Alle Mann von Bord!

Sicherheitstechnik: SAA auf einem Museumsschiff

An Bord der historischen Viermastbark Peking ist eine zeitgemäße Sprachalarmierungsanlage wichtiger Bestandteil des Sicherheitskonzepts. Das aufwendig restaurierte Frachtschiff wird künftig im Deutschen Hafenmuseum für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Viermaster Peking Bremer Kai im Hansahafen
Bis zur Fertigstellung des Museums liegt der Viermaster Peking am Bremer Kai im Hansahafen. (Bild: Jörg Küster)

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Inhalt dieser Case Study:


Seit September 2020 hat die historische Viermast-Stahlbark Peking ihren Liegeplatz im Hamburger Hafen. Das restaurierte Segelschiff ist Eigentum der „Stiftung Historische Museen Hamburg“ und soll ein Aushängeschild des in der Hansestadt geplanten Deutschen Hafenmuseums werden. Bis zur Fertigstellung des Museums liegt der Viermaster am Bremer Kai im Hansahafen.

Der Zugang an Deck ist pandemiebedingt derzeit nicht möglich, was sich jedoch spätestens zur Museumseröffnung ändern soll: Der „Hamborger Veermaster“ mit seiner originalgetreu wiederhergestellten Ausstattung besitzt ohne Frage das Potenzial, sich zu einem Touristenmagneten zu entwickeln und Besucher*innen aller Altersgruppen anzuziehen.

Wer sich für die spannende Geschichte des Segelschiffs interessiert, wird u. a. auf der Website der „Stiftung Historische Museen Hamburg“ sowie in der Mediathek des NDR fündig. Ein virtueller Rundgang ist ebenfalls möglich.

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„Leinen los!“ für Emdion

Mit der Installation einer zeitgemäßen Evakuierungs- bzw. Sprachalarmierungsanlage (SAA), welche an Bord der Peking für einen einzelnen großen Alarmierungsbereich zuständig ist und sich aus Sprachmeldeanlage und Brandmeldeanlage (BMA) zusammensetzt, wurde die Emdion GmbH beauftragt. Federführend wurden die Emdion-Mitarbeiter Stefan Szymanski (Vertrieb) und Manfred Seebens (Projektleiter) beim Peking-Projekt tätig.

Emdion ist ein auf Sicherheitstechnik spezialisiertes Technologieunternehmen mit Sitz im norddeutschen Emden, das aktuell rund 80 Mitarbeiter beschäftigt und auf jahrzehntelange Erfahrung sowie viele erfolgreich realisierte Projekte verweisen kann. Emdion ist 2016 aus der Funa Global Safety Systems GmbH hervorgegangen; das Unternehmen wurde seither ausgebaut und modernisiert. Eine Spezialität von Emdion sind herausfordernde Offshore-Projekte, die nach nicht alltäglichen technischen Lösungen verlangen.

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Verkabelung mit Funktionserhalt

Für die Sprachalarmierung an Bord der Peking wurde ein Praesensa-System von Bosch gewählt. Die IP-basierte Beschallungslösung gruppiert sich auf dem historischen Segelschiff um eine einzelne Zentrale: Aus einem auf dem Hauptdeck untergebrachten 19″-Schrank werden mehrere Lautsprecherlinien versorgt, die sich auf das Brückendeck, das Hauptdeck, das Zwischendeck und den Innenboden verteilen.

Viermastbark Peking Lautsprecher nahe des Steuerrads
Lautsprecher nahe des Steuerrads: IC Audio WA-AB 06-100/T-EN54 mit zwei voneinander unabhängigen Chassis und 100V-Übertragern auf dem Hauptdeck (Bild: Jörg Küster)

Da es sich um eine 100V-Anlage handelt, stellen die teils beachtlichen Kabellängen kein Problem dar: „Fast kein Problem“, merkt Stefan Szymanski an und berichtet über besondere Anforderungen bei der Leitungsverlegung in maritimen Projekten. „An Land verwendet man andere Kabeltypen als auf Schiffen, und im Fall der Peking hat man sich für den Einsatz von Schiffskabeln entschieden, damit der ursprüngliche Charakter des Seglers erhalten bleibt.“

