Mit einer Kombination aus 19″-Hardware (ConnectStation), einer App und umfangreichen Back-End-Services (ConnectServices) nimmt Sennheiser die Herausforderungen des digitalen Konferenzzeitalters an und trägt dem BYOD-Konzept umfassend Rechnung. Bei einem Pilotprojekt im Essener Kongresszentrum „Haus der Technik“ lässt sich ein Blick auf die mögliche Zukunft der Konferenztechnik werfen – weitreichende Auswirkungen auf die Branche sind absehbar …
(Bild: Jörg Küster)
Anzeige
Kim Guercke zückt sein Smartphone und startet die App, an deren Entwicklung er maßgeblich beteiligt ist: „Conference- Connect“ unterstützt Ausrichter und Gäste über den gesamten Verlauf einer Veranstaltung – von der Planung über die Teilnehmerregistrierung bis zur Organisation vor Ort und der Nachbereitung.(Bild: Jörg Küster)
Auf Guerckes Smartphone-Bildschirm erscheinen alle relevanten Informationen, welche die heute im Essener Haus der Technik (HdT) stattfindende „Fachtagung Turmdrehkrane“ betreffen: ein Event für Spezialisten, bei dem die Bestimmungen der DIN EN 14439 für die Konstruktion, den Bau und Betrieb sowie die Prüfung von Turmdrehkranen vorgestellt werden. Mit wenigen Fingerbewegungen stellt Kim Guercke seine persönliche Agenda zusammen und ruft Detailinformationen zu Vorträgen und Referenten ab. Bewertungen einzelner Beiträge sind möglich; die Interaktion zwischen Teilnehmern und Veranstaltern wird zum Kinderspiel.
Streaming-Dienste wie die Übertragung von Dolmetscherton wären auf Wunsch einsetzbar, eine Hörunterstützung durch den integrierten Personal Hearing Assistent wird Gästen mit entsprechenden Bedürfnissen angeboten. Die App ist kostenlos im Apple iTunes Store und im Google Play Store verfügbar. Das Essener Haus der Technik weist vorab über einen Newsletter auf die Möglichkeiten von ConferenceConnect hin; vor Ort machen Rollbanner auf die Option zum Zusammenstellen der ganz persönlichen Kongressumgebung mittels Sennheiser ConferenceConnect aufmerksam.
Pilotphase im Haus der Technik
Kim Guercke ist „Project Manager ConnectServices“ bei der Sennheiser Streaming Technologies GmbH (SST), eine hundertprozentige Tochter der Sennheiser GmbH & Co. KG. SST wird als Kompetenzzentrum für innovative Streaming-Lösungen verstanden und verbindet laut Hilke Schürmann, PR & Social Media Manager bei SST, die „siebzigjährige Audiokompetenz des deutschen Familienunternehmens mit zukunftsorientierten Entwicklungen im Bereich Streaming“. Das Tochterunternehmen mit Sitz in Hamburg fokussiert sich dabei vorerst auf latenzarmes Audiostreaming für mobile Endgeräte.
Das Pilotprojekt im Haus der Technik wurde im Mai 2017 initiiert; anlässlich der Vorstellung kamen ein Prototyp der 19″-Hardware sowie frühe Versionen von App und Back-End zum Einsatz. Der Kontakt zwischen SST und dem HdT kam über Dipl.-Ing.-Phys. Dirk Neumann zustande, der als Geschäftsführer der PCS Professional Conference Systems GmbH beide Parteien kennt und von der Möglichkeit einer fruchtbaren Zusammenarbeit überzeugt war. Anfang Januar 2018 konnten in Essen bereits redaktionelle Inhalte für das neue Sennheiser System erstellt werden, und am 14. April dieses Jahres wurde die erste Veranstaltung unter Einsatz von Sennheiser ConferenceConnect erfolgreich realisiert. SST versteht die Pilotphase im Haus der Technik als Möglichkeit, um aus erster Hand Erfahrungen mit dem praktischen Einsatz von Hard- und Software zu sammeln, in Abstimmung mit dem Anwender neue Features auszurollen und auch die Umsetzung des redaktionellen Parts unter realen Bedingungen zu testen. Zwei ConnectStations sind als Hardware-Leihgaben im Haus der Technik installiert.
