Aus eckig wird rund: Das Deckenmikrofon-Array Shure MXA920
von Jörg Küster, Artikel aus dem Archiv vom
Mit dem Modell MXA920 löst Shure das weithin bekannte Deckenmikrofon-Array MXA910 offiziell ab. Im Fokus steht nicht nur eine weiter verbesserte Performance, sondern auch die Möglichkeit zu einer noch einfacheren Einrichtung. Das klassische Kachel-Design wird durch runde Produktvarianten ergänzt.
Rund oder eckig – das Deckenmikrofon-Array MXA920 ist sowohl in einer quadratischen als auch in einer runden Variante verfügbar. Als Neuheit aus 2022 ersetzt es das weithin bekannte Modell MXA910. Das Label MXA steht für „Microflex Advance“ und ziert diverse Produkte im Shure-Portfolio, darunter beispielsweise auch das flexibel anbringbare, in zwei Längen und drei Farben verfügbare kleine „Schwestermodell“ MXA710.
Verschiedene Montageoptionen, zu denen Deckenein- oder -aufbau, die Anbringung an einer VESA-Halterung oder einem Pole (A900-PM Stangen-Montagesatz) sowie das Abhängen mit Drahtseilen (A900-GM Seil-Montage satz) gehören, ermöglichen eine zu den lokalen Gegebenheiten passende Integration des MXA920. Die quadratische Mikrofonversion (5,4 kg, 603,8 × 603,8 mm) wird ab Werk mit einem weißen Gehäuse ausgeliefert, während die runde Ausführung (5,8 kg, Durchmesser 63,6 cm) in Weiß oder Schwarz sowie im Aluminium-Look erhältlich ist. Individuelle Lackierungen sind passend zum Ambiente möglich; beste Option für bevorzugt von geschulter Hand auszuführende Farbaufträge dürften weiße Ausgangsprodukte sein.
Wer sich 2022 für ein Deckenmikrofon-Array interessiert, weiß als Errichter:in oder Techniker:in um die prinzipiellen Vorteile einer solchen Lösung. Die Benefits, zu denen in Zeiten einer weiterhin grassierenden Pandemie auch Hygieneaspekte gehören, werden daher an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt – sowohl das US-Unternehmen Shure als auch ein in Deutschland beheimateter Marktteilnehmer haben Vorzüge wie Möglichkeiten in den vergangenen Jahren ausgiebig in Theorie und Praxis demonstriert. Der vormals recht exklusive Anbieterkreis ist inzwischen größer geworden und hat sich um zusätzliche branchenbekannte Herstellernamen erweitert.
Dass Shure im Jahr 2022 mit runden Varianten um die Ecke kommt (pun intended!), dürfte Wünschen von Architekt:innen und anderen Lifestyle-Ästhetiker:innen entgegenkommen: Zwar eignet sich die quadratische Ausführung nach wie vor bestens, um mehr oder weniger unsichtbar in eine Rasterdecke integriert zu werden, doch wenn der Raum ohnehin von zeitgeistigen Pendelleuchten erhellt wird, mag ein rundes, von oben abgehängtes Deckenmikrofon gut ins Design-Moodboard passen.
Trotz unterschiedlicher Gehäuseformen sind die Round-und Square-Varianten des MXA920 intern gleich bestückt. Die unterschiedlichen Gehäusevolumina sollen laut Aussage von Shure keine Auswirkung auf die akustische Performance zeitigen. Zu Details des Innenlebens hüllt sich Shure konsequent in Schweigen, und auch das Manual liefert keinerlei Hinweise. Als gesichert gelten darf jedoch, dass „mehr als hundert“ MEMS-Kapseln („Micro Electro Mechanical System“) zum Einsatz kommen und der naheliegende Spruch „Viel hilft viel“ im konkreten Fall durchaus einen Punkt trifft: Der Hersteller weist in seiner Werbung explizit darauf hin, dass das MXA920 parallel bis zu acht Zonen mit bis zu acht Lobes (35°, 45°, 55°) erfassen kann. Lobes lassen sich permanent einem gewünschten Areal zuweisen – ein „Zonen-Hopping“ mit lediglich einer Keule wird auf diese Weise umgangen. Als Konsequenz können mehrere Personen uneingeschränkt zeitgleich sprechen, wobei ein gewisses Maß an Disziplin weiterhin hilfreich ist, damit auf der Gegenseite (Far-End) keine Konfusion entsteht – der unschöne Effekt mit stark eingeschränkter Verständlichkeit einzelner Beiträge ist aus engagiert geführten Talk-Runden im TV bekannt.