Schiffs- bzw. Marinekabel sind nicht selten auf engstem Raum zu verlegen und sollen daher äußerst flexibel sein. Die Kabel müssen halogenfrei, flammhemmend und selbstverlöschend sein. Sie dürfen nicht zur Branderweiterung beitragen, sollen ein möglichst geringes Eigengewicht aufweisen und den unterschiedlichen internationalen Regularien gerecht werden. Ein wesentlicher Aspekt ist der Funktionserhalt: Die Kabel müssen einem Feuer 30 Minuten standhalten, bevor sie nicht mehr funktionstüchtig sind.

Viermastbark Peking C Audio WA 06-165/T
Aufbaulautsprecher: IC Audio WA 06-165/T mit schlagfestem MDF-Holzgehäuse und
Lochgitterabdeckung aus Stahlblech
(Bild: Jörg Küster)

An Bord der Peking wurden nicht die herkömmlichen JE-H(St)H-E30 Installationskabel (30 Minuten Funktionserhalt) verlegt, sondern der vergleichbare Schiffskabeltyp. Die Verantwortlichen sahen sich bei der Installation mit dem Umstand konfrontiert, dass am Markt keine Verlegungssysteme (Schellen, Klemmen, Kabelrinnen) mit dem erwünschten dreißigminütigen Funktionserhalt und einer Bauartzulassung zur Anbringung auf Stahl verfügbar sind – Kabel, Befestigung und die Materialbeschaffenheit des Anbringungsorts sind in Bezug auf den Brandschutz als Einheit zu betrachten. In Abstimmung mit einem Sachverständigen wurde die Verkabelung an Bord der Peking letztlich derart realisiert, dass sie typischen Anforderungen auf Schiffen gerecht wird.

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Regelwerke für Landratten und Seebären

Im Fall der Peking besteht hinsichtlich der zu beachtenden Vorschriften eine Besonderheit darin, dass es sich zwar um ein Schiff handelt, welches allerdings fest im Hafen vertäut ist und in absehbarer Zeit nicht wieder auslaufen wird. Bei allen Arbeiten stellte sich somit die Frage, welche Regelwerke zu beachten sind: „Es gibt Schiffsregelwerk, und es gibt Landregelwerk“, erläutert Stefan Szymanski. „Die jeweils geltenden Vorschriften unterscheiden sich zum Teil erheblich. Bei der Peking handelt es sich zwar ganz offensichtlich um ein Schiff, welches allerdings aus Sicht des Bauordnungsrechts ein Gebäude darstellt.“

Viermastbark Peking IC Audio WA 06-165/T
Aufbaulautsprecher: IC Audio WA 06-165/T im Zwischendeck (Bild: Jörg Küster)

Entsprechend groß dürfte der Abstimmungsbedarf zwischen „Landratten“ und „Seebären“ gewesen sein, bis die Installation ihre heute an Bord anzutreffende Form annahm. „Eigentlich handelt es sich bei der Peking um eine Besonderheit, für die sich alle Gewerke den Gegebenheiten angepasst haben“, kommentiert Stefan Szymanski diplomatisch.

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Liegeplatz mit fester Stromversorgung

Mit der Installation der zum Betrieb der SAA benötigten Verkabelung wurde auf der Werft im Februar 2020 begonnen. Emdion nahm die SAA im August 2020 in Betrieb. Die offizielle Übergabe erfolgte am 18. September 2020. Bezüglich der Stabilität der Stromversorgung mussten keine besonderen Maßnahmen getroffen werden, da die Peking ihren endgültigen Liegeplatz am Kai finden und an das Hamburger Stromnetz angebunden sein wird. Das Bosch Praesensa-System ist darüber hinaus mit einer wartungsfreien Gitter/Vlies-Notstrombatterie verbunden, und für die gesamte Technik ist an Bord eine eigene USV vorhanden. Fernzugriffsmöglichkeiten auf das Praesensa-System an Bord der Peking waren nicht gefordert.