Produkt plus Service
Die ConnectStation ist als 19″-Gerät ausgeführt; bis zu zehn Units lassen sich bei hohem Kanalbedarf zu einem leistungsstarken Cluster koppeln. Netzwerkbuchsen sowie Anschlüsse für Access-Points sind auf der Geräterückseite vorhanden. Im Idealfall wird für den Betrieb vor Ort in Abstimmung mit der lokal verantwortlichen IT-Abteilung die ohnehin vorhandene WLAN-Technik herangezogen, so dass keine eigene Infrastruktur ausgebaut werden muss. Audiosignale lassen sich im Moment analog oder über AES/EBU in eine ConnectStation einspeisen; künftige Hardware-Versionen werden laut Aussage von Kim Guercke das Dante-Protokoll unterstützen.
Fest zum Angebot des neuen Sennheiser Systems gehört bereits jetzt Assistive Listening – eine Hörunterstützung, bei der das Smartphone des App-Nutzers als Wiedergabegerät dient. Das Audiosignal lässt mittels einer grafischen Oberfläche bezüglich seines Klangs an individuelle Bedürfnisse anpassen; der zugrunde liegende Algorithmus sowie das intuitiv erfassbare Interface des „Personal Hearing Assistant“ wurden in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT entwickelt und sind bereits von Produkten wie der Sennheiser Streaming-Lösung Mobile-Connect bekannt.
Im Gegensatz zu seit Jahren im Einsatz befindlichen Event-Apps setzt die neue Sennheiser Lösung als Alleinstellungsmerkmal auf eine Kombination von Hard- und Software, oder besser gesagt: eine Kombination aus Produkt und Service – beides aus einer Hand. Technisch wären die mit dem System realisierbaren Streaming-Dienste ohne dedizierte Hardware nicht umsetzbar. Nüchtern betrachtet handelt es sich es sich bei der ConnectStation um einen Industrie-PC mit einer hochwertigen Soundkarte (die bei einer künftigen Dante-Ausstattung obsolet wird). Der entscheidende Teil von ConferenceConnect sind jedoch Software und Cloud-Dienste, was als Indikator dafür gelten mag, in welche Richtung sich das Traditionsunternehmen Sennheiser entwickelt.
Das Front-End: Alles App-gedeckt!
Berührungspunkt für Veranstaltungsteilnehmer ist die ConferenceConnect App, die kostenfrei für Apple iOS und Google Android verfügbar ist. Die Grundidee besteht darin, sämtliche Informationen rund um eine Veranstaltung zentral an einem Ort zur Verfügung zu stellen. „App-gedeckt“ werden alle Aspekte von der Einladung über die Buchung und den Weg zur Veranstaltung bis zur Zusammenstellung einer persönlichen Agenda, dem Download von Präsentationen und Dokumenten sowie Bewertungsmöglichkeiten (Survey). Eine Besonderheit sind die bereitgestellten Streaming-Dienste (siehe unten). Die App begleitet Anwender vor, während und nach einer Veranstaltung; Marketing-Profis würden beim Vergleich mit traditionellen Ansätzen vermutlich von einem „deutlich verlängerten Lifecycle“ sprechen.
Für das Einladungsmanagement wurde eine stimmig parametrisierte Mailing-Funktion implementiert. Teilnehmer haben die Möglichkeit, aus ihrer Sicht besonders interessante Hinweise/Beiträge mit anderen Personen zu teilen – aus Veranstaltersicht resultiert hieraus möglicherweise ein „Schneeballeffekt“, der den Drittempfängern darüber hinaus nahelegt, die ConferenceConnect App herunterzuladen.
Darüber hinaus bietet das System jedem Veranstalter einen News-Channel (redaktioneller Kanal), der in ConferenceConnect an prominenter Stelle angezeigt wird. Der News-Channel erlaubt es Veranstaltern, den App- Usern Informationen zu weiteren Angeboten und/oder Veranstaltungen zukommen zu lassen (auch von anderen Veranstaltern). In Zukunft kann sich der App-User auf diese Weise themenbezogen informieren und bei Bedarf direkt zu der beworbenen Veranstaltung navigieren – diese Features dürften den Event-Ausrichter nebenbei elegant von den Verpflichtungen der DSGVO entbinden.
