Conferencing: Online-Besprechungen mit Google Meet
von Andreas Th. Fischer, Artikel aus dem Archiv vom
Der Markt für Videokonferenzlösungen ist heftig umkämpft. Für Google Meet sprechen nicht nur die enthaltenen professionellen Funktionen, sondern auch die vielfältige Hardware, die von Herstellern wie Asus, Lenovo oder Logitech bereitgestellt wird.
Videokonferenzen über das Internet gibt es schon seit Längerem. Mit Beginn der Pandemie hat ihre Bedeutung aber erheblich zugenommen. Kaum ein Unternehmen kommt heute noch ohne sie aus. Mitarbeiter in Firmen jeder Größe setzen Videokonferenzen ein, um sich mit den Kollegen ohne Risiko einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zu Online-Besprechungen in virtuellen Räumen zu treffen. Für den gelegentlichen Einsatz reichen das eigene Notebook, die Kamera im Smartphone oder eine günstige Webcam meist aus.
Anders sieht es allerdings aus, wenn sich ein Teil der Belegschaft für eine Sitzung im Konferenzraum versammeln will, während die anderen Mitarbeiter aus der Ferne zugeschaltet werden sollen. Kaum jemand wird ihnen in der heutigen Zeit noch zumuten wollen, sich gemeinsam vor den Bildschirm und die Kamera eines Laptops zu quetschen. Hersteller wie Asus, Lenovo oder Logitech haben daher zusammen mit Google spezialisierte Hardware entwickelt, die sich vor allem für den Einsatz in Konferenzräumen anbietet.
Die angebotenen Produkte arbeiten mit der Videokonferenzlösung Google Meet (früher Hangouts) zusammen und nutzen teils auch einige der von Google entwickelten Funktionen wie die Sprachsteuerung. Aber was ist eigentlich Google Meet, und welche Vorteile bietet der Dienst gegenüber den Konkurrenten? Google bietet ihn in einer kostenlosen und in mehreren kostenpflichtigen Varianten an, die sich vom Funktionsumfang und der Zahl der möglichen Teilnehmer unterscheiden. Relativ einfache Videokonferenzen mit bis zu 16 Personen lassen sich kostenfrei direkt aus Gmail heraus starten.
Zahlenden Kunden von Google Workspace (früher Google Apps beziehungsweise G Suite) bietet der Konzern mehr Möglichkeiten. So können Abonnenten des Pakets „Business Starter“ für 5,20 Euro pro Nutzer und Monat Videokonferenzen mit bis zu 100 Teilnehmern durchführen. 10,40 Euro pro Nutzer und Monat kostet der Tarif „Business Standard“. Hier erhöht sich die Zahl der maximal erlaubten Teilnehmer auf 150. Außerdem können diese Sitzungen auch aufgezeichnet und in Google Drive gespeichert werden. 15,60 Euro pro Nutzer und Monat berechnet der Konzern für den Tarif „Business Plus“, mit dem sich Videokonferenzen mit bis zu 500 Teilnehmern durchführen lassen. Individuell ausgehandelt wird dagegen der „Enterprise“-Tarif. Diese Kunden können dafür dann aber auch ihre internen Veranstaltungen mit bis zu 100.000 Teilnehmern innerhalb der eigenen Workspace-Domain streamen.
Abgesehen davon umfasst Google Meet alle wesentlichen Funktionen, die für Online-Besprechungen benötigt werden. So kann der Organisator zum Beispiel einzelne oder auch mehrere Teilnehmer stummschalten. Das ist etwa dann nützlich, wenn Hintergrundgeräusche oder Rückkopplungen auftreten und die Sitzung stören. Wenn einer der Teilnehmer über kein Mikrofon an seinem PC verfügt, kann er stattdessen auch sein Smartphone verwenden.
Außerdem bietet Google Meet mehrere Möglichkeiten, um die Darstellung der anderen Teilnehmer anzupassen. Entweder zeigt die Anwendung bis zu 16 Personen als Kacheln an oder sie fokussiert sich auf den Sprecher. Hier lassen sich alternativ auch noch die Bilder weiterer Teilnehmer in die Seitenleiste einblenden. Wer will, kann außerdem eine automatische Untertitelung in den Sprachen Englisch, Deutsch oder Französisch aktivieren. Es ist sogar möglich, gleich eine Übersetzung in die genannten Sprachen oder in Portugiesisch beziehungsweise Spanisch erledigen zu lassen. Die Ergebnisse sind nicht perfekt, aber sie sind hilfreich, um den Inhalt zumindest grob zu verstehen.
