Kommunikationsraum
iF-Design Award für das HOERBIGER Forum in Wien

Multimediales und variables Raumkonzept

Im Sommer 2016 eröffnete der HOERBIGER Konzern in der Seestadt Wien-Aspern einen neuen Unternehmens- und Produktionsstandort. Erste Anlaufstelle für Kunden, Geschäftspartner und Gäste ist das HOERBIGER Forum, das multifunktional als Foyer, Veranstaltungsbereich und zur Unternehmenspräsentation genutzt wird und sein Erscheinungsbild mit Hilfe außergewöhnlicher audiovisueller Installationen variabel wechseln kann. Anfang 2018 wurde die Berliner Kreativagentur Triad u. a. für das außergewöhnliche Konzept des Forums mit dem iF-Design Award für den Bereich Innenarchitektur ausgezeichnet.  

Das Raumkonzept im HOERBIGER Forum beruht auf außergewöhnlichen audiovisuellen Installationen.
Das Raumkonzept im HOERBIGER Forum beruht auf außergewöhnlichen audiovisuellen Installationen.

HOERBIGER ist einer der ersten Technologiebetriebe, die sich in der Seestadt Wien-Aspern, einem der aktuell bedeutendsten städtebaulichen Entwicklungsprojekte in Europa, niedergelassen haben. Zuvor war das Unternehmen, das sich in Wien insbesondere mit Kompressortechnik befasst und eine bis in das Jahr 1895 zurückreichende Firmengeschichte aufweisen kann, über 80 Jahre auf der anderen Seite der Donau in Wien-Simmering ansässig. Daneben gab es zwei weitere Wiener Standorte. Ein Grundgedanke war daher schon bei der Ausschreibung des Architekturwettbewerbs für das neue Gebäude, alle Wiener Mitarbeiter des Unternehmens unter einem Dach zusammenzuführen.

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Inhalt: 
Fabrik und Office architektonisch vereint
Multimediale Säulenhalle mit 68 Displays
Zwischen Spiegelsaal, Vitrinen und Videowall
Videowall mit Big Picture Show zur Unternehmenspräsentation
Mischung aus Showroom und Museum
Beeindruckend wandelfähiges Raumkonzept

 

Fabrik und Office architektonisch vereint

Den Zuschlag erhielt dann letztlich das Wiener Architekturbüro Querkraft Architekten, deren sequenzieller Entwurf auf dem Grundgedanken basiert, dass Produktion und Büros eine Einheit bilden. Dabei hat Querkraft Architekten das Grundkonzept der sequenziellen Zusammensetzung der Gebäudeteile so erweitert, dass bei Bedarf zusätzliche Module angebaut werden können. Generell spiegelt das architektonische Erscheinungsbild des Neubaus die visuell reduzierte Symbolsprache der Konzernkommunikation wider: mit einer nüchternen, aber selbstbewussten Formensprache und einem zeitlosen Design. Gleiches lässt sich auch vom HOERBIGER Forum behaupten, das klare und klassische Linien mit modernen Ideen vereint. Besucher, Kunden und Mitarbeiter des Unternehmens treffen direkt hinter dem Rezeptionsbereich auf das 600 m² Ausstellungsfläche umfassende Forum, das wie ein Drehkreuz alle Funktionsbereiche des Unternehmens aus Forschung und Entwicklung, Produktion und Büroräumen im neuen Gebäudekomplex miteinander verbindet.

Kinetisch drehbare Säulen im HOERBIGER Forum.
Die neutrale weiße Seite eignet sich für Vorträge, Lesungen oder Diskussionsrunden.

Multimediale Säulenhalle mit 68 Displays

Die Grundidee für das HOERBIGER Forum war es, einen multimedial und multifunktional nutzbaren Raum zu schaffen, der sowohl zu Repräsentations- und Veranstaltungs- als auch zu Informationszwecken dient – und zwar gleichermaßen für Mitarbeiter und externe Gäste. Der Raum sollte also einerseits Fragen zum Konzern beantworten und andererseits als Veranstaltungsraum flexibel für kleinere und größere Eventformate geeignet sein. Darüber hinaus galt es, das frühere Firmenmuseum zu integrieren, das am ehemaligen Standort in einem 300 m² umfassenden Dachausbau die Geschichte des Unternehmens präsentierte.

Keine einfache und alltägliche Aufgabe für die Berliner Kreativagentur Triad, die sich mit ihrem außergewöhnlichen Konzept für das Forum den Zuschlag für die Realisierung sicherte und dieses in enger Zusammenarbeit mit der Unternehmenskommunikation des Konzerns umsetzte. Architektonisch bedient sich das Konzept einer asketischen Gestaltung mit klassischen Anleihen einer griechischen Säulenhalle. Gleichzeitig setzt es auf multimediale und kinetische Elemente.

