Blickkontakt 2.0 – Wie eine KI-Lösung Video-Konferenzen natürlicher macht
von Redaktion,
Die Teilnehmenden von Video-Konferenzen schauen oft nicht in die Kamera, sondern richten ihren Blick auf die sprechende Person auf dem Display. Damit geht der direkte Blickkontakt verloren. Das Pforzheimer Start-up Casablanca.AI bringt mit KI den persönlichen Touch in Videokonferenzen zurück.
(Bild: Casablanca.ai)
In einer sich rapide verändernden Welt – geprägt von fortschreitender Digitalisierung und virtueller Vernetzung – erfährt die Arbeitskultur einen fundamentalen Wandel. Gerade der Begriff „New Work“ steht hierbei für neue Arbeitskonzepte und -modelle, die sich von den traditionellen Strukturen abheben. Dazu gehören unter anderem dezentrales Arbeiten, Selbstverantwortung und die stärkere Betonung der individuellen Entfaltung. Viele Unternehmen setzen in diesem Zusammenhang auch vermehrt auf flache Hierarchien und eine flexible Arbeitsumgebung, um den jeweiligen Bedürfnissen der Angestellten zu entsprechen und gleichzeitig innovative Lösungen zu fördern.
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Solche Entwicklungen ermöglichen es Mitarbeitenden beispielsweise, ihren Arbeitsplatz frei zu wählen, egal ob im Homeoffice, in Co-Working-Spaces oder unterwegs. Diese Aufhebung der traditionellen Bürogrenzen führt zwar häufig zu einer Förderung der allgemeinen Work-Life-Balance, offenbart aber im selben Moment auch andere, eher unscheinbarere Folgen, mit denen sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auseinandersetzen müssen.
Wandel in der Arbeitswelt
Mit einer zunehmenden Verlagerung von persönlichen Treffen zu digitaler Kollaboration verschiebt sich grundlegend etwas in der Art und Weise der Kommunikation. Videokonferenzen bilden dabei die Basis dieser fortschreitenden Entwicklung. So ermöglichen sie es Teams oder Geschäftspartnern, über geografische Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten, ohne sich physisch im selben Raum zu befinden. Durch die virtuelle Zusammenarbeit lassen sich zudem auch kostspielige und wenig nachhaltige Geschäftsreisen über die verschiedenen Kontinente einfach vermeiden.
Trotz der zahlreichen positiven Aspekte stehen Unternehmen in diesem Zusammenhang jedoch auch vor technischen Herausforderungen. Neue Arbeitsmodelle bringen Schwierigkeiten mit sich, die in der Vergangenheit kaum eine Rolle spielten – beispielsweise die eingeschränkte nonverbale Kommunikation in Videokonferenzen einzusetzen und wahrzunehmen. So stellt der Mangel an echtem Blickkontakt in solchen Meetings eine wirkliche Herausforderung dar, mit der sich die Arbeitswelt aktuell befassen muss.
Schwerer Verlust für die Kommunikation
In persönlichen Gesprächen spielen die Augen eine entscheidende Rolle, da sie neben dem gesprochenen Wort als wichtigstes Mittel zur Übermittlung von Informationen dienen. Blickkontakt fördert Vertrauen sowie den Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen und schafft damit eine empathische Umgebung zwischen den Gesprächsteilnehmenden. Er erweist sich als ein fundamentales Element der nonverbalen Kommunikation und bildet gleichzeitig den Schlüssel zur Interpretation von Emotionen.
Subtile Zeichen, wie die unausgesprochene Abstimmung darüber, wer gerade das Wort hat, finden im persönlichen Miteinander unbewusst über die Augen statt. Menschliche Interaktion, geprägt durch Mimik, Gestik und vor allem den Blickkontakt, geraten in der digitalen Sphäre jedoch an ihre Grenzen. Dies führt dazu, dass der Augenkontakt nicht mehr so natürlich und intuitiv erfolgt, wie im persönlichen Gespräch, und im Zuge dessen kommt es schnell zu Missverständnissen und einer verringerten zwischenmenschlichen Bindung zwischen den einzelnen Parteien.
Klare Botschaften senden
Vor allem in Videokonferenzen stellt sich insbesondere die Vertrauensfrage, wenn Teilnehmende mehr auf das eigene Bild achten als auf den Austausch mit der anderen Partei. In Millisekunden entscheidet das menschliche Gehirn, ob es den anderen als vertrauenswürdig einstuft. Hierbei spielen die Augen natürlich eine entscheidende Rolle. Forschungen der Universität Göteborg und der Stanford University zeigten 2022, dass Beteiligte den Blick in die Kamera während einer Videokonferenz als echten Augenkontakt wahrnehmen und er eine positive Wirkung auf die Kommunikation hat.