Im Haus der Technik werden die Teilnehmerdatensätze während der Pilotphase losgelöst von der hausintern verwendeten Verwaltungssoftware in das zu ConferenceConnect gehörende Back-End eingepflegt. Die Architektur der ConnectServices ist darauf ausgelegt, vor Ort zum Einsatz kommende Systeme (z. B. Event-CRM oder ERP-Lösungen wie Navision) einfach anbinden zu können – ob Daten dann von den ConnectServices zu bestehenden Systemen oder umgekehrt übertragen werden sollen, ist eine Einzelfallentscheidung: Möglicherweise kann es je nach Kontext Sinn ergeben, die Daten für Events autark innerhalb von ConferenceConnect zu pflegen.
Personalisierung
Ein außerordentlich nützliches Feature ist der Veranstaltungsplaner, mit dem sich Anwender ihre persönliche Agenda zusammenstellen können. Interessante Beiträge/Sessions werden einfach per Wischbewegung markiert und sind anschließend mit einem Stern-Symbol gekennzeichnet – das Markieren im gedruckten Themenplan entfällt bei parallel stattfindenden Sessions. In der App angezeigt werden Zeit, Ort und Vortragsende; Überschneidungen sind automatisch rot gekennzeichnet. Der individuell zusammengestellte Themenplan läuft während des Tages ohne Zutun des Anwenders mit, so dass lästiges Suchen entfällt.
Präsentationen und ergänzende Unterlagen lassen sich per Fingerdruck herunterladen, sofern entsprechende Inhalte vom Veranstalter bereitgestellt werden – die Uhrzeit, ab welcher Content verfügbar sein soll, kann definiert werden. Der Verzicht auf Papier oder USB-Sticks spart bekanntermaßen Kosten und Ressourcen, hilft aber auch dabei, stets aktuell zu bleiben: Dirk Neumann berichtet von einer kürzlich durch seine Firma betreuten Tagung, bei der aufgrund neuer gesetzlicher Bestimmungen kurzfristig nennenswerte Programmänderungen erforderlich waren – innerhalb kürzester Zeit mussten 1.000 modifizierte Programmhefte gedruckt und per Post versendet werden. Mit einem Tool wie ConferenceConnect ließe sich einer solche Aufgabe wesentlich unkomplizierter bewältigen.
In die App ist ein so genanntes „Survey Tool“ integriert, das eine Bewertung von Gesamtveranstaltungen oder einzelnen Präsentationen erlaubt – die ConnectServices bieten hierfür diverse Fragetypen. Surveys lassen sich vom Veranstalter einfach erstellen und als Templates ablegen. Die zugrunde liegende Technologie soll schon bald auch derart implementiert werden, dass personalisierte Abstimmungen zu gewünschten Themen durchgeführt werden können, bei denen Teilnehmer namentlich aufgeführt sind.
Welcher Teilnehmer welche Inhalte sieht, lässt sich vom Veranstalter in einem weiten Rahmen definieren; durch die Eingabe eines Freischaltcodes (QR-Code möglich) geschützte Dienste lassen sich einrichten. So wäre beispielsweise zu verhindern, dass Teilnehmer bei einem Vortrag physisch nicht anwesend sind und das Geschehen lediglich aus der Ferne verfolgen. Sensible Inhalte lassen sich ebenfalls per Code-Eingabe schützen.
Das Erscheinungsbild der App ist derzeit mit dem Attribut „zweckmäßig“ charakterisierbar. Daraufhin angesprochen zeigt Kim Guercke auf seinem Smartphone eine alternative Bedienoberfläche, welche als Hub-Menu mit ihrem Design ein wenig an die Kachel-Optik aktueller Windows-Versionen erinnert. Guercke weist darauf hin, dass die visuelle Gestaltung veränderbar ist: Das Branding lässt sich an die CI des Veranstalters anpassen, und sogar ein individueller Zuschnitt auf eine einzelne Veranstaltung ist möglich; die Kosten dürften im Vergleich zu einer Eigenentwicklung nicht nennenswert sein. Was letztlich die auf Kundenseite präferierte Lösung sein wird, ist im Moment noch nicht absehbar: Manche Menschen bestellen schlichtweg lieber bei „Pizza.de“ als über die Website der nächstgelegenen Pizzeria, da sie nicht hunderte Apps installieren und mit ihren Daten füttern möchten – insbesondere die Account-Daten dürften in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen.
