Bestmögliche Ausstattung sowohl für Musik- als auch für Sprachveranstaltungen
Audio- und Medientechnik im WBZ Ingelheim
von Jörg Küster, Artikel aus dem Archiv
Reichlich Platz für Aktivitäten in der Jugend- und Erwachsenenbildung stellt der Neubau des WBZ Ingelheim bereit. Sinnvoll dimensionierte Audio- und Medientechnik trägt im innerstädtisch gelegenen Weiterbildungszentrum ihren Teil zur „Bildung für alle“ bei. Dabei muss sie jedoch in einer Art Spagat ganz unterschiedlichen Nutzeranforderungen gerecht werden und hat in der täglichen Praxis durchaus auch mit Widrigkeiten zu kämpfen …
Das WBZ Ingelheim ist eine öffentliche Einrichtung der Jugend- und Erwachsenenbildung. Als gemeinnützige GmbH wird das Weiterbildungszentrum von der Stadt Ingelheim getragen und durch den Verein der Freunde des Fridtjof-Nansen-Hauses e.V. unterstützt. Zum Zentrum gehören vier Fachbereiche: Fridtjof-Nansen-Akademie (FNA), Volkshochschule (VHS), Jugendbildungswerk (JBW) und Musikschule (MS). Unterrichtet wird im WBZ parteipolitisch neutral sowie konfessionell ungebunden. Anspruch ist gemäß Aussage der Betreiber „ein hochwertiges Programm, das sich durch Kundennähe, faire Preise, Verlässlichkeit und Kompetenz auszeichnet“. Das innerstädtisch am Neuen Markt in Ingelheim errichtete Bildungszentrum wurde im Mai 2017 offiziell seiner Bestimmung übergeben.
Für Sprache und Musik: der Große Saal
Prunkstück des Hauses ist der Große Saal, in dem je nach Veranstaltung bis zu 270 Personen Platz finden. Multifunktionalität steht im Fokus, und die Palette der musikalischen Events erstreckt sich von Klassik über Jazz bis hin zu Rock und Pop. Darüber hinaus finden im Großen Saal Theateraufführungen, Lesungen, Vorträge und Seminare für Jugendliche und Erwachsene statt. „Während der Planungsphase hieß es stets, dass wir uns beim Saal zwischen einem für Musik oder Sprache optimierten Konzept entscheiden müssten – beides würde sich nicht realisieren lassen“, berichtet WBZ-Geschäftsführer Dr. Florian Pfeil. „Leider war eine derartige Festlegung jedoch nicht möglich, da es in unserem neuen Haus lediglich diesen einen Saal gibt, der für alle Veranstaltungstypen geeignet sein muss. Ziel war somit die bestmögliche Ausstattung sowohl für Musik- als auch für Sprachveranstaltungen.“
Beim Großteil der musikalischen Aufführungen handelt es sich um Schülerkonzerte, doch auch Lehrkräfte, die durchweg ausgebildete Musiker sind, treten regelmäßig auf der 13 m breiten Bühne auf. Letztere ist fest montiert, kann bei Bedarf jedoch durch mobile Elemente nach vorne hin vergrößert werden. Den Backdrop bildet ein schwarzer Molton-Vorhang, der Schallrückwürfe in höheren Frequenzbereichen mindert. Im Gegensatz zu einer klassischen Bühne fehlen Elemente wie Deckensegel, die zielgerichtet für erwünschte Reflexionen sorgen könnten und dazu beitragen würden, dass sich die auf der Bühne agierenden Musiker gegenseitig gut hören können. „Bei rein akustischen Aufführungen kann das ein Thema sein“, weiß Christel Bieger, Leiterin der WBZ Musikschule. „Kurz nach der Eröffnung hatten wir eine Chorveranstaltung, und für die Sänger war der Auftritt anstrengend, da sie ihre über die breite Bühne verteilten Mitstreiter nur schlecht hören konnten. Inzwischen arbeiten wir bei solchen Veranstaltungen immer mit Mikrofonen und Bühnenmonitoren.“
Drahtlose Mikrofontechnik für Sprachveranstaltungen
Bei reinen Sprachveranstaltungen wären zumindest ausgebildete Schauspieler in der Lage, ihren Stimmen im Großen Saal auch ohne elektroakustische Verstärkung Gehör zu verleihen. Für weniger stimmgewaltige Referenten ist das Mittel der Wahl jedoch drahtlose Mikrofontechnik, die in Ingelheim aus dem Portfolio von Shure stammt. „Als Vortragender stehe ich bei Veranstaltungen oft nicht auf der Bühne, sondern bewege mich ebenerdig zwischen den Seminarteilnehmern im Saal“, berichtet Florian Pfeil. „Ich spreche dann ohne Mikrofon, merke nach einer Weile allerdings, dass das ordentlich auf die Stimme geht – bei einem größeren Publikum empfiehlt es sich daher nach meiner Erfahrung, auf die vorhandene Beschallungsanlage zurückzugreifen.“
Zur Qualität der Sprachbeschallung äußert sich Florian Pfeil durchweg positiv: Rückkopplungen bei offenen Mikrofonen treten nach seiner Aussage bei insgesamt guter Sprachverständlichkeit an keiner Position im Raum auf. Für die Installation der Medientechnik im gesamten WBZ war das Frankfurter Team von Amptown System Company (ASC) verantwortlich. Federführend wurden Niederlassungsleiter Jörg Küchler und Projektleiter Damian Mucko tätig. Mit den medientechnischen Installationsarbeiten wurde im November 2016 begonnen, und im April 2017 fand zum ersten Mal eine Veranstaltung innerhalb des Neubaukomplexes statt.
