Virtuelle Fenster im Spiegelsaal des Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten
So bekommen auch fensterlose Räume ihren Panoramablick
von Redaktion,
Im Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg sorgen im fensterlosen Großen Festsaal große Displaywände u. a. für den Panoramablick auf die Innenalster. So schlägt der historische Charme des Saals eine Brücke zur Moderne.
Das Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg ist Inbegriff europäischer Grandhotellerie. Seit 1897 bietet das Hotel an der Binnenalster seinen Gästen aus aller Welt charmanten Luxus und zeitlose Eleganz im Herzen der Hansestadt. „Das Haus mit seiner weißen Fassade und dem grünen Dach gehört zu Hamburg wie der berühmte Michel oder der Jungfernstieg. Es bietet seinen Gästen ein Erlebnis von spektakulärem historischem Charme und feinstem Luxus.“ So wird das Grandhotel, das in den Jahren 2014/2015 vollständig modernisiert wurde, auf Hotelier.de umschrieben. Dabei stellte Individualität in puncto Modernisierung das Maß der Dinge dar. Das galt für die Gestaltung der Gästezimmer im gleichen Maß wie für die Aufteilung der einzelnen Etagen. Im Ergebnis führt das Zusammenspiel von Interieur, Farbkonzept und Beleuchtung zu harmonischen Einheiten, die regelrecht an Kunstwerke denken lassen.
Anzeige
Die Modernisierung beinhaltete außerdem die Erneuerung der Medientechnik im Spiegelsaal und im Gobelinsaal des Hotels. Dabei entstand auch die Idee, dem historischen Spiegelsaal – ebenfalls bekannt als Großer Festsaal – etwas mehr Lebendigkeit zu verpassen. Ingo C. Peters, Direktor des Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten: „Wir hatten die Vorstellung, den historischen Charme dieses fensterlosen Raums über bewegte Bilder an den Wänden mit der Moderne zu verbinden.“ Eine Idee, die sich als eine außerordentliche Herausforderung für alle an der weiteren Planung beteiligten Personen herausstellte. Machbarkeitsstudien, einschließlich Testaufbauten verbunden mit einigen Terminen vor Ort, zeigten bei der Integration moderner Medientechnik immer wieder neue Schwierigkeiten auf in einem Haus, das geprägt ist durch die Kombination aus historischem Charme, zeitloser Eleganz und Luxus auf hohem Niveau.
Vom Landtag zum Luxushotel
Mit der medientechnischen Konzeption und Planung dieses Projekts war das Ingenieurbüro Erben Engineering beauftragt. Geschäftsführer Guido Erben zur Auftragsvergabe: „Anfang 2014 arbeiteten wir gemeinsam mit dem Lichtplaner Peter Andres vom Büro Andres aus Hamburg an einem Projekt für den Besuchersaal des Landtags in NordrheinWestfalen. Am Rande fragte mich Professor Andres, ob ich nicht Lust hätte, mich der Herausforderung im Vier Jahreszeiten zu stellen. Nach einem Termin bei der Hotelleitung in Hamburg haben wir das Projekt dann übernommen.“ Im Rahmen der Planung wurden fünf Varianten einer Wandprojektion für den Spiegelsaal und den Gobelinsaal untersucht. Wegen der Komplexität des Projekts wurden auch Professor Andres als Lichtplaner des Fairmont Vier Jahreszeiten, der Hausarchitekt Jürgen Sölter und die Innenarchitektin Gesa von Grote vom Büro Iglhaut + von Grote in der Planungsphase mit einbezogen.
Gemeinsam kam man aber zu dem Ergebnis, dass alle Vorschläge mit Projektion in der bestehenden Bausubstanz nur mit Einschränkungen umsetzbar wären. Dazu Guido Erben: „In der folgenden Planungsbesprechung schlug ich dann vor, sich von der Idee einer Wandprojektion zu trennen und die Wandnischen als elektronische Fenster zu inszenieren. Diese Idee wurde aufgegriffen und wir wurden vom Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten mit der weiteren Planung und der Ausschreibung für die Modernisierung der Medientechnik in beiden Sälen beauftragt.“ An der Ausschreibung beteiligte sich auch die Firma Mediasystem aus Reinbek bei Hamburg, die schon lange der medientechnische Partner des Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten ist. Entscheidend für die Vergabe an Mediasystem war neben der Qualität insbesondere die Wirtschaftlichkeit von deren Angebot, wie Guido Erben ausdrücklich betont.
Realisierung im laufenden Betrieb
Die große Herausforderung für die Mitarbeiter von Mediasystem war dabei, dass die Installation während des laufenden Hotelbetriebs zu erfolgen hatte – wobei die Gäste des Luxushotels weder durch Handwerker noch durch Lärm oder Dreck belästigt werden durften. Dazu Thomas Pergande, Geschäftsführer von Mediasystem: „Wir mussten für die Gäste des Hauses absolut unsichtbar bleiben. Das gesamte Material und unser Werkzeug wurden ausschließlich über den Service- bzw. Küchenbereich transportiert. Auch die Zeiten, in welchen wir arbeiten durften, wurden vom Hotel vorgegeben.“ Pergande kommt noch auf ein paar eher ungewöhnliche Punkte zu sprechen: „In den Sälen hängen große, historische Wandteppiche. Diese – vor Kurzem erst restauriert – mussten bis zum Abschluss der Bauarbeiten abgenommen werden. Mitten in der Bauphase fand im Großen Festsaal sogar eine Veranstaltung statt. Für uns bedeutete das, alle Gerätschaften und Materialien wegzuräumen und die Baustelle komplett zu säubern.“ Die Hotelleitung vertraut seit vielen Jahren auf Mediasystem. „Mediasystem sorgt seit vielen Jahren dafür, dass wir unseren Gästen stets eine hochwertige und innovative medientechnische Ausstattung bieten können“, erklärt Ingo C. Peters. Die langjährige Verbindung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer führt zu einem relativ hohen Maß an gegenseitigem Verständnis. Die Handwerker vor Ort sind eben schon vertraut mit den Anforderungen eines Luxushotels.
