Der Boom an Hardware für Videokonferenzen lässt auch viele bisher eher fachfremde Unternehmen neue Produkte und Lösungen entwickeln. Nachdem wir uns vor einiger Zeit bereits die Trust Iris Videobar näher angeschaut haben, ist hier nun die preiswerte B600 Videobar von AnkerWork Thema.
Die AnkerWork B600 All-in-One Videobar gehört mit zu den kleinsten ihrer Art. Knapp 17 Zentimeter misst sie in der Breite. Und dennoch stecken in ihr ein Stereo-Lautsprecherpaar, ein Quad-Mikrofonarray und eine 2K-Kamera sowie jede Menge Künstlicher Intelligenz. Pfiffig ist auch die vorgesetzte LED-Lichtleiste, die gleichzeitig heruntergeklappt als Abdeckung der Kamera dient, falls man seine Privatsphäre sicherstellen möchte. AnkerWork richtet die Videobar vor allem an Videokonferenzteilnehmer im Homeoffice oder im Home Learning, die eine etwas bessere Lösung möchten, als sie in den meisten Endgeräten fest verbaut ist. 2022 wurde die Videobar mit dem CES Innovation Award sowie dem Newsweek Best of CES Award ausgezeichnet.
Seine Geräuschunterdrückung nennt AnkerWork „VoiceRadar“ und soll helfen, die Stimme des Konferenzteilnehmers zu verstärken, während störende Hintergrundgeräusche gleichzeitig gedämpft werden. In die Außenseiten des Geräts wurden Lautsprecher mit einer speziellen Seidenmembran verbaut, die eine gute Sprachverständlichkeit auch in einer lauten Umgebung ermöglichen sollen. Eine Gesichtserkennung sorgt dafür, dass die Person vor der Kamera automatisch möglichst gut ins Bild eingepasst wird und stets im Bildmittelpunkt bleibt, auch wenn sie sich bewegt. Der Bildausschnitt kann über die Software aber auch manuell angepasst werden. Ebenfalls automatisch erfolgt der Weißabgleich des Videobildes sowie die Regulierung der Helligkeit und der Farbtemperatur der integrierten LED-Lichtleiste. Dieses Feature nennt AnkerWork „MagicSight“. Über eine Touchfläche an der Gerätefront lässt sich die Helligkeit zusätzlich bei Bedarf jederzeit manuell anpassen sowie über einen Touch Button auf der rechten Seite ein- und ausschalten. Ein weiterer Touch Button auf der linken Seite erlaubt das „Muten“ der Mikrofone, welches nun mit einer roten LED unterhalb der Kamera angezeigt wird. Ist die Kamera aktiv, wird dies mit einer blauen LED signalisiert. Außerdem bietet die Kamera einen schnellen Autofokus, der das Bild automatisch scharfstellt. Im Test griff hier stets die Gesichtserkennung ein, sobald ein Gegenstand vor die Kamera gehalten wurde. Erst wenn das Gesicht verdeckt war, wurden auch andere Dinge scharfgestellt. Das sollte berücksichtigt werden, wenn man etwas mit der Kamera präsentieren möchte.
Eine Zertifizierung für Zoom ist bereits erfolgt, die Zertifizierung für Microsoft Teams soll laut Hersteller in Kürze erfolgen. Aber auch ohne diese ist die Videobar mit allen gängigen Videokonferenzplattformen nutzbar. Eine Zertifizierung bietet letztendlich eine Garantie, dass die Qualitätsstandards des Zertifizierenden erfüllt sind und auch auf Softwareseite eine einwandfreie Integration erfolgt, so dass z. B. der Mute-Status des Konferenz-Clients auch an der Status-LED des Gerätes einwandfrei ausgegeben wird (was im Test mit Microsoft Teams absolut gegeben war). Am Ende ist es natürlich auch ein Marketing-Instrument, das einen dazu berechtigt das MS-Teams- und/oder das Zoom-Logo nutzen zu dürfen.
