Anlässlich eines Tourstops der Shure Microflex Complete Roadshow in Köln bestand die Möglichkeit, sich einen ersten Eindruck vom neuen MXCW Konferenz- und Besprechungssystem zu verschaffen.
Shure bezeichnet MXCW Microflex Complete Wireless als „umfassend ausgestattetes Konferenzsystem, kombiniert mit der Freiheit eines Drahtlossystems“, bei dem „natürliches und verständliches Audio“ im Fokus steht. Der Hersteller verfügt bekanntermaßen über umfangreiche Erfahrungen mit der (digitalen) Drahtlosübertragung von Tonsignalen; und es ist davon auszugehen, dass Teile der Codec-Technologie aus den professionellen Shure-Drahtlosserien auch in die MXCW-Systeme Einzug gehalten haben. Als bidirektional arbeitendes Funksystem unterstützt MXCW Rückkanäle für Dolmetscherton und erlaubt die Fernsteuerung sämtlicher Sprechstellenparameter.
MXCW wird ausschließlich an Systemintegratoren und Rental-Companies verkauft; Endkunden werden von Shure nicht direkt bedient. Ein umfangreiches Setup mit rund 130 MXCW-Sprechstellen wird den Landtag von Sachsen-Anhalt bereits in Kürze audiotechnisch bereichern.
Dreh- und Angelpunkt des MXCW-Systems ist ein einzelner Access Point Transceiver. Mit Strom versorgt wird das Gerät praktischerweise per Power over Ethernet (PoE); geeignete Kabelzuführungen mit Zugentlastung sind auf der Rückseite vorhanden. Das gesamte MXCW-System ist dank PoE unter Verwendung lediglich eines Netzwerkkabels von bis zu 100 Meter Länge betreibbar – praktisch, wenn es schnell gehen muss und (fast) keine Kabel verlegt werden sollen.
Als digitales Audioprotokoll findet Dante (10 × In, 10 × Out) Verwendung, so dass alle Dante-Kommunikationsszenarien vorstellbar sind – beispielsweise auch der Betrieb mit einer bereits im Raum vorhandenen Beschallungsanlage, wobei der Signalfluss gegebenen- falls durchgängig digital von der Mikrofonkapsel bis in die Endstufen ausfallen kann.
Ergänzend sind am Access Point Transceiver ein analoger Eingang und ein analoger Ausgang (jeweils XLR) vorhanden, so dass sich Audiosignale auch gänzlich ohne Netzwerk- Topologie einspeisen bzw. entnehmen lassen – etwa für einen Pressesplitter oder zur Weitergabe an ein (analoges) Mischpult. Die XLR-Anschlüsse lassen sich durch passende Abdeckkappen gegen Verschmutzung schützen.
Während beim kabelgebundenen Shure MXC Microflex Complete System unterschiedliche Sprechstellenvarianten verfügbar sind, beschränkt sich MXCW auf exakt eine Sprechstellenausführung, welche passend zum typischen Einsatzszenario als Tischaufbausprechstelle ausgeführt ist. Bis zu 125 Drahtlossprechstellen lassen sich bei Shure MXCW innerhalb eines Funkkanals über einen einzelnen Access Point Transceiver ansprechen. Als Betriebszeit für die mit Lithium-Ionen-Akkus bestückten Sprechstellen nennt der Hersteller „mehr als elf Stunden“, wobei sich Letzteres auf den tatsächlichen Betrieb und nicht nur auf die mögliche Standby-Zeit bezieht.
Die Drahtlosübertragung erfolgt abhörsicher mit einer AES-Verschlüsselung (128 Bit). Die maximale Zahl parallel geöffnet zu betreibender Sprechstellen (samt Rückkanälen) beläuft sich auf acht Stück – bei gleichbleibender Klangqualität unabhängig von der aktiven Streckenzahl. Eine Limitierung der offenen Kanäle ist möglich; Rollen und Befugnisse lassen sich separat in der Steuersoftware festlegen. Bis zu acht Dolmetscherkanäle werden von MXCW unterstützt, und die integrierte Abstimmungsfunktion ähnelt den Möglichkeiten der kabelgebundenen Shure -MXC-Sprechstellen.
