Aus dem ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Bad wird ein Restaurant und Eventraum für das Hotel Stadtpalais in Köln.
Wo früher Menschen ins kühle Nass sprangen, finden heute attraktive Veranstaltungen statt: Das Kaiser-Wilhelm-Bad (KWB) wurde im Auftrag der ISKAM Grundstücksgesellschaft mbH in Form einer Sanierung und Nutzungsänderung zu einer Event-Gastronomie umgebaut. Beauftragter Fachplaner für die raumakustischen und medientechnischen Maßnahmen waren die Ingenieure von Graner+Partner aus Bergisch-Gladbach, die Systemintegration der Medientechnik erfolgte durch Amptown System Company (Frankfurt).
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Neben der veränderten Nutzung ist auch die Verwendung der zulässigen Materialien aus dem Blickwinkel der Denkmalpflege und dem der Architekten ein besonderer Akzent.
Wechselvolle Geschichte
Das Kaiser-Wilhelm-Bad, kurz KWB, verfügt über eine wechselvolle Geschichte. 1914 als Militärbadeanstalt eröffnet, wurde es nach dem ersten und zweiten Weltkrieg für die Öffentlichkeit wieder als Hallenbad nutzbar gemacht. Erst im Zuge der Eröffnung des Kölner Thermalbadelandschaft Claudius Therme Mitte der 90er-Jahre kam es zur Schließung. 2008 begann der Umbau des anliegenden historischen Komplexes des Hotel Stadtpalais zum komfortablen First-Class Hotel unter strengen Auflagen des Denkmalschutzes. Es wurde besonders Wert darauf gelegt, die historischen Bauteile, wie beispielsweise die Stuckdecken und Fliesen im Eingangsbereich, zu erhalten. So spiegeln sich im Hotel Stadtpalais moderne Baukunst und historische Tradition wider.
Auch für die ehemalige Schwimmhalle galt es, ein attraktives Konzept für die Trockennutzung zu entwickeln. Die ISKAM Grundstücksgesellschaft als Bauherr hatte dazu für das KWB die Leitidee einer Nutzung als Restaurant und Veranstaltungsraum vorgegeben. Gründe wie die zentrale Lage in Köln-Deutz direkt gegenüber der LanxessArena und unweit des Messegeländes sowie die historische Bedeutung und direkte Verbindung zum Hotel Stadtpalais zeichnen das KWB als Hotspot für ansässige Unternehmen, Köln Besucher und Touristen aus. Die Sanierungs- und Umnutzungs-Maßnahme erfolgte in zwei Schritten: 2015 wurden die Ingenieure von Graner+Partner mit der Akustikplanung der Schwimmhalle von Dr. Heribert Landskron-Reissdorf von der ISKAM Grundstücksgesellschaft beauftragt, 2017 erfolgte die medientechnische Planung. Den Zuschlag für die Systemintegration und die medientechnische Ausführung bekam das Team von Amptown System Company in Frankfurt unter der Projektleitung von Lars Daubermann. Nach aufwendiger Sanierung gemäß der strengen Denkmalschutzauflagen eröffnete das KWB im Stadtpalais im September 2019. Das KWB steht nun als Restaurant, Bar oder als außergewöhnliche Veranstaltungslocation für Feiern und Events für bis zu 450 Gäste zur Verfügung. Ansprechpartner während der Baumaßnahme und verantwortlich für den Betrieb des KWB ist Geschäftsführer Rainer Siewert.
Audiovisuelle Technik
„Für die Sanierungs- und Umnutzungs-Maßnahme des historischen KWBs haben die Ingenieure von Graner+Partner eine audio- und medientechnische Ausstattung geplant, die wir als ausführender Systemintegrator mit einer den Denkmalschutzanforderungen folgenden, maßgeschneiderten Systemintegrationslösung umgesetzt haben“ beschreibt Lars Daubermann, ASC Projektleiter, den Auftrag und führt fort: „Insgesamt handelt es sich um eine Mediainstallation mit professionellen Komponenten sehr guter Marken: Für die Audiosignale dient ein Q-SYS Core 510i als Zentraleinheit der Signalverarbeitung im Zusammenspiel mit netzwerkfähigen QSC-Endstufen. Die Steuerung der Audio- und Lichttechnik erfolgt mittels einer Crestron Mediensteuerung und intuitiv bedienbarer Touchpanels.”