Viermastbark Peking Sprechstelle
Sprechstelle: Auf der Viermastbark Peking finden Bosch LCD-Sprechstellen des Typs PRA-CSLW Verwendung, die jeweils in Kombination mit einer PRA-CSE Sprechstellenerweiterung betrieben werden. Ein überwachtes Handheld-Mikrofon mit PTT-Taster ist per Spiralkabel an die elegant wirkende Sprechstelleneinheit angebunden. Ein farbiges 4,3″-Touchdisplay dient zur intuitiven Steuerung der Funktionen. (Bild: Jörg Küster)

Größere Bewegungen des Schiffs durch starken Seegang sind im Hafen nicht zu erwarten, so dass bezüglich der Befestigung von Technikkomponenten keine besonderen Vorkehrungen getroffen werden mussten. Potenziell schädliches Salzwasser wird voraussichtlich ebenfalls nicht an Bord schwappen: „Auf der Peking muss man sich nur noch um das Regenwasser kümmern“, merkt Stefan Szymanski schmunzelnd an.

Viermastbark Peking Bosch LC5-WC06E4 Einbaulautsprecher
Einbaulautsprecher: Die Bosch LC5-WC06E4 Einbaulautsprecher (links oben im Bild) finden an Bord der Peking in den Sanitärräumen Verwendung. (Bild: Jörg Küster)

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Im Schiffsbauch

An Bord der Peking finden sowohl Deckeneinbaulautsprecher als auch Aufbaulautsprecher Verwendung; Maßgabe war bei beiden Lautsprechertypen eine möglichst unauffällige Anbringung. Bei genauem Hinschauen sind Aufbaulautsprecher unter anderem im großen Laderaum des Schiffs zu entdecken, der wie ein langgestreckter Saal anmutet und dessen akustische Eigenschaften jedem gotischen Gotteshaus zur Ehre gereichen würden. Schallharte Flächen sorgen für eine Vielzahl von Reflexionen, und der Nachhall ist von bemerkenswerter Dauer wie Beschaffenheit.

Die Wände des Schiffs bestehen aus Metall, vor dem im Laderaum in regelmäßigen Abständen Holzlatten (Fachbegriff: Ringgarnier, vulgo: Schweißlatten) angebracht sind, welche früher das Kondenswasser von der Ladung fernhielten. Bei der ursprünglichen Nutzung des Schiffs wurden in seinem Bauch Salpetersäcke gestapelt. Da die Säcke nur bis zu einer gewissen Höhe aufeinandergeschichtet werden konnten, unterteilt sich der Laderaum in das kleinere Zwischendeck und den kathedralenartigen Innenboden. Die beiden Bereiche sind über große Luken miteinander verbunden und formen akustisch eine Einheit.

Viermastbark Peking Schweißlatten
Stillleben mit Schweißlatten: In Zwischendeck und Innenboden wurden die zur SAA gehörenden Aufbaulautsprecher aus visuellen Erwägungen jeweils nur auf einer Seite des Schiffs angebracht – die hellen MDF-Gehäuse bilden dort einen gewissen Kontrast zur dunklen Umgebung. (Bild: Jörg Küster)

Absorbermodule konnten in Zwischendeck wie Innenboden nicht eingebracht werden, und auch andere die Akustik verbessernde Maßnahmen ließen sich aufgrund des erwünschten historischen Charakters nicht durchsetzen. „Wir hatten zwischendurch den Gedanken, passend zur ursprünglichen Nutzung des Schiffs im Laderaum Salpetersäcke zu stapeln, um zumindest ein wenig Dämpfung zu erreichen“, berichtet Stefan Szymanski über eine clevere Idee, die bei den Verantwortlichen leider keine Zustimmung fand.

