Die MFA-Serie des belgischen Herstellers Audac beinhaltet umfangreich ausgestattete DSP-Verstärker, deren ohnehin großer Funktionsumfang mithilfe von Steckkarten projektspezifisch erweitert werden kann. Wir haben uns die kompakten Multifunktionswunder genauer angeschaut.
Zur Audac MFA-Serie gehören aktuell die Modelle MFA208 (2 × 40 Watt @ 4 Ohm, 1 × 80 Watt 70/100V bridged) und MFA216 (2 × 80 Watt @ 4 Ohm, 1 × 160 Watt 70/100V bridged), die eine Vielzahl von Funktionen (Class-D-Verstärker, Audioquelle, Audioprozessor, Audiomatrix, Steuerung) in kompakten 9,5″-Gehäusen (218 × 44 × 300 mm, 1 HE) beherbergen. Projektspezifisch sinnvolle Schnittstellen- und Funktionserweiterungen sind über einen SourceCon-Modulsteckplatz (siehe unten) realisierbar. Das Kürzel MFA steht für „Multi-functional (SourceCon) Amplifier“.
Eine externe Steuerung der MFA-Verstärker ist über RS232, RS485 oder TCP/IP möglich und eröffnet Optionen für die Vernetzung mit Haus- und Industrieautomationssystemen sowie Peripheriegeräten. Jenseits der Bedienung über die Frontplatte samt visueller Unterstützung durch ein gut ablesbares LC-Farbdisplay kann auch das separat erhältliche Audac MWX45-Wandbedienfeld zur einfachen Handhabung essenzieller Funktionen herangezogen werden.
Alternativ lässt sich die MFA-Serie über die kostenfrei verfügbare Audac „Touch 2“-App (www.audac.eu/touch) steuern und konfigurieren. Die App ist für Windows, MacOS und Linux sowie für Android und Apple iOS verfügbar; der mobile Einsatz per Smartphone oder Tablet-PC ist (nicht nur) bei Multiroom-Installationen praktisch. Weitgehend frei gestaltbare Dashboards eröffnen die Möglichkeit, für Endanwender lediglich ausgewählte Bedienoptionen bereitzustellen.
Die Hardware hinterlässt einen rundum soliden Eindruck, und die Verarbeitung gibt keinerlei Anlass zu Beanstandungen. Das 2,35 kg schwere Gerät (MFA216) steht rutschsicher auf vier Füßen, sofern man es nicht mit einem 19″-Adapter (z. B. Audac MBS310) in ein Rack einbauen möchte. Für die Untertischmontage hält Audac ebenfalls eine Lösung bereit. Zum Lieferumfang gehören ein Kaltgerätenetzkabel, vier Phoenix-Stecker/Terminal- Blocks und ein gedruckter Quick Start Guide. Eine vollständige englischsprachige Bedienungsanleitung lässt sich als PDF in Netz herunterladen.
Die Gestaltung der Frontplatte ist übersichtlich und wirkt ansprechend. Sofort ins Auge springt ein kontraststarkes 2,7″-LCD (ohne Touch-Funktionalität, aber mit regelbarer Helligkeit und Backlight-Leuchtdauer), das von vier Hardware-Tastern flankiert wird, deren Funktionen passend zum auf dem Display angezeigten Parametern variieren. Rechts vom Display befindet sich ein großer Scroll/ Push-Endlosdrehgeber („Function“) mit Click-Rasterung, womit das lokale Bedienkonzept für technisch versierte Anwender bereits vollständig erläutert ist. Als ergänzende Anzeige dienen vier LEDs (Signal, –20 dB, Clip, Protection), die als viersegmentiges Peak-Meter fungieren. Gegen unbefugte Bedienung schützt ein per Passwort gesicherter Lock-Modus, der nach seiner Aktivierung ausschließlich Zugriff auf die Quellenwahl und das Wiedergabe- Level erlaubt.
Dass sich ein USB-Port (Medienwiedergabe, Datensicherung, Firmware-Updates) auf der Frontplatte befindet, weiß man spätestens nach dem Einbau des Verstärkers in ein 19″-Rack zu schätzen. Gleiches gilt für die frontseitige Line-In-Buchse (unsymmetrisch belegte Stereo-Miniklinke für analoge Audiosignale von Laptop/Smartphone/Tablet- PC etc.), welche den rückseitig vorhandenen Line-Input beim Einführen eines Steckers deaktiviert.