Techniker können MXCW über ein Webbrowser-Interface bedienen; entsprechend sind im Systemverbund alle mit Netzwerkbuchsen ausgestatteten Geräte mit eigenen IP-Adressen versehen – die Sprechstellen selbst werden über ihre Seriennummern differenziert. Unter der Bezeichnung „Web Device Discovery“ ist auf Internetpräsenz von Shure ein nützliches kleines Software-Tool verfügbar, das alle im Netzwerk vorhandenen Shure-Komponenten erkennt.
Der Hersteller betont, dass beim Einsatz der MXCW-Systeme keine aufwändigen Frequenzberechnungen erforderlich sind. Die Frequenzkoordination erfolgt automatisch, wobei Interferenzen erkannt und kritische Bereiche von der Übertragung ausgeklammert werden. Im Hintergrund werden in diesem Zusammenhang zwei in den Access Point Transceiver integrierte Spektrum-Manager aktiv.
Shure MXCW arbeitet im weltweit lizenzfrei nutzbaren 2,4-GHz- und 5-GHz-Band. Die Nutzung von DFS-Kanälen („Dynamic Frequency Selection“ im 5-GHz-WLAN, Erkennung von Primärnutzern wie Radar samt automatischem Ausweichen auf andere Kanäle) ist möglich; neben den Kanälen 36 bis 48 sind somit auch höhere Kanalnummern verwendbar. Was vor Ort „funkmäßig geht“, wird übersichtlich im sogenannten Wireless-Tab der Softwareoberfläche aufgeführt.
Bei einem Live-Scan war in Köln gut erkennbar, wie stark die Bereiche um 2,4 GHz und 5 GHz in einem innerstädtischen Umfeld belastet sind – die DFS-Kanäle stehen hier als willkommene Ausweichmöglichkeit bereit. Der Access Point Transceiver analysiert zunächst für etwa eine Minute die Funkumgebung, bevor passende DFS-Kanäle vorgeschlagen werden – wichtig u. a. in der Nähe von Flughäfen oder Rettungsdienstzentralen (Richtfunkstrecken). Das System schaltet im Falle einer unerwarteten HF-Störung automatisch auf eine freie Frequenz um. Die Umschaltung erfolgt ohne Unterbrechung und ist für Teilnehmer nicht hörbar.
Der MXCWAPT Access Point Transceiver ist nicht nur eine schnöde Antenne, sondern beinhaltet die Zentraleinheit des Shure MXCWSystems. Die Namenserweiterung „Transceiver“ weist darauf hin, dass sich Audiosignale ein- und ausspielen lassen. Die Latenz von der Mikrofonbuchse über den Access Point bis zur Wiedergabe an der Sprechstelle beziffert Shure mit 16 Millisekunden.
Der MXCWAPT ist derart konzipiert, dass MXCW-Systeme auch ohne Rechner in Betrieb genommen werden können. Rechts unten auf der Vorderseite befindet sich ein monochromes LC-Display (152 × 78 Pixel), das von Tastern flankiert wird, welche Zugriff auf die wichtigsten Funktionen gewähren; Status-LEDs sind ebenfalls vorhanden. Sollte die LCD-Anzeige als visuell störend empfunden werden, kann eine im Lieferumfang enthaltene Abdeckkappe aufgesetzt werden. Das weiße Gerätegehäuse ist lackierbar und kann somit beliebig an Farbwünsche des Kunden angepasst werden.
Mitgeliefert wird eine Montagehalterung, welche sich bereits während laufender Bauarbeiten installieren lässt – der 1,15 kg leichte Access Point Transceiver wird erst später eingerastet, sobald der Raum staubfrei ist. Am 47,8 × 242,5 × 241,8 mm messenden Gerät ist eine System-Reset-Taste vorhanden, die im Normalfall jedoch nie betätigt werden muss.
Eine für alle(s): Die drahtlose Konferenzsprechstelle MXCW640 ist für sämtliche anfallenden Aufgaben gerüstet und lässt sich komfortabel per Software aus der Ferne adressieren. Als Profile/Betriebsmodi sind Vorsitzender, Delegierter, Doppel-Delegierter und Dolmetscher (Routing auf Dolmetscherkanal statt auf Floor) vorgesehen. Durch einen kombinierten Druck auf mehrere Tasten lassen sich Profile alternativ zu Software und Rechner direkt an der Hardware zuweisen; den entsprechenden Trick sollten Techniker den Konferenzteilnehmern vielleicht nicht unbedingt anvertrauen, um deren Spieltrieb nicht unnötig anzuregen …
Die Funktion „Doppel-Delegierter“ war bei der Roadshow in Köln noch nicht implementiert, soll aber bei einem Firmware-Update voraussichtlich Anfang 2019 nachgereicht werden. Hardwareseitig sind 3,5-mm-Kopfhörerbuchsen sowie Pegelsteller (Endlosdrehgeber mit Push-Funktionalität, i. e. Sprachkanal- Wahlschalter) links und rechts an der MXCW640 angebracht.