Viermastbark Peking
Laderaumkathedrale: Der Laderaum unterteilt sich in das kleinere Zwischendeck und den kathedralenartigen Innenboden. Die beiden Bereiche sind über große Luken miteinander verbunden und formen akustisch eine Einheit. (Bild: Jörg Küster)

In Zwischendeck und Innenboden wurden die zur SAA gehörenden Aufbaulautsprecher aus visuellen Erwägungen jeweils nur auf einer Seite des Schiffs angebracht – die hellen MDF-Gehäuse bilden dort einen gewissen Kontrast zur dunklen Umgebung. In den schiffstypisch sehr kleinen Sanitärräumen finden Einbaulautsprecher Verwendung. Abgeschlossen werden die 100V-Lautsprecherlinien jeweils durch ein zu Praesensa gehörendes End-of-Line-Modul (siehe unten). Insgesamt werden an Bord sechs A/B-Lautsprecherlinien versorgt.

Viermastbark Peking
Zwischendeck: Absorbermodule konnten im hier zu sehenden Zwischendeck nicht eingebracht werden, und auch andere die Akustik verbessernde Maßnahmen ließen sich aufgrund des erwünschten historischen Charakters nicht durchsetzen. (Bild: Jörg Küster)

In den unterschiedlichen Bereichen des Schiffs bewegen sich die gemessenen STI-Werte zwischen 0,44 und 0,64: „Eigentlich soll überall ein STI-Wert von 0,5 erreicht werden“, erklärt Stefan Szymanski. „In der halligen Umgebung der riesigen Laderäume ist das physikalisch jedoch schlichtweg unmöglich. In den anderen Arealen werden deutlich bessere Werte von bis zu 0,64 erzielt.“ Im Notfall werden an Bord ein Signalton sowie eine im Flash-Speicher der Sprachmeldeanlage hinterlegte Ansage abgesetzt. Über die Mikrofone von zwei Sprechstellen sind darüber hinaus Live-Durchsagen möglich.

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Bosch an Bord

Mithilfe des Bosch Praesensa-Systems lassen sich vollständig IP-basierte Beschallungsanlagen aufbauen, die bis zu 500 Zonen sowie mehr als 100 simultane Rufe/Durchsagen verwalten können und somit auch für sehr große Installationen geeignet sind. Die Komponenten des Kernsystems sind in Übereinstimmung mit der DIN EN 54-16 zertifiziert und somit zum Einsatz in Sprachalarmanlagen (SAA) für den Brandfall gemäß DIN VDE 0833-4 zugelassen. Mit lediglich vier Systemkomponenten (multifunktionale Stromversorgung, Systemcontroller, Verstärker, Sprechstelle) können flexibel skalierbare Anlagen konfiguriert werden.

Viermastbark Peking
Batterieversorgung möglich: Das Bosch Praesensa-System ist mit einer wartungsfreien Gitter/Vlies-Notstrombatterie verbunden. (Bild: Jörg Küster)

Das auf dem Bosch Omneo-Netzwerk basierende Cat5-Verkabelungskonzept sorgt bei Praesensa für ebenso aufgeräumte wie übersichtliche Topografien, welche dank der in allen Systemkomponenten vorhandenen Switches mit RSTP-Funktionalität („Rapid Spanning Tree Protocol“) auch bei einer einfachen Netzwerk-Ringstruktur vollständig redundant ausgeführt sind.

Die zu Praesensa gehörenden 19″-Verstärkermodelle verfügen über acht bzw. vier Kanäle. Die Gesamtleistung von 600 Watt wird per Power Sharing (siehe unten) passend zur jeweiligen Anwendung aufgeteilt. Ergänzend ist eine fest eingebaute Havarie-Umschaltung verfügbar, die im Notfall auf einen zusätzlichen, intern verfügbaren Reserve- bzw. Havarie-Verstärkerblock zurückgreift. Eine multifunktionale Stromversorgung erlaubt bei Praesensa den Betrieb von bis zu drei 600-Watt-Endstufen – die PSU stellt außerdem 24 V und 48 V bereit, lädt Notstrombatterien und ist mit einem 6-Port-Switch ausgestattet.

