Control Rooms: Alles im Blick in der Leitwarte von InfraServ
von Dominik Roenneke, Artikel aus dem Archiv vom
Audio Video Network Solution hat 2020 eine neue Kraftwerk-Leitwarte des Energieversorgers InfraServ medientechnisch ausgestattet. Alle verbauten Displays wurden von NEC geliefert.
Die InfraServ GmbH & Co. Wiesbaden KG ist der Standortbetreiber des Industrieparks „Kalle-Albert“, für den AVN bereits verschiedene Projekte umsetzte. Und so wurde Matthias Marten, AVN Senior Specialist AV Solution Design & Sales, um Unterstützung bei dem Aufbau der Visualisierungstechnik in der neuen Leitwarte gebeten. In Zusammenarbeit mit NEC entstand so ein Projekt mit fast 40 Displays für das Monitoring im Kraftwerk.
In der fertiggestellten Leitwarte werden über insgesamt sechs „Workstations“ alle relevanten Prozesse der Mess- und Regeltechnik visualisiert, kontrolliert und gesteuert. Zur Darstellung sind an jeder der sechs Stationen eine „Vierer-Splitwand“ und zwei zusätzliche, übereinander installierte Displays angeordnet. Hinzu kommen drei bis sechs weitere NEC 24″-Desktop-Monitore (MultiSync EA241F) auf den korrespondierenden Tischen. In seiner Gänze erstrecken sich somit sechs Bildflächen, bestehend aus insgesamt 36 NEC-55″-Displays (MultiSync UN552S) in einer runden Anordnung über nahezu 180° in der ebenfalls halbrund ausgeführten Leitwarte. Die Displays sind selbstverständlich 24/7-tauglich, verfügen über schmale Rahmen und eine Helligkeit von 500 cd/m2. „Das Displayband ist das Herzstück in diesem Control Room. Obwohl in der Leitwarte kaum Tageslichteinfluss besteht, bietet die Displayhelligkeit guten Spielraum für die optimale Darstellung der Bildinhalte“, so Matthias Marten. Die Bildinhalte werden von den Splitwänden aus zusätzlich auf Einzeldisplays gespiegelt, für die direkte Betrachtung am betreffenden Arbeitsplatz, von dem aus die verschiedenen Kontroll- und Steuerschritte durchgeführt werden. In dieser Form der Umsetzung steckt auch die erforderliche Redundanz für die Betriebssicherheit.
Während der Betrieb der Rechnersysteme mit all seinen technischen Steuerprozessen und Schnittstellen InfraServ und seinem Technologiepartner ABB unterliegt, hat AVN u. a. das Bildsignalmanagement zwischen den Grafikkarten der Workstations als Bildquellen und den Displays realisiert. Die Aufgabe bestand darin, die Signale „professionell sauber darzustellen“, so Matthias Marten. Die Workstations geben die Bildsignale über NVIDIA-Grafikkarten Quadro P620 auf Displayport-1.4-Ausgängen in bis zu 4k/60 aus. Je ein 4k-Signal wird zu den Viersplit-Wänden geführt und dort per „daisy chain“ auf die Displays verteilt. Zwei weitere Bilder in Full-HD werden an die beiden seitlichen Displays übertragen.
Da die Workstations räumlich von den Arbeitsplätzen abgesetzt sind, verwendete AVN zur Übertragung der Tastatur- und Maus-Signale USB-2.0-Extender von Crestron, aus Gründen der Betriebssicherheit ebenfalls auf Basis von Kabelanbindungen. Netzwerkseitig existiert keine Verbindung zwischen der Medientechnik und den Rechnern der Leitwarte. Allerdings sind vor Ort alle NEC-Displays Netzwerk-angebunden, als „gekapseltes AV-Netzwerk zur Einrichtung und Kontrolle der Displays, ohne Zugang von und nach außen, damit darüber kein Einfallstor jeglicher Art entsteht“. Auf den Einsatz einer Mediensteuerung wurde in der Planungsphase bewusst verzichtet: Die Leitwarte arbeitet kontinuierlich 24/7, und alle Visualisierungen werden ständig genutzt ohne jede Darstellungs- oder Nutzungsänderung. Falls Darstellungsveränderungen vorgenommen werden, erfolgen diese in der Mess- und Steuerumgebung des Betreibers.
Die Bilder aller Displays in der Leitwarte sind messtechnisch einheitlich aufeinander abgestimmt. Dazu hat AVN vor Ort das NEC Calibration Kit KT-LFD-CC2 in Betrieb. Zur Kalibrierung wird ein Notebook an das „Insel-Netzwerk“ für die Displays angeschlossen. Der Farbabgleich der Displays erfolgt mittels Farbsensor aus dem Calibration Kit mit der „NEC DisplayWallCalibrator Software.“ Dieser Abgleich erfolgte selbstverständlich bei der Inbetriebnahme. Das Farbverhalten der Displays ist jedoch so stabil, dass seitdem noch keine erneute Anpassung nötig war. Das erwies sich als sehr hilfreich, da zu Pandemiezeiten ein Wartungsbesuch in der Leitwarte des Energieerzeugers durch externe Firmen aus Gründen der Sicherheit vermieden werden sollte.
Bei der Planung der medialen Ausstattung in der Leitwarte wurden zwei zusätzliche MultiSync UN552S als Backup vorgesehen. Damit diese sich bei einem späteren Einsatz möglichst bildhomogen in das Displayband einfügen, wurden diese beiden Displays ebenfalls in Betrieb genommen, in weniger sicherheitsrelevanten Bereichen. Somit sind die Nutzungsdauer und Materialveränderungen, beispielsweise durch LCD-Alterung, auf allen Displays vor Ort untereinander sehr ähnlich, was einen späteren Abgleich vereinfacht.
Bereits in der Planungsphase wurde auf alle Aspekte der Betriebssicherheit und der Servicefreundlichkeit der Geräte geachtet. Alle Bildschirme des Displaybandes wurden auf Wandhalter von Peerless (DS-VW775-QR) aufgesetzt: „Für die möglichst einfache Gerätewartung haben wir auf „Quick Release“ gesetzt. Nach leichtem Druck auf den betreffenden Monitor schiebt die Wandhalterung das Display zur leichten Demontage nach vorne, ohne dass dabei die gesamte Wand auseinandermontiert werden müsste. Mit diesem System lässt sich die Splitwand in allen drei Dimensionen und in der Rotation sauber ausrichten“, so Matthias Marten.
Das Projekt wurde innerhalb eines halben Jahres realisiert. Bereits zuvor präferierte InfraServ eine Umsetzung mit NEC-Technik. „Das hat ganz gut gepasst, da AVN damals schon NEC-Partner war“, fasst Matthias Marten zusammen. „Für uns als AVN war das ein sehr interessantes Projekt mit einigen Herausforderungen speziell auch im Bereich der Logistik. Die Zusammenarbeit mit dem Kunden, NEC, ABB und dem Möbelplaner lief sehr gut und konstruktiv, so dass zu jeder Herausforderung unkompliziert eine Lösung gefunden werden konnte. Wir konnten hier unsere Erfahrung aus vorhergehenden Projekten gut einsetzen, haben aber auch dazugelernt. Die eingesetzten Produkte funktionieren stabil und mit der erwartet hohen Qualität.“
Und auch aus Sicht des Betreibers zeigt sich die medientechnische Umsetzung der Leitwarte erfolgreich, so Markus Schnitzler aus der InfraServ-Projektleitung.
Mit 30 Mitarbeitern an den drei Standorten Dreieich, Mainz und Berlin realisiert AVN seit dem Jahre 2000 national und international Videokonferenz- und Medienprojekte. Das Unternehmen versteht sich als „Partner für Unternehmenskommunikation“ und arbeitet mit vielen führenden Herstellern im Bereich der Videokommunikation und Medientechnik zusammen. Neben Planung, Umsetzung und Vertrieb bietet AVN seinen Kunden auch Schulungen sowie Service- und Support-Verträge an. AVN versteht sich als herstellerunabhängiges Systemhaus und Lösungsanbieter. „Die ganzheitliche Betrachtung eines Projektes, die ehrliche und ausführliche Beratung unserer Kunden und die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Gewerken sind hierbei wichtige Schwerpunkte“, so Matthias Marten. Das Projekt Leitwarte InfraServ entstand 2020 in enger Zusammenarbeit mit dem Display-Hersteller NEC.
„Der Bau unseres neuen GuD-Kraftwerks im Wiesbadener Industriepark war ein Megaprojekt. Gesteuert wird die Anlage von einer Leitwarte aus, in der alle relevanten Prozesse rund um die Energieversorgung überwacht werden. Die zuständigen Mitarbeitenden haben dort alle wichtigen Betriebsdaten im Blick, um eine optimale Anlagensteuerung zu gewährleisten. Für die Realisierung suchten wir leistungsstarke professionelle Displaylösungen für den 24/7-Betrieb und einen zuverlässigen Partner für Installation und Service. NEC überzeugte uns schon in vorhergehenden Projekten durch ein gutes Preis/Leistungs-Verhältnis und die Wertigkeit der Displays. In Kombination mit der Audio Video Network Solution GmbH (AVN) als lokalem Partner haben wir eine sehr gute Wahl getroffen. Der direkte Draht zwischen uns, NEC und AVN hat sich bewährt. Der gesamte Prozess wurde optimal geplant und ohne Probleme abgewickelt. An der guten Zusammenarbeit hat sich bis heute, mehr als ein Jahr nach der ersten Inbetriebnahme der Leitwarte, nichts geändert. Die Berichtswege sind schnell und unkompliziert geblieben, auch Kundenservice und Garantieabwicklung laufen reibungslos.“