Praxistest

Auf dem Prüfstand: Das Microflex Wireless neXt2 von Shure

Auf der Integrated Systems Europe 2024 stellte Shure sein neuestes Mikrofon-Drahtlossystem „MXW neXt2“ vor, das für hybride Konferenz-Szenarien konzipiert ist. Shure beschreibt sein Microflex Wireless neXt2-System als „All-in-One“-Audiolösung für Video-Konferenzräume sowie hybride Klassenzimmer, Schulungsräume und Hörsäle. Laut Hersteller bietet das teams-zertifzierte System eine hervorragende Audioqualität für Besprechungen und Präsentationen bei leichter Handhabung: „Trotz seiner umfangreichen Funktionen lässt sich das MXW neXt2- System innerhalb weniger Minuten einrichten.“

Shure MXW neXt-2(Bild: Shure)

Shure verwendet bei seinem Drahtlossystem Microflex Wireless neXt2 den DECT-Standard (Digital Enhanced Cordless Telecommunications), um im lokalen Funksystem die Anbindung für den User ohne jeglichen Aufwand zu gestalten, ohne Frequenzkoordination. Im DECT-Standard ist die zeitliche Latenz zwar etwas höher, das spielt allerdings in der Praxis bei Video-Konferenzen mit 17 Millisekunden zeitlicher Latenz keine zu berücksichtigende Rolle. Die maximale Reichweite der Sender zur Basisstation liegt bei 50 m. Für kleinere Räume kann die Sendeleistung verringert werden, um die Akkulaufzeit der Sender zu erhöhen.

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All-in-One-Hardware

Technik, die für die vorgesehene Anwendung alles enthält, verspricht meist einen unkomplizierten Einsatz. Das trifft für das MXW neXt2-System durchaus zu: Es ist einerseits der Access Point für die Drahtlos-Mikrofonierung und gleichzeitig die Ladestation, die über ein eigenes Netzteil via USB-C mit Strom versorgt wird. Somit wird keine Wand- oder Decken-montierte Empfangseinheit benötigt. Anderseits stellt es die Konnektivität zum Video- Konferenzsystem über USB-C dar und wird beispielsweise in Teams oder auch Zoom als Audio Device ausgewählt.

Beide USB-C-Anschlüsse sind betriebssicher verschraubbar ausgelegt. Die Station verfügt über Audio-Ein- und Ausgänge via Phoenix. Zwei RJ45-Netzwerkanschlüsse stellen separat Dante- und Control-Anbindungen zur Verfügung. Die 2-Kanal-Station bietet zwei Steckplätze für Mikrofone, die individuell bestückt werden können. Neben dem klassischen Handsender stehen ein Ansteckmikrofon und eine „Grenzfläche“ zur Verfügung. Über ein Adaptersystem werden diese beliebig in die beiden USB-C-Aufnahmen des MXW neXt2 eingesetzt. Da USB-C bekanntlich ein schlankes, eher miniaturisiertes Steckerformat aufweist, sorgen zwei festeingebaute Haltestifte für die nötige Robustheit beim alltäglichen Einsatz.

Anschlüsse
Neben den analogen Ein- und Ausgängen verfügt die Basisstation über einen USB-C-Anschluss für die Anbindung an einen Rechner und zwei Netzwerkanschlüsse, inklusive Dante. (Bild: Shure)

Station und Sender geben stets Auskunft darüber, ob sie korrekt gekoppelt sind. Die Akkustände der Sender werden ebenfalls angezeigt. Die Sender zeigen dabei die verbleibende Nutzungsdauer in Stunden an. Auch die Feldstärke der Funkanbindung wird dargestellt. Die Station lässt sich betriebssicher einbauen, z. B. in einen Tisch mit entsprechendem Ausschnitt, die Kabelführung und die Anschlüsse befinden sich dann unter Tisch. Soll die Station aufgestellt arbeiten, bietet der Kensington-Anschluss Sicherheit gegen Entwendung, z. B. in einem frei zugänglichen Hörsaal.

Der Betrieb

Die Bedienung der MXW neXt2 ist denkbar einfach ausgelegt: Da drei verschiedene Sendertypen beliebig zum Einsatz kommen können, müssen die gewünschten aktiven Sender gekoppelt werden. Sie werden einfach eingesteckt und mit Tastendruck auf „Link“ mit der Station verbunden.

Die Anwendenden haben mehrere Betriebsarten zur Auswahl: Im Präsentationsfall („present“) wird das Audiosignal auf die lokale Beschallung geleitet und nicht über den USB-Ausgang. Bei Konferenzen („conf“) ist es andersherum: Hierbei erfolgt die Audio-Anbindung über den USB-C-Anschluss „Audio“. In diesem Fall ist das DSP (Digital Sound Processing) mit Echo-Cancelling aktiv. Die Einstellung „direct“ gibt das AudiosSignal 1:1 sowohl bei den Analog- als auch bei den Danteausgängen wieder.

Der vierte Modus („custom“) ist aktuell noch nicht belegt, ist somit „future use“. Das gilt auch für die Bluetooth-gekennzeichnete Taste, die später einmal via Update zur Verwendung freigeschaltet werden kann. Der Audiopegel wird für die 2-kanalige Station ebenfalls zur Kontrolle angezeigt.