Passend zu bis zu acht erfassbaren Zonen kann das MXA920 bis zu acht separate Audiokanäle ausgeben, welche durch einen monofonen Automix-Output ergänzt werden. Standes- bzw. produktkategoriegemäß werden die Audiosignale an einer Netzwerkbuchse bereitgestellt, wobei das angeschlossene Cat-Kabel auch Steuerdaten transportiert und zur Versorgung via PoE („Power over Ethernet“) genutzt wird.
Protokoll der Wahl ist Dante, wobei Audiosignale (24 Bit, 48 kHz) nicht nur aus dem MXA920 ausgegeben, sondern dem Deckenmikrofon auch in Gegenrichtung zugeführt werden, um von dessen eingebauter IntelliMix-Elektronik als Echo-Canceling-Referenz genutzt zu werden. An jedem MXA920 ist lediglich eine einzelne Netzwerkbuchse vorhanden; ein direktes Weiterschleifen von Signalen zu einem möglicherweise benötigten zweiten MXA-Modell ist aufgrund der PoE-Stromversorgung nicht möglich. Bei Nutzung des Automix-Ausgangs, dem eine IntelliMix-Bearbeitung vorangestellt ist, beläuft sich die Latenz auf 26,6 Millisekunden zuzüglich Dante-Latenz. Die Audiosignalführung zu anderen Dante-Geräten wird per Dante Controller festgelegt.
Am Netzwerkanschluss stellt das MXA920 Informationen über Positionen von Sprecher:innen, Lobe-Ausrichtung und andere Parameter in Form von Befehlszeichenfolgen bereit, welche bei entsprechenden Gegebenheiten (große Meetings, Diskussionen, Trainings, Vorträge etc.) zur Integration des Mikrofons in Kamerasteuerungssysteme herangezogen werden können. Shure weist darauf hin, dass beispielsweise die kostenfrei verfügbare AVer „PTZ Link Software“ in Verbindung mit Shure MXA-Mikrofonen, einem IntelliMix-DSP und AVer PTZ-Kameras genutzt werden kann, um Kameras ohne ein zusätzliches Hardware-Steuerungssystem zielsicher zu bewegen: Sobald gesprochen wird, erkennt die „PTZ Link Software“, welches Mikrofon (bzw. welcher Lobe) aktiv ist und triggert automatisch das passende Kamera-Preset, um den Bildausschnitt auf die sprechende Person zu richten. Die „PTZ Link Software“ wird auf demselben PC installiert, auf dem die Videokonferenzplattform läuft. Infrage kommen natürlich auch Lösungen anderer Hersteller wie beispielsweise 1 Beyond, AREC, Crestron, multiCAM systems oder QSC.
Wer sich näher über Kamerasteuerungsmöglichkeiten in Kombination mit einem MXA Deckenmikrofon-Array informieren möchte, dürfte die Aufzeichnung eines diesem Thema gewidmeten Webinars hilfreich finden.
Den typischen Abdeckungsbereich des MXA920 beziffert Shure mit 9 × 9 Meter, wobei die im praktischen Einsatz erreichbaren Werte abhängig von der Raumbeschaffenheit variieren können – je nach Akustik sind auch größere Distanzen bei guten Klangergebnissen überbrückbar. Die in das MXA920 integrierte Elektronik sorgt dafür, dass der Beam gezielt auf sprechende Personen fokussiert wird, so dass kaum störende Nebengeräusche aufgenommen werden. Zwischen Sprecher:in und Mikrofon soll der Abstand laut Shure 4,90 Meter möglichst nicht überschreiten; als maximale Montagehöhe werden 3,70 Meter genannt.
Die Entscheidung über die konkrete Positionierung obliegt letztlich den Integrator:innen. Letztere werden ebenso wie Inhouse-Medientechniker:innen von Shure geschult, da man das MXA920 als „zertifizierungspflichtiges Produkt“ betrachtet. Ein wenig zusätzliches Fachwissen schadet bekanntermaßen nie und verhindert darüber hinaus, dass fehlerhafte Einstellungen oder eine unvorteilhafte Positionierung möglicherweise ein schlechtes Licht auf das Produkt respektive dessen Hersteller werfen.
