Wie setzt die European School of Management and Technology die Digitalisierung um?
von Dominik Roenneke, Artikel aus dem Archiv vom
Die ESMT ist eine staatlich anerkannte, private Business School mit einem Hauptcampus am Berliner Schlossplatz im ehemaligen Staatsratsgebäude der DDR-Regierung. Die Einweihung erfolgte 2006. Die medientechnische Ausstattung wurde seitdem stetig auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Vor dem Hintergrund der Pandemie richtete die ESMT zuletzt hybride Lernstrukturen ein, geplant und umgesetzt durch die PIK AG.
Die PIK AG ist für die ESMT seit 2010 tätig und begleitet als Integrator die medientechnische Ausstattung von kleineren und größeren Seminarräumen sowie vier Auditorien. PIK realisierte den Wechsel von analoger Bestandsmedientechnik auf Systeme mit digitaler Signalübertragung unter Einsatz der Digital Media-Plattform von Crestron, sowie Projektoren, die in zwei der Auditorien auch als Doppelprojektion ausgeführt waren.
Dazu gehörte die Zuspielung verschiedener Quellen und Live-Kamerabilder, um die Dozierenden groß darstellen zu können. In einem der Auditorien kam zusätzlich eine Bosch-Konferenzanlage hinzu, so dass Studierende aktiv eingebunden werden konnten. Das damalige Nutzungskonzept war auf die Präsenzlehre im Hauptcampus ausgelegt.
Ingo Nolte ist Vertriebsleiter bei der PIK AG und erinnert sich: „Die schon gut ausgestattete Schule sah sich im Laufe der Pandemie mit der Notwendigkeit konfrontiert, sich genauso wie andere Hochschulen vom Präsenzunterricht auf die Fernlehre umzustellen. Mit Blick in die Zukunft sollten sich beide Unterrichtsformen kombinieren lassen, sodass ein Hybridunterricht möglich wird.“
Das zuständige Planungsteam der ESMT war angesichts der Auswirkungen der Pandemie im Herbst 2020 „mit der Bitte um Dringlichkeit und einer schnellen Planungsphase an uns, die PIK AG, zugekommen“.
Die ESMT setzte zu dieser Zeit Zoom als Fernunterrichtssoftware ein und ist als anerkannte Hochschule in der Education-Betreuung des amerikanischen Herstellers.
Somit war eine der Hauptaufgaben, die Zoom Rooms-Funktionalität in die Hörsäle zu bringen. Außerdem sollte eine einfache Bedienung für die Nutzer geschaffen werden. Gleichzeitig musste die Technik so ausgelegt sein, dass sie „mit jeder beliebigen anderen Software nutzbar sein sollte“, falls die Schule auf eine andere Produktlösung umschwenken wollte.
Dazu Andreas Haarhaus, Abteilung Medientechnik an der ESMT: „Unser Beschluss entstand absolut vor dem Hintergrund der Pandemie. Im Lockdown verlief plötzlich alles nur noch online. Ohne die Pandemie hätte es dieses Konzept so nicht gegeben. Die hybride Struktur ermöglichte es den zahlreichen internationalen Studierenden überhaupt teilzunehmen, gab es doch seinerzeit sehr einschränkende Reisebestimmungen.“
Natürlich sollte es aus Sicht der ESMT schnell gehen, aber nicht überstürzt: „Wir wollten nicht irgendwelche Bildschirme hinstellen mit irgendwelchen Webcams. Alles sollte durchdacht sein, in vernünftiger Installation, am besten mit nur einem Knopf zur Steuerung“.
Eine wichtige Grundlage für das Hybrid Learning ist, dass Studierende unabhängig von ihrer Präsenz mit den vor Ort Dozierenden so zusammenarbeiten können, „als wären sie in einem Raum: Man sieht alles, und man hört alles“, formuliert Andreas Haarhaus die Anforderung für die Zusammenarbeit. Dazu bedurfte es in den Auditorien einer Display-Anordnung, die den Studierenden die wesentlichen Bestandteile einer Vorlesung auch aus der Distanz zugänglich visualisiert. Hierzu gehörten das Live-Kamerabild der Lehrkraft und das der Teilnehmenden im Raum für jede Vorlesung. Zusätzlich sollen die Dozierenden den Überblick behalten können, wozu auch die Darstellung der „Gallery“, mit den Live-Bildern der zugeschalteten Studierenden gehört.
Wo es vor der Pandemie „nur“ Quellenschaltungen für die Projektion in den Auditorien gab, wurden im hybriden Lehrbetrieb die medientechnischen Gegebenheiten umfangreicher. Doch diese komplexeren Strukturen sollten automatisiert im Hintergrund gesteuert werden. Für die Anwendenden änderte sich in der Folge bei der Bedienung lediglich die Benutzeroberfläche auf den Crestron Touchpanels TSW-1060.
Mit Einzug der hybriden Video-Konferenztechnik mussten sich alle Beteiligten für eine einwandfreie Übertragung daran gewöhnen, Mikrofone bzw. Funkmikrofone zu verwenden.