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Omneo-Netzwerkarchitektur

Praesensa arbeitet IP-basiert und nutzt das Bosch Omneo-Netzwerk, das Audiodaten und Steuersignale transportiert. Für die Audiosignalübertragung wird Audinates Dante-Protokoll verwendet, während für die Systemsteuerung OCA („Open Control Architecture“) zum Zuge kommt. Praesensa kann zentral oder dezentral (mehrere Racks in unterschiedlichen Bereichen, kurze Lautsprecherwege) aufgebaut werden. Beim Einsatz von Kupferleitungen zur Systemvernetzung ist die bekannte Begrenzung von 100 Meter zu beachten, während mit einer Glasfaserverkabelung auch größere Distanzen überbrückt werden können. Die Praesensa-Komponenten verfügen über integrierte, für den Einsatz im Omneo-Netzwerk ausgelegte Switches mit zwei, fünf oder sechs Ports.

Viermastbark Peking Rack
Rack-Zentrale: Für die Sprachalarmierung an Bord der Peking wurde ein Praesensa-System von Bosch gewählt. Die IP-basierte Beschallungslösung gruppiert sich auf dem historischen Segelschiff um eine einzelne Zentrale: Aus einem auf dem Hauptdeck untergebrachten 19″-Schrank werden mehrere Lautsprecherlinien versorgt, die sich auf das Brückendeck, das Hauptdeck, das Zwischendeck und den Innenboden verteilen. (Bild: Jörg Küster)

Wird ein externer Switch benötigt, bietet sich der gemäß EN54-16 zertifizierte Bosch PRA-ES8PS2 für die Montage auf DIN-Hutschienen an. Der Switch verfügt über acht Gigabit-Ports mit PoE sowie über zwei Gigabit-Combo-Ports für normale Kupferkabel oder die Aufnahme von Glasfaser-Transceivern (PRA-SFPSX bzw. PRA-SFPLX). Zur Ausstattung zählen weiterhin zwei Anschlüsse für die Stromversorgung sowie ein Fehlermeldekontakt. Die verschlüsselte Übertragung im Netzwerk erfolgt bei einem dezentralen Systemaufbau in einer ausfallsicheren ringförmigen Verkabelung. Das „Rapid Spanning Tree Protocol“ (RSTP) aktiviert redundante Pfade, sofern es an einer Stelle des Netzwerks zu Unterbrechungen kommen sollte: Fällt in einem Ring ein Switch aus oder wird eine Kabelverbindung getrennt, kommt automatisch der noch verbleibende Signalweg zum Einsatz. Sprechstellen können mit zwei PoE-Netzwerkkabeln im RSTP angeschlossen werden.

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Praesensa auf der Peking

Diverse mit einer redundanten LAN-Verkabelung zusammengeschaltete Komponenten des Bosch Praesensa-Systems kommen an Bord der Viermastbark Peking zum Einsatz.

1 x PRA-SCL System-Controller

Herzstück von Praesensa ist der Systemcontroller PRA-SCL, in dem sämtliche Signalwege passend zur jeweiligen Aufgabenstellung verknüpft werden. Audiosignale lassen sich umfangreich bearbeiten, und ein interner Flash-Speicher bietet Platz für bis zu 90 Minuten Audiomaterial (Mitteilungen, Signaltöne etc.). Der mit zwei DC-Eingängen ausgerüstete PRA-SCL ist intern mit doppelten DC/DC-Konvertern versehen.

Audiosignale werden im PRA-SCL mit einer Auflösung von 24 Bit bei einer Abtastrate von 48 kHz bearbeitet. Das Gerät akzeptiert bis zu 120 Eingangssignale im Dante-Format; ausgangsseitig stehen acht Audio-Outputs in Form eines Dante-Streams bereit. Passend dazu können bis zu acht (Evakuierungs-)Zonen parallel mit individuellen Inhalten versorgt werden. Der PRA-SCL verwaltet das Routing von Hintergrundmusik-Streams, Rufdurchsagen und Notfalldurchsagen basierend auf Prioritätsstufe und Zonenbelegung. Der 19″-Controller erfasst alle Statusinformationen der angeschlossenen Systemeinheiten, verwaltet Ereignisprotokolle und meldet Fehler.