Deutschlandpremiere für Bose ShowMatch
Im Großen Saal des WBZ Ingelheim wurde erstmals in Deutschland ein von Bose Professional zum Ende des Jahres 2016 vorgestelltes ShowMatch-Beschallungssystem installiert – vom ursprünglich vorgesehenen System eines anderen Herstellers wurde im Verlauf der Planung mit Gedanken an die stark variierenden Nutzungsszenarien in Absprache mit dem Kunden Abstand genommen. Im ersten Moment könnte man vermuten, dass statt ShowMatch die RoomMatch-Lösungen aus dem Portfolio von Bose aufgrund ihrer spezifischen Auslegung für die Festinstallation eine geeignetere Wahl gewesen wären. ASC-Projektleiter Damian Mucko weist in diesem Zusammenhang auf die besonders kompakten Abmessungen der Bose Professional ShowMatch DeltaQ Array-Lautsprecher hin – und in der Tat treten die schwarz lackierten Vierer-Arrays im Großen Saal des WBZ Ingelheim visuell lediglich dezent in Erscheinung.
Das ShowMatch-Konzept für den Großen Saal wurde von ASC in Zusammenarbeit mit Bose entwickelt. Für die Simulation wurde die Bose „Modeler Sound System“-Software eingesetzt, deren Simulationen laut Damian Mucko bei der praktischen Umsetzung auf ganzer Linie zutrafen. Die Möglichkeit zu einer die lokalen Gegebenheiten berücksichtigenden Einstellung des horizontalen wie vertikalen Abstrahlverhaltens wurde im WBZ Ingelheim genutzt, so dass sich die Vierer Arrays im Großen Saal aus unterschiedlichen Komponenten des ShowMatch-Systems zusammensetzen: An einem mit Bose-Logo gekennzeichneten T-Bar hängen zwei Bose Professional ShowMatch DeltaQ SM10 Fullrange-Array-Module, deren Abstrahlung auf 70 x 10° (horizontal x vertikal) eingestellt ist. Direkt darunter befinden sich zwei SM20, bei denen aufgrund unterschiedlicher Horneinsätze/Waveguides der obere Lautsprecher mit 100 x 20° und der untere Lautsprecher mit 120 x 20° abstrahlt.
Die weiter unten im Array zum Einsatz kommenden Module weisen schräg in Richtung des Parketts und decken den Publikumsbereich bereits kurz vor der Bühne breitflächig ab. Weiter oben im Array erfolgt eine stärkere Bündelung, so dass der hintere Bereich des Saals ohne größere Verluste ins Visier genommen werden kann. Tontechniker registrieren bei der Viererkonstellation eine gute Dämpfung unterhalb der Arrays sowie dahinter. „Der Beam der Arrays ist derart ausgerichtet, dass möglichst wenige Schallanteile gegen die reflektierende Fensterfront auf der gegenüberliegenden Seite treffen“, erklärt ASC Projektleiter Damian Mucko. „Beschallt wird somit vorrangig der Bereich, in dem sich die Zuhörer aufhalten.“
Maßgeschneidert für den Großen Saal
Für Unterstützung bei den tiefen Frequenzen sorgen in Ingelheim zwei Bose Professional ShowMatch SMS118-Subwoofer (18″-Langhubchassis mit 4,5″-Schwingspule) in einer EndFire-Anordnung, die geschützt von einem schwarzen Gitter mittig unterhalb der Bühne platziert sind. Die Main-Arrays laufen bezüglich ihres Wiedergabespektrums fullrange nach unten hin aus (69 Hertz, ±3 dB), so dass insbesondere Sprachinformationen vollständig ohne irgendwelche Ankopplungsprobleme über die geflogenen Arrays ausgespielt werden. Im „Handbetrieb“ mit Mischpult befindet sich die Beschallungsanlage im Großen Saal stets vollständig in Betrieb. Je nach Veranstaltungssituation ergänzen vier kompakte Bose RoomMatch Utility RMU105 (5,25″-Woofer plus EMB2- Kompressionstreiber mit 2″-Schwingspule an 100 x 100° CDHorn) die Beschallung als Frontfills für die ersten Zuschauerreihen.