Das MXA920 wird nach der Anbringung per Netzwerkkabel angeschlossen und ist dank „Automatic Coverage Mode“ samt Default-Setting der von Shure entwickelten Intellimix-Logik sofort betriebsbereit. Wer mit „quick and dirty“ nicht zufrieden ist, kann sich anschließend ausgiebig mit den Möglichkeiten der „Designer System Configuration Software“ befassen und bis zu acht Zonen definieren, welche sich umfangreich parametrisieren lassen. Ist besondere Sicherheit gefragt, lassen sich Signale mithilfe der Shure Networked Audio Encryption verschlüsselt übertragen. Geläufig sein dürften Akronyme wie PEQ, AEC, NR und AGC, hinter denen sich allseits bekannte Funktionen zur Audiobearbeitung verbergen. Weiterhin nutzbar sind Kompression und Delay.
Die „Designer System Configuration Software“ setzt auf eine Drag-and-Drop-Bedienung und lässt sich auf Wunsch mit einer deutschsprachigen Oberfläche betreiben. Die Software kann sowohl am Installationsort im Live-Modus wie auch offline zur Vorbereitung eingesetzt werden. Hilfreich ist ein kleines Software-Tool („Shure Web Device Discovery Application“), das alle im Netzwerk befindlichen Shure Komponenten erkennt.
Abgedeckte Bereiche werden auf der Oberfläche der „Designer System Configuration Software“ in Form rechteckiger, blau hinterlegter Felder visualisiert. Letztere lassen sich mit der Maus vergrößern/verkleinern/bewegen. Auf unsinnige Einstellungen („Beam durch die Wand“ oder Ähnliches) weist rote Signalfarbe hin. Die rechteckigen Felder lassen sich auf einem karierten Arbeitsblatt bewegen, das auf Wunsch zwecks besserer visueller Orientierung mit einem Foto/Plan (Bilddatei) des realen Raums hinterlegt werden kann. Das Raster kann auch deaktiviert werden; das Einzeichnen von Hilfslinien ist möglich. Die Eckdaten der Umgebung (Breite/Tiefe/Höhe) können nach Aufruf des Reiters „Abdeckungskarte/Coverage Map“ in Meter oder Feet eingegeben werden. Orientierung bezüglich der Ausrichtung des frei positionierbaren MXA920 bietet das nahe einer Gehäusekante angebrachte Shure-Logo, welches von einer Signal-LED und einem Reset-Taster flankiert wird.
Sind alle zu beteiligenden Komponenten auf dem virtuellen Arbeitsblatt abgelegt, führt das System auf Wunsch eine automatische Konfiguration („Optimieren“) mit sinnvollen Verbindungen durch. Voraussetzung ist, dass alle Geräte über zueinander kompatible Firmware-Versionen verfügen, was möglicherweise Updates als vorbereitende Maßnahme erzwingt. Die über „Optimieren“ hergestellten Verbindungen werden übersichtlich auf der Software-Oberfläche angezeigt.
Für das AEC („Automatic Echo Cancelling“) lässt sich eine Referenz festlegen. An Möglichkeiten für einen in großen Räumen möglicherweise benötigten Voice-Lift wurde ebenfalls gedacht, und laut Shure konnte in diesem Punkt sogar eine Verbesserung gegenüber dem Vorgängermodell MXA910 erzielt werden: Im Voice-Lift-Betrieb glänzt das neue MXA920 mit einer Erhöhung um beachtliche 9 dB mehr Gain-before-Feedback.
Die Standardeinstellung des MXA920 umfasst einen 9 × 9 Meter messenden Bereich, der dynamisch abgedeckt wird. Jeder Sprechende innerhalb dieses Areals wird erfasst, während akustische Informationen außerhalb des Bereichs nicht berücksichtigt werden. Die Erfassung ist unabhängig davon, ob sprechende Personen sitzen, stehen oder sich bewegen.
Shure spricht in diesem Zusammenhang von einer dynamischen Abdeckung, während bei der so genannten „dedizierten Abdeckung“ Zonen gemäß Gusto definiert werden – im realen Raum ist dabei ein Dante-fähiger Kopfhörerverstärker nützlich, um Gain-Einstellungen (sofern man sich nicht auf AGC verlassen möchte …) und die Klangbearbeitung sinnvoll einzurichten. Für jeden Abdeckungsbereich sowie für die Automix-Ausgabe stehen Gain-Fader zur Verfügung. Mit der Maus lassen sich die bis zu acht Zonen manuell verschieben sowie vergrößern/verkleinern.
