehen die bis zu diesem Zeitpunkt aufgezeichneten Audiodaten weiterhin zur Verfügung. Die maximale Dateigröße für eine Audiowiedergabe von USB-Medien beträgt 2 Gigabyte.
Die Geräterückseite der ATUC-IRCU hält mehrere Netzwerkbuchsen bereit, von denen jedoch lediglich eine (mit der Kennzeichnung NETWORK) für den Anschluss eines Computers bzw. eines Access Points geeignet ist. Die verbleibenden vier Netzwerkbuchsen führen Spannung (+48 VDC) und sind mit „Audio-Technica LINK“ beschriftet.
Zwei dieser RJ45- Buchsen sind für den Anschluss von maximal zwei ATUC-50CU gedacht, während die verbleibenden beiden Buchsen mit kabelgebundenen ATUC-50DU Sprechstellen zu verbinden sind – hier erklärt sich die vom Hersteller gewählte Betitelung als „Hybridsystem“.
Als Audioausgänge bietet die ATUC-IRCU vier symmetrisch belegte Phoenix-Anschlüsse sowie zusätzlich einen unsymmetrisch belegten Phoenix-Connector.
Eingangsseitig sind zwei Cinch-Buchsen (Aux) und zwei symmetrisch belegte Phoenix-Anschlüsse für Signale mit Mic- oder Line-Pegel verfügbar. Die A/D-Wandlung erfolgt nach Angabe des Herstellers mit einer Wortbreite von 24 Bit bei einer Abtastrate von 48 Kilohertz.
Für Dolmetscheranwendungen stehen zwei Anschlüsse (Phoenix) für Rückkanäle (zweisprachiges Simultandolmetschen) bereit. Die Hauptkontrolleinheit ermöglicht die Einbindung von bis zu sechs Dolmetscher-Units, welche bis zu drei Sprachen unterstützen (Dolmetschen und Relaissprachen). Die von Audio-Technica angebotene Dolmetschereinheit ATUC-50INT erinnert rein äußerlich frappierend an die zu ATUC-50 gehörende Sprechstelle ATUC-50DU.
Die zu ATUC-IR gehörende Auftischsprechstelle kann als Delegiertensprechstelle von zwei Personen genutzt werden, lässt sich wahlweise aber auch als Präsidentensprechstelle für den Vorsitzenden konfigurieren.
Die ATUC-IRDU Sprechstelle ist nicht sonderlich schwer, weist jedoch trotzdem dank vier gummierter Stellfüße eine ausreichende Standfestigkeit auf glatten Tischoberflächen auf.
Das Design der ATUC-IRDU wirkt ansprechend. Ein großer Bereich der Rückseite wird von Infrarotdioden belegt.
Ein interessantes Ausstattungsmerkmal ist ein rückseitig angebrachter LED-Balken, welcher dank RGB-Technik in unterschiedlichen Farben leuchten und beispielsweise die Zugehörigkeit des Nutzers zu einer bestimmten Teilnehmergruppe/Fraktion signalisieren kann.
Sprechstellennutzer greifen auf zwei große Multifunktionstasten zu, die von LED-Anzeigen flankiert werden und die Orientierung mit LED-hinterleuchteten Piktogrammen erleichtern.
Darüber hinaus stehen zwei mit Pfeilen gekennzeichnete Buttons bereit, mit deren Hilfe sich der gewünschte Übertragungskanal (nummerische Anzeige) wählen lässt. Weiterhin wird hier während der Inbetriebnahme die ID der Sprechstelle eingestellt.
Mikrofone lassen sich über einen verriegelbaren XLR-Eingang anschließen – man muss also nicht zwangsläufig Mikrofone von Audio-Technica verwenden, wenngleich der Hersteller attraktive Offerten (siehe unten) mit LED-Ringen im Programm hat.