Wenn es um Google geht, dreht sich die Diskussion meist über kurz oder lang auch um das Thema Datenschutz. So gilt der Konzern nicht ganz zu Unrecht als eine der größten Datenkraken der Welt. Google beziehungsweise Alphabet, wie sich das Unternehmen nach seiner Umbenennung im Jahre 2015 nennt, hält sich nach eigenen Angaben aber strikt an die Regelungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Man erfülle bei der Datenverarbeitung alle dafür nötigen technischen und organisatorischen Vorgaben, schreibt das Unternehmen in seinen online veröffentlichten Fragen und Antworten (FAQs). Trotzdem speichere man einen Teil der Kundendaten auch außerhalb der Europäischen Union.
Besonderen Wert hat Google auf die Absicherung der mit Google Meet durchgeführten Videokonferenzen gelegt. Damit ein Meeting nicht gestört wird, kann der Organisator zum Beispiel kontrollieren, wer den Chat oder sein Mikrofon nutzen darf. Außerdem kann er einen Warteraum einrichten, so dass Neuankömmlinge nicht sofort in eine bereits laufende Sitzung hineinplatzen. Wer einmal aus einem Meeting entfernt wurde, darf zudem nicht einfach wieder beitreten. Die Moderationsrechte lassen sich außerdem an bis zu 25 weitere Teilnehmer delegieren, so dass sich der Organisator auf andere Aspekte konzentrieren kann.
Google hat nicht nur die Funktionen ausgebaut, sondern auch früh erkannt, wie wichtig leistungsfähige Hardware ist, wenn sich die eigene Videokonferenzlösung gegenüber der Konkurrenz aus Microsoft Teams, Zoom, Cisco Webex und Konsorten behaupten soll. Daher hat der Konzern zusammen mit mehreren Firmen angepasste Hardware entwickelt und für Google Meet zertifiziert.
Der taiwanesische Technologiekonzern Asus war einer der ersten Hersteller, der Lösungen für Google Meet ins Programm aufgenommen hat. Die aktuelle Palette besteht aus drei Hardware-Kits. Das kleinste Paket ist das sogenannte Starter-Kit. Es ist für kleine bis mittlere Räume mit bis zu acht Personen ausgelegt. Das Kit enthält eine Chromebox, also einen Minirechner, der als Betriebssystem das schlanke Chrome OS von Google verwendet. Asus bezeichnet die Box auch als „Google Meet Compute System“. Sie ist mit einem Intel-i7-8550U-Prozessor mit 1,8 GHz Leistung, 2 beziehungsweise 4 GByte DDR4-RAM sowie einer 128 GByte großen M.2-SSD ausgestattet. Auf der Rückseite befinden sich fünf Quickcharge-fähige USB-3.1-Gen1-Type-A-Anschlüsse, ein Audioausgang, ein USB-3.1-Gen1-Type-C-Anschluss, ein HDMI-Port, eine Ethernet-Buchse (10/100/1000) sowie ein DC-in-Eingang. Die Box kann Daten per WLAN und Bluetooth auch drahtlos übertragen. Sie ist 198 x 123 x 29,5 mm groß und wiegt 670 g.
Zusätzlich umfasst das Starter-Kit eine UHD-fähige Kamera (Ultra High Definition, 3.840 × 2.160 Pixel), ein sogenanntes Speakermic sowie eine Fernbedienung. Letztere kann per USB-Dongle mit der Chromebox verbunden werden. Das Speakermic ist für den Betrieb auf einem Tisch gedacht. Das kleine Kästchen enthält sowohl Mikrofone für Aufnahmen im 360-Grad-Radius sowie Lautsprecher, die laut Asus auch noch in 7 Meter Entfernung gut zu verstehen sind. Außerdem kann das Gerät Hintergrundgeräusche und Echos aktiv unterdrücken. Die Stromversorgung erfolgt über USB-C, also zum Beispiel über die mitgelieferte Chromebox.
Das Small-/Medium Room Kit ist statt der Fernbedienung mit einem Touch-fähigen Display ausgestattet. Es ist ebenso wie das Starter-Kit für bis zu acht Teilnehmer in einem eher kleinen Raum ausgelegt. Der 10,1 Zoll große Bildschirm kann mit einem Notebook verbunden werden, um etwa eine Präsentation einzuspielen. Außerdem entspricht dieses Set weitgehend dem Starter-Kit. Es enthält daher auch die bereits genannte Chromebox, die UHD-Kamera und das Speakermic.
Asus ergänzt die beiden Sets mit dem Large Room Kit, das auf Sitzungen mit bis zu 20 Teilnehmern ausgelegt ist. Die Ausstattung entspricht dem Small-/Medium Room Kit. Nur die UHD-Kamera ersetzt der Hersteller hier mit einer PTZ-Pro2-Kamera, die von Logitech beigesteuert wird. Die Full-HD-fähige Kamera kann entweder Weitwinkelaufnahmen erzeugen oder mit ihrem 10×- Zoom-Objektiv einzelne Sprecher in den Fokus nehmen. Sie ist außerdem mit einer eigenen Infrarot-Fernbedienung ausgestattet, über die sie aus der Ferne gesteuert werden kann.