Bei aktivierter automatischer Abdeckung stellt das MXA920 eine Audiosumme am Automix-Ausgang bereit. Separate Sendekanäle sind lediglich dann verfügbar, wenn die automatische Abdeckung ausgeschaltet ist. Dynamische und dedizierte Abdeckungsbereiche können im Mischbetrieb eingesetzt werden. Bei ein- oder ausgeschalteter automatischer Abdeckung nutzt das MXA920 die Autofocus-Technologie von Shure, um eine Feinabstimmung der Abdeckung in Echtzeit vorzunehmen, wenn sprechende Personen ihre Positionen ändern. Die Autofocus-Funktion ist immer aktiv, so dass diesbezüglich keine Anpassungen vorgenommen werden müssen.
Bestimmte Bereiche lassen sich auf Wunsch gezielt von der Erfassung ausklammern, wenn sich dort beispielsweise ein Raumzugang oder ein Lüfter befindet. Zur Wahl stehen die Funktionen „Muted Coverage“ und „No Coverage“. Alternativ lassen sich „Immer an“-Bereiche mit Vorrangschaltung (z. B. für eine VIP-Zone, in welcher sich die/der Vorstandsvorsitzende aufhält) definieren. Im letztgenannten Fall beläuft sich die Abdeckung auf einen festen Wert von 1,83 × 1,83 Meter (6 × 6 Feet).
Eine interessante Ergänzung zum MXA920 ist MXANMB (Nano Mute Button): Die konfigurierbare, PoE-betriebene Stummschalttaste für vernetzte Shure Audiosysteme ist für den Tischeinbau vorgesehen und ebenso einfach zu montieren wie anzuschließen. Die Taste umgibt ein Multicolour-LED-Ring – während Rot gemeinhin oft als „Mute“ interpretiert wird, kann diese Farbe im Broadcastbereich auch für „On Air“ stehen, so dass Flexibilität bei der Farbwahl durchaus willkommen ist. Nach dem Einbau sieht der in Ausführungen mit oder ohne Aufdruck verfügbare Design-Taster très chic aus und lässt sich dank seiner Größe auch von gedankenverlorenen Grobmotorikern problemlos bedienen. Als Steuersignale werden TCP/IP Command Strings ausgegeben, so dass der elegante Mute-Button auch für Third-Party-Devices verwendet werden kann.
Shure hat diverse Komponenten im Programm, die sich hervorragend für ein Zusammenspiel mit dem MXA920 eignen. Zu nennen wäre beispielsweise die ANIUSB-MATRIX, welche als kompaktes Interface Gerätschaften wie ANI4IN, ANI4OUT und ANI22 ergänzt.
Eine sinnvolle Ergänzung mag auch der netzwerkfähige Shure Deckeneinbaulautsprecher Microflex MXN5W-C mit Koax-Bestückung (5,25″-Tieftöner, 0,75″-Hochtöner) und integrierter DSP-Endstufe sein. Der lediglich mit einer einzelnen Netzwerkbuchse versehene Lautsprecher hinterlässt dank stabilem Metallgehäuse einen robusten Eindruck. Das lackierbare randlose Schutzgitter haftet magnetisch, was gleichermaßen für ein kleines Schild mit dem Logo des Herstellers gilt. Das Schild(chen) können Genauigkeitsfanati-ker:innen nach der Installation wunschgemäß ausrichten oder auch entfernen – man könnte an dieser Stelle wohlwollend von „Liebe zum Detail“ sprechen. Die Leistung des Lautsprechers variiert anhand des anliegenden PoE-Signals zwischen 12 Watt und 24 Watt (PoE +). Zur einfachen Montage sind bei Shure Einputz- oder Montageringe für abgehängte Decken erhältlich. Eine Öse für die Befestigung eines Safety-Seils ist an der Rückseite des Speakers vorhanden. Ein Datensatz für EASE ist verfügbar.
Das MXA920 kommuniziert mit allen Geräten, die sich auf das Dante-Protokoll verstehen, so dass die Verbindung mit etablierten Mediensteuerungen keine Probleme aufwirft. Shure weist explizit darauf hin, dass das MXA920 für den Einsatz mit Microsoft Teams zertifiziert ist – die Vorteile einer durchgängigen Zertifizierung aller am System beteiligten Komponenten liegen gegenüber „zusammengewürfelten“ Lösungen auf der Hand und machen sich nicht zuletzt beim Echo-Cancelling bemerkbar. Shure hat externe Processing-Power beispielsweise in Form des IntelliMix P300 im Programm: Der Audio Conferencing Processor kümmert sich um Echo-Cancellation, Noise-Reduction und AGC („Automatic Gain Control“) und entlastet Teams von rechenintensiven Aufgaben.