Konfiguration und File-Management erfolgen mittels eines integrierten Webservers, der über herkömmliche Browser adressiert werden kann. Ebenso wie die multifunktionale Stromversorgung (siehe unten) verfügt der PRA-SCL zwecks Anbindung an das Omneo-Netzwerk über einen integrierten 5-Port-Switch, welcher das „Rapid Spanning Tree Protocol“ unterstützt.

1 x PRA-MPS3 Multifunktionsnetzteil

Bezüglich der Stromversorgung setzt Praesensa nicht auf separate Netzteile in den einzelnen Systemkomponenten, sondern auf eine zentrale PSU. Zum System gehörende Geräte werden aus der PRA-MPS3 Power-Supply-Unit direkt mit 48 V DC (Verstärker) oder 24 V DC (Controller) versorgt. Die Verbindungen zu den Verstärkern werden doppelt eingerichtet; über die „Audio-Backup-Lifeline“ lässt sich ein externes Signal einspeisen.

Das Netzteil PRA-MPS3 dient auch als 12-V-Batterieladegerät für Kapazitäten bis 230 Ah: Sollte die Netzversorgung ausfallen, versorgt die PSU die angeschlossenen Geräte per Notstrombatterie weiter. Die multifunktionale Stromversorgung ist mit einem 6-Port-Switch (RJ45, SFP) für das Omneo-Netzwerk ausgestattet. Konfigurierbare überwachte Steuerungseingänge sowie potentialfreie Steuerungsausgänge sind für den Anschluss externer Geräte verfügbar.

Neben dem großen 19″-Netzteil PRA-MPS3 sind für Praesensa auch zwei kleinere Netzteile (PRA-PSM48 für 48 V und PRA-PSM24 für 24 V) zur Montage auf Hutschienen verfügbar, welche allerdings nicht gemäß EN54-4 zertifiziert sind und daher nur in Anlagenteilen eingesetzt werden können, die nicht zur SAA im Sinn der VDE 0833-4 gehören.

1 x PRA-AD608 Verstärker

Beim PRA-AD608 handelt es sich um einen achtkanaligen Verstärker, der über einen zusätzlichen Havarie-Kanal verfügt. Bei einem Rack-Einbau benötigt das 19″-Gerät lediglich eine HE, was im Vergleich zu traditionell aufgebauten Zentralen mit Verstärkern, Übertragern, Havarie-Amps und Umschalteinheit eine Menge Platz spart. Unter der Bezeichnung PRA-AD604 ist für Praesensa auch eine vierkanalige Verstärkervariante (fünf Kanäle, sofern man den Reservekanal mitzählen möchte …) verfügbar.

Beim PRA-AD608 teilen sich mehrere Endstufenkanäle eine Stromversorgung. Die Maximalleistung von 600 Watt kann frei auf die einzelnen Kanäle verteilt werden – der Fachbegriff lautet „Power Sharing“ und lässt sich am besten mit „Leistungspartitionierung“ übersetzen. Die Funktionalität ist insofern sinnvoll, als in Sprachalarmanlagen die Beschallung verschiedener Zonen unterschiedliche Anforderungen an die benötigten Verstärkerleistungen stellen kann – lediglich die Gesamtleistung darf im konkreten Fall der Bosch Amps einen Wert von 600 Watt nicht überschreiten.

Der Verstärker ist als Class-D-Endstufe (geringer Stromverbrauch, wenig Wärmeentwicklung) mit Direct Drive für 70V- und 100V-Systeme ausgelegt. Die internen Amp-Module arbeiten ohne Ausgangsübertrager, was Kosten wie Gewicht spart und der Audioqualität zugutekommen sollte. Eine galvanische Trennung wird in der Stromversorgung über DC/DC-Konverter realisiert.

