Vereinigung von Technik und Ästhetik im Kreistag Ludwigslust-Parchim
von Dominik Roenneke, Artikel aus dem Archiv vom
„Solitär II“ ist der Name des 2021 eingeweihten neuen Kreistags der beiden Landkreise Ludwigslust und Parchim. Der Neubau ist eine moderne Sitzungs- und Veranstaltungsstätte – und damit sogar auch für Theateraufführungen, Konzerte, Bankette und Konferenzen konzipiert.
Auf Monate hinaus ausgebucht ist Solitär II seit Eröffnung für Veranstaltungen jeglicher Art. Das zeigt, dass das Konzept die Bedürfnisse der Nutzer sehr gut abdeckt. Planungsziel war, den Plenarsaal des Kreistages als einen multifunktionalen Versammlungsort allen Bürgerinnen und Bürgern zu öffnen. Die Investitionen in die moderne Medien- und Konferenztechnik sollten nicht ausschließlich für den Kreistagsbetrieb verwendet werden, sondern „den unterschiedlichsten Veranstaltungen der Region eine neue und innovative Heimat geben“. Dadurch mussten allerdings in vielen Bereichen deutlich höhere Anforderungen an die Technik gestellt werden, als für die ausschließliche Kreistags-Nutzung. Die ergänzende Technik musste so konzipiert werden, dass sie den unterschiedlichen Veranstaltungsnutzungen gerecht werden würde.
Das Projekt wurde im Zeitraum August 2021 bis Jahresende 2022 von der PRO VIDEO Handelsgesellschaft mbH Berlin Broadcast- und Konferenztechnik mit Unterstützung des Fachplaners Andreas Promny realisiert und umfasste die gesamte Medientechnik im Kreistagssaal/Plenarsaal, in weiteren Konferenzräumen, einem Clubraum und in der Passage zum Bestandsbau Solitär I.
Bei der Planung der Medientechnik wurde auf Bildprojektionen verzichtet und stattdessen auf Displays und LED-Wände gesetzt, auf die zentral zugegriffen werden kann. Die Grundausstattung des Neubaus umfasst Bildwiedergabe, Steuerung, Konferenztechnik, hochwertige Beschallungstechnik, eine Audio-/Video Regie, Unified Communication-Lösungen sowie Lichttechnik für alle Formen von Veranstaltungen. Der zentrale Blickfang im Saal ist eine LED-Bildwand mit einer Größe von ca. 7 x 4 Metern mit einem Pixel Pitch (Pixel-Abstand) von 1,9 mm, die direkt über der Bühne platziert ist.
Die Kombination von Größe und Pixel Pitch erlaubt es, nativ eine 4K-Auflösung wiederzugeben zu können. Der LED Screen wird von zwei 98″-4K-Displays flankiert. Die gewünschten Inhalte werden über ein Content Management System (CMS) von Sedna zugespielt. Die Signalübertragung erfolgt über eine AV over IP Streaming-Lösung. Das ganzheitliche Konzept findet auch im Foyer seine Fortsetzung. Dort ist ein LED-Band installiert, das aus Modulen mit einem Pixel Pitch von 1,9 mm besteht: „Es bildet eine Brücke zwischen Tradition und Moderne, indem es das altehrwürdige Verwaltungsgebäude mit der neuen, modernen Versammlungsstätte verbindet.“ Im täglichen Betrieb unterstützt das LED-Band das Marketing für die Region, indem es „die schönen Landschaften, die technischen Innovationen und weitere Besonderheiten des Landkreises zeigt“. Darüber hinaus lässt sich das LED-Band individuell über das CMS bespielen, beispielsweise als digitales Willkommensschild oder als „digitaler Portier“. Die einzelnen Module des LED-Bands sind zu einem 10 x 1,5 Meter großen Display-Band zusammengesetzt.
Neben den Visualisierungsflächen im Saal nimmt die Konferenzanlage ebenfalls einen bedeutenden Stellenwert ein. Hier sind 60 individuell gefertigte Sprechstellen von Televic in verschiedenen Varianten, sowohl für das Präsidium als auch für die Delegierten, in Einzel- und Doppelausführung, im Einsatz. Das ermöglicht einen geordneten Diskussionsverlauf. Die integrierte Abstimmungsfunktion der Konferenzanlage ist an eine vorherige Authentifizierung gekoppelt und kann für Wahlgänge und Abstimmungen ebenfalls genutzt werden.
Die an den Saal angeschlossenen Konferenzräume sind ebenfalls mit 4K-Displays ausgestattet und in das AV over IP-System integriert. Zur Aufnahme des Tons dienen Deckenmikrofone, wodurch die Tische nahezu unberührt von Technik bleiben und die Ästhetik des Raumes erhalten bleibt. Alle Räume sind für eine hybride Nutzung ausgelegt und mit dem Saal „AV-vernetzt“.
Eine besondere Herausforderung stellte der nahezu dreieckige und geschwungene Sitzungssaal im 1. Obergeschoss dar. Hier war der Einsatz von insgesamt sieben Deckenmikrofonen in Verbindung mit einer aufwendigen Programmierung nötig, um das gewünschte Conferencing-Umfeld mit einem zufriedenstellenden Kameratracking zu schaffen.
Im Projekt stand laut Pro Video die Medientechnik nicht an erster Stelle. Der zentrale Fokus lag auf der Architektur, der sich die einzelnen Bereiche unterordnen mussten. „Allen Beteiligten war es wichtig, nicht nur moderne Technik zu installieren, sondern auch eine harmonische Integration in das Gesamtkonzept zu gewährleisten. Dabei wurde besonderer Wert auf eine leichte und intuitive Bedienung gelegt, um den unterschiedlichen Nutzern stets das Gefühl zu geben, dass der Solitär II speziell für sie gebaut wurde.“ Belohnt wurde dieser Einsatz auch mit einem respektablen Platz unter den drei Finalisten der Rubrik „Best Public Integration“ des AVard 2023!