Unumgänglich ist im Systemverbund ein PoE-fähiger Switch. Shure hat vor Kurzem eine Kooperation mit Netgear als so genanntem „Ecosystem Partner“ bekannt gegeben, und für die AV-Switches dieses Herstellers sind passende Shure/Dante-Presets verfügbar.
„Shure Microflex-Lösungen bilden ein vollständiges Ökosystem“, sagt Tim Klatte (Sales Manager, Integrated Systems), der seit Ende 2020 für Shure tätig ist und in der Vergangenheit Praxiserfahrungen bei renommierten Integratoren sammeln konnte. Insbesondere als Fachmann für Dolmetschertechnik war Klatte bereits rund um den Globus im Einsatz. Bei Shure ist Tim Klatte, der ab November 2022 den Nachnamen Lubrant trägt, für das Gebiet Deutschland Nordwest verantwortlich. Von den Produkten seines Arbeitgebers zeigt sich der Sales Manager im Gespräch glaubhaft überzeugt: „Durch meine früheren Tätigkeiten bei verschiedenen Integratoren konnte ich Erfahrungen mit Technikansätzen ganz unterschiedlicher Hersteller sammeln“, so Klatte. „Die Systemkonzepte von Shure fand ich damals schon interessant, da für so gut wie jedes Szenario eine Lösung verfügbar ist.“
Eine interessante Alternative zu Hardware wie dem IntelliMix P300 kann Software sein, welche Funktionalitäten eines Audio-DSPs auf einem zeitgemäß ausgestatteten Rechner bereitstellt. Bei Shure hört die „weiche Ware“ auf die Bezeichnung „IntelliMix Room – Audio Processing Software“. Installiert werden kann IMX-Room beispielsweise auf dem PC eines MTR-Systems („Microsoft Teams Rooms“-Set aus PC, Microsoft Teams Rooms Lizenz und Touchpanel), wie es etwa Crestron im Programm hat. Die Dante-Signale des MXA920 werden in diesem Kontext auf eine virtuelle Soundkarte des Rechners geführt. IntelliMix Room läuft als Windows-Dienst nativ auf Windows-10-PCs.
Die „IntelliMix Room – Audio Processing Software“ bietet Features, die über die Ausstattung des schon länger erhältlichen IntelliMix P300 hinausgehen: So unterstützt der Automatikmixer im P300 bis zu acht Dante-Kanäle, während die Software sowohl acht als auch 16 Kanäle akzeptiert. Ein Highlight im Funktionsumfang ist der AI-Denoiser, welcher im IntelliMix P300 nicht verfügbar ist. Das Kürzel AI steht für „Artificial Intelligence“ und erfreut sich aktuell größter Beliebtheit bei Marketing-Abteilungen jedweder Branche. Was letztlich zählt, ist jedoch nicht der Hype, sondern das Ergebnis, und Shure kann diesbezüglich überzeugen: Beim Probeaufbau eines MXA920W-S-60CM in einem 5 × 4 Meter messenden Konferenzraum (Deckenhöhe 2,70 Meter) der Ebner Media Group überraschte die „KI-Lärmentfernung“ (so die deutsche Übersetzung in der Software-Oberfläche) mit ihrer Leistungsfähigkeit – Störgeräusche wurden erstaunlich gut herausgefiltert, ohne dass der betreffende Kanal geschlossen oder das Sprachsignal übermäßig beeinträchtigt wurde. Nicht verschwiegen werden darf an dieser Stelle, dass der Algorithmus ein gerütteltes Maß an Rechenleistung benötigt, was zulasten der Gesamtlatenz geht.
Erwartungsgemäß ist Software, die den Kauf eines externen DSP-Geräts obsolet macht, bei Shure nicht kostenfrei verfügbar, sondern wird als Lizenzierungsmodell angeboten: Vergeben werden Lizenzen für Zeiträume von drei oder fünf Jahren. Wer andere Laufzeiten benötigt, darf sich vertrauensvoll an seine Ansprechpartner:innen beim Hersteller wenden. Drei Monate vor Ende ihrer Laufzeit meldet sich die Software eigenständig per E-Mail bei Integrator:in und Endkund:in; die Erinnerung wird einen Monat vor Ablauf wiederholt. Ist Tag X erreicht, wird die Software nicht unmittelbar deaktiviert, sondern es tritt eine 30-tägige Kulanzzeit in Kraft – insgesamt besteht also mehr als genug Zeit, um auch bei Urlaub, Krankheit, hoher Auslastung oder anderen Gründen rechtzeitig agieren zu können und dabei vielleicht gleich auch noch bestehende Projektkontakte zu pflegen.
