Wildnis(t)räume: Naturerlebnis mit Medientechnik

Die Medientechnik im Forum Vogelsang IP

Projection-Mapping auf Kugeln
Bild: Jörg Küster (Bild: Jörg Küster )

Eine neue Dauerausstellung im nordrhein-westfälischen Schleiden macht die Natur des Nationalparks Eifel multimedial erlebbar – auf sehr gelungene Art, wie ein Besuch im Forum Vogelsang IP beweist. Erst kürzlich wurden die Ausstellungen hier auch mit dem unabhängigen Zertifikat für Barrierefreiheit durch „Reisen für Alle“ ausgezeichnet.

Seit dem 11. September 2016 begeistert in Schleiden nahe Euskirchen eine mit dem Wortspiel „Wildnis(t)räume“ betitelte Erlebnisausstellung, die im Auftrag des Nationalpark-Zentrums Eifel gemeinsam mit Triad Berlin als Generalübernehmer für den Innenausbau konzipiert und realisiert wurde.

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Die im Forum Vogelsang IP beheimatete Ausstellung bringt Besuchern die Natur des umgebenden Nationalparks mithilfe interaktiver, taktiler und olfaktorischer Exponate nahe. Verbunden mit multimedialen Elementen wie 3D-Filmen und Projection-Mapping entstehen überraschende, sinnlich erfahrbare Naturperspektiven.

Barrierefreie Konzeption

Die sich über eine Fläche von 2.000 m² erstreckende Dauerausstellung gliedert sich in sieben Themenwelten mit 40 Einzelinszenierungen.

Zu erkunden sind u. a. 54 Tastmodelle, 31 Präparate und sieben taktile, mediale bzw. olfaktorische Interaktionen. Die Ausstellungstexte sind in Deutsch, Englisch, Niederländisch, Französisch, Leichter Sprache sowie punktuell in Braille- und Pyramidenschrift (Artnamen in Latein) verfügbar.

Die xpedeo Multimedia- Guides sind per Touch - screen bedienbar.
Die xpedeo Multimedia- Guides sind per Touchscreen bedienbar. (Bild: Jörg Küster )

Darüber hinaus liefert ein Mediaguide Übersetzungen in deutsche Gebärdensprache und eine Audiodeskription für Blinde. Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen können 152 taktile Schilder mit Braille- und erhabener Profilschrift nutzen. Ein durchgehendes, unter Einsatz der Pendelrolltechnik (bestimmte Art und Weise, den Blindenstock zu führen) nutzbares Blindenleitsystem führt vom nahegelegenen Bushalteplatz über das Besucherzentrum bis in die Ausstellung.

Gefördert wurde die Ausstellung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Das Nationalpark-Zentrum gehört zum Nationalparkforstamt Eifel von Wald und Holz NRW. Die Ausstellung wurde seitens dieser Behörde und durch das Umweltministerium NRW unterstützt.

Mit Mediaguides in die Wildnis

Mediaguides werden auf Wunsch am Counter des Besucherzentrums Forum Vogelsang IP kostenfrei ausgegeben und vom Personal passend zu den Anforderungen der Gäste parametrisiert. An den einzelnen Stationen des Rundgangs lassen sich die hinterlegten Informationen durch die Eingabe eines Zahlencodes oder alternativ als kompletter Themenbereich abrufen.

Die Mediaguides sind dank Audiodeskription auch von Anwendern mit beeinträchtigtem Sehvermögen bedienbar. Hörgeschädigte Besucher können statt eines konventionellen Hörers ihre persönlichen Induktionsschleifen anschließen. Beim Verlassen der Ausstellung werden die Mediaguides eingesammelt und in Ladestationen gelagert.

Unter der Projektionsfläche in Raum 2 gibt es den freien Blick auf das Außengelände – für die Projektion ist das nicht ganz unproblematisch.
Unter der Projektionsfläche in Raum 2 gibt es den freien Blick auf das Außengelände – für die Projektion ist das nicht ganz unproblematisch. (Bild: Jörg Küster)

Über die USB-Schnittstelle werden dabei nicht nur die internen Akkus geladen, sondern es lassen sich bei Bedarf auch Inhalte aktualisieren. Die gesamte Ausstellung wurde von Triad Berlin mit WLAN Access-Points ausgestattet und für ein später einzuführendes Tracking vorbereitet. Bislang sind auf den Mediaguides lediglich Informationen hinterlegt, die sich in gleicher Form durch das Lesen kurzer Texte nahe der einzelnen Exponate erschließen.

