Drahtlos präsentieren mit NorthVision VisionShare A40
von Sven Schuhen, Artikel aus dem Archiv vom
4K-Bilder mit bis zu 30 Hz ohne Latenz drahtlos bis zu 10 m weit zu übertragen verspricht NorthVision mit seinem Collaboration-Tool VisionShare – und das Plug&Play ohne zusätzlich benötigte Software. Ob das System hält, was es verspricht und was es noch zu bieten hat, wollen wir in diesem Praxistest klären.
Kabellose Systeme zum Präsentieren von Folien, Grafiken, Bildern u.v.m. sind mittlerweile sehr zahlreich geworden. Das eine oder andere System ist mittlerweile schon sehr stark im Markt verbreitet und hat sich einen Namen gemacht. Doch es gibt etliche Systeme, die man gar nicht auf dem Schirm hat, bei denen sich dennoch ein näherer Blick durchaus lohnt. Eine sehr interessante Alternative ist die VisionShare Serie des kanadischen Herstellers NorthVision.
Nahezu jeder Hersteller von kabellosen Präsentationssystemen verspricht, dass seine Systeme besonders einfach zu bedienen oder besonders fortschrittlich sind, was nicht immer zutrifft. Um die Performance des VisionShare-Systems diesbezüglich unter die Lupe zu nehmen, haben wir das Tool in unserem Konferenzraum getestet. Edel verpackt ist es schon mal – im schwarzen Karton, der magnetisch verschlossen ist und aufgeklappt seinen Inhalt auf drei Ebenen preisgibt. Und auch die Komponenten sind optisch durchaus sehenswert und fühlen sich wertig sowie gut verarbeitet an.
Das A40 wird mit einem Empfänger, der per HDMI mit dem Projektor oder einem Display verbunden werden kann, sowie zwei Sendern (Dongles) mit HDMI-Anschluss und integrierten Akkus geliefert. Außerdem liefert NorthVision noch eine Ladeschale für die Sender mit. Auch ein Adapter von HDMI auf Mini-DP (DisplayPort) liegt bei, um die Sender z. B. mit einem Mac-Book betreiben zu können. Ein weiterer Adapter von HDMI auf USB-C wäre als Abrundung des Zubehörs wünschenwert, da neuere Macs sowie einige andere Laptops nur noch auf diese Schnittstelle für Daten- und Videosignale setzen. Auch die meisten neueren Android-Mobilgeräte wie Tablets und Smartphones sind mittlerweile mit USB-C versehen. Ein Adapter würde also Sinn machen.
Während die Akkus der Sender vor Inbetriebnahme nach Empfehlung des Herstellers erst mal 6 Stunden laden sollen, widmen wir uns dem Anschließen und der Einrichtung des Empfängers. Das Gehäuse ist schlicht und elegant gehalten. Auf der Vorderseite befindet sich oben rechts der Power-Button, welcher aufleuchtet, sobald das Gerät in Betrieb genommen wird. Ein schmaler LED-Streifen vorne in der Mitte der Oberseite signalisiert den Betriebsstatus in unterschiedlichen Farben.
Auf der Rückseite verfügt der Empfänger neben dem bereits erwähnten HDMI-Ausgang über eine zweite HDMI-Schnittstelle, die zwar die gleiche Bildinformation wie der erste Ausgang erhält, sich aber unabhängig in der Auflösung betreiben lässt. Somit kann eine Präsentation in unterschiedlichen Auflösungen auf unterschiedlichen Wiedergabegeräten ausgespielt werden. Darüber hinaus befinden sich an der Geräterückseite noch zwei USB-Ports, wovon einer für den Anschluss einer Tastatur und/oder einer Maus fungiert, mit denen das Menü des Empfängers bedient werden kann.