Werden keine Kopfhörer angeschlossen, erfolgt die Tonwiedergabe über einen in das Gehäuse der Tischsprechstelle integrierten Breitbandlautsprecher. Die Kopfhöreranschlüsse (Miniklinke) befinden sich links und rechts am Gerät und werden von Laut/Leise-Tastern flankiert.
Ist eine Kopfhörerbuchse belegt (z. B. durch den Anschluss eines Audio-Technica ATUCHP2 Kopfhörers), wird die Lautsprecherwiedergabe automatisch deaktiviert.
Die Sprechstellen lassen sich mit bereits von ATCS-60 bekannten LI-240 Akkus betreiben, welche eine Betriebsdauer von bis zu 13 Stunden ermöglichen. Die Akku-Steckplätze lassen sich mit Kunststoffkappen verschließen, sofern keine Lithium-Ionen-Energiespender eingesetzt sind. Als Ladegerät empfiehlt sich die Charging-Unit ATCS-B60 mit zehn Ladeschächten.
Pro ATUC-IRDU Sprechstelle lassen sich ein oder zwei LI-240 einsetzen – bei doppelter Bestückung ist ein Hotswap im laufenden Betrieb möglich. Sollte sich lediglich ein einzelner Akku im Gerät befinden und ein Austausch erforderlich werden, empfiehlt sich zum Wechsel eine Besprechungspause – andernfalls ist die Sprechstelle für eine Zeitspanne von etwa einer Minute außer Betrieb, bevor sie dank intern gespeicherter ID erneut im Systemverbund zur Verfügung steht.
Betriebssicherheitsfanatiker haben die Möglichkeit, ein 12V-Steckernetzteil an eine Sprechstelle anzuschließen, was jedoch dem Grundgedanken eines kabellosen Systems zuwiderläuft.
Jede ATUC-IRDU Sprechstelle verfügt auf ihrer rechten Seite über einen versenkt montierten Ein/Aus-Kippschalter, der ein versehentliches Betätigen ausschließt. Ein Micro-USB-Port wird künftig das Einspielen von Firmware-Updates erlauben.
Audio-Technica ist nicht zuletzt als Hersteller hochwertiger Studiomikrofone bekannt, welche sich rund um den Globus großer Beliebtheit erfreuen. Die seit 1978 gewachsene Expertise im Mikrofonbau dürfte auch in die für ATUC-IR verfügbaren Mic-Modelle eingeflossen sein.
Die bereits bekannten Schwanenhalsmikrofone aus der ATUC-M-Serie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Längen (ATUC-M43H: 430 mm, ATUC-M58H: 580 mm), arbeiten beide jedoch mit der gleichen Elektretkapsel, die eine hypernierenförmige Richtcharakteristik aufweist. Teil der Ausstattung ist ein LED-Leuchtring, der sich wie üblich nahe der Kapsel befindet und je nach Funktion blinkt oder konstant illuminiert ist.
Prinzipiell lassen sich am verriegelbaren dreipoligen XLR-Anschluss der Sprechstelle beliebige Mikrofone betreiben, zumal sich bei Bedarf Phantomspannung zuschalten lässt.
Die schlanken Schwanenhalsmikrofone von Audio-Technica passen bezüglich ihrer äußeren Erscheinung jedoch perfekt zum System und wissen mit Features wie Unempfindlichkeit gegenüber hochfrequenter Störstrahlung (Mobiltelefone etc.) zu gefallen – es gibt Produkte anderer Marktteilnehmer, die in diesem Aspekt als deutlich anfälliger gelten.
Details wie eine schwingend gelagerte Mikrofonkapsel und eine zusätzliche mechanische Entkopplung am Anschluss sorgen dafür, dass störender Tritt-/Körperschall keinen Eingang in die Audiosignalkette findet. Der über die Kapsel gestülpte Schaumstoff-Windschutz lässt sich abnehmen und bei Bedarf reinigen bzw. ersetzen.