Die Möglichkeit zu einer künftigen Erweiterung der Inhalte ist gegeben, wobei das Ausstellungsteam wenige Monate nach der offiziellen Eröffnung des Hauses noch damit beschäftigt ist, die Akzeptanz durch die Besucher auszuwerten.

„Unsere Gäste wollen erfahren, sie wollen erleben, sie wollen spielen, sie wollen hören“, stellt Dr. Kerstin Oerter, Fachgebietsleiterin Nationalpark-Zentrum Eifel, fest. „Was die Besucherinnen und Besucher nicht wollen, ist eine permanente Belehrung. Wir möchten unseren Gästen Freude bereiten und verfolgen nicht den Anspruch, ausgewiesenen Spezialisten die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft zu vermitteln.“ Bei den insgesamt 70 verfügbaren Endgeräten handelt es sich um xpedeo Multimedia-Guides der Bremer Informations-Gesellschaft mbH. Die Devices werden von einer Schutzhülle aus Kunststoff ummantelt und sind per Touchscreen bedienbar. An der Schutzhülle ist ein Trageriemen mit einem Karabiner befestigt. Der einohrige Hörer ist mit einem wechselbaren Hygieneüberzug versehen.

Zentrale Mediensteuerung

In einem Schrank am „Wildnis(t)räume“- Counter verborgen ist der Zugriff auf die zentrale Mediensteuerung möglich, welche auf Lösungen der inSynergie GmbH basiert – die zugehörigen 19“-Rechner des Modells iSMaster XL sind abgesetzt in einem klimatisierten Technikraum untergebracht.

Die Bedienoberflächen wurden unter Einsatz der inSynergie iS-Operate-Software erstellt. Für den technischen Second-Level-Support besteht die Möglichkeit, per passwortverschlüsseltem Remote-Zugang aus der Ferne auf die Anlage zuzugreifen.

Die Medientechnik ist an die Gebäudetechnik angebunden, so dass ein Zugriff auf die Steckdosen mitsamt der Möglichkeit zum Ein/ Ausschalten aller Multimediastationen gegeben ist. Die Anlage wird vor Beginn der Besuchszeit per Touch angeschaltet und abends wieder herunter gefahren, was über den KNX/EIB-Bus des inSynergie iSEIB-Moduls reibungslos möglich ist.

Raum 1: Urwälder von morgen

Hellgrüne Farbe dominiert den ersten Raum der Ausstellung, der die „Urwälder von morgen“ zum Thema hat. Die Gäste werden akustisch von einer Waldatmosphäre umhüllt, zu der lebhaftes Vogelgezwitscher gehört – durch eine geschickte Verteilung der Lautsprecher entsteht in Verbindung mit der Raumakustik eine sehr gelungene sechskanalige „Waldatmosphäre für die Ohren“.

Passende Gestaltungselemente sind ein dicker Buchenstamm, eine riesige Baumwurzel, Hocker aus Holzklötzen sowie ein durch den gesamten Raum mäanderndes Textilband mit aufgedruckten Waldmotiven. Hier – wie in allen Räumen – erleichtert das durchgehende Bodenleitsystem Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit die Orientierung.

Lebensecht präparierte Fauna: (Platz-)Hirsch und Bär in Raum 4.
Lebensecht präparierte Fauna: (Platz-)Hirsch und Bär in Raum 4. (Bild: Jörg Küster )

Die Tiere des Waldes zieren als so genannte „Waldgesichter“ eine hellgrüne Wandfläche. Auffällig ist, dass sich Raum 1 nicht nur den gemeinhin als „niedlich“ empfunden Tieren, sondern auch Insekten aller Art von der Spinne bis zum Tausendfüßler widmet.

Medientechnisch sorgt ein halbrundes, an der Wand befestigtes Panel für Aufmerksamkeit, das durch eine Art „Spechtloch“ über einen kreisrunden Ausschnitt den Blick auf einen Industrie-Screen freigibt: Per Knopfdruck erscheinen auf dem Bildschirm Baumhöhlenbewohner wie Blaumeise, Siebenschläfer oder Hornisse.

Die Zuspielung erfolgt lokal: Die Inhalte sind auf einem BrightSign HD1020 Solid-State-Player hinterlegt. Hier, wie an anderen Multimediastationen, ist eine Netzwerkverbindung vorhanden, sodass bei Problemen eine Fernanalyse erfolgen kann und sich Inhalte bei Bedarf erweitern oder austauschen lassen.

Raum 2: Wasserwelten

Schlagartig verändert sich die Atmosphäre in Raum 2, der in einem hellblauen Farbton gehalten ist: Die kühlen Mittelgebirgsbäche des Nationalparks Eifel sowie ganz allgemein das „Ökosystem Gewässer“ stehen hier im Mittelpunkt. Der Themenkreis erschließt sich wie in anderen Räumen nicht zuletzt über liebevoll ausgearbeitete Tastmodelle – und sogar ausgestopfte Biber können gestreichelt werden! Ein auf Hüfthöhe an einer Säule angebrachter Screen ist mit „Einblicke – Geheimnisvolle Wesen“ betitelt.

Projection-Mapping auf Kugeln in Raum 5: Der „Zauber der Wildnis“ wird multimedial erlebbar.
Projection-Mapping auf Kugeln in Raum 5: Der „Zauber der Wildnis“ wird multimedial erlebbar. (Bild: Jörg Küster )

Das technische Prinzip entspricht der im vorangegangenen Raum anzutreffenden „Spechthöhle“, wobei Inhalte nicht gezielt getriggert werden: Ein Video wird in einer Endlosschleife wiedergegeben. Ein per LWL über Extron DVI 104 DVI-Glasfaser-Extender angesteuerter Panasonic Beamer wirft in Raum 2 sein Bild auf eine weiß gestrichene Projektionsfläche, unter der auf Wunsch des Architekten der Blick auf das Außengelände frei wird.

Speziell an sonnigen Tagen ist das eine nicht ganz optimale Lösung, da es dem projizierten Bild dann wegen des Tageslichteinfalls an Kontrast mangelt. Man muss genau hinschauen, um die Inhalte der als visuelle Untermalung zu verstehenden Projektion „Leben am Wasser“ erkennen zu können. An einer technischen Verbesserung wird gearbeitet.

Ein auf Hüfthöhe an einer Säule angebrachter Screen ist in Raum 2 mit „Einblicke – Geheimnisvolle Wesen“ betitelt.
Ein auf Hüfthöhe an einer Säule angebrachter Screen ist in Raum 2 mit „Einblicke – Geheimnisvolle Wesen“ betitelt. (Bild: Jörg Küster )

Raum 3: Scharfe Sinne

Wer schon immer einmal wissen wollte, wie eine Libelle mutmaßlich die Umwelt mit ihren Facettenaugen wahrnimmt, kommt in Raum 3 auf seine Kosten: Die Installation „Alles im Blick“ setzt auf einen Monitor, der lokal an einen PC mit entsprechenden Bildinhalten angebunden ist. Gleiches gilt für das Exponat „Wohlfühltemperatur“, das die Klimaregelung in einem Ameisenhügel zu verschiedenen Jahreszeiten anschaulich darstellt. Die aussagekräftigen Flash-Animationen wurden von Spezialisten bei Triad Berlin erstellt.

Die Installation „Hellhörige Jäger“ erlaubt einen Vergleich zwischen der Hörfähigkeit von Eule und Mensch anhand einer Mausattrappe, die sich von Besuchern auf einer vorgefertigten Bahn bewegen lässt. Die Klangwiedergabe erfolgt über einen AKG K550-Kopfhörer. Eine von Triad Berlin entworfene Schaltung moduliert Lautstärke/Frequenz/Stereobalance des Audiosignals in Abhängigkeit von der Position der Mausattrappe.

Der Orientierungssinn schließlich wird an der Station „Kompass im Kopf“ angesprochen: Ein runder Screen-Ausschnitt mit einer Landkarte wird hier sichtbar, sobald die Spiegelfolie auf Knopfdruck hinterleuchtet und teildurchlässig wird. Filmraum Hinter der Bezeichnung Filmraum verbirgt sich ein Mini-Kino mit Sitzbänken und Stühlen. Aktuell lassen sich am Zugang drei Filme an einem Edvision Panel-PC auswählen, der mit einem BrightSign Player verbunden ist. Zu sehen ist sowohl im Auftrag von Triad Berlin produzierter Content auf Basis von diversem Footage, als auch extern zugeliefertes Material. Für die Zukunft ist eine Nutzung des Filmraums im Rahmen von Workshops angedacht, bei denen auch speziell ausgewählte Filme gezeigt werden können.