Ein Webinterface oder eine Software zur Einrichtung gibt es derzeit noch nicht. Der zweite USB-Port dient zum Anschluss des optionalen Touch-Moduls, mit dem Touch-Eingaben eines entsprechenden Displays oder eines Projektionssystems an den Sender und damit den Präsentationsrechner zurückgespielt und zum Beispiel in einem Zeichenprogramm umgesetzt werden können. Dieses USB-Touch-Modul wird in Kürze Teil von weiteren VisionShare-Modellen sein und als optionales Zubehör für die Modelle A20 und A40 erworben werden können. Außerdem findet sich ein Stereo-Miniklinken-Anschluss als Audio-Out-Schnittstelle auf der Rückseite, welcher den Anschluss des Empfängers an ein Audiosystem unkompliziert ermöglicht. Die obligatorische Ethernet-Schnittstelle bindet den Empfänger ins Netzwerk ein und ermöglicht außerdem die Nutzung des Systems ohne die Sender mit Endgeräten im gleichen Netzwerk über Apple AirPlay oder Miracast; eine Integration in ein Netzwerk ist zum Betrieb jedoch nicht erforderlich. Angeschlossen an ein Display oder einen Projektor begrüßt der Startbildschirm den Nutzer mit einem Willkommensbildschirm, auf dem neben der Uhrzeit und dem Raumnamen auch eine Kurzanleitung zum Betrieb mit den Dongles gezeigt wird. Grundsätzlich ist aber auch ein Betrieb ohne die Transmitter per Apple AirPlay oder auf anderen Endgeräten mittels der Mirroring360 Software möglich.
Da sich die Dongles noch in der ersten Aufladung befinden, nutzen wir die Verbindung ohne die Sender. Das Gerät lässt sich in Apple AirPlay sofort finden, und nach einem kurzen Augenblick ist die Verbindung synchronisiert. Latenzen lassen sich beim Bedienen des verbundenen Rechners keine feststellen. Videos laufen flüssig, und die Darstellung feiner Inhalte wie Tabellen ist in HD-Auflösung mit dem Projektor unseres Konferenzraumes gut. Im Hintergrund des Empfängers arbeitet ein Android-Betriebssystem, welches sehr leicht durch die während der Anzeige des Menübildschirms immer am unteren Bildschirmrand erkenntlichen Android-Buttons sichtbar wird.
Bei Verbindung ohne Dongles öffnet sich daher eine App für die Verbindung, welche nach dem Trennen der Verbindung weiter angezeigt wird, anstatt wieder zum Willkommensbildschirm zurückzugelangen. Auf Nachfrage beim Hersteller wurde uns versprochen, dass dies mit einem der nächsten Updates behoben werden soll. Falls die drahtlose Übertragung nicht nativ vom Gerät unterstützt wird, bietet NorthVision die Software Mirroring360 für Android, Windows und ChromeOS zum Download an. Die Mirroring360 App im VisionShare-System erlaubt außerdem bei Verbindung mehrerer Nutzer einen vierfach Splitscreen, auf dem dann bis zu vier Präsentationen gleichzeitig gezeigt werden können.
Nachdem die Akkus der Dongles vollgeladen sind, schließen wir einen der beiden Transmitter mit dem beiliegendem Mini-DPAdapter an. Das System erkennt den angeschlossenen Dongle als Senke und beginnt die Bildwiedergabe. Währenddessen beginnt der Receiver das Auto-Pairing mit dem Transmitter, und die LED-Leisten beider Geräte blinken rot. Nach erfolgtem Pairing wechseln die LED-Leisten zu dauerhaftem blau und signalisieren somit ihre Betriebsbereitschaft. Mit einem Druck auf den Button des Senders, der als NorthVision (NV) Logo ausgeführt ist, synchronisiert sich dieser mit dem Empfänger, die LED-Streifen wechseln von blau zu grün, und nach kurzer Zeit (gefühlt ein klein wenig länger als bei der Verbindung ohne Dongle) steht die Verbindung. Bei weiterem Druck auf den Button pausiert die Übertragung und die LED-Streifen wechseln wieder zu blau. Auch mit dem Sender lassen sich keinerlei Latenzen feststellen, Zeigerbewegungen der Maus werden umgehend umgesetzt und Videos flüssig wiedergegeben.