So beinhaltet das Forum insgesamt 26 Säulen bzw. Stelen, die vom Boden bis zur Decke reichen und wiederum insgesamt 68 Full HD-Displays beherbergen. Dabei sind zwölf Stelen an der langen Seite des Raums untergebracht und jeweils sieben an den Stirnseiten, an der zweiten Längsseite befindet sich eine bodentiefe Fensterfront, die den Blick auf einen bepflanzten Innenhof freigibt. Das Besondere an diesen Stelen: Jeder der vier Seiten der einzelnen Stelen kommt im Bereich der Raumgestaltung eine andere Funktion zu. Denn sämtliche Stelen sind elektronisch drehbar, so dass sie die Raumgestaltung auf unterschiedliche Weise verändern können.

Spiegelfront im HOERBIGER Forum
Zu festlichen Anlässen lässt sich das Forum in einen Spiegelsaal verwandeln.

Zwischen Spiegelsaal, Vitrinen und Videowall

So ist eine Seite der Stelen einfach nur neutral in Weiß gehalten, während eine andere vom Boden bis zur Decke durchgehend verspiegelt ist. Die dritte Seite der Stelen beherbergt entweder ein vertikal verbautes Display oder eine Glasvitrine, in der jeweils ein analoges Exponat zu sehen ist. In der vierten Seite wurden jeweils zwei bis drei Displays verbaut, die sich zu einer großen Videowall zusammenfügen können. Denn auf der Längsseite sind die Stelen nicht nur drehbar, sondern auch verfahrbar. So kann der Abstand zwischen den Stelen einerseits verändert und andererseits können die Stelen auch zur Stirnseite des Forums hin verfahren werden.

Beim Grund-Setup verteilen sich die Stelen auf eine Länge von 35 m, bei Bedarf lassen sie sich zu einer 15 m breiten Fläche zusammenschieben. Auf diese Weise lässt sich mit Hilfe der Stelen also nicht nur die Raumgestaltung nach Bedarf anpassen, sondern auch die Funktion. Zu festlichen Anlässen bietet es sich beispielsweise an, das Forum in einen Spiegelsaal zu verwandeln, während sich die neutrale weiße Seite für Vorträge, Lesungen oder Diskussionsrunden eignet. Auf diese Weise hat Triad Berlin einen Raum geschaffen, der viele unterschiedliche Stimmungen ermöglicht.

Videowall für die Big Picture Show im HOERBIGER Forum.
Für die Big Picture Show schieben sich die Stelen der Längsseite zu einer 16 m breiten Videowall zusammen.

Videowall mit Big Picture Show zur Unternehmenspräsentation

Um die Leistungen und das Know-how des Konzerns zu präsentieren, kommt die Videowall zum Einsatz – und zwar nicht nur auf der Längsseite, sondern parallel ebenfalls auf den beiden Stirnseiten. Dafür wurde eigens die sogenannte Big Picture Show kreiert, in deren Rahmen die Stelen noch einmal mit überraschenden Effekten aufwarten. Inhaltlich geht es hier um die Verortung des Unternehmens in der Welt. Für die etwa zehn Minuten lange, komplexe Audio- und Video-Show schieben sich die Stelen der Längsseite zu einer 16 m breiten Videowall zusammen, auf der mittels digital programmierter Polygon-Darstellungen ein konkreter Bezug zum Unternehmen und dessen Technologien vermittelt wird.

Videowall im HOERBIGER Forum mit kinetisch drehbarer Vitrine
Im Lauf der Big Picture Show drehen sich an den thematisch passenden Stellen auch Vitrinen mit den entsprechenden analogen Exponaten in den Vordergrund.

Der Clou: Verschiedene Stelen beherbergen – zuvor kaum ins Auge fallende – einzelne Quader, die sich unabhängig von der jeweiligen Stele ebenfalls kinetisch drehen können. Auf diese Weise werden im Rahmen der Show an den thematisch passenden Stellen auch Vitrinen mit den entsprechenden analogen Exponaten „ins Bild gerückt“. Dass solche Stelen nicht von der Stange zu haben sind, ist logisch. Vielmehr handelt es sich hierbei um Einzelanfertigungen, die eigens für dieses Projekt gemeinsam mit dem niederländischen Unternehmen Bruns entwickelt wurden. Aufwendig war auch die Erstellung des Contents für die Big Picture Show, die in Zusammenarbeit mit der Unternehmenskommunikation erarbeitet wurde. Die Big Picture Show, die eine Auflösung von 20.000 × 4.000 Pixeln hat, wird vor allem als Auftakt von Kundenbesuchen und Werkführungen gezeigt. Grundsätzlich kann die Funktion der Videowall aber auch für die Aufspielung anderer Inhalte genutzt werden.

Videowall HOERBIGER Forum im Präsentationsmodus
Im Präsentationsmodus bilden die Displays der mittleren vier Stelen auf der Längsseite ein 16:9-Format.

Mischung aus Showroom und Museum

Eine Reihe vordefinierter Stelenpositionen lässt sich über eine Crestron X-Panel Software steuern. Über das zur Steuerung verwendete mobile Touchpanel können die Stellen darüber hinaus individuell angesprochen und bewegt werden. X-Panel bestimmt sozusagen über die Rotation und die Position der Stelen, die von zwei unterschiedlichen Elektromotoren angetrieben werden. Neben dem Big-Picture-Modus gibt es beispielsweise auch einen Präsentationsmodus, für den die mittleren vier Stelen auf der Längsseite zusammengefahren werden, so dass die Monitore praktisch ein 16:9-Format ergeben. Über dieses können Präsentationen oder Filme gezeigt werden.