Vergleichsweise neu ist mit dem Modell ATUC-M32L ein kurzer Schwanenhals mit Richtrohrmikrofon (Elektret-Kondensatorkapsel), mit dessen Hilfe sich die Sprechstelle auch in einiger Entfernung vom Redner auf dem Tisch aufstellen lässt, ohne dass die Sprachverständlichkeit nennenswert beeinträchtigt wird.
Findet eine Videoaufzeichnung statt oder werden bei einer Diskussionsrunde Fotos gemacht, sehen die kurzen Richtrohre ohne Frage besser aus als in die Gesichter der Protagonisten hineinragende Schwanenhälse – nervöse Spielereien am Mikrofon samt daraus resultierender Störgeräusche entfallen ebenfalls.
Interessant für viele Anwender könnte die neue ES925*/XLR-Mikrofonserie mit sechs unterschiedlichen Schwanenhalslängen und XLR-Speisemodul sein. Die Kapseln entstammen der bekannten „Engineered Sound“-Serie und sind in den Ausführungen Cardioid (C), Hypercardioid (H) und Richtrohr (ML „Micro-Line“) erhältlich.
Am Schwanenhals befindet sich bei dieser Serie ein LED-Ring, der dank RGB-Mischung acht Erscheinungsbilder (sieben unterschiedliche Farben und „off“) annehmen kann. Die an den Rückseiten der ATUC-IR Sprechstellen vorhandenen LEDs finden hier ihre farbige Entsprechung – die LED-Ringe der sonst meist verwendeten ATUC-M-Modelle leuchten ausschließlich in Rot.
Der Übertragung von Infrarotsignalen dient der ATUC-IRA Transceiver, welcher sowohl Sender als auch Empfänger ist. Formfaktor und Größe erinnern spontan an zwei übereinandergeschichtete Schokoladentafeln aus der „Quadratisch. Praktisch. Gut“-Liga.
Der Transceiver verfügt über einen BNC-Anschluss und ist mit einem 75-Ohm-Kabel anzuschließen, wobei eine Leitungslänge von 100 Meter nicht überschritten werden sollte. Eine Montagehilfe ermöglicht die problemlose Anbringung des ATUC-IRA an der Wand oder der Decke; das geringe Gewicht dürfte fragilen Zwischendeckenkonstruktionen keine Probleme bereiten. Betriebsbereitschaft signalisiert beim ATUC-IRA eine blaue LED nahe des Audio-Technica-Logos.
Als Ergänzung bietet Audio-Technica den IR-Signalverteiler ATUC-IRD an, der ein eingehendes Signal auf zwei Ausgänge distribuiert. In größeren Konferenzsälen lässt sich das ATUC-IR System mithilfe des ATUC-IRD um zusätzliche Transceiver erweitern, so dass eine noch höhere Reichweite respektive bessere Abdeckung erzielt wird.
Infos zur optimalen Antennentopologie sowie zur Richtwirkung der ATUC-IRA Transceiver sind im zum Produkt gehörenden Handbuch zu finden.
Web-basierte Fernsteuerung mit mehrsprachigem User-Interface
Obwohl wesentliche Funktionen direkt an der Kontrolleinheit ATUC-IRCU eingestellt bzw. abgerufen werden können, ist die Bedienung per Web-Browser (Web Remote) deutlich komfortabler und eröffnet darüber hinaus den Zugriff auf wesentlich mehr Parameter. Genutzt werden können jeder PC oder Mac sowie Tablet-Computer mit Android oder iOS als Betriebssystem.
Wird die Netzwerkadresse der ATUC-50IRCU in den Browser eingetippt, kommt die IP-Verbindung zustande, und es kann (optional passwortgeschützt) zwischen Administrator- und Operator-Modus gewählt werden.