Wird ein zweiter Dongle in Betrieb genommen, synchronisiert sich dieser ebenfalls nach einem Knopfdruck mit dem Empfänger. Die Verbindung des vorigen Dongles wird dabei getrennt. Die Anzahl maximaler Sender ist laut Hersteller unbegrenzt. Eine Moderationsmöglichkeit, bei der Dongles erst nach Freigabe präsentieren können, oder einen Splitscreen, bei dem sich mehrere Präsentationen den Bildschirm teilen, gibt es nicht. Laut Hersteller lassen sich neben PCs auch jegliche anderen Zuspieler, wie z. B. DVD/Blu-Ray-Player oder Spielkonsolen, die mit einem HDMI Anschluss ausgestattet sind, über den Dongle mit dem Empfänger verbinden. Die Sender sollen auch HDCP-verschlüsselten Content, wie er bei kommerziellen Blu-Rays üblich ist, übertragen können. Alle weiteren Inhalte können während der drahtlosen Übertragung mittels DTCP(Digital Transmission Content Protection)-Verschlüsselung vor fremden Zugriff geschützt werden.
NorthVision gibt die Akkulaufzeit mit 2 bis 3 Stunden an, in unserem Test leuchteten selbst nach 2 Stunden noch zwei von vier Akku-LEDs. Die letzte der vier LEDs würde bei einem Akkustand unter 20 % auch anfangen zu blinken, um an das baldige Laden zu erinnern. Falls das Meeting aber dennoch mal länger als 3 Stunden gehen sollte, liegt dem Zubehör ein „USB-A auf Micro-USB“-Kabel bei, mit denen die Sender über den USB-Port eines Laptops mit Strom versorgt werden können.
Die Reichweite der Sender wird mit bis zu 10 m angegeben. Dieser Wert wird mit Sicherheit nur unter Idealbedingungen erreicht. In den meisten Anwendungsfällen sollte die Reichweite jedoch absolut ausreichend sein. In unserem Konferenzraum, der für 16 Leute ausgelegt ist, konnten wir bei den maximal darstellbaren Entfernungen keine Probleme feststellen. Bei Verbindungen durch Wände kommt das System jedoch schnell an seine Grenzen und verliert die Verbindung, allerdings ist dies auch nicht vorgesehen. Der Hersteller sieht das VisionShare für kleine Besprechungsräume vor.
Das VisionShare A40 von NorthVision überzeugt uns in seiner Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit. Die Dongles funktionieren Plug&Play, so dass die Präsentation kurz nach dem Betreten eines Raumes startbereit ist. Bei VisionShare wird der Dongle am HDMI- bzw. mit Adapter am DP-Ausgang betrieben und ist damit grundsätzlich mit jedem beliebigen Gerät mit entsprechendem Ausgang kompatibel; eine extra Software oder Treiber sind zum Betrieb mit den Transmittern nicht notwendig. Dies erlaubt auch einen reibungslosen Betrieb in sicherheitskritischen Bereichen, in denen das Aufspielen neuer Software nicht oder nur schwer möglich ist. Das Design des Systems ist sehr gefällig und erlaubt es NorthVision, auch in optisch anspruchsvolleren Umgebungen platziert zu werden. Ein Upgrade auf USB-C als neuen Anschluss-Standard bei Laptops und mobilen Endgeräten wurde bereits auf der diesjährigen ISE im Februar in Amsterdam angekündigt und soll in Kürze als neue Transmitter-Variante verfügbar sein. Wer kein 4K braucht kann auch zu den VisionShare Systemen A20 und A30 greifen, die bis zu 2K Auflösung übertragen.
Das NorthVision VisionShare Collaboration System ist in Deutschland bei der syscomtec Distribution AG sowie bei der Purelink GmbH zu folgenden Netto-Listenpreisen (Stand: 16.01.2020) erhältlich: