Auf etwa 1.300 Quadratmetern Fläche hat das Hightech-Unternehmen Osram am Hauptsitz in München einen Showroom mit Ausstellungsflächen geschaffen. Die „World of Light“ gibt einen Überblick über die Historie, zeigt die heutigen Schwerpunkte von Osram und ermöglicht Ausblicke in die Zukunft. Um Inhalte zu vermitteln, wird Medientechnik auf komplexe Weise eingesetzt.
Osram hat vor etwa dreieinhalb Jahren entschieden, eine Ausstellung in der Münchner Firmenzentrale einzurichten. Das erzählte Christian Wiesend, tätig im Bereich Events and Fairs bei Osram, Anfang November 2019 auf der Lichtwoche München während einer öffentlichen Begehung der „World of Light“. Die Erlebnisfläche wurde Ende 2017 eröffnet und wird seitdem stetig aktualisiert. Osram stellt sie vor allem Kunden, Investoren, Partnern und der Presse zur Verfügung. Über eine Ausschreibung erhielt Ranger Design aus Stuttgart den Zuschlag für die Entwicklung und Gestaltung des Konzepts, als Fachplaner für die Medientechnik wurde das Stuttgarter Ingenieurbüro techniz beauftragt.
Die World of Light erstreckt sich über zwei Gebäude und zwei Ebenen. Sie bietet multifunktionale und höchst flexible Räume, die interaktive Einheiten und Mediensteuerungen integrieren. Die World of Light setzt sich aus drei Hauptbereichen zusammen:Iim ersten Obergeschoss geht es um die Marke und die Geschichte, „Brand & Heritage“. Worin liegen die heutigen Kompetenzen von Osram? Das wird im Lichtkino, der Light Box, nähergebracht. Den aktuellen Schwerpunkten und Zukunftsvisionen des Unternehmens widmet sich der zweite Teil der Ausstellung „Products & Solutions“ im ersten Stockwerk. Der dritte Bereich im Erdgeschoss nimmt die größte Fläche ein: „Osram Mission“ ermöglicht Events, Workshops und Hausmessen, unterstützt von Wechselausstellungen.
Der Eingang zu Brands & Heritage (1. OG) ist über die Hauptverwaltung erreichbar und stellt sich als eine Art Museum dar. Die schwarze Kulisse lenkt die Aufmerksamkeit auf das Licht. In beleuchteten, runden Schauvitrinen sind Osram-Produkte ausgestellt, in Großvitrinen sind Original-Exponate zu sehen. Alte Werbefilme werden auf einem hinter Glas montierten Display in Dauerschleife abgespielt, zwei Körperschallwandler übernehmen die Beschallung. Ein zweites Display hinter Glas zeigt eine tonlose Animation im Loop.
Das Lichtkino (1. OG) bietet einen schwarzen Rahmen für Film- und Lichtvorführungen. Der Raum ist ausgestattet mit Strahlern aus dem Veranstaltungsbereich, Moving Heads von Clay Paky, einem Tochterunternehmen von Osram. Ein Projektor an der Decke projiziert die Inhalte auf eine akustisch transparente Leinwand, das 2.1-Beschallungssystem ist nicht sichtbar. Speziell choreografierte Lichtshows stellen Osram als Beleuchtungsspezialisten für Groß-Events vor, Nebel macht die Lichtkegel deutlich. „Der Besucher soll den Eindruck bekommen, im Zentrum einer Bühnenshow zu stehen“, sagt Kurt Ranger. Leuchten und Nebelmaschine sind über DMX und DALI gesteuert. der Anschluss einer externen Bild- und Tonquelle ist möglich. Das System wird an einer Stele über ein Touchpanel bedient, die Mediensteuerung ist in einem separaten Technikraum untergebracht. Sie umfasst Zuspieler, Audiosystem und zwei Lichtsteuerungen, die durch Timecode und Netzwerk-Protokolle miteinander vernetzt sind. Das Touchpanel ist mit der zentralen Steuerung der World of Light verbunden.
Die Business Units Products & Solutions (1. OG) setzen den Fokus auf die Fragestellungen der Branche und stellen Lösungsansätze vor. Diese Fragen werden als großformatige Schriftzüge visualisiert, z. B. „Wie kann Licht die Lebensqualität verbessern?“. Dabei geht es um Gesundheit, um Konnektivität, Steuerung, Sensorik („Lightelligence“), Automotive und Fahren sowie Safety und Security. Zu den interaktiven Elementen gehört u. a. eine VR-Anwendung, die die Illumination des Petersdoms vor und nach der Beleuchtung durch Osram virtuell erlebbar macht.