Zur Audiolösung sagt Daubermann: “Für die Sprachalarmierung und die Einspielung einer atmosphärischen Hintergrundmusik im laufenden Restaurantbetrieb haben wir 100 Volt ELA Deckeneinbaulautsprecher installiert.“ Für die Beschallung bei Live-Auftritten dient laut Daubermann ein kompaktes Yamaha QL1 Mischpult mit umfassender Signalverarbeitung als Audiozentrale der mobilen Beschallungseinheit für kleine bis mittelgroße Livekonzerte oder Events und passt sich dem gewünschten Arbeitsumfeld an. Besonderer Augenmerk wurde hierbei
auch auf die Lautsprecher gelegt, bei denen nicht nur die akustische Performance, sondern auch die Optik stimmen musste. Dazu Lars Daubermann: „Die Deckenlautsprecher werden für den Veranstaltungsbetrieb durch eine mobile Beschallungsanlage mit schlanken DLI-230 Zeilenlautsprechern und XS40 Subwoofern von Fohhn Audio ergänzt. Die elegante Optik der Lautsprecher fügt sich diskret und harmonisch in die klassische Architektur der ehemaligen Schwimmhalle ein.“ Dabei sorgt nach seinen Aussagen eine drahtlose digitale Shure ULX-D-Mikrofonanlage für eine klangvolle und sichere Sprachübertragung. Die Regie- und Zentralentechnik sowie Monitor-Lautsprecher komplettieren das medientechnische Konzept mit einer leistungsstarken Ethernet-Infrastruktur zur Audioübertragung via Dante und Video-Übertragung über ein Crestron NVX „All over IP“-System.
Im Hinblick auf die medientechnische Infrastruktur sagt Lars Daubermann: „Es wurde nach Vorgaben des Planers eine umfangreiche Medieninfrastruktur fest in den Baukörper eingebracht, um unter anderen auch den Einsatz der mobilen Beschallungsanlage örtlich flexibel zu gewährleisten. Hierzu gehören moderne Bodentanks mit den notwendigen Anschlüssen sowie das erforderliche Leitungsnetzwerk. So verfügt das KWB über eine hochmoderne, medientechnische Systemlösung, die zahlreiche Ansprüche erfüllt und auf Zukunft ausgerichtet ist.“ Daubermann fährt fort: „An den Veranstaltungssaal schließen sich die zwei Clubräume „Deutz“ und „Kalk“ an, die optisch durch eine attraktive Kupferwand auffallen. Über ein Touchpanel hat der Haustechniker die Möglichkeit, dort die passende Lichtstimmung für das gewünschte Ambiente auszurichten. Für Präsentation- und Entertainmentzwecke kann ein mobiles 55 Zoll Samsung Display angeschlossen
werden.“
Akustische Maßnahmen
„Zielsetzung für die raumakustischen Maßnahmen und den Umbau des KWB im Stadtpalais war, dass wir in diesem imposanten Bau mit seinem anspruchsvollen Ambiente eine akustische Atmosphäre schaffen wollten, die vom Restaurantgast als angenehm und vom Veranstaltungsgast als herausragend empfunden wird“, erklärt Rainer Siewert, Geschäftsführer des KWB im Stadtpalais. „Immer, wenn wir die mobile Beschallungsanlage bei unseren bislang gebuchten Events in Betrieb genommen haben, können wir dank der ausgewählten Technik und der raumakustischen Maßnahmen von einer hohen Übertragungsgüte sprechen. Wir wollen den Raum daher nahezu ganztags bespielen – vom Business Frühstück, über einen Tagungslunch bis hin zum ‚À la carte’-Restaurant am Abend, wobei wir die Location natürlich auch für geschlossene Veranstaltungen anbieten. Letztere beinhalten Firmenveranstaltungen, Hochzeiten, Weihnachtsfeiern, kleinere Konzerte und Ähnliches. Angrenzend zum Hauptraum bieten wir die beiden Clubräume für Besprechungen, Seminare und Tagungen für bis zu je 12 Personen oder