Die Signalzuspielung in den Achtkanal-Verstärker erfolgt redundant über eine Omneo-Netzwerkverbindung. Für die Signalbearbeitung stehen in jedem Kanal parametrische EQ-Bänder, ein Delay, ein RMS-Limiter und eine Gain-Regelung bereit, so dass in jeder Zone für guten Klang und die bestmögliche Sprachverständlichkeit gesorgt werden kann. Zwecks Einbindung in das Omneo-Netzwerk verfügt der PRAAD608 über einen 2-Port-Switch, der das RSTP zum Aufbau ringförmiger Netzwerkstrukturen unterstützt.

2 x PRA-CSLW LCD-Sprechstelle & 2 x PRA-CSE Sprechstellenerweiterung

Auf der Viermastbark Peking finden zwei LCD-Sprechstellen des Typs PRA-CSLW Verwendung, die jeweils in Kombination mit einer PRA-CSE Sprechstellenerweiterung betrieben werden. Ein überwachtes Handheld-Mikrofon mit PTT-Taster ist per Spiralkabel an die elegant wirkende Sprechstelleneinheit angebunden.

Ein farbiges 4,3″-Touchdisplay dient zur intuitiven Steuerung der Funktionen. Die PRA-CSLW ist mit einem internen Monitorlautsprecher sowie einer Anschlussbuchse für eine lokale Audioquelle (Hintergrundmusik) ausgestattet. Nach dem Start der Durchsagefunktion werden Bedienende vom System geführt und informiert, wenn die Durchsage eingesprochen werden soll – nach dem Vorgong-Signal und erst, wenn eine mögliche automatische Voransage beendet wurde. Das Display zeigt zudem an, wenn die Durchsage in den ausgewählten Zonen erfolgreich beendet wurde. Mithilfe der ergonomisch vorteilhaft gestalteten Extension PRA-CSE können definierte Bereiche und Funktionen direkt über zwölf frei konfigurierbare Leuchtring-Tasten mit taktiler Rückmeldung angewählt werden.

2 x PRA-EOL Linien-Endeinheit

Zur Überwachung von Lautsprecherlinien können bei Praesensa End-of-Line-Module (EOL) eingesetzt werden. Die PRA-EOL-Units werden am Ende einer Lautsprecherleitung hinter dem letzten Lautsprecher einer 100V-Linie montiert. Die zu Praesensa gehörenden Verstärker senden zu Überwachungszwecken unterbrechungsfrei einen 25,5-kHz-Pilotton mit einer Spannung von 3 Veff, der vom EOL-Modul detektiert und über die Lautsprecherleitung an den Verstärker zurückgemeldet wird. Der mit geringem Pegel ausgespielte Hochfrequenzton sollte selbst jungen Menschen mit noch sehr gutem Hörvermögen nicht störend auffallen, und 25,5 Kilohertz liegen zudem weit oberhalb des von der Anlage zu übertragenden Audio-Nutzsignals.

Die Gehäusegröße der PRA-EOL ist mit den Montagemöglichkeiten für Überwachungsplatinen in den meisten Bosch Lautsprechern kompatibel. Sie kann verkleinert werden, um in gängige Anschluss-/Verteilerdosen eingebaut zu werden.

11 x LC5-WC06E4 Lautsprecher

Die LC5-WC06E4 Deckeneinbaulautsprecher sind für die Wiedergabe von Sprache und Musik geeignet und zeichnen sich u. a. durch sehr kompakte Abmessungen aus. Passend zum Einsatzort sind die Speaker für den Einsatz in feuchten, chlor- und salzhaltigen Umgebungen geeignet – an Bord der Peking finden sie in den Sanitärräumen Verwendung. Als Eingang sind 70 V, 100 V oder 8 Ohm wählbar. Den Frequenzbereich beziffert Bosch mit 85 Hz bis 20 kHz, allerdings mit einer Toleranz von –10 dB. Das ABS-Gehäuse besitzt einen Durchmesser von 88 mm. Unter der Bezeichnung CTN LC5-CBB ist eine Backbox erhältlich, welche die Rückseite des Lautsprechers vor Staub, Tropfwasser und Ungeziefer schützt und die ungehemmte Schallverteilung in angrenzende Bereiche über den Hohlraum mindert. Der LC5-WC06E4 Deckeneinbaulautsprecher ist gemäß EN 54-24 zertifiziert.