Mikrofon-Auswahl

Neben den Standardhandsendern (mit verschiedenen Kapsel-Optionen) mit konfigurierbarer „Push to talk“-Taste lohnt ein Blick auf den Taschensender (mit Sicherheitsverschluss), der um ein Aufsteckmikro oder ein Headset erweitert werden kann. Da er eine Tonkapsel eingebaut hat, kann er auch ohne weiteres Zubehör z. B. umgehängt genutzt werden. Dabei erweist sich die Audio- Verständlichkeit als sehr gut. Sie kann mithilfe des optionalen Ansteckmikroaufsatzes bei Bedarf noch optimiert werden, z. B. bei ungünstiger Raumakustik.

Welches der beiden Mikros arbeitet, wird im Web Interface hinterlegt. Dies kann nicht durch den User gewechselt werden. Jeder der verschiedenen Sender verfügt auch über einen Retourkanal (Backchannel). Dieser wird via USB-C separat ausgegeben. Ein Adapter von USB-C auf Miniklinke wird dazu optional benötigt!

Erwähnenswert ist die konfigurierbare Option, die ein versehentliches Mitnehmen des umgehängten Senders verhindern soll: Verlässt der Sender den Funkbereich, wird die akustische Erinnerungsfunktion ausgelöst. Der Grenzflächensender ist als Tischanwendung oder auf einem Rednerpult platziert vorgesehen. Er ist als „Niere“ oder „Kugel“ erhältlich, so können beispielsweise Gesprächssituationen mit zwei Personen sehr gut erfasst werden.

2-Kanal-Basisstation
Je nach Einsatz kann die 2-Kanal-Basisstation mit beliebigen Kombinationen von Mikrofonen bestückt werden (Bild: Shure)

All-in-One im Zusammenspiel

Je nach Einsatzort kann das Microflex Wireless neXt2-System auch flexibel über mehrere Räume abhängig von der Raumnutzung mobil verwendet werden. Dazu muss die Station im gewünschten Raum nur noch mit Strom und Netzwerk versorgt und über die vorbereiteten Phoenix-Stecker mit der Audioanlage im Raum verbunden werden.

Unter zusätzlichem Einsatz des Deckenmikrofons MXA902 lässt sich die hybride Standardsituation mit einer vortragenden Person vor Publikum realisieren: Rückfragen werden vom Deckenmikrofon erfasst, über Dante geroutet und in das Video-Konferenzsystem (Teams, Zoom etc.) eingespeist.

Einrichtung über das Web Interface

MXW neXt2, über Netzwerk verbunden, wird mit einem Web Interface via Browser konfiguriert. Um die Basisstation zu erreichen, wird die Software „Web Device Discovery“ von Shure verwendet, die auf der Internetseite von Shure abrufbar ist. Die Software sucht nach Geräten, die über das Netzwerk angebunden sind. Per Doppelklick auf den Eintrag der aktiven Basisstation öffnet sich das Web Interface, so dass Einstellungen eingesehen und angepasst werden können.

Dazu zählen nicht nur Einstellungen für die Handhabung und Zustände der einzelnen Sender, sondern auch das Audio Routing sowie verschiedene Settings für das Netzwerk, zur IP-Konfiguration, Sicherheit und Datenverschlüsselung. Das System kann beispielsweise so konfiguriert werden, dass Sender, die der Basisstation entnommen werden, aktiv schalten und direkt verwendet werden können. Mute-Funktionen und Wirkungsweise der „Push to talk“-Tasten können über das Web Interface individuell festgelegt werden.

Schema Audio-routing
Das Web-Interface zeigt unter „Schematic“ das aktive Audio Routing (Bild: Shure)

Die Audio Routings, die mit der Taste „mode“ ausgewählt werden, sind vorkonfiguriert und in der Ansicht „Matrix mixer“ nachvollziehbar. Inputs und Outputs werden über die jeweiligen Menüreiter geregelt. Bei Auswahl „Presentation“ wird beispielsweise das Audiosignal auf die Dante-Outputs und die lokalen Lautsprecher gegeben und nicht über USB-C. Im Modus „Conference“ wird das Signal an USB-C gegeben und das Farend über das AEC (Acoustic Echo Cancelling) geroutet. So kann hierbei auch ein externes Mikro, z. B. für das Publikum, über den Dante-Eingang via USB-C in die Videokonferenz geroutet werden.

Neben der Parametrisierung der Ein- und Ausgänge steht der „Automixer“ inkl. AEC zur Verfügung. Desweiteren existiert die Funktion „Gain control“, mit der die automatische Anhebung von leisen Stimmen und die Absenkung von lauten Stimmen in definiertem Umfang eingeregelt werden. Als Besonderheit ist hervorzuheben, dass Dante-Signale, sofern sie innerhalb des „Shure Universums“ distribuiert werden, unter „Audio Encryption“ verschlüsselt werden können.

Test-Ergebnis

Die „All-in-One“-Audiolösung Microflex Wireless neXt2 ist ein einfach anzuwendendes System, das seine Vorteile in Hörsälen und insbesondere in Seminarräumen ausspielt. Dabei kann es festinstalliert sein oder auch mobil zwischen Einsatzräumen wechseln. Das Angebot an Sendern/Mikros ist für jeden Einsatzzweck passend. Beim Wechsel ist das Koppeln von nicht aktiven Sendern kinderleicht, ebenso wie die Nutzung in hybriden Vortrags- oder Konferenzsituationen. Auch die Konfiguration des Systems über das Web Interface ist sehr intuitiv zu realisieren. Das Audio Routing mit seiner Analog-, Dante- und USB-C-Konnektivität ist auf die hybriden Einsatzbedürfnisse abgestimmt

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