Medientechnik

Nahtlose Formatvielfalt durch Barco RigiFlex

Der belgische Hersteller „für vernetzte Visualisierungslösungen“ hat das Museum of the Future in Dubai mit einer 21m-breiten RigiFlex-Rückprojektionsfläche von Barco ausge­stattet. Die „curved“-Lösung muss in der Projektion mit insgesamt 14 Barco-Projektoren höchsten Ansprüchen genügen.

Museum of the Future in Dubai(Bild: Atelier Brückner/Giovanni Emilio Galanello)

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Inhalt dieses Medientechnik-Artikels:


Projektion basiert bekanntlich auf einem bildgebenden Projektor und einer Fläche zur Projektion. Das Gesamtergebnis ist von den Qualitäten beider Komponenten abhängig. Vor diesem Hintergrund ist Barco nicht nur ein führender Hersteller von Projektoren, sondern auch Ent­wickler und Produzent von individuellen Projektionsflächen und liefert beispielsweise Gesamtsysteme für verschie­denste Einsätze und Installationen von Projektoren, über Stahlbau/Unterkonstruktion bis hin zur Projektionsfläche selbst. Bei den Projektionsflächen sind die optischen Spe­zifikationen hinsichtlich Kontrast, Opazität/Transmission, Blickwinkel und Streulichtverhalten entscheidend. Kun­denspezifische Parameter kommen hinzu: Größenvorgaben, Ausformung, Bildauflösung und Betrachtungssituation. Im Zusammenspiel ist die Integration einer optimalen Projek­tionsfläche alles andere als trivial.

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Auf das Coating kommt es an

Eine Projektionsfläche besteht grundsätzlich aus einem Trägermaterial, einer Substrat-Schicht und dem Coating (Beschichtung), welches die optischen Eigenschaften be­stimmt. Bei Rückprojektionen ist selbstverständlich die Transmission des Materials qualitätsentscheidend. Bei die­ser Art der Projektion kommt noch der Effekt des „Hot Spots“ hinzu, der bestmöglich unterdrückt oder sogar gänzlich vermieden werden soll. Bei inhomogenen Rück­projektionsflächen erscheint der Bildbereich in der Zone der Projektionsoptik heller als der Helligkeitsdurchschnitt des umgebenden Bildbereichs. Das ist der sichtbare Hot Spot. Diese Hell-/Dunkelverläufe wirken bei der Betrach­tung sehr störend. Bei Projektionen mit mehreren Projek­toren treten Hot-Spot-Effekte in entsprechender Anzahl von Projektoren auf. Auch der Hot Spot selbst ist von mehreren Parametern abhängig: wie z.B. der Optik-Brennweite, dem Einblickwinkel und dem Kontrast (Gain). Barco mit seiner Projektionskompetenz stellt seit 2012 in einer eigenen Fertigungsstraße Rückprojektionsflächen aus Glas, Acryl und seit 2018 speziell unter dem patentier­ten Produktnamen „RigiFlex“ rollfähige Bildflächen her.

Grafik von Barco Rigiflex
Patentiert: Barco Rigiflex ist ein Gesamtsystem mit eigener patentierter Stahlkonstruktion. (Bild: Barco)

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Projektion-Portfolio

Transparente Screens auf Glasbasis werden bei Barco in Größen bis 11×3,2m produziert. Die maximalen Größen sind dabei durch die industrielle Glasherstellung internationaler Werke begrenzt. Zudem stellt sich mit zu­nehmender Größe für die Installation eine Größenproble­matik: Kann die gewünschte Projektionsfläche mit ihren Transportmaßen überhaupt an ihren Einsatzort in das Ge­bäude eingebracht werden?

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Geballte Kompetenz

Know-how ist gefragt, damit die gefertigten Projektions­flächen aus Glas, Acryl oder einem wickelfähigen Mesh an ihrem Einsatzort die gewünschten Bildqualitäten erzielen. Hier hat Barco seit vielen Jahren Erfahrung auf­gebaut, um das passende Coating herzustellen und ma­schinell aufzubringen. Doch dieses Wissen alleine reicht nicht aus, um individuelle große Projektionsflächen in ein­wandfreier Qualität mit den definierten Spezifikationen herzustellen. Und so hat Barco an seinem belgischen Pro­duktionsstandort in Kuurne die passende Fertigungsstraße selbst entwickelt und gebaut. Das Kernstück ist die Ober­flächenbeschichtung, bei der die verschiedenen Projektions­flächen in einem einzigen Prozessschritt in Maßen von bis zu 4,5×11,5m bearbeitet werden.