kleinere, geschlossene Gesellschaften an. Bei Großveranstaltungen werden diese Räume passend in das Veranstaltungskonzept integriert.“
Für die Umbaumaßnahme haben Dominik Schenke und Manuel Marx von Graner+Partner im ersten Schritt den akustischen Status Quo analysiert und erfasst, um eine Grundlage für die nutzungsorientierte Auslegung zu erhalten. Im Bereich des Schallimmissionsschutzes musste sichergestellt sein, dass man die Einwirkungen auf die im direkten Gebäudeanschluss vorhandenen Hotelzimmer des Hotel Stadtpalais deutlich minimieren konnte. Die Auslegung der Raumakustik für den großen Innenraum der ehemaligen Schwimmhalle hat man so angepasst, dass die geplanten Veranstaltungen mit dem dafür notwendigen akustischen Anspruch durchgeführt werden können. Dazu wurden die Theke, die Bar und die Clubzimmer medientechnisch wie auch raumakustisch als explizite Bereiche behandelt.
Andreas Simon, Dipl.-Ing. für physikalische Technik, Leiter der Medientechnik und Prokurist bei Graner+Partner erläutert die Maßnahmen: „Die Planung und Umsetzung raumakustisch wirksamer Oberflächen in verschiedenen Raumzonen war eine wichtige Voraussetzung für die beabsichtigte Nutzungsänderung in dem vom Kunden angeforderten Qualitätsmaßstab. Die im Stadtpalais eingestellte Nachhallzeit liegt im Mittel bei 1,27 Sekunden mit einem Anstieg zu tiefen Frequenzen und einer Nachhallzeit im Sprachbereich bei ca. 1,1 Sekunden. Diese Charakteristik vermittelt ausreichend Absorption im gastronomischen Betrieb, wodurch zwar ein lebendiges, aber dennoch nicht aufdringliches Hintergrundgeräusch entsteht. Darüber hinaus unterstützt die Akustik Übertragungen mit Beschallungssystemen und vermittelt durch den Anstieg im tieffrequenten Bereich ein voluminöses Klangbild. Simon erläutert Details: „Durch die Positionierung einzelner Absorberflächen in bestimmten Zonen des Stadtpalais mit einem geringeren Abstand zu den Hörern konnte der lokale Eindruck einer höheren Bedämpfung erreicht werden. Das hat den Effekt, dass in diesen Bereichen, wie zum Beispiel den Clubzimmern, an der Theke und der Bar, eine höhere Sprachverständlichkeit und eine geringere Einwirkung der üblichen Störgeräusche durch Gastronomiebetrieb und Beschallung erzielt wird. Diese raumakustische Optimierung haben wir durch den Einsatz fugenloser Akustikdecken-Systeme, textilbezogener Akustik-Deckenpaneele, mikroperforierter Wandelemente und Akustikputz erreicht. So ist ein außergewöhnlicher Raum mit einer außergewöhnlichen Nutzung und einer beachtenswerten Historie entstanden. Darin fügt sich die Akustik augenscheinlich eher unauffällig ein und ist gerade deswegen besonders gut gelungen.“ Rückblickend resümiert Andreas Simon: „Die Herausforderung war, die raumakustischen Maßnahmen mit den Vorgaben des Denkmalschutzes und der nicht alltäglichen Nutzung in den Baukörper zu bringen. Das haben wir zur Zufriedenheit aller gelöst, dank des konstruktiven und kommunikativen Austauschs mit Rainer Siewert und Amptown System Company.“
Diesen und weitere Beiträge über die Integration von audiovisueller Medientechnik in Corporate-Bereichen, Hotels/Gastronomie oder Themenwelten finden Sie in Ausgabe 2/2019 von KommunikationsRaum.