Blinde Besucher sollen die Filme zu einem späteren Zeitpunkt per Audiodeskription verfolgen können. Die Audiowiedergabe erfolgt im Filmraum über zwei SONA 5 Zweiwege-Lautsprecher von Kling & Freitag, die durch einen SONA SUB 8“-Tieftöner des Hannoveraner Herstellers ergänzt werden. Die Bildqualität wirkt in der dunklen Kinoumgebung trotz WXGA-Auflösung ansprechend – eine höhere Auflösung oder gar 4K waren mit Gedanken an das zur Verfügung stehende Budget sowie das vorhandene Footage-Material nicht gefordert.

Zum Einsatz kommt ein Beamer von Panasonic, wie es auch in den anderen Ausstellungsarealen der Fall ist: „Es ist sinnvoll, für eine solche Ausstellung lediglich ein bestimmtes Gerät in jeder Produktgruppe zu spezifizieren“, erläutert Jens Henning Foest, Technischer Projektleiter bei der Triad Berlin Projektgesellschaft mbH, der gemeinsam mit einer Architektin für „Wildnis(t)räume“ verantwortlich ist. „Es gibt für die Ausstellung eine präventive Lagerhaltung, zu der unter anderem ein Reserveprojektor gehört.“

Raum 4: Natur im Wandel

In der zweiten Etage findet sich der Besucher in Raum 4 wieder und blickt zunächst auf einen veritablen (Platz-)Hirsch, der auch ausgestopft ein echter Hingucker ist. Bezüglich der Medientechnik ist eine Installation interessant, die vier fest montierte Sichtgeräte zum Betrachten stereoskopischer Bildinhalte bereithält – reifere Besucher erinnern sich unmittelbar an den legendären View-Master.

Im Gegensatz zu Pappscheibendias sind an dem Exponat beim Blick durch die mit Polarisationsfolien bewehrten Gucköffnungen jedoch Bewegtbilder zu sehen, welche die Wandlung des ehemaligen Truppenübungsplatzes „Dreiborner Hochfläche“ zurück zu seinem natürlichen Zustand vom Grasland zum Wald visualisieren. Der 5:40 Minuten dauernde Film entstand unter Einsatz eines Spezial-Rigs mit zwei daran befestigten Kameras. Den Ton geben zwei seitlich an der Station eingebaute Lautsprecher wieder. Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen können in unmittelbarer Nähe zum Kopfhörer greifen und Klangkulissen der sich verändernden Natur lauschen.

Raum 5: Zauber der Wildnis

Das technische Highlight der „Wildnis(t)räume“ ist ein stockdunkler Raum, in dem Bewegtbildinhalte von sieben Panasonic PT-DW750-Projektoren auf 52 von der Decke abgehängte, im Spritzgussverfahren hergestellte Kunststoffkugeln unterschiedlicher Größen projiziert werden. Innerhalb des 17-minütigen Projection-Mappings sind Tag und Nacht sowie die verschiedenen Jahreszeiten im Wald bei unterschiedlicher Witterung zu erleben.

Über in das umlaufende Geländer eingearbeitete Sensoren lassen sich Tiere des Waldes auf die Kugeln locken – mit einem gewissen Zeitversatz. Denn nur, wenn man geduldig verharrt, können in der Natur scheue Tiere beobachtet werden. Um auf alle 52 Kugeln projizieren zu können, wurden vier Projektoren mit dem Ultraweitwinkel-Zoom ET-DLE080 von Panasonic mit der Ratio 0,8-1,0:1 ausgerüstet.

Für den Antrieb der Lautsprecher in „Zauber der Wildnis“ sind Powersoft Digitalendstufen der Typen M28Q, M50Q und M30D zuständig. Die Umsetzung der Audio-Eingangs - signale auf die analoge Ebene übernehmen zwei Behringer ADA8200 Ultragain-Wandler.
Für den Antrieb der Lautsprecher in „Zauber der Wildnis“ sind Powersoft Digitalendstufen der Typen M28Q, M50Q und M30D zuständig. Die Umsetzung der Audio-Eingangs – signale auf die analoge Ebene übernehmen zwei Behringer ADA8200 Ultragain-Wandler. (Bild: Jörg Küster )

Unter Berücksichtigung der bauseits vorgegebenen Projektionsdistanz wird so ein ausreichend großer Bereich abgedeckt. Die vielkanalige Klangkulisse ist beeindruckend, insbesondere wenn ein Gewitter über den virtuellen Wald herein – bricht und der Audiopegel in unerwartete Höhen schnellt. Drei unter dem Steg montierte TW AUDiO B15-Subwoofer tun ein Übriges, um das bedrohliche Gewittergrummeln erlebbar zu machen: Auf dem Steg, der die sich über eine Höhe von drei Etagen erstreckende Installation umrundet, werden tieffrequente Vibrationen spürbar.