Die Beschichtungsstraße in dieser kundenspezifischen Sonderformat-Produktion ist ein abgeschlossener Raum mit geeigneten Umgebungsbedingungen zur fehlerfreien und sauberen Aufbringung der Substrate und Coatings. Die zu bearbeitenden, noch unbehandelten Flächen wer­den sorgsam in waagerechter Position austariert. Bei der anschließenden Beschichtung wird ein Sprühkopf pro­grammgesteuert über die Fläche gefahren. So wird die vorgesehene Oberfläche gleichmäßig aufgebracht.

Grafik der Anordnung von Barco-Projektoren
Platzsparend: Die besondere Anordnung der Projektoren minimiert die Projektionsdistanz im zweireihigen Setup. (Bild: Barco)

Die Trocknung erfolgt direkt an Ort und Stelle im abge­schlossenen Raum, ohne dass die Rohlinge bewegt wer­den müssen. Zunächst wird das Substrat als Trägerschicht aufgesprüht. Nach erster Trocknung wird im nächsten Produktionsschritt das gewünschte Coating aufgebracht. Nach der Abschlusstrocknung wird die Oberflächenquali­tät der hergestellten Projektionsfläche geprüft. Hierzu wird an Stelle des Sprühkopfes eine Kamera eingesetzt, die die gesamte Fläche in einem Scan-Prozess erfasst, um mögliche Abweichungen identifiziert zu können. Dabei registrierte Bereiche werden im nächsten Schritt zusätz­lich visuell überprüft.

Danach wird die getrocknete Projektionsfläche im Test­labor aufgebaut. Hier können die Eigenschaften und Qualitäten des frisch hergestellten Materials unter realen Einsatzbedingungen in einer Projektion kontrolliert wer­den. In diesem Labor findet auf Kundenwunsch anschlie­ßend eine abschließende Werksabnahme, der sogenannte Factory Acceptance Test (FAT), gemeinsam mit dem Auf­traggeber statt.

Grafik des Barco-Projektorenrahmens
Bis ins letzte Detail: Der Barco-Projektorenrahmen ermöglicht die optimale Justage in allen Bewegungsachsen. (Bild: Barco)

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Barco RigiFlex

Unter den drei Materialausführungen Glas, Acryl und Mesh ist RigiFlex die flexible und rollbare Variante bei den Rückprojektionsflächen von Barco. Wegen der Wickelfähig­keit ist RigiFlex für viele großformatige Umsetzungen die bevorzugte Lösung, da es nicht mehr als Fläche, sondern als „handliche“ Rolle zum Einsatzort transportiert und an­gebracht werden kann. Wie für die Glas- und Acryl-Aus­führungen gelten auch für RigiFlex höchste Ansprüche an eine hochaufgelöste und homogene Rückprojektionsfä­higkeit. Hinzu kommt der Faktor der Maßhaltigkeit. Dazu hat Barco ein Metallbau-Halterungssystem entwickelt und patentiert, mit dem Schwingungen des Materials unter­bunden werden. Eine fertig justierte Projektion darf sich eben durch Veränderungen an der Justage- und Schärfeebene nicht verändern. Andernfalls wäre es kaum mög­lich, eine dauerhaft hochwertige Projektion zu ermöglichen. Insbesondere beim Einsatz von Ultrakurzdistanz-Projektoren wäre eine veränderliche Projektionsdistanz keinesfalls tolerabel. Denn bei den beschichteten Lösun­gen ist die Stabilität der Oberfläche entscheidend. Jede Bewegung durch Luftstrom würde eine Bewegung der überlappenden Pixel verursachen, was zu verschwomme­nen und nicht akzeptablen Mischzonen führen würde. In mehrreihigen Projektoren-Setups sind sogar vier Überlap­pungen möglich, was diese Anforderung noch kritischer macht.