Teilnehmende, die direkt in die Linse des Geräts schauen, wurden als aufmerksamer, engagierter und vertrauenswürdiger wahrgenommen. Während der Blick in die eigene Kameralinse also dem Gegenüber das Vorhandensein von Augenkontakt vermittelt, verliert der Anwendende dieser Strategie dadurch jedoch unweigerlich die Möglichkeit, seine Gesprächspartnerin oder seinen Gesprächspartner wahrzunehmen.
Räumliche Differenzen sorgen für Schwierigkeiten
In der Regel wandern die Augen vieler Menschen in Videokonferenzen beinahe unbewusst immer wieder zum eigenen Gesicht oder dem Bild des Gegenübers, um die Gesichtszüge während der Konversation bestmöglich zu beobachten. Damit scheint es für beide Seiten jedoch, als würde der andere aus Unaufmerksamkeit den Blick schweifen lassen und kaum Interesse an dem bestehenden Gespräch aufbringen. Vielen fällt es sehr schwer, direkt in die Linse der Kamera zu blicken, da sie somit aufgrund der räumlichen Verschiebung die Sicht auf die Mimik und Gestik der anderen Teilnehmenden verlieren.
Lösungen für eine andere Positionierung der Kamera haben sich bisher nicht wirklich als sehr fruchtbar erwiesen, weshalb viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich widerwillig mit dem Status Quo arrangiert haben. Mit dem Verlust des persönlichen Blickkontakts kommt es aber auch schnell zu einer sozialen Distanz zwischen den Parteien.
Zoom-Fatigue den Kampf ansagen
Dabei hat der Wechsel zu unkomplizierten digitalen Meetings auch gesundheitliche Folgen für einige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Gerade lange und wiederkehrende Videokonferenzen führen zu einem Gefühl der mentalen und körperlichen Müdigkeit, aber auch Ungeduld, Reizbarkeit oder auch Kopf- und Rückenschmerzen treten in diesem Zusammenhang immer wieder auf. Für viele erweisen sich digitale Meetings sogar als anstrengender als persönliche Gespräche.
Dabei geht es neben der Organisation und der Masse von Videokonferenzen auch um die beschriebenen technischen Aspekte, die beispielsweise den fehlenden Blickkontakt zur Folge haben. Um der zunehmenden Zoom-Fatigue in der Bevölkerung entgegenzuwirken, hilft es unter anderem auch, auf moderne technische Hilfsmittel, wie beispielsweise den Einsatz von KI, zurückzugreifen.
Seit einiger Zeit nimmt sich das Pforzheimer Start-up Casablanca.AI der bestehenden Herausforderung des ausbleibenden Blickkontakts in Videokonferenzen an. Mit der gleichnamigen Software, Casablanca, erzeugt das Unternehmen digitalen Augenkontakt in Echtzeit. So entsteht ein natürliches Gesprächserlebnis für die Teilnehmer. Hierbei setzt das junge Unternehmen auf die eigens entwickelte, fortschrittliche KI-Lösung, wie beispielsweise Generative Adversarial Networks (GAN). Diese GANs können im Bereich der Bildgenerierung wahre Wunder vollbringen.
Augenkontakt im digitalen Zeitalter
Casablanca.AI lässt mit ihrer Software so nicht nur den Blick auf dem Gegenüber beziehungsweise der Kamera ruhen, sondern richtet virtuell den gesamten Kopf im idealen Winkel aus. So entsteht mit einer eigens entwickelten künstlichen Intelligenz auch in einer Videokonferenz echter Blickkontakt. Währenddessen bleibt die Mimik und Gestik der Anwendenden aber natürlich und realistisch. Sobald die Anwenderinnen und Anwender den Blick vom Bildschirm abwenden, also den Fokus vom Gesprächspartner abwenden, reagiert Casablanca darauf und beendet auch sogleich den Augenkontakt.
Das Tool lässt sich mit allen gängigen Anwendungen, wie Zoom oder auch Teams, ohne Mehraufwand oder besondere Umstände verwenden. Sobald Anwendende die Software installiert haben, wählen sie in der entsprechenden Videokonferenz-Software unkompliziert die Casablanca-Virtual-Camera anstelle ihrer physischen Webcam, DSLR-Kamera oder im Computer verbauten Kamera als Bildquelle. Schon kann das Meeting losgehen, egal bei welchem Anbieter es stattfindet.
Während das System in der aktuellen Beta-Test-Phase noch einiger Systemvoraussetzungen bedarf, braucht die künftige Version keine bestimmten Hardwareanforderungen für einen optimalen Betrieb. Durch ein entsprechendes In-App- Tutorial gestaltet sich die erste Nutzung einfach und benötigt keiner größeren Erklärungen vonseiten des Herstellers.