Der Power-Taster befindet sich ebenfalls auf der Frontseite und lässt dank „On“-LED (orange = Standby, blau = aktiv) keine Fragen über seinen aktuellen Status aufkommen. Mit dem Stromnetz wird der MFA über ein rückseitig anzuschließendes Kaltgerätenetzkabel verbunden; ein externes Netzteil ist für den Betrieb erfreulicherweise nicht vonnöten. Liegen keine Audiosignale an, wird der MFA nach einer einzustellenden Zeitspanne in einen stromsparenden Standby-Modus (9,5 Watt statt 16,2 Watt) versetzt, wobei die Wake-up-Time laut Manual weniger als 300 ms beträgt – für das eine oder andere Projekt mag die energieeffiziente Techniknutzung (Umweltaspekt!) eine Rolle spielen. Nach dem Einschalten benötigt das lüfterlose Gerät rund zehn Sekunden bis zur vollständigen Betriebsbereitschaft. Beim Einbau in ein 19″-Rack sollte sicherheitshalber nach oben und unten je eine HE Abstand zu weiteren Geräten gelassen werden, da die Wärmeentwicklung im Dauerbetrieb bemerkbar ausfällt.
Auf der Geräterückseite ist ein unsymmetrischer Stereoeingang (2 × Cinchbuchse) für Audiosignale mit Line-Pegel verfügbar. Dem Anschluss von Mikrofonen dient eine symmetrisch belegte Phoenix-Buchse, der zwei Schalter (Priorität on/off mit Mute-Override, Phantomspeisung 15V on/off) zugeordnet sind. Der Mic-Input kann auch Analogsignale mit Line-Pegel verarbeiten. Für Mic- und Line-Eingang ist jeweils ein eigenes kleines Gain-Poti mit einem weiten Regelbereich vorhanden. Eine Priority-Funktionalität (on/off, Threshold/Level/Attack/ Hold/Decay) lässt sich nicht nur dem Mic-Input (per Schalter), sondern auch beliebigen anderen Eingängen (per Frontplattenbedienung oder App) zuweisen.
Als Line-Out hat AUDAC dem MFA eine Stereo-Miniklinkenbuchse spendiert, welche als Preamp-Ausgang oder als stereofoner Signallieferant für eine zweite Beschallungszone (mit individueller Quellenwahl, Pegeleinstellung, Talkover und EQ) genutzt werden kann. Die entsprechende Festlegung erfolgt über das Frontpanel, per TCP/IP oder mithilfe der App.
Die Audioausstattung wird durch einen Steckplatz für das optional erhältliche Dante- Interface ANI44 (4 × In, 4 × Out) abgerundet, mit dem sich u. a. dezentral aufgebaute Mehrzonenbeschallungen einrichten lassen: Via Dante kann Musik, die über ein SourceCon-Modul oder einen Line-Input in den MFA-Verstärker eingespielt wird, über Audinates Netzwerkprotokoll distribuiert werden. Priority-Messages lassen sich über Dante mit einer geringen Latenz von 100 ms ausspielen.
Der als Phoenix-Buchse ausgeführte L/R-Verstärkerausgang des MFA kann niederohmige Lautsprecher (4/8/16 Ohm) antreiben oder in einem 70/100V-Umfeld genutzt werden. Die internen Endstufenmodule lassen sich bei Bedarf brücken.
Externe Steuerungen können mit dem MFA über Phoenix- Kontakte oder den Ethernet-Port kommunizieren. Für den Anschluss eines Mute-Schalters („Contact Closure“, Override bei Priority-Mic-Setting) ist ein eigener Phoenix- Connector vorhanden. Der SourceCon-Modulsteckplatz ist nach dem Lösen zweier Schrauben sowie dem Entfernen der mit ihnen befestigten Blende zugänglich.
Die SourceCon-Technologie ist durch Audac-Produkte wie den XMP44-Audiozuspieler bekannt und setzt auf Steckkarten, die ohne weitere Verkabelung in das Host-Gerät eingeschoben und automatisch erkannt werden – „Plug & Play“ im besten Sinn des Begriffs. Aktuell sind bei Audac sieben unterschiedliche SourceCon-Module verfügbar, die in den Slots der MFA-Modelle Platz finden können.