Insgesamt ist der umhüllende Audioeffekt perfekt gelungen. Als Hardware befinden sich acht im Raum verteilte TW AUDiO M6-Lautsprecher im Einsatz, die oberhalb der Laufflächen für einen durchgängigen Ambient-Sound sorgen. Erst durch das Betätigen der Sensoren treten drei TW AUDiO VERA10 Line-Array-Elemente in Aktion, die jeweils auf einen Sensor gerichtet sind und für eine fokussierte Beschallung des entsprechenden Bereichs sorgen, z. B. ein röhrender Hirsch oder ein kämpfender Luchs. Für den Antrieb sind Powersoft Digitalendstufen der Typen M28Q, M50Q und M30D zuständig, die abgesetzt in einem Technik – raum untergebracht und über gut geschirmte Kabel mit den Boxen verbunden sind.

Die Audio-Eingangssignale stammen von einem Christie/Coolux System und werden im ADAT-Format über Glasfaserleitungen transportiert. Zwei Behringer ADA8200 Ultragain-Wandler übernehmen die Umsetzung auf die analoge Ebene. Die Timeline-basierte Steuerung wird unter Einsatz des Widget Designers auf einem Christie Pandoras Box Server realisiert; das 3D-Warping wird ebenfalls vom Medienserver bewerkstelligt. Die Tiere des Waldes, die bei Betätigung der Sensoren auf den Kugeln erscheinen, sind als so genannte Highlights in den Playern hinterlegt und werden per Steuer – signal abgefahren. Bei den Sensoren handelt es sich um mit Microcontroller erweiterte Pulsfrequenzmesser aus einem Crosstrainer.

Welches Tier gezeigt wird, ist abhängig von der aktuellen Position auf der Timeline, so dass die Fauna passend zu Jahres- und Tageszeit sowie zu den dargestellten Witterungsbedingungen erscheint. Die Idee zur mehrgeschossigen Installation samt umrundendem Steg und Deckenrückbau kam von Triad Berlin. Beobachtet man die Besucher, lässt sich festhalten, dass „Zauber der Wildnis“ als Raum mit der aufwendigsten Technik die wohl stärksten Emotionen innerhalb der Ausstellung auslöst – die Dunkelheit lässt Jung und Alt zur Ruhe kommen.

 Raum 6: Mensch & Natur

An einem mit Bildschirm und Tastatur ausgestatteten Terminal werden Besucher im an den „Zauber der Wildnis“ angrenzenden Raum 6 per HTML-Applikation befragt, was sie von der Wildnis halten. Die so genannten „Wildnisgedanken“ werden gesammelt und in Zusammenarbeit mit der Universität Gießen ausgewertet.

Raum 6 bietet bei schönem Wetter einen beeindruckenden Panoramablick über einen landschaftlich besonders attraktiven Teilbereich des Nationalparks Eifel – für Gäste, die den Ausblick aufgrund ihres eingeschränkten Sehvermögens nicht wahrnehmen können, steht ein aufwendig modelliertes Tastmodell der Landschaft bereit. Wer möchte, kann das pittoreske Panorama mit Musik untermalt erleben – über mit Magnethalterungen ausgestattete Hörknubbel der heddier electronic Gesellschaft für innovative Datensysteme mbH.

Jenseits von Musik hat man akustisch außerdem die Möglichkeit, sich über den „Wert der Vielfalt“ zu informieren oder „Gedanken zur Wildnis“ zu vernehmen. Gespeichert sind die Audioinhalte auf iSMP3.2 Playern von inSynergie.