Wer der KI nicht vertraut oder andere Bedürfnisse an die Kamera oder die Beleuchtung hat, kann hier über die AnkerWork Software zahlreiche Einstellungen manuell vornehmen. Das Bild kann in den Bereichen Helligkeit, Schärfe, Sättigung und Kontrast angepasst werden. Außerdem lässt sich die Auflösung des übertragenen Bilds und damit die Möglichkeit des Zoom- sowie elektronischen Pan- und Tilt-Bereichs festlegen. Je geringer die Auflösung, desto mehr Fläche des Bild-Sensors verbleiben. Und auch beim Licht kann eine feste Farbtemperatur sowie Helligkeit ausgewählt werden, zudem eine Einstellung, ob das Licht dauerhaft an sein soll oder erst ab Unterschreiten eines Schwellwerts des Umgebungslichts. Selbstverständlich sorgt die Software auch für das automatische Updaten der Videobar bei neuen Firmware-Versionen.
Die AnkerWork B600 verfügt über eine aufklappbare Halterung für die Anbringung an einen (Laptop-)Bildschirm, die zusammengeklappt auch als Standfuß fungiert. Der Standfuß verfügt über ein 3/8-Zoll-Stativgewinde, um die Videobar auch anderweitig montieren zu können. Neben einem USB-C-Kabel für den Anschluss am Endgerät befindet sich auch noch ein Netzteil mit USB-C-Stecker in der Verpackung. Da die Videobar jedoch über den USB-C-Datenanschluss mit Strom versorgt werden kann, wird das Netzteil nur nötig, falls man einen USB-C-Anschluss mit ungenügender Stromversorgung oder einen USB-C- auf USB-A-Adapter (nicht im Lieferumfang) für den Datenanschluss verwendet. Weiteres, optionales Zubehör ist derzeit nicht vorgesehen. Allerdings lässt sich der USB-Dongle des drahtlosen „PowerConf H700“-Headsets mit dem USB-Anschluss auf der Rückseite der Videobar verbinden, um die Videobar zusammen mit dem Headset nutzen zu können. Die Videobar stellt hier einen USB-Hub bereit, so dass sich auch USB-Dongles oder Geräte anderer Hersteller nutzen lassen.
Zu einem sehr attraktiven Preis von gerade einmal 230 € inkl. MwSt. bekommt man mit der AnkerWork Videobar B600 eine gut durchdachte All-in-One Lösung. Die kleinen Lautsprecher sind allerdings lediglich für Sprachübertragung zu verwenden. Zum Musikhören sind diese eher nicht konzipiert. Besser als viele Laptop-Lautsprecher sind sie aber allemal. Das Videobild in 2K in 30 FPS ist ausreichend gut. Die meisten Videokonferenz-Clients wie Teams oder Zoom deckeln die Übertragung im besten Falle eh auf 1080p, so dass man mit der Qualität zufriedenstellende Ergebnisse erzielt. Auch die KI zur Anpassung des Bildausschnittes macht einen sauberen Job und wirkte weder zu schnell noch zu langsam. Wirklich gut ist die Qualität der Aufnahme des Mikrofon-Arrays. Auf der Gegenseite kommt man sauber hörbar an, und auch die Geräuschunterdrückung funktioniert einwandfrei.
Die Software ist genauso einfach zu bedienen wie die Touchflächen und -Buttons am Gerät selber, sehr intuitiv gelöst. AnkerWork empfiehlt die Nutzung des beiliegenden USB-C-Netzteils, auch wenn der Betrieb über die Stromversorgung am USB-C-Datenanschluss funktioniert, sofern dieser genug Leistung bringt. Lediglich ab und an wurde die Videobar beim Start des Laptops nicht sofort erkannt und musste erneut aus- und wieder eingesteckt werden. Nutzer ohne USB-C Anschluss am Endgerät müssen leider einen USB-C- zu USB-A-Adapter zusätzlich erwerben, um die Videobar betreiben zu können.
Die LED-Lichtleiste ist ein nettes Gimmick, zeigt jedoch nur Wirkung in sehr dunkler Umgebung. Bei Tageslicht ist sie nicht leistungsstark genug. In Verbindung mit externen Monitoren könnte das USB-C-Kabel für manchen Nutzer etwas zu kurz geraten sein.