Alle Module sind flexibel angelegt und werden regelmäßig neu gestaltet. Touchdisplays mit einem wandinstallierten Zuspieler bilden die Basis, um Filme zu zeigen. Es existieren Anschlusspunkte, um externe Quellen über einen Bodentank sowie weitere Displays anzuschließen. In einem separaten Technikraum ist die Mediensteuerung untergebracht. An der Treppe, die zum Erdgeschoss führt und im Zuge der „World of Light“-Realisierung nachträglich erschlossen wurde, ist ein großer 4K Touchscreen installiert. In einer Stele ist ein Touchdisplay integriert, das Inhalte der Osram-Webiste zeigt.
Im Erdgeschoss befindet sich der Haupteingang zur World of Light mit Konferenzraum, Ausstellungsfläche, Empfangstresen und Cafébar. Dort hängt ein großes Display, das über das Gesamtsystem gesteuert wird. Die Osram Mission schafft die Verbindung zur Treppe, die ins erste Obergeschoss führt. Hier stehen sechs verschiebbare Wandelemente zur Verfügung, teilweise mit Displays. Im Konferenzbereich lässt ein veränderbares Glas-Trennwandsystem offene und geschlossene Raumlösungen zu, für Pressekonferenzen, Hausmessen oder Workshops.
Eine Wand besitzt eine Videofläche, der Aufbau einer Bühne ist möglich. Die Beschallung ist über Delay-Lines organisiert, hauptsächlich an der Decke. Über einen Audio-Prozessor sind vier Funkmikrofone mit DECT-Übertragung angeschlossen.
Die Steuerung für diesen Raum und die Fläche im Erdgeschoss läuft über das Touchpanel am Empfangstresen und über ein mobiles Touchpanel im Bereich der Bühne, diese erlaubt auch eine zeitweise Live-Regie mit externer technischer Unterstützung. Für Audio- und Bildquellen sind drei Anschlusspunkte eingerichtet: an der Videowand, am Empfangstresen und an der langen Seite des Konferenzraums.
Weitere Anschlüsse befinden sich im Videowand-Möbel und in vier Bodentanks. Die Signalübertragung läuft über HD-Base T und Dante. Neben dem Audio-Prozessor ist als Zentrale eine AV-Matrix installiert. Im separaten Technikraum ist die Mediensteuerung mit allen Zuspielern, Audiosystemen sowie ein Anschlussfeld untergebracht. Zur Steuerung gehört auch die Funktion für das Ein- und Ausschalten der gesamten World of Light und eine Zeitautomatik, die nach Bedarf deaktiviert werden kann.
Mediale Vermittlung kompakter Themen – Statements der Projektbeteiligten
Kurt Ranger von Ranger Design hat im engen Dialog mit Osram das Konzept für die Ausstellung World of Light realisiert. Wie ist er an diese komplexe Aufgabe herangegangen? Kurt Ranger: „Zuerst sehr kreativ und offen, entlang der inhaltlichen Aufgabe von OSRAM. Dabei haben wir eigene Ideen zur Präsentation von Licht entwickelt. Wir stellten unser Konzept in einem Modell dar. Dann haben wir systematisch die verschiedenen Aufgabenbereiche definiert.“
Was waren die größten Herausforderungen? Kurt Ranger: „Da die Umsetzung des Ausstellungskonzepts mit erheblichen Eingriffen in die architektonische Substanz verbunden war, erfolgte eine enge Abstimmung aller Gewerke. Die größte Herausforderung war, alle Aspekte unter einen Hut zu bekommen, im Rahmen des Zeitplans, des Budgets und der Anforderungen an die Qualität.“ Martin Schniz von techniz erläutert den medientechnischen Hintergrund: „Die Planung der Medientechnik war relativ aufwendig, da das Projekt in mehrere Bauabschnitte aufgeteilt war. Um einen Medientechnik-Lieferanten für alle Bereiche beauftragen zu können, erfolgte eine Marktabfrage zu einem recht frühen Zeitpunkt. Daher verfeinerten sich Konzept und Nutzer-Anforderungen im Laufe des Projektes, und es waren Anpassungen und Umplanungen notwendig. Die Technologie- und Geräte-Auswahl erfolgte unter Betrachtung von Flexibilität und Zukunftsfähigkeit, aber auch mit Kosteneffizienz.“
Worin sieht Christian Wiesend von Osram den größten Vorteil der World of Light für das Unternehmen? Christian Wiesend: „Mit der World of Light haben wir die Möglichkeit, all unseren Partnern und Besuchern die Vielfalt an technischen Neuerungen und Lösungen näherzubringen. Oftmals sind Besucher dann auch überrascht, was OSRAM mittlerweile alles macht.“
Welche Erfahrungen hat Osram bisher mit diesem Format gemacht? Christian Wiesend: „Ausschließlich gute Erfahrungen. Die World of Light unterstützt uns, die neuen Wege bei OSRAM besser erläutern und veranschaulichen zu können.“
Das Projekt World of Light wurde aktuell mit dem German Design Award 2020, Fairs and Exhibition, in der Kategorie „Winner“ ausgezeichnet.