Metallrahmen-Konstruktion
Spannend: Der Metallrahmen sorgt für die perfekte Spannung der Projektionsfläche und wird vor Ort auf die definierte Spannung eingestellt. (Bild: Barco)

Die dauerhafte Spannung ist der entscheidende Faktor für die Planlage der Rückprojektionsfläche. Die Entwick­lung von Rigiflex basiert auf einer hohen Maßhaltigkeit des Materials und insbesondere einer ausreichenden Spannung bei der Aufhängung. Letzteres wird bei Rigiflex über die patentierte Konstruktion des Rahmens erreicht. Damit sind Rückprojektionsflächen nicht nur in planer Ausführung optimal aufgespannt möglich, sondern auch gekrümmt, also „curved“.

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Der „Beweis“: Museum of the Future

2019 ging bei Barco im Rahmen der medientechnischen Planung für das „Museum of the Future“ in Dubai die Anfrage nach sehr großformatigen Screens ein. Vom Atelier Brückner war „medienprojekt p2“ aus Stuttgart beauftragt, das AV-Design in mehreren Etagen des Museum of the Future zu realisieren, u.a. ein sehr großfor­matiges Bild, das mit einer Barco-Projektionsfläche ge­schaffen werden sollte. Geplant war eine Rückprojektion, curved, in der Breite von 21m bei einer Höhe von 4m.

Fertigungsstraße von Barco-Projektionsflächen
Fertigungsstraße: Hier werden alle kundenspezifischen Barco-Projektionsflächen aus Glas, Acryl und flexiblem Rigiflex hergestellt. (Bild: Dominik Roenneke)

Für den späteren Auftraggeber stellte sich die Frage nach der Stabilität und der Maßhaltigkeit der geplanten Projektionswand. Für Barco stellte sich die Frage nach dem passenden Produktionsverfahren angesichts einer 21m langen nahtlosen Bildfläche. Die Antworten da­zu konnte Barco geben: mit einem Härtetest der Rigiflex-Rückprojektionswand und mit einem speziellen Coating-Prozess in zwei Produktionsschritten.

Sprühbeschichtung bei Barco
Sprühbeschichtung: In mehreren Produktionsschritten werden die einzelnen Schichten auf das Trägermaterial aufgebracht. (Bild: Dominik Roenneke)

Barco realisierte den Belastungstest mit seiner RigiFlex-Projektionswand genau in der Mitte eines Tennisplatzes in Kombination mit einem Barco UDX 4k32-Projektor. Auf dem Court trat Yanina Wickmayer, die seinerzeit Weltranglistenzwölfte, gegen die 6m breite und 3,75m hohe Bildwand an. Diesen Belastungstest überstand die Projektion mit Bravour. Das überzeugte den Kunden vom RigiFlex-Projektionsmaterial mit seiner Stabilität und Maß­haltigkeit sowie seinen herausragenden Projektionseigen­schaften.

Projektionsfläche für das Museum of the Future in der Barco-Projektionsstraße
Überdimensional: Die Rigiflex-Projektionsfläche für das Museum of the Future sprengte bei der Herstellung die Größe der Projektionsstraße und wurde in zwei Durchgängen beschichtet. (Bild: Barco)

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Außergewöhnliche Sonderlösung

Der Auftraggeber hatte bewusst auf eine Projektionslösung für seine filmisch bespielte Raumkapsel auf der „Raumstation OSS Hope“ im Museum of the Future ge­setzt, an Stelle einer LED-Videowall. Die Beweggründe dazu waren einerseits die unerwünschte Wärmestrahlung auf Seiten der Betrachter bei Einsatz einer LED-Wand und andererseits ein möglichst geringer Stromverbrauch der Bildwiedergabetechnik im Museumsneubau, der als „Nullenergiehaus“ geplant wurde. Die Rückprojektion, alternativ zur Aufprojektion, wurde präferiert, weil so weder die Geräuschentwicklung der Projektoren problematisch erschien, noch die Ansicht der technisch anmutenden Geräte die Innenarchitektur beeinflussten. Und somit wurde eine 21×4m große Rückprojektionswand vorgesehen.