Zur Person: MARKUS VOLLMER
Markus Vollmer ist seit 2022 COO des Pforzheimer KI-Start-ups Casablanca. AI GmbH. Mit seiner rein softwarebasierten Lösung erzeugt das Unternehmen digitalen Augenkontakt in Echtzeit, um ein natürliches Gesprächserlebnis von Angesicht zu Angesicht herzustellen. Nach Masterabschlüssen in den Bereichen General Management und International Business Management in Stuttgart sowie Edinburgh widmete er sich Tätigkeiten in der Finanzbranche – unter anderem für die Deutsche Bank und Börse Stuttgart Holding.
Zudem gab er sein Fachwissen als Hochschul-Dozent in Stuttgart weiter. Seine Expertise zur Portfolio- Optimierung wurde in Form eines Fachbuchs der Reihe „Best Masters“ von SpringerGabler veröffentlicht. Seit über einer Dekade verantwortet Markus Vollmer die Personal- und Finanzbereiche von Wachstumsunternehmen.
Eine Frage der Natürlichkeit
Entsprechend ihrem Motto „Authentic Video Calls“ funktioniert die Software nur, wenn die Nutzenden tatsächlich auf den Bildschirm ihrer Übertragungsgeräte schauen. Sobald der Blick abgewendet wird, um beispielsweise auf das Smartphone zu schauen, erkennt das Programm dies und beendet automatisch den digitalen Blickkontakt. Somit bleibt die Authentizität gesichert, und es kommt nicht zu einem künstlichen Starren oder einem oftmals befürchteten Ausnutzen der KI-Technologie. Augenkontakt entsteht in diesem Szenario nur dann, wenn er auch im direkten Gespräch entstehen würde. Während sich die meisten Anbieter auf den Bereich der Blickkorrektur beschränken, integriert Casablanca.AI in ihrem System die visuelle Drehung des Kopfes zur Wahrung der Authentizität des Gesichtsausdrucks. Casablanca.AI bildet mit ihrer Entwicklung einen wichtigen Baustein, um Deutschland als international wettbewerbsfähigen KI-Standort zu prägen. Aktuell befindet sich Casblanca.AI noch in den letzten Zügen der Beta-Phase und kann als Testversion heruntergeladen werden. Die fertige Software soll jedoch voraussichtlich in der ersten Hälfte des Jahres 2024 erscheinen.
Brücken schlagen zwischen Mensch und Technik
KI-gesteuerte Systeme können so entscheidend dazu beitragen, die bisherigen Barrieren virtueller Kommunikation zu überwinden. So macht es das Unternehmen Casablanca.AI mit seinen Fortschritten im Bereich der Bildgeneration und Mustererkennung möglich, den Blickkontakt in Videokonferenzen natürlich und authentisch zu gestalten. Künstliche Intelligenz hat die Chance, den fehlenden persönlichen Austausch in der digitalen Zusammenarbeit zu kompensieren und die zwischenmenschliche Verbindung auch in diesem Raum zu stärken. Somit besteht die Herausforderung der aktuellen Zeit darin, KI nicht nur als maschinelles Werkzeug zu betrachten, sondern als unterstützendes Element, das die menschliche Interaktion wirklich bereichert. In einer zunehmend digitalen Welt, in der diese Technologie mit dem Konzept von New Work Hand in Hand geht, liegt die Schwierigkeit darin, diese Verbindung so zu gestalten, dass sie die persönliche Kommunikation stärkt und nicht aus Versehen verfremdet. Blickkontakt bildet in diesem Zusammenhang ein entscheidendes Schlüsselelement, das die Brücke zwischen der analogen und digitalen Interaktion schlägt. So bedarf es einer ganzheitlichen Betrachtung, um die Chancen zu nutzen und gleichzeitig die essenzielle Menschlichkeit in der Arbeitswelt zu bewahren.
Zum Unternehmen: CASABLANCA.AI
GmbH Mit ihrer selbst entwickelten künstlichen Intelligenz ermöglicht die 2020 gegründete Casablanca.AI GmbH aus Pforzheim authentische Videocalls. Als „virtuelle Kamera“ funktioniert das durch Patente abgesicherte Produkt in Zusammenarbeit mit allen gängigen Videokonferenzangeboten. Dabei erzeugt sie rein softwarebasiert in Echtzeit realen Augenkontakt in digitalen Meetings und stellt so ein natürliches sowie direktes Gesprächserlebnis her. Für höchste Präzision dreht die Software den gesamten Kopf des Nutzers, um ihn ideal auszurichten. Durch GAN-Technologie entsteht echter Blickkontakt, während Mimik und Gestik des Anwenders trotzdem realistisch und natürlich bleiben.