Der Schweizer Hersteller Logitech hat nicht nur die mit Google Meet einsetzbare Kamera entwickelt, sondern selbst rund fünf Hardware-Kits für die Videokonferenzlösung im Portfolio. Sie sind vor allem für die Wandmontage unter einem großen Bildschirm vorgesehen. Die Lösungen MeetUp und Rally Bar Mini sind für kleine Räume mit wenigen Teilnehmern ausgelegt. Rally Bar und Rally sind für mittelgroße Räume mit bis zu acht Teilnehmern gedacht, während Rally Plus für große Konferenzzimmer mit mehr Personen und wahlweise auch mehreren Bildschirmen geeignet ist. Die in allen Systemen integrierten Kameras sind Zoom-fähig (bis zu 5-fach optisch und 3-fach digital). Dazu kommen ein bis mehrere enthaltene Mikrofone, die sich noch um zusätzliche mobile Mikrofone ergänzen lassen. Logitech nennt sie Mic-Pods. Eine RightSense-KI (Künstliche Intelligenz) soll für bessere Ergebnisse sorgen. So optimiert die Komponente RightSound die Stimmübertragung, filtert störende Nebengeräusche aus und sorgt damit für besser verständliche Gespräche. RightSight bewegt die Kamera automatisch und passt die Zoom-Einstellung etwa so an, dass alle Personen im Bild zu sehen sind. Ergänzt werden diese Techniken durch RightLight, das Lichtbalance und Farbdarstellung optimiert und unter anderem die Farbsättigung an den Hautton des Sprechers anpasst.
Darüber hinaus bietet der Hersteller mit Logitech Tap ein zusätzliches Touch-fähiges Display an, mit dem sich Meetings steuern lassen. Das Gerät verfügt über einen Bewegungssensor, der Teilnehmer automatisch erkennt. Diese können sich dann per Touch anmelden und auf den integrierten Kalender zugreifen. Alternativ lässt sich Tap auch als Scheduler nutzen, um etwa freie Slots für den aktuellen Raum zu finden und dann für ein Meeting zu buchen.
Der dritte im Bunde der Hersteller von Google-Meet-tauglicher Hardware ist Lenovo. Das Unternehmen hat unter der Marke Series One ebenfalls drei Room-Kits entwickelt, die von Small über Medium bis zu Large reichen. Das Kit für kleine Räume besteht aus einer Full-HD-fähigen Smart-Kamera mit 12-Megapixel-Sensor, einer Smart-Audio-Bar mit Lautsprechern und Mikrofon, einem Mini-Computer, der ähnlich ausgestattet ist wie das Modell von Asus sowie einer Fernbedienung. Das Kit für mittelgroße Räume verzichtet ebenfalls auf den Remote-Controller, enthält dafür aber wieder ein Touch-Display. Dazu kommt ein Mic-Pod, der kreisförmig mit acht Mikrofonen ausgestattet ist.
Das Kit für große Räume enthält eine Smart-Camera-XL mit einem 20-Megapixel-Sensor, zusätzlich zur normalen Smart-Audio-Bar noch eine weitere Audio-Bar, zwei Mic-Pods sowie den Minicomputer und das Touch-Display. In Deutschland sind die Room-Kits derzeit aber nicht über Lenovo, sondern nur vereinzelt über den Fachhandel und die Distributoren Tech Data oder Exertis ProAV verfügbar, da der Hersteller nach eigenen Angaben mit Lieferschwierigkeiten kämpft.
Auch wenn nach und nach viele Mitarbeiter wieder ins Office zurückkehren, bleiben Videokonferenzen aller Voraussicht nach auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil der Business-Kommunikation. Für den direkten Austausch zwischen zwei oder sehr wenigen Personen reichen oft einfachste Lösungen aus. Sobald aber Konferenzräume und mehr Teilnehmer mit ins Spiel kommen, benötigen Firmen professionelle Lösungen wie sie Google zusammen mit Asus, Logitech oder Lenovo entwickelt hat.
Die Kosten für die Kits sind in der Regel überschaubar. So liegt der empfohlene Verkaufspreis für die kleinste hier vorgestellte Lösung MeetUp von Logitech bei etwas über 600 Euro. Die Kits von Asus und Lenovo sind teurer; hier beginnen die Paketpreise bei etwa 3.000 Euro inklusive Mehrwertsteuer. Nicht vergessen werden dürfen dabei allerdings auch die Kosten für Google Meet, das im Unternehmenseinsatz nicht kostenlos zu haben ist.