Barco-Abwickelkonstruktion der Projektionsfläche für das Museum of the Future
Aufgewickelt: Eine Projektionsfläche in den Dimensionen für das Museum of the Future lässt sich nur aufgerollt handhaben. Auch die Abwickelkonstruktion war eine Sonderanfertigung von Barco. (Bild: Barco)

Barco produzierte bereits für viele Projekte kundenspezi­fische RigiFlex-Lösungen, doch die Bildbreite mit 21m für das Museumsprojekt kann schon als technologische Herausforderung bezeichnet werden. Das zweiphasige Coating erforderte im Beschichtungsprozess ein zwischenzeiti­ges Verdrehen der Bildfläche um 180°, so dass beide Hälften des Materials in der Anlage gleichermaßen hintereinander verarbeitet werden konnten. Das war nicht nur zeitintensiv, sondern angesichts des Maßes von 21m beim „Wenden“ mit nötiger Zwischenwicklung auch aufwendig.

Konstruktionsseitig konnte das patentierte Halterungssys­tem problemlos auf die Ausmaße des Screens skaliert werden. Die Aufspannung der Projektions­fläche auf das Metallhalterungssystem basiert bei RigiFlex nicht auf einzelnen Befestigungs­punkten, sondern auf einer umlaufenden Schienen-Profileinfassung mit exakt justierbarer Spannvorrichtung. Das verhindert jegliche Faltenbildung und unterbindet Schwingungen in der Bildebene, zum Beispiel durch Luft­zug oder thermische Veränderungen im Raum. Diese Technik ist darüber hinaus für Curved-Lösungen sehr ge­eignet, weil das Material über die gesamte gekrümmte Strecke einwandfrei in der gewünschten Ausformung der Metallhalterung unter Spannung verläuft. Die Spannung wird auf einen Wert von 10 N/cm (zehn Newton pro Zen­timeter) eingestellt. Bei dem Screen mit Breite von 21m summiert sich die Spannung somit auf 2,1t, was mit der rückwärtigen Metallkonstruktion auf stabilen Trägern aufgefangen wird. Diese Statik der Halterung ist gleichzeitig vom umgebenden Gebäude völlig unabhängig realisiert.

Barco-Projektionsfläche bei der Installation im Museum
Abgewickelt: Die Projektionsfläche wurde im Museum bei der Installation direkt von der Rolle abgewickelt und in die Führung der Haltekonstruktion eingefädelt. (Bild: Barco)

Für die Projektion sind Barco-Projektoren F90 mit Ultra­kurzdistanzobjektiven (UST lens EN68 4K13) im Einsatz. Die Projektoren sind in die Gesamtkonstruktion des Me­tallrahmens der Projektionsfläche integriert. So verteilen sich über die 21m insgesamt 14 Projektoren in zwei Reihen. Interessanterweise projizieren die Geräte der obe­ren Reihe die unteren Einzelbildfelder und die der unteren Reihe die oberen Felder. Dabei wird der nötige Projektionsabstand minimiert, wie auch der Platzbedarf hinter der Bildfläche. Im Museum of the Future ist an anderer Stelle eine kleinere Barco-RigiFlex-Projektion installiert, die zwar nicht curved ausgeführt wurde, aber nach identischer Bauweise als plane Bildfläche (4,00m breit, 4,00m hoch) mit insgesamt zwei Projektoren realisiert wurde. Das Barco-RigiFlex-System erlaubt ein sehr großes Spektrum an Formaten und kundenspezifischen Ausfüh­rungen.

Bei der Montage der Projektoren in der Metallkonstruk­tion werden diese zunächst mit einem Seilsystem einge­setzt und anschließend mechanisch in den Achsen links/rechts, oben/unten sowie vor/zurück positioniert. In allen drei Achsen kann zusätzlich die Rotation eingestellt wer­den. Nach der mechanischen Einstellung erfolgte die finale elektronische Justage der Projektoren mit ihren 14 Einzelbildfeldern, die in Softedge-Anordnung mit Überlappungs­bereichen das Gesamtbild projizieren.