Atmosphäre durch Medientechnik
Im Großen Festsaal werden die Gäste jetzt durch großformatige „Fenster“-Bilder passend zur jeweiligen Veranstaltung atmosphärisch eingefangen. Zu diesem Zweck wurden insgesamt 27 leistungsfähige 55″-LC-Displays verbaut, die in der Anordnung 3 × 3 steglos in die Wände eingelassen sind. Sie dienen als virtuelles Fenster für den eigentlich fensterlosen Spiegelsaal. Bei einer Bankettbestuhlung im Saal sitzen einige der Gäste mit dem Rücken zwar nah vor dieser Bildwand, aber die aufgesetzte Schutzglasscheibe verhindert versehentliche Beschädigung der LCDs und leitet gleichzeitig Wärme der Einheiten ab. In diesem Zusammenhang weist Guido Erben auf eine weitere Besonderheit hin: „Die Nischen, in welche die LC-Displays eingebaut sind, verfügen über eine rückwärtige Luftzirkulation, über die Teile der entstehenden Wärme abgeleitet werden. Ansonsten wären die Sitzplätze in der Nähe der virtuellen Fenster eher ein wenig zu warm.“
Über diese LCD-Wände ist eine Panoramadarstellung hochauflösender 4K-Bilder zu sehen. In dieser Funktion wird vorproduzierter Content von einem Videoserversystem zugespielt. Laut Aussage des Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten werden die Inhalte, die in den virtuellen Fenstern zu sehen sind, meist auf die jeweilige Veranstaltung abgestimmt. Das können bei einer Hochzeit beispielsweise Fotos des Brautpaares sein, bei Konferenzen können Präsentationen oder Logos der beteiligten Unternehmen gezeigt werden und auch Videos sind möglich, zum Beispiel für Geburtstagsfeiern. Daneben bietet das Hotel auch eine Auswahl an Standardmotiven an. Dazu zählt das Panorama der Binnenalster mit Abendstimmung ebenso wie Naturmotive, die als neutrale Hintergründe gezeigt werden können.
Zentral ansteuerbar
Holzschiebewände, die vor die Displays geschoben werden können, ermöglichen es dem Personal, die virtuellen Fenster flexibel zu „öffnen“ oder zu „schließen“. Die LC-Displays werden angesteuert durch drei Pandoras Box Medienserver des Herstellers Coolux, die dank leistungsstarker Hardwarekomponenten die Darstellung kreativer Grafik- und Videoinhalte über mehrere Layer ermöglichen. Die störungsfreie Übertragung der Inhalte zu den Displays wird durch Glasfaserleitungen und 4K-Wandlersysteme gewährleistet. Zusätzlich wurden neue HKS-Leinwände und ein 3-Chip-DLP-Projektor mit einer Helligkeit von 12.000 Lumen und einem Ultra-Weitwinkel-Objektiv installiert. Der Große Festsaal wird durch zwei große Kronleuchter dominiert. Dadurch ergibt sich ein äußerst geringer Projektionsabstand. Die bisher eingesetzte Crestron Quick – Media Technologie wurde durch ein DigitalMedia System mit digitaler Kreuzschiene und einer Crestron Mediensteuerung ersetzt. In diesem Zuge galt es, 13 Einspeisepunkte auszutauschen.
Das Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten legt außerdem großen Wert auf eine kunstvolle, vom Büro Andres perfekt abgestimmte Beleuchtung. Sämtliche Wandleuchten, Kronleuchter und LED-Bodenstrahler in RGB-Ausführung wurden an die neue Mediensteuerung von Crestron angebunden und sind damit zentral ansteuerbar – unabhängig davon, ob es sich um antike oder moderne Leuchten handelt. Das Personal bedient sowohl die neuen LC-Displays und Videomodule als auch die bestehende Soundanlage, die Beleuchtung und das Raumklima schnell und bequem über Crestron Touchpanels, die bereits vor der Modernisierung genutzt wurden.
Fazit
Die Integration zukunftsweisender Medientechnik in historische Räumlichkeiten stellt für alle Beteiligten eine Herausforderung dar. Trotz aller Beschränkungen, welchen sich aus dem laufenden Betrieb eines Luxushotels ergeben, ist die Umsetzung letztendlich dabei noch die einfachste Phase. Machbarkeitsstudien während der Planung, in welche die Expertise von möglichst vielen Beteiligten einbezogen wird, sind in der Regel, so wie in diesem Projekt auch, deutlich zeitaufwendiger als die daran anschließende Realisierung.