Streaming
Die Streaming-Dienste sind ein Highlight der App: Die Übertragung von Dolmetscherangeboten und die Hörunterstützung durch den integrierten Personal Hearing Assistent demonstrieren exemplarisch die Benutzerfreundlichkeit. SST arbeitet laut Kim Guercke an weiteren App-Features, darunter Transcription (Sprache zu Text) und Translation (automatische Übersetzung der Sprache). Die ConnectStation schickt das digitalisierte Sprachsignal ins Netz, erhält vom gebuchten Service die gewünschte Leistung und verteilt Audiostreams per WLAN an die Smartphones der vor Ort anwesenden Konferenzteilnehmer. Ohne Hardware wäre das Verfahren nicht in vergleichbarer Audioqualität möglich; auch die Latenz wäre für viele Anwendungsfälle kaum akzeptabel. Das Buzz-Word der Stunde lautet Edge- bzw. Fog-Computing: Datenströme werden ressourcenschonend an Ort und Stelle verarbeitet (zumindest teilweise), ohne dabei auf die Vorteile der Cloud zu verzichten. „Edge“ bezeichnet den Rand des Netzes, an den sich eine Verteilerebene (Access Layer) mit Verbindung zu den Endgeräten anschließt; Daten werden nahe an ihrem Entstehungsort verarbeitet.
Die Einsatzmöglichkeiten wurden bereits erwähnt, und selbstverständlich lässt sich das Audio-Streaming auch nutzen, um Dolmetschersignale an die Teilnehmer einer Veranstaltung bzw. deren Smartphones zu übermitteln.
Das BYOD-Konzept birgt dabei viele Vorteile: Veranstalter müssen keine Empfangsgeräte vorhalten/ausgeben/einsammeln/reinigen, und die Gäste verwenden ein ihnen bestens vertrautes Device. Personen mit eingeschränktem Hörvermögen werden nicht mehr durch eine vorgegebene Platzwahl (Induktionsschleife) oder die zwangsweise Nutzung spezieller Geräte diskriminiert.
Noch Zukunftsmusik ist eine Echtzeit-Anbindung an maschinelle Dolmetscherdienste – dass eine KI-gestützte Übersetzung ohne jede menschliche Beteiligung bei der überwiegenden Zahl aller Konferenzen in nur wenigen Jahren gang und gäbe sein wird, steht außer Frage, und in Dolmetscherkreisen macht sich angesichts der absehbaren Entwicklung bereits profunde Besorgnis breit. Die KI-Prozesse machen exponentiell zunehmende Fortschritte und werden bald schon einen sinnvollen Kontext bzw. die Bedeutung von Wörtern im konkreten Zusammenhang eines Satzes ermitteln können. Die Bedienoberfläche der ConferenceConnect App ist am Rande bemerkt in verschiedenen Sprachen verfügbar.
Kongresszentrum „Haus der Technik“: Wissen durch Erfahrung
Der Verein „Haus der Technik e. V.“ wurde 1927 in Essen gegründet und hat sich in seinem mehr als neunzigjährigen Bestehen immer wieder den jeweils aktuellen technischen und marktwirtschaftlichen Entwicklungen gestellt. Der Verein widmet sich in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Unternehmen der Verbreitung von naturwissenschaftlichem und ingenieurwissenschaftlichem Wissen sowie der Vermittlung notwendiger Anwendungskompetenzen. Jährlich werden rund 1.500 Veranstaltungen ausgerichtet, wobei unabhängig von staatlichen Transfers gearbeitet wird – das Haus der Technik erwirtschaftet sein Ergebnis jenseits eines kleinen Anteils aus Mitgliedereinnahmen vollständig durch eigene Leistungen.
Hinter der historischen Backsteinfassade eines denkmalgeschützten Essener Gebäudekomplexes befinden sich im Haus der Technik 35 Veranstaltungsräume unterschiedlicher Art und Größe, welche für bis zu 600 Personen (teilbarer Hörsaal A) geeignet sind. Im Fokus stehen Kongresse und Tagungen, Messen und Produkteinführungen, Seminare und Workshops sowie Betriebsversammlungen und Firmenveranstaltungen. Das Kongresszentrum ist am Zugang zur Innenstadt unmittelbar gegenüber des Essener Hauptbahnhofs gelegen.
Das Back-End: ConnectServices
Das ConferenceConnect Back-End namens ConnectServices wird via Browser bedient und präsentiert sich in Form einer übersichtlich gestalteten Bedienoberfläche. Um neuen Anwendern die Handhabung so einfach wie möglich zu machen, wurden von SST kurze Infofilme (Screencasts) in den einzelnen Funktionsbereichen hinterlegt.