Die Standardposition der Stelen dient einer weiteren Funktion: Sie vereint die Geschichte des Unternehmens mit der Gegenwart und der Zukunft und bildet so eine Mischung aus Showroom und Museum. Dabei deckt jede Stelenreihe mit Displays und Vitrinen einen eigenen Zeitraum ab: Auf der Stirnseite in der Nähe des Eingangs geht es um die Herkunft und – im Rahmen einer Oral History Applikation – die Werte des Konzerns. Sie werden durch eine Mischung aus Touchdisplays und Exponaten erlebbar gemacht, beispielsweise mit dem Ur-Ventil des Unternehmens oder einem Stück der ehemaligen Fabrikmauer. Die „Experience HOERBIGER“-Applikation, eine als interaktive Website programmierte digitale Timeline, setzt die Exponate in ihren zeitlichen Kontext.

Videowall HOERBIGER Forum in Standardposition
Die Standardposition der Stelen bildet eine Mischung aus Showroom und Museum. (Bild: Uni Siegen)

Die Stelen an der Längsseite widmen sich der Gegenwart des Konzerns – seinen Produkten, Geschäftsbereichen und Mitarbeitern weltweit. „Die Gegenwart nimmt den größten Ausstellungsraum ein. Hier geht es um unsere aktuellen Produkte und den Kundenvorteil, den wir mit unserer Leistung ermöglichen“, erklärt Helmut Lang, Mitarbeiter der Unternehmenskommunikation bei HOERBIGER in Wien. „Die interaktiven Exponate und die Touchscreens ermöglichen unseren Gästen und Besuchern einen ganz persönlichen Zugang zum Unternehmen.“ Die dritte Stelenwand schließlich widmet sich Zukunftsthemen. Hier gibt es beispielsweise eine Art interaktives Spiel, bei dem per Touchdisplay Fragen zu wichtigen Themen im Kontext technologischer Megatrends gestellt werden können.

Beeindruckend wandelfähiges Raumkonzept

Mit dem variablen Raumkonzept gepaart mit dem vielseitigen Informationsangebot des Forums ist der HOERBIGER Unternehmenskommunikation und Triad Berlin tatsächlich eine multimediale Innovation gelungen. „Wir wollten mit dem Forum einen multimedialen Erlebnisraum schaffen, den es so vorher noch nicht gab“, erklärt Ludwig Schönefeld, Leiter der Unternehmenskommunikation. „Das Forum schlägt den Bogen von der Herkunft über die Gegenwart in die Zukunft. Es war uns wichtig, die damit verbundenen inhaltlichen Aspekte in einer der Standort-Architektur angemessenen Weise mit modernen Ausdrucksformen zu realisieren. Ein wichtiger Aspekt war darüber hinaus die Skalierbarkeit des Konzepts für weitere Produktions- und Servicestandorte im Konzern. Wesentliche Inhalte des Forums wie die Experience HOERBIGER Applikation werden deshalb online abgerufen.“

So lässt sich der Content des Forums in Wien weltweit in Echtzeit aufrufen – egal, ob auf dem Präsentationsmonitor einer Serviceniederlasssung oder auf den Stelen am Standort Wien. Bei aller Zufriedenheit mit dem Forum sind sich Ludwig Schönefeld und Helmut Lang aber auch einig, dass Besucher neben den digitalen Erlebnissen der Multimediawelt zusätzlich analoge, visuell-haptische Erlebnisse benötigen: „Wir haben im ersten Jahr festgestellt, dass die Menschen auch etwas zum Anfassen brauchen. Das ist ein Thema, das wir im Verlauf der weiteren Entwicklung besetzen müssen.“ Konzeptionell vorgesehen waren dafür von Anfang an Sonder- und Wechselausstellungen, aber auch Kulturveranstaltungen.

Autor: Claudia Rothkamp 

Auswahl der Medientechnischen Komponenten im HOERBIGER Forum
Auswahl der Medientechnischen Komponenten im HOERBIGER Forum (Bild: Uni Siegen)

LED-Leuchtfeuer

Ebenfalls im Forum befindet sich ein weiterer Eyecatcher: das sogenannte HOERBIGER Pionierfeuer. Dabei handelt es sich um eine LED-Lichtinstallation, die in der äußeren Form an das HOERBIGER Logo angelehnt ist. Auch die Lichtfarben Blau und Rot entsprechen den Unternehmensfarben. Diese pulsieren im Inneren der Installation je nach Aktivität des weltweiten E-Mail-Datentraffics im Konzern: Je höher der durchschnittliche Traffic in den internationalen Datennetzen, desto intensiver die Strahlkraft der LED-Panels. Das HOERBIGER Pionierfeuer soll symbolisch für den Pioniergeist und die Kreativität der Mitarbeiter im Konzern stehen. Und da das Unternehmen mit Produktionsstandorten und Serviceniederlassungen von Neuseeland bis Nordkanada über den ganzen Erdball verteilt ist, steht das Licht nie still.

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