Die AV-Spezialisten des australischen Herstellers Blustream haben ein innovatives Angebot von Produkten und Lösungen für die AV-Distribution. In diesem Praxistest haben wir geprüft, wie gut die Einrichtung und der Betrieb des „AV over IP“-Multicast-Systems angelegt sind.
Das Entwicklerteam von Blustream verteilt sich mit Niederlassungen in Australien, UK und USA über drei Kontinente, was dazu führt, dass der Hersteller wichtiges Feedback aus dem globalen Markt bekommt und dieses auch offen einfordert. Dadurch erhält die Entwicklungsabteilung die Möglichkeit, Produkte sehr nah an der Praxis zu entwickeln. Dies soll auch auf das Multicast-System zutreffen.
Die Multicast UHD Reihe von Blustream soll eine nahezu latenzfreie Verteilung von HDMI-Signalen über IP-Netzwerk- Infrastrukturen mit 1 Gbit bieten. Hierbei soll die Komprimierung fast verlustfrei arbeiten und das Multicast System HDMI, IR, RS-232 und USB / KVM bis zu einer Länge von 100 m über CAT-Kabel liefern. Das bringt eine hohe Flexibilität bei gleichzeitiger Simplizität in der Installation. Der Hersteller hat hierbei ein System entwickelt, das in wenigen Minuten und ohne jegliche Netzwerkqualifikation installiert werden kann.
Dabei bietet das System vier unterschiedliche Modi, in denen es betrieben werden kann: Ganz klassisch zum Beispiel im One-To-One Modus. Ein Transmitter schickt das HDMI-Signal ins Netzwerk, und ein Receiver empfängt dieses, um es auszugeben. Über One-To-Many kann ein HDMI-Signal auf beliebig viele Receiver verteilt werden. Für diese beiden Modi sind keine Ethernet-Switche erforderlich, und sie können lediglich über direkt angeschlossene CAT-Kabel realisiert werden. Hierzu verfügen die Receiver über eine Loop-Out-Ethernet-Schnittstelle, die das Signal an jeweils einen weiteren Receiver weiterreichen. Somit können im Daisy-Chain-Betrieb beliebig viele Geräte hintereinandergeschaltet werden. Die Matrix-Distribution ermöglicht grenzenlose Konfigurationsmöglichkeiten zum Routing beliebig vieler Transmitter und Receiver über eine virtuelle Matrix. Im Video- Wall-Mode lassen sich Bilder in beliebige Teile aufspalten, einzelnen Receivern zuweisen und somit über Videowände wiedergeben.
Die Konfiguration der Blustream IP200UHD Transmitter und Receiver erfolgt grundsätzlich automatisch und benötigt keine manuelle IP-Zuweisung oder per DHCP. Die wichtigste Funktion, nämlich die Geräte-ID, lässt sich am Gerät selbst mit Tasten einstellen. In wenigen Sekunden lässt sich so eine Übertragung eines HDMI-Signals über ein IP-Netzwerk realisieren. Hierzu sind vorerst keine Kenntnisse über Netzwerke oder das Erstellen von VLANs notwendig. Das gilt allerdings nur, solange das Netz, in dem man Blustream betreiben will, keine anderen IP-basierten Anwendungen mit hohen Bandbreiten aufweist, nicht allzu komplex und entsprechend auf die Verteilung von 1-Gb- Netzwerksignalen ausgelegt ist. Falls die Netzwerk-Infrastruktur nicht für den AV-over-IP-Betrieb ausgelegt ist, lässt sich Blustream jedoch sehr gut konfigurieren, um an entsprechende Anwendungsgebiete angepasst zu werden.
Das AV-over-IP-System bietet 4K-UHD-Auflösung mit HDR-Unterstützung auf einer Länge von bis zu 100 m über CAT-Kabel. Der Hersteller gibt hier eine Latenz von gerade mal einem Frame an. Ein eingebauter Scaler im Empfänger ermöglicht die Einstellung der optimalen Auflösung für jedes Wiedergabegerät. Blustream gibt an, dass das System unbegrenzt skalierbar ist. Das können wir hier im Praxistest nicht nachstellen, zudem hängt es natürlich von vielen Faktoren wie der geeigneten Netzwerk-Infrastruktur ab. Generell kann dieses System aber durch die Konfigurierbarkeit auch in größeren Installationen eingesetzt werden.
Sollte man das optionale Advanced Control Module ACM200 verwenden, erhält man eine erweiterte Steuerungsmöglichkeit des Multicast-Systems über TCP/IP, RS-232 und IR. Außerdem bietet es ein Webinterface und ermöglicht Zugriff über die zugehörige Software auf verschieden Funktionen. Per intuitivem „Drag&Drop“ kann eine Quellenauswahl mit Videovorschau, die Überwachung des Systemstatus und ein unabhängiges Routing von IR, RS-232, USB/ KVM, Audio und Video erfolgen. Der ACM200 kann ebenfalls per PoE mit Strom versorgt werden und besitzt zwei Ethernet-Schnittstellen, wovon eine für die Kommunikation mit dem Videonetz und die andere für den Zugriff auf die Konfiguration dienen. Diese können im gleichen oder auch in getrennten Netzen liegen. Der Anschluss für die Konfiguration lässt eine Vergabe einer manuellen oder per DHCP zugeteilten IP zu. Hier bietet sich dann auch die einfache Integration in Steuerungssysteme von Drittanbietern an.