Auf der Roadshow angekündigt wurde eine Anruffunktion: An die vierpolige Klinkenbuchse auf der Rückseite der Sprechstelle lässt sich künftig ein Mobiltelefon anschließen, so dass externe Teilnehmer an einer Besprechung partizipieren können. Die „Instant Voting“- Funktion soll ebenfalls bald verfügbar sein. Neue Funktionen lassen sich generell mithilfe vom Anwender einspielbarer Firmware- Updates implementieren, wobei das „Shure Update Utility“ hilfreich ist. Im Bedarfsfall ist sogar ein Downgrade auf eine ältere Firmware- Version möglich, wenn mehrere Verleiher ihre Systeme für einen besonderen Auftrag zusammenführen möchten – Shure empfiehlt, alle Sprechstellen innerhalb eines Systems mit der gleichen Firmware-Version zu betreiben. Bei Firmware-Änderungen werden sukzessiv jeweils drei Sprechstellen über den Access Point Transceiver angesprochen, so dass für Updates größerer Sprechstellenzahlen ein wenig Zeit benötigt wird und der Prozess nicht erst fünf Minuten vor Beginn der Konferenz gestartet werden sollte.
Zu den Ausstattungsmerkmalen der sich dem Anwender ergonomisch vorteilhaft entgegen- neigenden MXCW640-Sprechstelle zählt ein kapazitiver Querformat- Touchscreen mit einer Diagonale von 4,3 Zoll. Auf dem farbigen LC-Display werden u. a. Abstimmung, Agenda und Redner angezeigt. Eine Anpassung der Farbgebung an die Corporate-Colours eines Kunden ist derzeit nicht möglich. Die Tasten für „Sprechen“ und „Stummschaltung/ Sonderfunktion“ sind mit LED-Statusanzeigen gekoppelt.
Ungemein praktisch ist die mögliche Vergabe eines Namens pro Sitzplatz: Befindet man sich in einer größeren Runde, ist durch die lokale Beschallung an der eigenen Sprechstelle kein Richtungsbezug gegeben – sofern man die Stimme des gerade aktiven Teilnehmers nicht kennt, kann dieses zu Orientierungsproblemen führen. Abhilfe schafft die Namensanzeige des Sprechers in Kombination mit dem wahlweise rot/grün leuchtenden Ring des Schwanenhalsmikrofons. Voraussetzung für die Namensanzeige ist, dass Teilnehmer eine korrekt parametrisierte NFC-Karte in die seitlich angebrachten Slots ihrer Sprechstellen einführen. Bei einer künftigen Aktivierung der Funktion „Doppel- Delegierter“ werden Teilnehmer ihre Karten nacheinander einschieben und die gewünschten persönlichen Einstellungen vornehmen.
In akustisch schwierigen Räumen kann die Nahbeschallung über die in die Sprechstellen integrierten Lautsprecher ihre Vorzüge ausspielen: Viele kleine Lautsprecher regen den Raum bei moderaten Lautstärken meist weniger an als ein frontseitiger L/R-Beschallungsaufbau. Dem Sound der Lautsprecher konnte man beim Roadshow-Termin in Köln gute Noten geben; Teil der ansprechenden Klangqualität sind dabei sicher auch die hochwertigen Kapseln der Schwanenhalsmikrofone. Ein AGC-Algorithmus („Automatic Gain Control“) hält Pegelspitzen im Zaum und bringt leise Stimmen auf ein brauchbares Level. Bei aktiviertem Mikrofon wird der Pegel des Lautsprechers automatisch stark abgesenkt, so dass keine Rückkopplungen auftreten. Der Frequenzgang der Lautsprecher erstreckt sich laut Shure von 220 Hertz bis 15 kHz (±10 dB); die Dynamik soll sich auf 94 dB(A) belaufen. Die A/D-Wandlung des Mikrofonsignals erfolgt mit einer Wortbreite von 24 Bit bei einer Abtast rate von 48 kHz – in welcher Form das digitalisierte Audiosignal für die Drahtlosübertragung im Anschluss verlustbehaftet komprimiert wird, verrät Shure nicht.