Erwartungsgemäß sind die Einstellmöglichkeiten im Administratormodus recht umfangreich – wie immer empfiehlt sich ein gewisses Maß an Vorwissen, um schnell zu sinnvollen Ergebnissen zu gelangen. IT-Profis können mit festen IP-Adressen arbeiten; wer im Netzwerkthema nicht ganz so gut beschlagen ist, kann sich auf DHCP oder „Zero Configuration Networking“ verlassen.
Audio-Technica hält zur vereinfachten Netzwerkkonfiguration die „Locate“-Software bereit, welche mit ATUC-IR, ATUC-50 und dem sechskanaligen Audio-Technica ATDM-0604 Smartmixer kompatibel ist.
Unter dem Menüpunkt „Conference“ stehen die Modi Freisprechen, Sprechanfrage und Sprechaufforderung („Full Remote“, von spitzen Zungen gelegentlich auch als „Nordkorea-Modus“ bezeichnet) zur Wahl.
Die Zahl gleichzeitig freischaltbarer Sprechstellen (bis zu zehn Stück) lässt sich definieren, die Handhabung der Requests automatisch (FIFO, LIFO; Priorität beim ersten Drücken oder Priorität bei späterem Drücken) oder manuell regeln. Weiterhin ist die selbsttätige Aktivierung einer Sprechstelle ab einem einstellbaren Pegel- Schwellenwert möglich; kurze Störgeräusche wie das Klirren einer Kaffeetasse werden vom Erkennungsalgorithmus in der Regel ignoriert.
Die DSP-Funktionen zur Audiobearbeitung sind umfangreich und erstrecken sich von der Vorverstärkung über die Entzerrung bis zur Feedback-Reduction – es würde den Rahmen des Artikels sprengen, an dieser Stelle alle Einstellmöglichkeiten aufzulisten. Im Gegensatz zu ATUC-50 werden im Web-Browser bei ATUC-IR sinnvollerweise die Akku-Ladezustände der Sprechstellen visualisiert.
Ist die frei verfügbare „Dante Controller“- Software installiert, können die zehn Infrarotkanäle von ATUC-IR (respektive die Signale der bis zu zehn offenen Mikrofone) in das Dante-Netzwerk übertragen werden. Auch die an den rückseitigen Hardware-Inputs und -Outputs anliegenden Tonsignale sowie die Dolmetscherkanäle lassen sich in Audinates Netzwerkprotokoll übersetzen.
Auch wenn es der Hersteller möglicherweise nicht gerne hört: ATUC-IR ist mehr Evolution als Revolution, was in keiner Weise als Kritik zu verstehen ist – die bereits von ATUC-50 bekannten Vorzüge finden sich auch im neuen Infrarotsystem von Audio-Technica wieder.
Es ist sicher nicht falsch, ATUC-50 als Grundlage für ATUC-IR zu betrachten; unübersehbare Parallelen sind nicht nur bei der Hardware, sondern auch in der zugehörigen Software zu finden. Anders formuliert: Wer ATUC-50 bereits im Einsatz hat, wird keinerlei Eingewöhnungsschwierigkeiten mit der neu vorgestellten Infrarot-Ergänzung haben.
In einem hart umkämpften Markt unterbreitet Audio-Technica mit ATUC-IR ein frisches Angebot und erweitert darüber hinaus das digitale Konferenzsystem ATUC-50 um drahtlose Übertragungsmöglichkeiten. Dem Vernehmen nach sollen die beim Vertrieb auf Anfrage in Erfahrung zu bringenden Preise nicht nur konkurrenzfähig, sondern in Relation zur gebotenen Funktionalität für eine IR-Lösung mit Produkten einer renommierten Marke sogar recht attraktiv sein.
Wer darüber nachdenkt, in die ATUC-Welt von Audio-Technica einzusteigen, erhält mit ATUC-IR eine sehr solide Basis mit bis zu zehn Kanälen, welche sich bei Bedarf dank flexibler Skalierungsmöglichkeiten auf Großsysteme mit maximal 500 Sprechstellen (jeweils für zwei Delegierte) ausbauen lässt.
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