Die Ortung wird durch diese Lautsprecher nach unten gezogen und das akustische „Loch“ zwischen den beiden MainArrays gefüllt. Die kompakten Zweiwege-Systeme werden entlang der vorderen Bühnenkante verteilt und in einer Daisychain mit einem Anschlussfeld verbunden. Sie werden als Teil eines Presets über die Mediensteuerung aktiviert. Sind auf der Bühne Monitore gefragt, kommen Bose RoomMatch Utility RMU108 zum Einsatz. Das Amping übernehmen vier Bose Endstufen: Drei achtkanalige PowerMatch PM8500 sind für Main-Arrays und Subwoofer zuständig, eine PowerMatch PM4500 treibt die Nearfills und die Monitore an. Den Verstärkern vorgeschaltet ist ein „Bose ControlSpace ESP-1240 Series II Engineered Sound Processor“ mit einer „Dante media networking card“. Das 19″-Gerät wird via Dante mit digitalen Audiosignalen gespeist und ist seinerseits über das proprietäre ESP-Link-Protokoll des Herstellers mit den Endstufen verbunden.
Sollte sich ein externer Techniker in das lokale Dante-Netzwerk einloggen, wäre das Routing der Amps für ihn nicht zugänglich und somit gegen unbeabsichtigte Fehleinstellungen geschützt. Im Rahmen der Systemeinrichtung fand die Bose „ControlSpace Designer“-Software Verwendung: Eingemessen wurde die erste in Deutschland installierte ShowMatch-Anlage von ASC mit Unterstützung durch Dipl.-Ing. Thomas Steinbrecher, Senior Acoustic Designer bei Bose. Zwischenzeitlich sind hierzulande weitere ShowMatch-Installationen anzutreffen, und auch im Vermietgeschäft im Bereich der Veranstaltungstechnik trifft die neue Beschallungsofferte von Bose Professional dem Vernehmen nach auf offene Ohren.
Projektion und Tageslicht im Großen Saal
Zur Ausstattung des Großen Saals gehören außerdem zwei Panasonic PT-DZ870 Projektoren, die an einer festen Deckenhalterung montiert sind. Die Betriebsgeräusche der Beamer treten bei Seminaren nach Aussage von Florian Pfeil nicht störend in Erscheinung: „Man hört sie quasi nicht“, sagt der WBZ-Geschäftsführer. Als Besonderheit werden die beiden Geräte nicht für eine Doppelprojektion eingesetzt, sondern sind zwei unterschiedlichen Rollleinwänden zugewiesen: Eine der beiden Leinwände lässt sich in gängigen Bühnensituationen herunterfahren, während die andere – deutlich weiter vorne angebrachte – Leinwand immer dann zum Zuge kommt, wenn das Podium nicht benötigt und vom Molton-Vorhang verdeckt wird.
Florian Pfeil weist für die letztgenannte Konstellation auf den geringeren, aus seiner Sicht angenehmeren Betrachtungsabstand hin: Da das Bild vergleichsweise tief projiziert wird, müssen Betrachter den Kopf nicht ganz so weit in den Nacken legen. Mitgebrachte Laptops können Referenten über HDMI-Kabel anschließen. Dafür hat ASC im Großen Saal diverse Bodentanks mit entsprechenden Eingängen ausgestattet. Zum Zuge kommen in diesem Zusammenhang Crestron DM-TX-201-C Transmitter-Module, die eingehende HDMI-Signale auf Crestrons DigitalMedia-Format umsetzen und einer DMMD8X8-Matrix zuführen. Die Panasonic Projektoren werden direkt via HDBaseT angesteuert.