Auf der Rückseite der Konferenzsprechstelle MXCW640 ist eine Micro-USB-Buchse zu entdecken, mit deren Hilfe sich Sprechstellen bei Bedarf im laufenden Betrieb laden lassen – bei weiterhin vollständig vorhandener Funktionalität. Das Ladetempo ist eher gemächlich und vom Hersteller wohl eher als „Notnagel“ gedacht, zumal sich die Akkus im Handumdrehen austauschen lassen. Bei einem Akkuwechsel ist die Sprechstelle nach kurzer Zeit wieder mit ihren vor der Unterbrechung vorhandenen Einstellungen aktiv. Um den Verbrauch zu minimieren, lassen sich die Sprechstellen über einen auf der Unterseite platzierten Hardwaretaster ausschalten. Randbemerkung: Die Micro-USB-Buchse ist nicht geeignet, um Mobiltelefone aufzuladen – nur als Hinweis für den Fall, dass Konferenzteilnehmer auf eine entsprechende Idee verfallen sollten.
Die für MXCW verfügbaren Schwanenhalsmikrofone sind identisch zum Angebot für das drahtgebundene Shure-MXC-System und zeichnen sich u. a. durch die Commshield- Technologie aus, die für eine hervorragende Schirmung gegen Störungen durch in der Nähe befindliche Mobiltelefone bekannt ist. Verfügbar sind Ausführungen mit Dualflex- Schwanenhals (DF, zwei Biegestellen, oben und unten) und Singleflex-Schwanenhals (eine Biegestelle unten) in Längen von 40 oder 50 Zentimeter. Die abschraubbaren Kapseln mit nierenförmiger Richtcharakteristik (Shure R185B) und Schaumstoff-Poppschutz lassen sich bei Bedarf passend zur Sitzordnung/ Raum akustik durch Ausführungen mit anderer Richtcharakteristik austauschen.
Die Schwanenhalsmikrofone verfügen über einen proprietären rechteckigen Anschluss mit zehn Pins – möglicherweise ein Hinweis auf einen „Future Use“, vielleicht ja durch ein Beamforming-Mikro? Beim Einsetzen der Mikros in die Sprechstellen sorgt keine Nut für Führung; die Stecker finden bei einer Drehbewegung jedoch rasch sicheren Halt. Mit einem dünnen Inbusschlüssel können die Schwanenhalsmikrofone gegen eine unerwünschte Entnahme aus der Sprechstelle gesichert werden – in einem Gerichtssaal etwa wird man kaum wollen, dass ein(e) Angeklagte(r) den Schwanenhals herauszieht und wild mit dieser „Waffe“ herumfuchtelt.
Zum MXCW-System gehören wiederaufladbare 3-Zellen-Akkus mit Chip (Temperatur, Anzahl der Ladezyklen etc.) und Shure Smart Li-Ionen- Technologie, so dass Memory-Effekte der Vergangenheit angehören. Mit einem vollständig geladenen Akku kann eine Sprechstelle mehr als elf Stunden betrieben werden. Die Restlaufzeit in Stunden und Minuten ist auf dem Display der MXCW640 zu sehen, kann vom Techniker aber auch komfortabel aus der Ferne per Rechner oder mithilfe einer Mediensteuerung überwacht werden (Ethernet-Buchse).
Ein Druck auf die Folientaste „Test“ aktiviert am Akku eine fünfsegmentige LED-Kette, die einen groben Überblick zum aktuellen Lade zustand vermittelt. Eine vergleichbare Funktion mit LED-Balkenanzeige ist auch an der Unterseite der Sprechstelle bei eingesetztem Akku verfügbar – hier hat bei der Entwicklung fraglos jemand mitgedacht!
Die netzwerkfähige Shure Ladestation MXCWNCS (72,4 × 438,9 × 193,5 mm) fasst bis zu zehn SB930 Akkus, die sich in einem Zeitraum von vier Stunden vollständig laden lassen. Eine LED-Anzeige an der Frontseite zeigt die Ladezustände pro Schacht in fünf Intervallen (10, 25, 50, 75 und 100 %); eine Überwachung von Restlaufzeit und Ladezustand in Stunden und Minuten ist ebenfalls möglich. Sollen Akkus für längere Zeit ohne Gebrauch gelagert werden, können sie in einen schonenden Speicherzustand mit Lagerladung versetzt werden, was eine lange Lebensdauer begünstigen sollte. Mit Strom versorgt wird die mit zwei Lüftern versehene MXCWNCS Ladestation über ein Kaltgerätenetzkabel; ein rückseitiger An/Aus-Schalter ist vorhanden.
