Retail Digital Tour Berlin: Stecker rein, die Fläche blinkt!
von Redaktion,
Die digitale Welt hält zunehmend Einzug in den stationären Handel. Kaum ein Shop, Store oder Ladenlokal, in dem die potenziellen Kunden nicht auf Displays oder andere Medientechnik treffen. Dabei ist es längst nicht mehr ausreichend, einfach nur ein Display an die Wand zu hängen und schöne Bilder oder Werbung zu zeigen. Auf die dahinter stehenden Konzepte kommt es an.
Text & Fotos: Claudia Rothkamp
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KommunikationsRaum. hat Anfang Juni die Branchenexperten von The Retail Academy auf ihrer Tour durch Berlin begleitet. Im Fokus standen digitale Trends im Einzelhandel, die in verschiedenen Berliner Stores ganz unterschiedlich umgesetzt wurden.
„Stecker rein, die Fläche blinkt!“: Unter diesem Motto führte am 3. Juni 2016 die Retail Digital Tour Berlin durch die Hauptstadt an der Spree. Veranstaltet wurde sie von „The Retail Academy“, einer unabhängigen Kölner Institution, die sich den Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer für den Handel von morgen auf die Fahnen geschrieben hat. Die Zielgruppe: Strategen, Designer und Verkaufsexperten aus dem Handel – also alle Fachexperten, die mit ihrer Arbeit die Rahmenbedingungen auf der Fläche schaffen und sich entsprechend mit den Möglichkeiten moderner Technologien und deren Einsatzmöglichkeiten beschäftigen müssen. Dabei setzt „The Retail Academy“ nicht auf trockene Wissensvermittlung in Seminarräumen, sondern nutzt einzelne Shops vor Ort, um die aktuellen Entwicklungen und konzeptionellen Ansätze zu veranschaulichen. Ob klein oder groß, mit einfachen Mitteln oder technisch anspruchsvoll. Dabei steht natürlich immer die Frage im Hintergrund, welchen Zweck die einsetzte Technik erfüllen soll und welchen Mehrwert sie Kunden und/oder Mitarbeitern bieten kann.
Drive. Volkswagen Group Forum So steht im „Drive. Volkswagen Group Forum“, das Mitte 2015 im ehemaligen Automobil Forum Unter den Linden eröffnet wurde, die Imagebildung im Vordergrund. Ziel des Hauses ist es, die Markenvielfalt des Konzerns darzustellen und zu initiieren. In wechselnden Ausstellungen werden hier die einzelnen Marken jeweils für drei Monate mit einem spezifischen Mobilitätsthema präsentiert – mit Unterstützung diverser digitaler Exponate. Bis zum 12. Juni 2016 stand beispielsweise durch die Sonderausstellung „Faszination Sportwagen – The Future of Performance“ die Marke Porsche im Mittelpunkt. Neben sieben ausgewählten realen Fahrzeugen – darunter ein 550 Spyder ebenso wie ein 918 Spyder – werden anhand von Technikmodellen und interaktiven Exponaten Einblicke in die „Faszination Sportwagen“ vermittelt. Porsches E-Performance wird beispielsweise durch 3D-Holografien erläutert: Animationen dokumentieren mit dem Panamera S E-Hybrid, dem 918 Spyder und der Konzeptstudie Mission E Meilensteine der Marke in dreidimensionaler Perspektive.
Des Weiteren können die Besucher in einer eigens eingerichteten “Connectivity Corner” nicht nur die neue Porsche Connect App am ausgestellten 718 Boxster testen, sondern sie haben an einem so genannten „Inspiration Table“ auch die Möglichkeit, direkt mit Porsche in Interaktion zu treten, indem sie z. B. ihr persönliches Fahrzeug konfigurieren oder sich über Porsches Technologien von morgen informieren. Zusätzlich können die Besucher ihr eigenes Leistungslevel testen: Anhand einer „Performance Card“ kann an sechs interaktiven Exponaten Energie aufgeladen werden. Wer am Ende des Besuchs 100 Prozent „Performance“ sammeln konnte, erhielt ein Erinnerungsgeschenk. Aus technologischer und inhaltlicher Sicht sicherlich eine Herausforderung ist der regelmäßige Wechsel der Ausstellungen – ab Ende Juni bis Anfang September soll bereits die Ausstellung „Ars Electronica“ folgen.
Einzelne Technikkomponenten der allgemeinen Ausstellung bleiben jedoch durchgehend erhalten. Ein solches interaktives Highlight ist beispielsweise das „Lebende Buch“ im XXL-Format der Augsburger Firma Liquid. Die freistehende Installation der Größe 133 x 83 cm vermittelt dem Betrachter das Gefühl, in einem überdimensionalen Folianten zu blättern. Dabei erkennt eine Steuerungseinheit die jeweils aufgeschlagene Seite, wodurch ein Film aktiviert wird, der wiederum passgenau auf die Doppelseite projiziert wird. Auf diese Weise werden die Besucher durch verschiedene Erlebnisstandorte des Volkswagen Konzerns geführt. Gesprochene Texte wie auch die projizierten Contents gibt es auf Knopfdruck wahlweise in deutscher oder englischer Sprache.
DER Reisebüro Concept Store Eine geballte Ladung Medientechnik hat auch der im März 2016 in der Passage „The Q“ eröffnete Concept Store der Touristik-Kette DER Reisebüro zu bieten. Er soll als Testfeld für Innovationen in der Darstellung und Buchung von Reisen dienen. Auf 130 Quadratmetern tummeln sich hier verschiedene multimediale und immersive Contents und Anwendungen. Beispielsweise lassen sich Reiseangebote und Bilder von Hotels, Kreuzfahrtschiffen oder Destinationen, welche die Mitarbeiter auf ihren Bildschirmen sehen, auf den Beratungstisch projizieren, wobei einzelne Elemente per Fingerbewegung ausgewählt und Inhalte größer gezogen werden können. Zusätzlich sollen 360° Virtual Reality Brillen schon bei der Beratung das passende Urlaubsgefühl vermitteln. Weitere Inspirationsquellen sind eine 3 x 3 Video Wall sowie auf einem Tresen in einer Halterung fest installierte Tablet-PCs, über die man auf der Website des Unternehmens surfen kann. Auf den Tresen selbst werden von oben schwimmende Fische profiziert – was allerdings zu unerwünschtem Schattenwurf führt.
Interaktiv wird der potenzielle Reisende übrigens auch schon vor dem Schaufenster durch den so genannten interaktiven Kreuzfahrten-Guide empfangen: Im Vorbeigehen nehmen die Passanten eine Bewegung im Schaufenster wahr, die ihre Aufmerksamkeit auf eine lebensgroße virtuelle Dame lenkt, die aus dem DER Reisebüro grüßt und erklärt, wie sich das digitale Inspirationsangebot durch Handgestik steuern lässt. Zum Einsatz kommt dabei der Virtual Promoter des Heidelberger Unternehmens Ameria, der auf folgendem Prinzip beruht: Hinter die Schaufensterscheibe wird eine Bildschirm-Folie im Format 85“ angebracht, auf die per Rückprojektion ein interaktiver lebensgroßer Avatar projiziert wird. Auch die Inhalte werden direkt auf die Schaufensterscheibe projiziert. Per Kinect-Technologie erkennt der „Virtual Promoter“ dann, ob sich Passanten in unmittelbarer Nähe befinden. Ein nettes Gimmick, das zudem einen weiteren Vorteil für die Shopbetreiber bietet: Denn das System generiert umfassende Trackingdaten, sodass beispielsweise die Frequenz vor dem Schaufenster gemessen werden kann.