An sonnigen Tagen fällt im Großen Saal reichlich Tageslicht durch zwei großzügig dimensionierte Fensterfronten, was für Seminarteilnehmer zwar subjektiv angenehm, der Sichtbarkeit der Projektion jedoch abträglich ist. Florian Pfeil verweist mit Jalousie, Verdunkelung und Blendschutz auf drei unterschiedliche Fensterverkleidungen, die sich separat voneinander betätigen lassen – die außenliegende Variante dunkelt den Raum zwar ab, blockiert aber nicht vollständig den Blick auf den Neuen Markt: „Die Raumatmosphäre ist mit der Jalousie auch an sonnigen Tagen angenehm, und die Projektion ist sehr gut erkennbar“, so Pfeil. „Mithilfe der übrigen Fensterverkleidungen ist auf Wunsch sogar eine komplette Verdunkelung möglich, so dass im Großen Saal Kinoatmosphäre entsteht.“
Technikraum in unmittelbarer Nähe
Direkt an den Saal grenzt ein schmaler Technikraum, in dem sich unter anderem ein übermannshohes 19″-Rack befindet. Neben dem bereits erwähnten Bose ESP-Prozessor sowie den Bose Endstufen sind hier eine Crestron DM-MD8X8 DigitalMedia-Matrix, eine Crestron CP3-Mediensteuerung, drei Shure ULXD4DDoppelempfänger und ein Multisource-Player von Apart Audio zu entdecken. Ein HDMI-Signal lässt sich direkt am Rittal Gestellschrank über einen entsprechenden Eingang einspeisen. Ein Output für Recordings ist ebenfalls vorgesehen. Für Audiomischungen hat ASC im WBZ ein Yamaha QL1-Digitalpult bereitgestellt, das sich zeitgemäß per Dante-Protokoll über die im Saal verteilten Bodentanks anbinden lässt. Audiosignale werden über zwei Rio1608-D I/O-Racks eingespielt. „Dante ist angesichts der Gegebenheiten für dieses Haus die beste Lösung“, erklärt Damian Mucko. Per Dante adressiert werden kann bei Bedarf auch der sogenannte „Ensemble“-Raum. Eine gebäudeweite Audiovernetzung war im WBZ nicht gefordert.
Seminarräume mit Medientechnik
Zum WBZ Ingelheim gehört eine Vielzahl an über drei Etagen verteilten Räumen, die von ASC in mehr oder weniger großem Umfang mit Medientechnik ausgestattet wurden. Besonders viel Platz bieten die Seminarräume 106 und 107, die bezüglich ihrer Dimension sowie der technischen Ausstattung identisch sind. Einen eigenwilligen, durchaus aber atmosphärischen Charakter weist Raum 108 auf, an dessen Außenfassade eine schräg nach oben weisende Straße vorbeiführt – die Fenstertopographie wurde entsprechend angepasst. In den Seminarräumen finden vorrangig Veranstaltungen des Segments „Politische Bildung“ statt, aber auch Gewaltpräventionsseminare für Jugendliche werden hier ausgerichtet.
Zur Ausstattung gehört jeweils ein Epson EB-G7900U WUXGA-Projektor, der sein Bild auf eine Rollleinwand wirft. Die Leinwand wird links und rechts von zwei Bose RMU108- Lautsprechern flankiert. Eine an den Seitenwänden montierte Delay-Line aus zwei Bose RMU105 sorgt für eine gute Abdeckung auf den hinteren Plätzen. Das Amping übernehmen zwei Bose PowerShare PS602 Adaptable Power Amplifier. „Eine elektroakustische Sprachverstärkung wird in den Seminarräumen meistens nicht benötigt“, berichtet Florian Pfeil. „Die Tonanlage wird in erster Linie zur Sound-Wiedergabe für multimediale Inhalte eingesetzt.“ Die Steuerung der Raum- und Medientechnikfunktionen ist über ein drahtgebundenes Crestron Touchpanel möglich, das auf einem kompakten 19″-Rollrack abgestellt ist.
Letzteres hat ASC mit diversen Medientechnikkomponenten bestückt, darunter eine Crestron CP3-Mediensteuerung, ein Extron IN 1605 Scaling-Presentation-Switcher, ein Extron DMP 64 Audio-Matrixmixer und ein AKG Drahtlosempfänger. Im dritten Obergeschoss des WBZ befindet sich der sogenannte Suzuki Raum, in dem gemäß der gleichnamigen Musikerziehungsmethode unterrichtet wird. Zur Ausstattung gehören hier als Besonderheit zwei schlanke Bose MA12, die ausgewählte Musikstücke wiedergeben, zu denen die durchweg jungen bis sehr jungen Violin-Eleven beherzt aufspielen.