Das fertige Ergebnis stellt eine riesige nahtlose Projektion dar, die mit ihrer mechanischen Umsetzung ein dauerhaft fehlerfreies Bild erzeugt, ohne Dejustagen durch äußere Einflüsse oder eine spürbare Wärme- und Geräuschent­wicklung.

Fertig produzierte Bildflächen im Barco-Testlabor
Testlabor: Die fertig produzierten Bildflächen können im Testlabor in der Projektion unter optimalen Bedingungen getestet werden. (Bild: Dominik Roenneke)

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Journey of the Pioneers – Museum of the Future

Das Museum of the Future zählt zu den neuen Attraktionen Dubais und auf der weltweiten Museumslandkarte. In einem ikonischen Gebäude (Architektur: Killa Design) lädt es ein, sich gemeinsam auf den Weg in die Zukunft zu machen und Verantwortung zu übernehmen. Atelier Brückner hat die Ausstellung „Journey of the Pioneers“ über drei Eta­gen und 3.000m² Ausstellungsfläche hinweg als immersives Erlebnis gestaltet: Jede Etage ist gleich einem filmischen Setting mit aussagekräftigen, starken Raumbildern angelegt und fokussiert eine Vision der Zu­kunft: Leben im Weltraum, Bioengineering und Regenera­tion geschädigter Ökosysteme sowie individuelles Wohl­befinden. Ergänzend dazu ist auf einer Fläche von 1.200m² die Ausstellung Future Heroes konzipiert, die sich mit einem spielerisch-intuitiven Zugang an Kin­der bis 12 Jahre richtet. Sie nimmt die erste Etage des Museums ein. Im Inneren erwartet die Besucherinnen und Besucher ein motivierend mitreißendes Erlebnis, das sie in einem Dreiklang auf die Herausforderungen der Zukunft ein­stimmt: Die Ausstellung „Journey of the Pioneers“ kata­pultiert die Museumsgäste mit einer rasanten Aufzug­fahrt, inszeniert als filmisch bespielte Raumkapsel, in das Jahr 2071 auf die Raumstation OSS Hope. Hier werden Astronauten rekrutiert, die zum Gelingen einer fiktiven, wenngleich realistisch erdachten Raummission beitra­gen: Es geht darum, den Energiebedarf der Menschheit durch Sonnenenergie abzudecken, die in Kollektoren rund um den Mond gebündelt und gezielt zur Erde über­tragen wird. Die Erde ist im Jahr 2071 ein Lebensraum, der durch viele konkrete Projekte nachhaltig aufgewertet wurde: Kairo ist beispielsweise eine Green City, wie eine Einblendung beim Blick aus dem Cockpit der Raumstation auf die Erde zeigt. Allerdings ist sie auch weiterhin in Ge­fahr, beispielsweise bedrohen Waldbrände den Amazonas und die dortige Basisstation der OSS Hope. Die Besucher gewinnen einen Überblick der anstehenden Aufgaben und Projekte. Sie sind eingeladen, sich als Mitarbeiter zu registrieren und erhalten an einer Medienstation die ent­sprechende Ausrüstung als Pioniere der Zukunft. Zurück auf der Erde motiviert das HEAL Institute auf Ausstellungsebene 4 die Pioniere, mittels Bioengineering zur Regenerierung des Ökosystems beizutragen. Zunächst tauchen sie in die Schönheit der Natur ein: Die Besucher:innen entdecken die Zusammenhänge des Lebens im Re­genwald. Regen prasselt, Insekten summen; Pollen stei­gen auf und die Aktivität des vernetzenden Myzeliums wird anschaulich. Die abstrahierte Bildsprache der filmischen Projektion mit tausenden tanzenden Punkten nimmt den Besucher für sich ein. Im nächsten Raum „The Library“ zieht die Vielfalt und Schönheit der überlieferten Flora und Fauna die Besucher:innen in ihren Bann. Der Raum wirkt mystisch, voller Magie. 2.400 Glaszylinder, jeder von ihnen 18 cm hoch und von der Decke abgehängt, sind als begehbare Rauminstallation angeordnet, in die der Besucher eintritt. Die ovale Form umschließt den Besucher in mehreren Reihen, geordnet nach Arten: von den Säugetieren bis zu den Einzellern. Jedes der Tiere ist als Lasergravur in das Kristallglas konservierend eingeschrieben und fasziniert in Detailreichtum und Präzision, darunter allein an die 40 verschiedene Frösche. Ausgestattet mit einem mobilen Gerät erkunden die Besucher:innen das Archiv und sam­meln Gen-Codes, die es ihnen ermöglicht im darauffolgen­den Raum „The Lab“ neues Leben entstehen zu lassen, das zum Fortbestand des Ökosystems beiträgt. Die Daten fließen in das filmisch generierte 360-Grad-Bild einer Wald­landschaft, die, nach einem Brand, neu zu blühen beginnt. Brutschränke im Raum „The Observatory“ zeigen weitere Forschungsprojekte, an denen Menschen im Jahr 2071 ar­beiten: Es wurden feuerresistente Bäume entwickelt, Samen­bomben und lipidreiches Quinoa stehen kurz vor dem Ab­schluss. Eine Zusammenschau bereits umgesetzter Pro­jekte in der Wüste, der Arktis, den Wäldern und Gewässern bietet das Heal Geoscope in Form von Bildern und aufbe­reiteten Daten an der gegenüberliegenden Wand.