Die Bedienung aller Bereiche ist kongruent gestaltet, so dass man sich als Neuling rasch zurechtfindet. Die Möglichkeiten des Back-Ends sind äußerst umfangreich und können aus Platzgründen an dieser Stelle nicht en détail dargestellt werden. Im positiven Sinn auffällig ist eine sinnvolle Verquickung von Funktionen, welche Verantwortlichen das Leben leichter machen. Masken sorgen dafür, dass alle relevanten Informationen korrekt erfasst werden; Dropdown-Menus sind an geeigneten Positionen ebenso vorhanden wie eine Drag-and-drop-Funktionalität (z. B. Agenda-Planung). Änderungen werden nach ihrer Mouseclick- Bestätigung an die App übermittelt, so dass sich Teilnehmer unmittelbar über Zeitverzögerungen, Raumänderungen, modifizierte Programmabläufe oder Ähnliches informieren lassen.
Im Bereich „Venue“ sind die unterschiedlichen Räume eines Veranstaltungsortes gelistet. Hier lassen sich jene Dienste hinterlegen, welche zu gegebener Zeit von der Connect-Station-Hardware übernommen werden müssen; das erforderliche Routing/Patching für die mit der Hardware assoziierten Räume lässt sich somit automatisieren. Damit es bei Verzögerungen im Ablauf nicht zu unpassenden/voreiligen Patching-Wechseln kommt, werden künftig Veranstaltungstechniker mithilfe einer speziellen App in die vorab programmierten Geschehnisse eingreifen können.
Nutzer lassen sich mit allen ihnen zugewiesenen Rollen und Rechten in das System einpflegen – wer welche Funktion für welchen Channel übernimmt, kann bis ins Detail definiert werden. So wird festgelegt, wer welche Inhalte sehen kann und welche Aktionen auslösen darf: Der IT-Support beispielsweise benötigt Zugriff auf die Administration und die angeschlossenen Devices, während ein Referent lediglich seine Beiträge sieht und allgemeine Veranstaltungsinfos erhält. Sofern Aufträge wie beispielsweise das Erstellen redaktioneller Inhalte an externe Mitarbeiter vergeben werden, besteht die Möglichkeit, den neu geschaffenen Content vor seiner Veröffentlichung durch einen internen Mitarbeiter prüfen und freigeben zu lassen. Letztlich wird allen Beteiligten immer nur jener Ausschnitt des Systems zugänglich gemacht, welcher für ihre jeweiligen Aufgaben relevant ist – ein sinnvoller Ansatz, der aus Anwendersicht die Komplexität reduziert und somit die Handhabung vereinfacht.
Orchestrierung in der Cloud
Zur Orchestrierung des Systems inklusive der Verteilung von Aufgaben mitsamt zentraler Administration sind Cloud-Dienste unumgänglich – Beteiligte können auf diese Weise ortsunabhängig gemeinsam an einer Veranstaltung arbeiten. Die ConnectStation lässt sich per WebSocket-Protokoll vollständig und sicher administrieren; eine VPN-Tunnelung ist nicht erforderlich.
Sämtliche Einstellungen können per Remote-Zugriff getätigt werden, und auch Updates oder andere Wartungsmaßnahmen lassen sich aus der Ferne vornehmen. Service und Support sind somit dezentral einzurichten, was bei eventuellen Schwierigkeiten mitunter das Entsenden eines Technikers überflüssig macht und losgelöst vom Kostenfaktor dabei hilft, Probleme zeitnah zu lösen. Eine Spiegelung der Kundensicht für den Techniker ist möglich.
Angeschlossene Sennheiser Produkte wie das TeamConnect Ceiling 2- Deckenmikrofon, das kabellose Konferenzsystem TeamConnect Wireless oder die Speech-Line Digital Wireless-Mikrofonserie sollen sich in Zukunft in die Remote-Kontrolle einbinden lassen.