Die 2,8 kg schwere MXCWNCS Ladeleiste wird mit einer Halterung für die Tisch-, Wand- und Gestellschrankmontage (4 HE) ausgeliefert. Bei handwerklichem Geschick lässt sich die Halterung nutzen, um ein Charging-Case zu bauen. Dem Vernehmen nach will Shure künftig einen fertig konfigurierten Ladekoffer anbieten, in den sich die mit Akkus bestückten Sprechstellen einsetzen lassen – mit einer solchen Lösung dürften die auf den Unterseiten der MXCW640 vorhandenen Metallkontakte zu erklären sein. Möglicherweise wird es Case-Varianten mit hohem und flachem Deckel geben, so dass sich die Sprechstellen mit oder ohne eingesetzte Schwanenhälse transportieren lassen.
Aktuell werden die MXCW-Systeme über eine Webbrowser-Oberfläche bedient. Man muss jedoch kein Prophet sein, um eine proprietäre Bediensoftware vorherzusagen, die ähnlich wie beim Konferenzmanagement- Softwarepaket SW6000 für MXC (Microflex Complete) und DCS 6000 (Digital Conference System) die komplette Funktionsvielfalt abbildet. Struktur und Funktionen der Software garantieren bei den genannten Shure-Systemen produktive Sitzungen, selbst bei Versammlungen mit Hunderten von Teilnehmern. Mit der SW6000 ist es möglich, die Profile und Berechtigungen der unterschiedlichen Teilnehmer auf einen Blick abzurufen, eine effiziente Agendastruktur zu erstellen, Abstimmungen elektronisch durchzuführen und das Ergebnis in einem Archiv mit Suchfunktion zu speichern.
Bis eine entsprechende Adaption für MXCW verfügbar ist (vielleicht ja zur ISE 2019?), gibt man in den Browser einfach die IP-Adresse des Access Point Transceivers ein, woraufhin sich die Bedienoberfläche öffnet. Die Steuerungsmöglichkeiten und Audiofunktionen sind für den Administrator erschöpfend und können an dieser Stelle aus Platzgründen nicht en détail dargelegt werden – eine Anpassung der Parameterdarstellung an individuelle Bedürfnisse ist möglich.
Mit MXCW offeriert Shure ein vollständig ausgestattetes Konferenzsystem, das (fast) ohne Verkabelung auskommt und somit beim Aufbau ein Höchstmaß an Flexibilität in Aussicht stellt – die mögliche Zeitersparnis gegenüber kabelgebundenen Lösungen muss an dieser Stelle sicher nicht weitergehend erörtert werden. MXCW sollte sich insbesondere für den Einsatz in Räumen mit flexibler Sitzordnung eignen, beispielsweise Konferenzhotels, Tagungszentren oder Schulungseinrichtungen. In denkmalgeschützten Gebäuden liegen die Vorteile einer drahtlosen Lösung – zumal mit automatischer und in der Praxis gut funktionierender Frequenzkoordination – auf der Hand. Zusätzliche Sprechstellen für unerwartet hinzukommende Teilnehmer lassen sich problemlos in ein bestehendes Setup einbinden, und mitunter mag es Sinn ergeben, eine Sprechstelle als Atmo-Mikrofon heranzuziehen, damit die Leitung für einen Dolmetscher nicht tot ist, wenn gerade niemand spricht.
Die formschöne MXCW640 Kunststoff/Aluminiumspritzguss- Sprechstelle sieht nicht nur gut aus, sondern steht mit einem Gewicht von 1,21 kg inklusive Akku auch rutschsicher auf glatten Tischoberflächen. Es entspricht zwar nicht der korrekten Handhabung, aber nichtsdestotrotz ist im typischen Konferenzbetrieb immer wieder zu beobachten, dass Teilnehmer die Schwanenhalsmikrofone ruckartig mit der Hand zur Seite schieben. In derlei Fällen kann es vorkommen, dass sich die MXCW640 mitbewegt – Letzteres ist auch bei Produkten anderer Marktteilnehmer der Fall, wobei es allerdings auch Sprechstellen gibt, deren Schwerpunktverteilung dafür sorgt, dass die Geräte bei plötzlichen Schwanenhalsbewegungen unverändert an ihrer Position verbleiben.