Spannend wird es bei der Preisgestaltung: Für den IntelliMix P300 werden aktuell laut Liste 1.960 Euro aufgerufen, während für die Software bei vergleichbarer Ausstattung mit acht Dante-Kanälen und einer Laufzeit von drei Jahren 490 Euro zu budgetieren sind. Andere Betrachtungsweise: Wird eine fünfjährige Lizenz erworben, liegen die Kosten nach zehn Jahren Nutzung immer noch unter denen des Hardware-Prozessors.
Wer sich ein eigenes Bild der vorgenannten Bits und Bytes machen möchte, kann bei Shure eine Trial-Version der „IntelliMix Room – Audio Processing Software“ anfordern und alle Funktionen über drei Monate hinweg kostenfrei testen. Für Systempartner von Shure ist selbstverständlich ebenfalls eine spezielle Testversion verfügbar.
Glaubt man der stets gut informierten Branchen-Gerüchteküche, wird für das Shure MXA920 derzeit eine Lieferzeit von rund vier bis fünf Monaten aufgerufen, was in den aktuell mehr als bewegten Zeiten als durchaus akzeptable Zeitspanne gilt – bekanntermaßen sehen sich nicht wenige Medientechnikproduzenten derzeit außerstande, konkrete Verfügbarkeitstermine zu nennen oder verweisen freundlich auf das Jahr 2024. In diesen Zusammenhang passt, dass das eigentlich abgekündigte Vorgängermodell MXA910 vereinzelt wohl doch noch erhältlich ist – harte Zeiten mit Materialknappheit sind für harte (Produkt-)Schnitte möglicherweise nicht besonders gut geeignet.
In der Vergangenheit waren von mit der Installation des Vorgängermodells MXA910 befassten Techniker:innen gelegentlich Meldungen zu vernehmen, dass die Einrichtung des Produkts eine relativ komplizierte Angelegenheit sei. Derlei Unbill sollte beim neuen MXA920 in vielen Fällen durch den „Out-of-the-Box-einsatzfähig-Modus“ (Automatic Coverage Mode) auszuräumen sein. Wer mag (oder muss …), kann sich nach dem automatisierten Setup immer noch mit Feineinstellungen befassen, um zu einem für den jeweiligen Einsatzort optimalen Ergebnis zu gelangen.
Wer sich für ein quadratisches Mikrofonarray mit Möglichkeit zum Einbau in eine Rasterdecke interessiert, hat die Wahl zwischen mehreren Anbietern. Shure setzt sich in diesem Wettstreit mit guter Audioqualität (inklusive weitem Frequenzgang), einer großen abdeckbaren Fläche und bis zu acht Lobes in Szene. Das US-Unternehmen sichert sich gemeinsam mit einem anderen Anbieter allerdings nicht nur einen Spitzenplatz im Bereich Performance, sondern auch in puncto Preisgestaltung. In die persönliche Bewertung mit einbezogen werden sollte der Umstand, dass Shure nicht „nur“ ein Deckenmikrofon-Array anbietet, sondern dieses in ein komplettes System mit externem Audio-DSP, schickem Mute-Button und sogar einem Rundum-sorglos-Lautsprecher einbettet. Letzteres ist allerdings auch bei Konzepten aus anderen Erdteilen der Fall, die gleich auch noch einen PoE+-Switch mit eigenem Markennamen beinhalten.
In nicht wenigen Projekten mag es Sinn ergeben, das MXA920 mit Produkten wie dem Shure Mikrofonarray MXA710 oder dem MXA310 Microflex Advance Tisch-Mikrofonarray zu ergänzen – nicht nur, um mehr Flexibilität zu haben, sondern auch, um das Budget gegenüber der Anschaffung eines zweiten MXA920 zu schonen. Außerdem lässt sich auf diese Weise in Unternehmen eine markeneinheitliche Ausstattung großer wie kleiner Besprechungs- und Konferenzräume erreichen, was ein schlagkräftiges Argument darstellen kann.