Für die Dozierenden entfiel die Verwendung der vorhandenen „analogen“ Kreidetafeln in den Auditorien. „Feldversuche“ mit Aufzeichnungen/Digitalisierungen von Kreidetafel-Ansichten waren nicht zufriedenstellend verlaufen: „Bei der Wiedergabe kam es zu nicht erwünschten zeitlichen Latenzen, uns war die Synchronität einfach wichtiger. Und so entschieden wir uns zum Einsatz von großen interaktiven Displays mit Whiteboard-Funktion“.
Für die technische Entwicklung hin zur Lehre mit Video-Konferenzen an der ESMT war die vorhandene Bildwiedergabetechnik bereits eine gute Basis, die es zu erweitern galt. Dazu wurden große Display-Wände geplant, die mit 55″ NEC-UN552V in einem querformatigem Raster von 3 × 2 Steglos-Displays ausgeführt wurden. Auf diesen haben die Dozierenden den Blick auf die zugeschalteten Teilnehmenden und den in der Zoom-Session aktiv Sprechenden sowie den Content der eigenen Präsentation/Lehrinhalte.
Via großen Touchscreens mit Whiteboard-Funktion haben die Dozierenden die Möglichkeit, Vorlesungsinhalte live zu verschriftlichen. Sie sind vor Ort im Auditorium für alle und parallel für die Zoom-Teilnehmenden als geteilter Inhalt in der laufenden Video-Session sichtbar. Dazu installierte die PIK AG interaktive NEC-Displays, C861Q SST, auf elektrisch höhenverstellbaren und mobilen Stelen von Chief.
Für die Übertragung des Vorlesungsverlaufs wurden zwei PTZ-Kameras pro Saal vorgesehen, je eine für die Ansicht der Lehrkraft und eine mit Blick auf das Auditorium, die Studierenden. Die Vorlesungen an der ESMT verlaufen sehr kommunikativ, sodass ein automatisiertes Audio-Tracking die passenden Bildausschnitte einstellt, für eine aussagekräftige Bilddramaturgie zum Nutzen der zugeschalteten Teilnehmenden. Für die Bilderfassung waren bereits Sony SRG-300SEW im Einsatz, die mit AVer PTZ310 und PTZ500 ergänzt wurden. Das Audio-Tracking wurde raumabhängig unterschiedlich ausgeführt. Einerseits wurden Array-Deckenmikrofone Shure MXA-910 geplant: Diese erlauben, dass Teilnehmende im Auditorium frei sprechen und sich aktiv und im Bild an der Diskussion mit den Videokonferenzpartnern beteiligen können. „Für das Tracking haben unsere Programmierer Algorithmen geschrieben, die entweder über die Deckenmikrofone Shure MXA-910 die PTZ-Kameras steuern oder andererseits Sprechstellen auf Tastendruck einbeziehen“. In einem der Auditorien wurde das vorhandene Bosch-Konferenzsystem integriert. „Die Crestron-Steuerung CP3 erlaubt damit die Ansteuerung der Kamera und bringt sie schnell in die richtige Position, um den Sprecher perfekt aufzunehmen“, so Ingo Nolte.
Die drei auszustattenden Hörsäle sind unterschiedlich aufgebaut. Das Audimax fasst 360 Personen in Reihenbestuhlung. Die Auditorien 3 und 4 bieten 77 bzw. 94 Plätze. Dabei sind das Audimax mit Shure MXCW Tischsprechstellen, das Auditorium 3 mit Shure MXA-910 und das Auditorium 4 mit Bosch DCN Tischsprechstellen ausgestattet.
In diesem Zusammenhang wurden auch die Audio-DSPs ersetzt: „Der QSC Core 110f ist ein absolutes Highlight in diesem Bereich. Nicht nur sein Echo Canceling prädestiniert ihn für diesen Einsatz: „Dante on board“ erlaubt den direkten Anschluss an das Netzwerk und die Verbindung z.B. zu den Deckenmikrofonen und machen ihn zum perfekten Partner“, beschreibt Ingo Nolte das Audio-DSP. „Ideal ist der USB-Audioanschluss, der für den PC und die Zoom Rooms Software die Audiosignale im Windows-Treibermodell zur Verfügung stellt.“
Auch das Signalmanagement wurde überarbeitet. Zum Teil war bereits Digital Media von Crestron im Einsatz. Dazu Ingo Nolte: „Die starre Struktur macht dieses System aber unflexibel und schwer erweiterbar.“ Deswegen wurde der Sprung in die nächste „AV over IP“-Generation gemacht und das Crestron DM-NVX System in verschiedenen Varianten installiert. Die „AV over IP“-Struktur ist über Switche von Cisco organisiert. Alternativ zur Videokonferenz per Zoom können die Vorlesungen via Extron SMP111-Encoder gestreamt werden.