Für ein einfaches Signalmanagement zum unabhängigen Routing von Video, Audio, IR, RS-232 und USB/KVM bietet die Konfigurationsumgebung ein intuitives Interface.
Das Control-Interface ist über jedes Endgerät mit Browser und Zugang zum Netzwerk, in dem sich das Advanced Control Module befindet, zu erreichen. Zu Beginn hilft der Konfigurations-Assistent bei der Einrichtung eines neuen Systems. Über einen automatischen Scan werden alle im Netzwerk befindlichen Blustream-Transmitter und -Receiver ermittelt und aufgeführt. In einem nächsten Schritt werden den einzelnen Geräten Namen zugewiesen sowie bei den Transmittern die gewünschten EDID-Informationen und bei den Receivern die benötigten Scaler- Resolutions ausgewählt. Ist die Ersteinrichtung abgeschlossen, gelangt man in die Drag&Drop Control. Aber auch nachträglich können einem System weitere Transmitter und Receiver über eine Scan-Funktion hinzugefügt werden. Dies kann auch automatisch erfolgen, sodass neue Geräte ins System aufgenommen werden, sobald sie im Netzwerk integriert und betriebsbereit sind.
Die Drag&Drop Control bietet eine Übersicht aller Transmitter und Receiver im System mit entsprechenden Vorschaubildern des anliegenden Signals. Die Vorschaubilder werden alle paar Sekunden aktualisiert. Um Quellen den entsprechenden Senken zuzuordnen, können die Vorschaubilder einfach von den Transmittern auf die Receiver gezogen werden. Das Routing findet adhoc statt. Hierbei hat man auch die Möglichkeit, Receiver-Gruppen anzulegen, um einen One-To-Many-Modus simpel und schnell zu ermöglichen.
Ganz genauso verhält es sich in der Video-Wall-Control. Die Receiver, die eine Videowall ansteuern, sind als Gruppe hinterlegt und zeigen die anliegenden Signale über eine Vorschau genauso an, wie sie dann auch auf den einzelnen Senken zu sehen sind. Eine Zuweisung einer neuen Quelle findet ebenso über das Ziehen des Vorschaubilds statt.
Im Menü des Signal-Routings lassen sich für alle Signalarten (Video, Audio, IR, Serial, USB und CEC) separate Einstellungen vornehmen, ob diese Signale dem grundsätzlichem Routing folgen oder davon unabhängig zum Beispiel immer über einen festen Pfad erfolgen.
Für den Zugriff auf die Konfiguration können verschiedene Nutzer angelegt, diesen werden unterschiedliche Zugriffsrechte auf bestimmte Transmitter und Receiver zugewiesen. So können unterschiedliche Nutzer Zugriff auf unterschiedliche Bereiche des Systems erhalten oder verwehrt bekommen. Ebenso lassen sich für alle Geräte aus dem Control-Interface zentral Updates einspielen.
Das Blustream Multicast System ist eine überraschend simple Möglichkeit, eine AV-over-IP-Signaldistribution zu realisieren. Zudem bietet es erweiterte Funktionen, um auch komplexen Herausforderungen gerecht zu werden. Viele Systeme versprechen zwar eine Plug&Play-Funktionalität, aber Blustream wird diesem Prädikat absolut gerecht. In unserem Testaufbau mit zwei IP200UHD-TX Transmittern und zwei IP200UHD-RX Receivern sowie einem ACM200 Advanced Control Module gelang die Einrichtung in wenigen Sekunden, und das Übertragen von HDMI-Signalen über das Netzwerk konnte beginnen. Auch ohne das Kontrollmodul ist das Switchen der Signale allein durch die Tasten am Gerät möglich; für einfache Anwendungen kann das schon ausreichen. Mit Kontrollmodul werden die Möglichkeiten dann nahezu grenzenlos. In Verbindung mit einer einfachen IP-Tastensteuerung (oder auch einer seriellen) können über simple IP-Kommandos Kontrollbefehle etwa für die Umschaltung von Quellen erfolgen. Für eine leichtere Integration bietet Blustream sogar schon einige vorprogrammierte Treiber an. Alles in allem handelt es sich hier um ein sehr durchdachtes System, das die Einführung von AV-over-IP-Technologie auch ohne Netzwerkkenntnisse ermöglicht.
In Deutschland wird Blustream vom Vertrieb PAT Pro Audio Technik zum Netto-Listenpreis von 668,68 € für den Transmitter IP200UHD-TX, 730,16 € für den Receiver IP200UHD-RX sowie 416,58 € für das Advanced Control Module ACM200 angeboten.
Gibt es Langzeit- und Stabilitätserfahrungen mit dem Blustream AV-over-IP-Komponenten?