BMP40 Bluetooth-Modul: Der BMP40 Bluetooth-Empfänger sorgt für drahtlose Verbindungsmöglichkeiten mit Devices wie Laptops, Smartphones oder Tablet-PCs. Je nach Umgebungsbedingungen beträgt die Reichweite bis zu 30 Meter. Die Geräteerkennung und ein Kopplungsschutz (Speicher für bis zu acht autorisierte Geräte) verhindern in öffentlichen Bereichen eine Zuspielung durch unbefugte Dritte. Medieninformationen wie Titel oder Interpret können vom BMP40 abgerufen werden, sofern das verbundene Gerät derartige Funktionen unterstützt. DMP40 DAB/DAB+/FM-Tuner: Die DMP40-Karte ist das Tuner-Modul mit manueller und automatischer Sendersuche. Lieblingssender lassen sich speichern; eine Signalstärke- Anzeige ist vorhanden. RDS-/Radiotext-Senderinformation werden empfangen.
FMP40 Message- und Mediaplayer: Die FMP40-Karte ist ein File-Player (z. B. für Durchsagen oder Notrufe) und bietet 50 programmierbare (zeit- und/oder kontaktgesteuerte) Trigger zur Ansteuerung von Music-/Voice-Files, die sich auf verschiedenen Speichermedien befinden können. Die Medienwiedergabe kann direkt von USB-Devices, sofern Letztere an einen MFA-Verstärker angeschlossen sind. Die Möglichkeit zur Verwendung einer internen Micro-SD-Karte bietet demgegenüber den Vorteil, dass sich der Datenträger geschützt im Gerät befindet – ideal, wenn keine häufigen Wechsel der Speichermedien erforderlich sind. Formate für die Medienwiedergabe sind MP3, WMA, WAV, FLAC, OGG und AAC in verschiedenen Auflösungen. Alle Kontakt-Eingänge an der FMP40-Karte sind als mehrpolige Klemmleisten ausgeführt, der symmetrische Stereo-Line-Ausgang in Form zweier 3-Pol-Klemmleisten. IMP40 Internetradio-Modul: Der Internetradio-Empfänger IMP40 soll unerwünschtes Verhalten wie Channel- Hopping oder Unterbrechungen der Musikwiedergabe durch die so genannte „Linum“-Technologie verhindern. Bei Verbindungsabbrüchen schaltet der IMP40 automatisch auf angeschlossene Speichermedien (USB-Laufwerke) um und gewährleistet auf diese Weise eine unterbrechungsfreie Musikwiedergabe für die Hintergrundbeschallung.
Nach dem Ende einer Störung wird der Audio-Datenstrom automatisch wieder aufgenommen. Der IMP40 synchronisiert sich mit einer mehr als 30.000 Kanäle umfassenden Datenbank, die eine Auswahl aus verschiedenen Genres, Standorten, Sprachen usw. erlaubt. Darüber hinaus können im internen Speicher bis zu 100 Sender als Favoriten gespeichert werden. Weitere Audio-Streams lassen sich durch die direkte Eingabe eines URL hinzufügen. Der Eingang der IMP40-Karte ist als RJ45-Steckverbinder mit LED-Anzeige ausgeführt; beim symmetrischen Stereo-Line-Ausgang handelt es sich um eine 3-Pol-Klemmleiste.
MMP40 Mediaplayer & -recorder: Der MMP40-Player/ Recorder unterstützt die Medienwiedergabe und -aufnahme von bzw. auf USB-Speichermedien in zahlreichen Audio- Formaten (komprimiert und verlustfrei). Die Wiedergabe von MP3, OGG, AAC, FLAC, WMA und WAV ist möglich. Aufnahmen können in Form von MP3-, OGG- und WAV-Dateien erfolgen. Darüber hinaus können Medieninformationen wie Track oder Künstler und sogar das Cover-Artwork abgerufen werden. Bezüglich der Wiedergabe kann zwischen Single- oder Continuous-Modus sowie verschiedenen Repeat- und Random-Modi gewählt werden. Das Modul besitzt einen symmetrischen Stereo- Line-Ausgang (Wiedergabe) und einen symmetrischen Stereo-Line-Eingang (Aufnahme), welche jeweils als dreipolige Klemmleiste ausgeführt sind. NMP40 Streaming-Modul: Der in Kooperation mit Spotify und Backgroundmusic-Spezialist „Soundtrack your Brand“ entwickelte Netzwerk-Audioplayer NMP40 bietet die Möglichkeit, Audiodateien von einem PC oder mobilen Gerät direkt in die MFA-Verstärker zu streamen. Das Modul ist kompatibel zu verschiedenen Streaming- Technologien wie Apple Music, DLNA, Tunify und Spotify Connect.