Erfahrungen im Haus der Technik
Die erste öffentliche Veranstaltung mit Sennheiser ConferenceConnect wurde am 14. April 2018 im Essener Haus der Technik umgesetzt; die Einladungen zu dem Event waren bereits im Januar mithilfe des Systems versendet worden. Die Resonanz auf das neue Angebot gestaltet sich bislang rundum positiv, wie Fabian Borgböhmer, im HdT verantwortlich für Technik und Eventmanagement, berichtet: „Die Teilnehmer waren interessiert und haben sich die App heruntergeladen – einzelnen Personen, die mit ihren Smartphones nicht ganz so gut zurechtkamen, haben wir auf Wunsch geholfen. Die positiven Rückmeldungen bestärken uns darin, den Einsatz von ConferenceConnect weiterzuentwickeln. Es ist übrigens keineswegs so, dass wir in Essen passend zum Namen unseres Hauses ausschließlich technikaffine Gäste haben – im HdT wird eine große Bandbreite aus eigenen Events und Fremdveranstaltungen abgedeckt.“ Fabian Borgböhmer war mit dem Einpflegen der Inhalte in ConferenceConnect befasst und bescheinigt dem Back-End eine übersichtliche Struktur: „Nach einer kurzen Online-Einweisung funktionierte die Handhabung sehr gut“, erklärt er.
Prof. Dr. Werner Klaffke, der als Geschäftsführender Vorstand des Haus der Technik e. V. Verantwortung trägt, berichtet: „Im HdT begrüßen wir pro Jahr etwa 16.000 Veranstaltungsteilnehmer. Viele Themen lassen sich heute aufgrund der wachsenden Arbeitsbelastung in den Unternehmen gar nicht mehr derart abdecken, dass wir mögliche Interessenten bitten, zu uns nach Essen oder zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen bestimmten Ort zu kommen. Wir überlegen im Moment sehr genau, wie sich Inhalte unseres Aufgabenbereichs verarbeiten und sinnvoll distribuieren lassen. Bislang haben wir wie die Mehrzahl aller Seminaranbieter gearbeitet, was gelegentlich dazu führt, dass Themen nur schleppend laufen. In Zukunft konzentrieren wir uns daher auf drei Trends: dichter an den Kunden zu kommen, bedarfsgerechte Angebote in Echtzeit zu erstellen und einen größeren Markt zu erobern. Dabei ist ein Distributions- und Rückkanal wie Sennheiser ConferenceConnect instrumental, denn mithilfe der neuen Technologie sollte es möglich werden, mehr Leistung in weniger Zeit für den Kunden ortsunabhängig zu erbringen.“
Feature-Ausblick
Ein Feature, an dem Kim Guercke und sein Team bereits arbeiten, ist die Audioprotokollierung: Die Stimme des Referenten wird der ConnectStation-Hardware ohnehin zugeführt, und die wesentlichen Features sind laut Guercke bereits im Back-End implementiert. Ebenso wie beim Download anderer Formate könnte Teilnehmern ein Audiomitschnitt in Form einer Datei direkt nach dem Vortrag angeboten werden – die rechtlichen Aspekte sind dabei selbstverständlich vorab zu klären. Im Unternehmenskontext könnte das Sennheiser TeamConnect Ceiling-2-Deckenmikrofon seine Vorzüge ausspielen: Mit 28 omnidirektional arbeitenden Mikrofonkapseln und dynamischer Beamforming-Technologie wird der jeweilige Sprecher unabhängig von seiner Position im Raum automatisch bestmöglich für den Remote-Teilnehmer mikrofoniert. Ein maschinell erzeugtes Gesprächsprotokoll ließe sich somit direkt im Anschluss an eine Besprechung zur Verfügung stellen, sofern die Transkription über einen externen Service (z. B. IBM Watson) erfolgt.
„Speech to Text“ wäre eine höchst interessante Option für Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen. Auch wenn Vorträge beispielsweise ausschließlich in englischer Sprache angeboten werden, kann eine parallel ablesbare Transkription für Nicht-Muttersprachler mit begrenzten Englischkenntnissen hilfreich sein.
Die geplante Abstimmungsfunktion wurde weiter oben bereits erwähnt. Schon bald wird es laut Kim Guercke möglich sein, direkt aus der App Textfragen an den Referenten zu übermitteln; auf dem Planungszeitstrahl noch etwas weiter in der Zukunft ist die Nutzung des in das Smartphone eingebauten Mikrofons zur Sprachkommunikation angesiedelt, die allerdings mit einer gewissen Latenz behaftet sein und nicht an die Klangqualität eines „richtigen“ Mikrofons heranreichen wird, für eine Frage oder einen Kommentar dennoch aber ausreichend sein sollte.