Die Eifel: Wald, Wasser, Wildnis

Der den Rundgang abschließende Raum 7 rückt die Gefährdung der Artenvielfalt in den Fokus – nicht mit erhobenem Zeigefinger, jedoch mit der gebotenen Ernsthaftigkeit: Übermäßiger Fleischkonsum in den reichen Ländern ist ebenso Thema wie Plastikmüll in den Weltmeeren. Die begrenzten Ressourcen des Planeten werden anhand des Papierverbrauchs und der damit einhergehenden Bedrohung der Wälder verdeutlicht. Als Exponate mit Medientechnik befinden sich vier Hörstationen mit Hörknubbeln im Einsatz.

Zielgruppe der aufwendig gestalteten Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“ sind vorranging Eifeltouristen, die sich weniger für das umgebende historische Mahnmal (siehe Kasten) interessieren, als vielmehr für die Nationalpark-Philosophie „Natur Natur sein lassen“. Die interaktive Ausstellung regt zum Staunen, Denken, Erleben und – im wahrsten Sinn des Wortes – zum „Begreifen“ an. Kunstvoll gestaltete Dioramen kommen in Schleiden nicht zum Einsatz, da sich das Haus nicht als Naturkundemuseum versteht und die „echte Natur“ ohnehin unmittelbar vor der Türe zu finden ist.

Der Besuch der Ausstellung macht Lust auf einen Spaziergang oder sogar eine ausgedehnte Wanderung durch die Natur, welche dank neu gewonnener Erkenntnisse gerade von Großstädtern sicher noch intensiver und bewusster wahrgenommen wird.

 

Forum Vogelsang IP: Neue Nutzung für einen Täterort

In der Eifelstadt Schleiden wird mit dem Forum Vogelsang IP die zivile Nutzung eines historisch belasteten Geländes vorangetrieben: Die trutzige „Ordensburg Vogelsang“, in der heute das Forum untergebracht ist, wurde von den Nationalsozialisten errichtet und diente der NSDAP zwischen 1936 und 1939 als Kaderschmiede.

Im so genannten Adlerhof erscheint das Besucherzentrum als opaker Körper, der sich dynamisch aus dem Sockelgeschoss entwickelt.
Im so genannten Adlerhof erscheint das Besucherzentrum als opaker Körper, der sich dynamisch aus dem Sockelgeschoss entwickelt. (Bild: Jörg Küster )

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs übernahmen britische Streitkräfte den Komplex, bevor er vom belgischen Militär als Kaserne mit angrenzendem Truppenübungsplatz verwendet wurde. Der bewegten Historie des Ortes trägt eine Dauerausstellung („Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen“) Rechnung. Das Forum Vogelsang IP markiert den inneren Bereich der ehemaligen „Ordensburg Vogelsang“ – das Kürzel IP steht für „Internationaler Platz“.

Die vorhandene Architektur wurde komplett überarbeitet und mit neuen Elementen angereichert. Das umgebaute Gebäudeensemble beinhaltet ein Besucherzentrum, einen Seminarbereich mit Konferenzsaal, einen Verwaltungsbereich und eine Gastronomie sowie die Ausstellungen.

Mola + Winkelmüller haben als verantwortliche Architekten Inlays in die Gebäudekörper eingefügt, welche die neu geschaffenen Funktionen des Ortes begleiten und umkleiden. Die zeitgenössische Schicht steht in einer Wechselbeziehung zum historischen Bestand und durchschneidet ihn an zahlreichen grün markierten Stellen. Im so genannten Adlerhof erscheint das Besucherzentrum als opaker Körper, welcher sich dynamisch aus dem Sockelgeschoss entwickelt und auf diesem Weg einen funktionalen Zusammenhang zu den Ausstellungsbereichen herstellt. Um es klar zu sagen: Die „Ordensburg“ ist ein Täter- und kein Opferort.

Die düstere Vergangenheit ist allgegenwärtig und auch heute noch beim Blick auf den mächtigen Bergfried, der sich herrschend über die malerisch-wilde Eifellandschaft erhebt, quasi mit den Händen greifbar. Die Bildungs- und Begegnungsstätte Vogelsang IP ist als klarer Gegensatz zur Ideologie der NS-Vergangenheit von Internationalität und Weltoffenheit geprägt und geht in vorbildlicher Weise auf die Bedürfnisse von Gästen mit Behinderung ein. Die neue Nutzung eines der größten NS-Bauwerke in Deutschland wirkt der alten Gesinnung deutlich entgegen und hat ein attraktives Ausflugsziel entstehen lassen.

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