Viermastbark Peking
An Deck: Die Peking wurde aufwendig restauriert – nicht nur die Takler*innen hatten und haben hier alle Hände voll zu tun … (Bild: Jörg Küster)

An Bord der Peking sind neben den Bosch Deckeneinbaulautsprechern auch Produkte von IC Audio installiert: Auf dem Brückendeck befinden sich neun DA-P 20-130/TEN54 mit je einem 130-mm-Breitbandlautsprecher und einem 100V-Übertrager. Hinzu kommen 18 Lautsprecher (Hauptdeck, Zwischendeck, Innenboden) des Typs WA 06-165/T mit schlagfesten MDF-Holzgehäusen und Lochgitterabdeckungen aus Stahlblech. Weiterhin sind vier in der äußeren Erscheinung vergleichbare WA-AB 06-100/T-EN54 mit zwei voneinander unabhängigen Chassis und 100V-Übertragern auf dem Hauptdeck im Einsatz. Bei Ausfall einer Leitung wird beim Modell WA-AB 06-100/T-EN54 durch die Chassis-Redundanz der betroffene Bereich weiterhin beschallt.

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All-inclusive-Paket

„Wir haben Bosch Praesensa gewählt, weil es sich um ein gut handhabbares System handelt, das vergleichsweise wenig Platz benötigt und einen redundanten Aufbau unterstützt“, sagt Emdion-Projektleiter Manfred Seebens. „Das System ist in einem positiven Sinn einfach konzipiert und umfasst ab Werk alle Bestandteile, die man sonst oft erst nach dem Baukastenprinzip zusammenfügen muss. Bei Praesensa benötigt man nur wenige Komponenten, um ein vollständig funktionsfähiges System einzurichten. Bosch Praesensa ist nach meinem Dafürhalten eine sichere, rundum funktionale Lösung auf dem aktuellen Stand der Technik und perfekt für den Einsatz auf der Peking geeignet!“

Viermastbark Peking
Alle Mann an Deck (von links): Manfred Szymanski (Emdion), Thomas Leonard (Bosch), Ingo Lichtenberg (Bosch), Manfred Seebens (Emdion) (Bild: Jörg Küster)

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Web-Links

>> www.shmh.de/de/deutsches-hafenmuseum

>> www.emdion.com

>> www.boschsecurity.com

>> www.ic-audio.com

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ein sehr guter Bericht über ein SAA-Projekt.

    Sprachalarmanlagen sind für guthördende Menschen in Notfallsituationen überlebenswichtig. Aber wie sieht es mit schwerhörigen, ertaubten oder gehörlosen Menschen aus? Gerade hochgradig Schwerhörige haben in Notsituationen erhebliche Probleme, Sprachdurchsagen zu verstehen, insbeondere dann, wenn der STI nicht oberhalb von 0,7 liegt (vgl. EN 60268-16). Ertaubten oder Gehörlosen nutzt eine Sprachalrmierung leider rein garnichts.

    Alle hörbeeinträchtigen Personen sind insbesondere in Notfallsitautionen auf einen zweiten Übertragungsweg angewiesen, meist einen optischen, also z.B. Displays, auf denen die Sprachdurchsagen nochmals mitlesbar sind.

    Leider werden die Probleme des immer größer werdenden Kreis der Hörbeeinträchtigten gerade im Alarmierungsbereich noch viel zu wenig berücksichtigt. Hier gibt es noch ein weites Betätigungsfeld für Alarmierungs-Experten.

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