Unterschrift von Tennisspielerin Yanina Wickmayer auf Barco RigiFlex-Projektionsfläche
Für gut befunden: Die Tennisspielerin Yanina Wickmayer unterzog Barco RigiFlex einem Härtetest und verewigte den positiven Verlauf direkt auf der Projektionsfläche. (Bild: Dominik Roenneke)

Die Ausstellungsebene ALWAHA bringt die Pioniere schließlich mit dem eigenen Selbst in Kontakt. Es geht darum, sich selbst als Mensch über seine Sinne zu erfah­ren, um dann gestärkt und konzentriert in die Zukunft zu gehen; Es geht um eine Besinnung auf unser eigenes Wohlbefinden in einem hoch technisierten Umfeld. Den Auftakt des beruhigend entspannenden Raumambientes bildet ein Brunnen. Warme Erdtöne und Klänge umgeben den Besuchenden; sie ziehen ihn in die Raum­tiefe. Innere Ruhe kehrt ein. Dann geht es in die „Move­ment Therapy“. Ganz intuitiv wagt man sich hier tanzend, im Einklang mit Wind und Wellen, in ein projiziertes Sandbad. Das Licht erfasst die Tänzer:innen; flirrende Sandkreise wandern mit ihnen über den weichen Boden. Über Rundbögen öffnen sich angrenzende Behand­lungsräume: Feeling, Grounding und Connection Therapy. Energieströme kitzeln an den Handflächen und Klänge werden zur tiefen Körperwahrnehmung. Die „Connection Therapy“ veranschaulicht schließlich, dass nur gemein­sam ein Energiefluss entsteht, mit dem etwas bewegt werden kann. Die Besucher:innen realisieren diesen an einem ovalen, medial bespielten Tisch durch gemeinsa­mes Summen. Den Abschluss bildet eine immersive Rauminstallation. Im Zentrum des Raumes steht, aufgeständert in 4m Höhe, ein gläsernes, rundes Wasserbecken von 3m Durchmesser. Impulse versetzen das Wasser in Bewe­gung; Licht breitet die flüchtigen Linien über den gesam­ten Raum hinweg aus. Die Besucher:innen, liegend unter einer 60m² großen Kuppel, tauchen in das Wel­lenmeer aus Licht und Klang ein, das immer wieder neu entsteht. Hier ist nichts mehr zu tun. Es geht um das Sein. Über eine Zeitschleuse verlassen die Besucher:innen ALWAHA. An einem Bassin, eingebettet in die Wand, hinterlassen sie – ganz analog – einen Wunsch für die Zukunft. Atelier Brückner ist als gestaltender Generalplaner ver­antwortlich für Konzeption, Design und Umsetzung der Ausstellung, in die aktuelle Forschungen und wissen­schaftliche Ergebnisse eingeflossen sind. Über 20 Pla­nungspartner und Berater waren beteiligt.

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Web-Links

>> Barco RigiFlex

>> Barco für das Museum of the Future

>> Medienprojekt p2

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