TMP40 FM-Tuner-Modul: Der UKW-Tuner TMP40 bietet Zugriff auf eine breite Auswahl von Radiosendern. Die Sender können manuell eingestellt oder automatisch selektiert werden. Bis zu zehn Kanäle lassen sich intern speichern und bei Bedarf bequem abrufen. Hörfunk-Zusatzinformationen werden via RDS übermittelt. Der übergreifende Ausgangspegel sowie die Lautstärke für Verkehrsdurchsagen können individuell eingestellt werden, so dass stets eine gute Sprachverständlichkeit gewährleistet ist. Die Signalstärke wird vom Modul direkt an das LC-Display der MFA-Verstärker übertragen und dort angezeigt. Der Antennenanschluss ist als F-Steckverbinder ausgeführt und eignet sich sowohl für den Anschluss des mitgelieferten Antennenkabels als auch für beliebige Antennen mit 75-Ohm-Koaxialkabel.
Die von Audac entwickelte, auch aus anderen Verstärkern des belgischen Herstellers bekannte DSP-Audiobearbeitung hört auf die Bezeichnung WaveDynamics und beinhaltet Prozesse wie Filterung, Sieben-Band-EQ, Delay ( Angabe in Samples und Metern), Volume Control, Power- Limiting und Phasenumkehr (off/left/right). Hinzu kommen ein Loudspeaker-Protection-Algorithmus sowie unterschiedliche Speaker-Presets.
Der Zugang zur digitalen Audiosignalbearbeitung erschließt sich über die Bedienelemente auf der Frontplatte des Geräts: Bei intensiverem Editing missfällt hier, dass beim Drehen am Encoder stets zwei (!) Click-Rasterungen zum Erreichen des nächsten Parameters erforderlich sind. Durch die vorhandenen Auswahlmöglichkeiten kann nicht im Endlos-Loop gescrollt werden, und die vier Hardware- Taster links des Displays werden nicht konsequent von vier korrespondierenden Funktionen flankiert – was zusammenfassend allerdings die einzigen, möglicherweise rein subjektiven Kritikpunkte am lokalen Bedienkonzept sind.
In der Audac „Touch 2“-App ist der WaveDynamics-Bereich derzeit noch mit dem Hinweis BETA gekennzeichnet und lässt sich nicht nutzen – ansonsten funktioniert die App einwandfrei und bereitet auf großen Bildschirmen erwartungsgemäß mehr Freude als auf einem kompakten Smartphone-Display. Einen Reset-Button für einzelne EQ-Bänder und A/B-Vergleichsmöglichkeiten für EQ-Gesamteinstellungen hätten Audio-affine Anwender vermutlich gerne gesehen.
Updates können über einen USB-Stick in die MFA-Verstärker eingespielt werden. Darüber hinaus lassen sich die Geräte derart einrichten, dass Updates bei vorhandener Internet-Verbindung automatisch aus dem Netz bezogen werden – das Display weist auf einen entsprechenden Vorgang hin. Außerdem können Updates nach einer Tastenbestätigung forciert aus dem Internet heruntergeladen und per Flash-Vorgang installiert werden, was bei unserem Testgerät einwandfrei funktionierte.
Mit den Modellen der MFA-Serie hat Audac zwei attraktive One-Box-Solutions für kleine bis mittelgroße Installationen im Programm – als mögliche Einsatzgebiete fallen spontan Bars/Restaurants/Hotels, Corporate Environments, Bildungseinrichtungen sowie Retail-Umgebungen ein. Die SourceCon-Technologie sowie die optional hinzufügbare Dante-Konnektivität versprechen Zukunftssicherheit, und die dreijährige Herstellergarantie wird von potenziellen Käufern ohne Frage positiv registriert werden.
Der Fachwelt sind die vielfältigen Möglichkeiten der MFA-Serie nicht entgangen, und so konnte sich Audac trotz der allgegenwärtigen pandemischen Widrigkeiten bereits über Auszeichnungen wie den „Best of Show“- Award (ISE 2020 Amsterdam) und den „Best Newcomer“- Award („InfoComm connected“ 2020 Orlando) freuen. Wären die MFA-Verstärker nicht unübersehbar eckig, könnte „runde Sache“ die Metapher der Wahl für die flexibel nutzbaren Audac-Produkte sein …