Von Anbeginn des Projektes war Zoom Rooms für den Einsatz in den Auditorien gesetzt. Andreas Haarhaus dazu: „Zoom hat viele Funktionen, die in den Videokonferenzen helfen.“ Zoom Rooms läuft bei uns auf einem NUC-PC, der von außen für die Anwender nicht ansprechbar ist. Die Hervorhebung der jeweils sprechenden Person handhabt Zoom automatisch. Die zweite Kamera im Auditorium ist über einen eigenen NUC-PC angebunden, da zum Zeitpunkt der Installation „nur eine Kamera pro PC über Zoom verwaltet werden konnte. Bei Zoom Rooms muss man sich um nichts kümmern, es müssen keine Fenster rumgeschoben werden, Hard- und Software laufen 24/7 stabil“, hebt Andreas Haarhaus hervor. Die Zuordnung auf der NEC-Splitwand ist eindeutig organisiert, und das Screen Sharing erfolgt nicht über den PC im Raum, sondern wird als Bildsignal über die PCs der Dozierenden via HDMI eingespeist. Die individuellen Endgeräte sorgen an der ESMT für eine höhere Flexibilität. Das nicht zuletzt, weil beispielsweise so auch Dokumentenkameras in den Auditorien bei Bedarf eingebunden werden können.
In der Pandemie und mit Start der hybriden Lernstruktur assistierten „eine Handvoll Copiloten, studentische Hilfskräfte, um beispielsweise die Dozierenden beim Setup zu unterstützen oder auch Chat-Funktionen zu handhaben.“
Längst nehmen die Studierenden wieder in Präsenz an den Vorlesungen und Seminaren an der ESMT teil. Und die Praxis zeigt, dass die hybriden Formate weiterhin ständig genutzt werden. Es gibt immer Studierende, die nicht vor Ort sein können, daher ist das etablierte hybride Lehrformat weiterhin sehr nützlich. „So kommt es auch vor, dass Dozierende von außerhalb, beispielsweise von Kanada aus Vorlesungen halten. Das System ist etabliert und wird sehr gerne genutzt“, berichtet Andreas Haarhaus. Seit dem Ende der Pandemie sind auch keine Copiloten mehr im Einsatz, das hybride Lehrformat hat sich eingespielt. „Wir haben mit der Technik Hunderte von Vorlesungen absolviert, dabei gab es wenig Hilfseinsätze durch die Abteilung Medientechnik.“
Ingo Nolte von der PIK AG zeigt sich ebenfalls sehr zufrieden: „An der ESMT ist man sehr aufgeschlossen für technische Entwicklungen. Der Kunde lässt sich auf neue Pfade mitnehmen, die Ausstattung ist mehr als zeitgemäß.“ Und er betont, dass seinerzeit die Wahl auf NEC-Displays wegen „ihrer hohen Produktzuverlässigkeit bei langer und stabiler Lebensdauer“ gefallen war.
Die nächste Ausbaustufe ist bei ihm bereits in der Planungsphase: „Das wird noch ein Jahr dauern. Dann sollen die Projektoren in den Auditorien durch LED-Displays ersetzt werden. Damit wollen wir die Bildhelligkeit verbessern, Schattenwürfe vermindern und die Geräuschentwicklung verringern“. Dabei muss er sich, wie bei den früheren Umsetzungen, an die strengen Vorgaben für den Technikbau in den denkmalgeschützten Räumen der ESMT halten.
Über die European School of Management and Technology
Die ESMT Berlin ist die höchstplatzierte Business School in Deutschland und die erste und einzige deutsche Wirtschaftsuniversität in den europäischen Top 10. Von 25 führenden globalen Unternehmen gegründet, bietet die ESMT Master-, MBA- und PhD-Studiengänge sowie Managementweiterbildung an. Die Kurse werden auf dem Berliner Campus, an Standorten weltweit, online sowie als hybride Kurse mit Teilpräsenz angeboten. Mit einem Fokus auf Leadership, Innovation und Analytics veröffentlichen die Professorinnen und Professoren der ESMT regelmäßig ihre Forschungsergebnisse in führenden wissenschaftlichen Zeitschriften. Zusätzlich bietet die ESMT eine Plattform für den Diskurs zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die ESMT ist eine staatlich anerkannte private wissenschaftliche Hochschule mit Promotionsrecht, akkreditiert von AACSB, AMBA, EQUIS und FIBAA, und engagiert sich für Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion in all ihren Aktivitäten und Gemeinschaften.
Die PIK AG ist seit 1985 am Markt und versteht sich als Systemhaus für professionelle Medientechnik. Sie bietet professionelle und benutzerfreundliche Komplettlösungen der Kommunikations-, Präsentations- und Konferenztechnik an, die optimal auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt sind. Der Rundumservice beinhaltet Vision, Planung, Projektierung und Installation und schließt mit Service und Wartung ab. Die langjährige und enge Zusammenarbeit mit führenden Herstellern und Partnern der Branche unterstützt die herstellerunabhängigen Lösungen und garantiert die hohe Zuverlässigkeit und Professionalität der angebotenen Produkte und Dienstleistungen.