Großer Beliebtheit auf Veranstaltungen erfreuen sich seit einiger Zeit so genannte „Twitter Walls“, welche Rückmeldungen der Teilnehmer (nach einer eventuellen Filterung im Backoffice) auf einer großformatigen Anzeigefläche darstellen – eine entsprechende Funktion (ohne Einbindung des namensgebenden Kurznachrichtendienstes) soll in Kürze für ConferenceConnect verfügbar sein.
Optional wird das Networking der Veranstaltungsteilnehmer nach gegenseitiger Einwilligung über die App möglich sein, so dass der Austausch von Visitenkarten entfällt. Schließlich soll eine Bestellfunktion implementiert werden, mit deren Hilfe Teilnehmer kostenpflichtige Angebote des Veranstalters buchen können. Virtuelle Konferenzen unter Einbindung lokal nicht anwesender Referenten/ Teilnehmer sind als Zusatzangebot ebenfalls ein Thema.
Zukunftsmusik ist derzeit noch die Idee, den jetzt bereits aufnehmbaren Audiostream mit den zugehörigen, passend synchronisierten Präsentationsfolien der Referenten zu verbinden. Die Verknüpfung mit einer Videoaufzeichnung wäre ebenfalls ein attraktives Feature.
Digitale Transformation
Im Haus der Technik wird die im Keller angesiedelte Druckerei wohl zunehmend weniger zu tun haben: „Ich denke, dass es spätestens in drei Jahren bei Veranstaltungen kaum noch Print-Material geben wird“, prognostiziert Kim Guercke. „Im Haus der Technik käme man theoretisch bereits jetzt ohne Gedrucktes aus.“ Werner Klaffke äußert sich wie folgt: „Für uns ist es so, dass bei einer intelligenten Umsetzung irgendwann das gesamte Haus entfallen könnte, denn Teilnehmer und Referenten werden bald schon ohne technische Hindernisse in einer virtuellen Umgebung zusammenkommen können. Die bislang etablierte Kette vom Lieferanten der Information zum Konsumenten der Information fällt künftig weg.“
Dass Klaffkes Aussage kein weit entferntes Zukunftsszenario umreißt, belegen bereits jetzt große Telekommunikationskonzerne, deren Angestellte inzwischen explizit begründen müssen, warum eine Dienstreise erforderlich ist und sich eine Zusammenkunft nicht auf elektronischem Weg in den allgegenwärtigen Huddle-Rooms bewerkstelligen lässt. „Es entwickelt sich eine andere Denkweise, wobei sicher diskussionswürdig ist, ob die extrem verdichtete Arbeit den Menschen auf Dauer wirklich gut tut“, meint Dirk Neumann. Neumanns Firma PCS bereitet sich auf die bevorstehenden Umwälzungen vor, wie ein Blick in das Verleihportfolio verrät: Es werden Apple iPods als Empfänger für bis zu vier Simultan-Dolmetscherkanäle vermietet; kritisch ist an langen Konferenztagen laut Neumann lediglich die Akku-Betriebsdauer. ConnectStations befinden sich passend dazu ebenfalls im Angebot der Düsseldorfer Konferenztechnikspezialisten und werden als Alternative zu klassischen Infrarotsendern vermietet.
„Die Wertschöpfung wird künftig nicht mehr aus der Vermietung von Hardware wie etwa Dolmetscherkabinen entstehen, sondern aus Dienstleistungen und den nachgeordneten Services“, konstatiert Dirk Neumann. „Wir stehen vor einem gewaltigen Umbruch!“
Bereits jetzt werden Dolmetscher bei kurzzeitigen Aufgaben oft nicht mehr an den Ort des Geschehens gebeten, sondern arbeiten aus dem Home-Office oder in einem so genannten Dolmetscher-Hub nahe ihres Wohnortes. Die technisch bedingte Zeitverzögerung (Latenz) ist dabei kein Thema: Gute Dolmetscher haben, je nach Sprache und Thema, ein Delay von drei bis fünf Worten. Dass nicht nur Dolmetscher, sondern auch Anbieter von Guest-Management-Lösungen, Voting-Systemen, Dolmetschertechnik, Diskussions-/Konferenzanlagen, Tourguide-Packages, UHF-Sendestrecken (WLAN-Mikrofone werden in absehbarer Zeit kommen …) und andere mehr vom Technologiewandel betroffen sind, liegt auf der Hand. // (6099)