Die Softwareoberfläche präsentiert sich übersichtlich und sollte Techniker vor keinerlei Probleme stellen. Die AES-verschlüsselte Signalübertragung kann auf Sicherheit bedachten Kunden fraglos als Mehrwert schmackhaft gemacht werden. Dass der Access Point mit einem einzelnen Netzwerkkabel zu betreiben und zur Dante-Welt kompatibel ist (bei Bedarf sogar mit Punkt-zu-Punkt Dante-Verschlüsselung), darf als einer von vielen Vorzügen des Systems bewertet werden. Weiterhin wichtig ist die offene TCP/IP-Implementierung, dank welcher mit Mediensteuerungen oder anderen Geräten problemlos kommuniziert werden kann.
Wünschenswert wäre vielleicht eine noch bessere Verbindungsmöglichkeit zu Microflex Complete Wired, um Verbundlösungen aus kabelgebundenen und drahtlosen Sprechstellen zu betreiben – in den Werbematerialien spricht Shure immerhin von einem „Komplettsystem für erfolgreiche Konferenzen“. Es scheint, dass MXCW vom Hersteller in erster Linie als unabhängige Lösung für kleine bis mittelgroße Anwendungen verstanden wird. Audioverbindungen zwischen MXCW und MXC lassen sich selbstverständlich problemlos herstellen, sofern man Dante-kompatible Breakout-Boxen (wie etwa das Shure ANI22 Audio Network Interface) mit der DIS-CCU Zentraleinheit eines MXC-Systems verbindet, um beispielsweise einen Dolmetscherkanal in die drahtlosen Sprechstellen einzuspeisen. Die Steuerung beider Systeme erfolgt jedoch getrennt voneinander, und so ist es beispielsweise nicht möglich, die nützliche Sprecher-Namensanzeige von einem System auf das andere zu übertragen oder Instant-Voting-Ergebnisse aus MXCW zu protokollieren. Die Anbindung eines weiteren Access Points, um sehr große Räume sicher abdecken oder mehr als 125 Sprechstellen betreiben zu können, ist in der aktuellen Firmware- Version des MXCW-Systems nicht vorgesehen.
Shure verspricht einen Reichweitenradius von maximal 45 Meter bei Sichtverbindung. Preislich bewegt sich MXCW in einem dem Leistungsumfang angemessenen Rahmen (siehe Kasten), wobei sich das System sicher nicht ausschließlich über den Preis verkaufen lassen wird – für ein achtkanaliges Komplettsetup mit acht Schwanenhalsmikrofonen sind netto immerhin rund 17.000 Euro zu budgetieren.
In größeren Konferenzzentren könnte man jeden Raum mit einem Access Point Transceiver ausrüsten und die vorhandenen Sprechstellen je nach konkretem Bedarf zuordnen – das Shure-Marketing bezeichnet diese Verfahrensweise als „Multiroom-Modus“. Konferenzen/ Besprechungen lassen sich im Webbrowser als geschlossene Veranstaltungen definieren, so dass unberechtigte Querzugriffe zwischen angrenzenden Räumen nach dem Sprechstellen-Anmeldevorgang nicht möglich sind.
Einsparpotenziale dürfte der angekündigte Dual-Delegate-Modus eröffnen, bei dem sich zwei Teilnehmer eine Sprechstelle teilen; beim Einsatz von NFC-Karten wird sich registrieren lassen, wer zu welcher Zeit wie lange gesprochen hat. Die Tastenabdeckungen an der Sprechstelle lassen sich bei einer Dual- Delegate-Konfiguration entfernen und durch Ausführungen mit geeigneten Piktogrammen ersetzen.
Christoph Neumeyer gab in Köln eine interessante Offerte für Integratoren und Verleiher bekannt: Über die Außendienstmitarbeiter des deutschen Shure Vertriebs sind MXCW-Demokoffer mit fünf Sprechstellen und einem Access Point Transceiver zu mieten, mit denen sich zu Vorführungszwecken kleinere Aufbauten bei potenziellen Kunden einrichten lassen. Zusätzliche Sprechstellen werden dabei auf Anfrage bei der deutschen Shure-Zentrale in Eppingen verfügbar sein. Eine Begleitung durch einen mit dem MXCW-System bis ins letzte Detail vertrauten Shure-Mitarbeiter ist beim Kundentermin auf Wunsch möglich.