Erfahrungen im praktischen Betrieb
„Mit der Ausrichtung von Veranstaltungen haben wir nach der offiziellen Eröffnung im Mai 2017 bewusst eher langsam begonnen – wir wollten erst einmal in den neuen Räumlichkeiten ankommen und den regulären Betrieb im Haus etablieren“, erklärt Musikschulleiterin Christel Bieger. „2018 werden wir deutlich mehr Veranstaltungen im Großen Saal umsetzen und dabei selbstverständlich auch weitere Erfahrungswerte mit der Technik sammeln können.“ Am alten Standort des WBZ war der dort vorhandene Veranstaltungssaal laut Florin Pfeil an 90 % aller Öffnungstage belegt, und auch im neuen Haus wird eine ähnlich hohe Auslastungsquote angestrebt. Es kommt dabei regelmäßig vor, dass tagsüber im Saal Seminare stattfinden und abends an gleicher Stelle ein Konzert ausgerichtet wird.
Die Akustik im Großen Saal des WBZ-Neubaus lässt jedoch Wünsche offen: Klatscht man im leeren Raum in die Hände, wird ein ausgeprägtes Shatter-Echo mit einer Vielzahl kurzer Rückwürfe hörbar. „Das Problem ist bekannt, und das Flatterecho wird geringer, wenn man die innenliegenden Jalousien vor den Fensterfronten herunterlässt“, sagt Christel Bieger daraufhin angesprochen. Der heruntergelassene Blendschutz verbessert die Situation zwar ein wenig, verändert jedoch die Atmosphäre des Raums, wie Geschäftsführer Florian Pfeil einräumt: „Die Akustik im Saal wird dadurch zwar positiv beeinflusst, aber mit herabgelassenem weißen Blendschutz fühlt man sich mitunter ein wenig wie eine Tomate in einem holländischen Gewächshaus. Licht von außen wird zwar durchgelassen, der Blick von innen nach außen ist jedoch nicht möglich.“
Mit der im Großen Saal installierten Audiotechnik wird man sich in Ingelheim im Lauf der Zeit noch weiter anfreunden müssen: Ein versierter Tontechniker gehört aktuell nicht zum Team des Hauses, weshalb bei wichtigen Veranstaltungen externe Unterstützung angefragt wird. „Die neue Technik bietet uns viele Möglichkeiten, die wir im alten Haus so nicht zur Verfügung hatten“, sagt Christel Bieger. Florian Pfeil ergänzt: „Für Nicht-Techniker sind Komponenten wie etwa das digitale Yamaha QL1-Mischpult trotz Schulung eine Herausforderung, denn unsere Mitarbeiter können sich natürlich nicht nur um Veranstaltungen im Großen Saal kümmern, sondern sind in erster Linie für den regulären Betrieb im WBZ zuständig. Alleine die Musikschule betreut derzeit knapp 3.000 Schüler, für die der Unterricht organisiert werden muss – wir unterhalten in Ingelheim die zweitgrößte Musikschule in Rheinland-Pfalz! Schülerkonzerte im Großen Saal gehören zwar fest zum Programm, machen aber insgesamt nur einen kleinen Teil der täglich anfallenden Aufgaben aus.“
Für eine vereinfachte Bedienung der Ton- und Medientechnik sowie den Zugriff auf die wichtigsten Raumfunktionen ist im Großen Saal ein Apple iPad mit Crestron App und IDOCK Design-Tischgehäuse verfügbar, auf das Referenten gerne zurückgreifen. Die von ASC programmierte Bedienoberfläche ist übersichtlich strukturiert und stellt auch technisch weniger versierte Anwender vor keine größeren Probleme, wie Christel Bieger und Florian Pfeil übereinstimmend berichten. „Die Bedienung mit dem Tablet gestaltet sich absolut angenehm“, sagt der WBZ-Geschäftsführer. „Wenn ich im Großen Saal eine Sprachveranstaltung betreue, muss ich das Mischpult nicht unbedingt in Anspruch nehmen.“
Gute Stube und Schaufenster
In Ingelheim trifft der WBZ-Neubau durchweg auf positive Resonanz: Das Haus vervollständigt harmonisch das Gebäudeensemble am innerstädtischen Neuen Markt, und für die vielfältigen Aktivitäten der Jugend- und Erwachsenenbildung ist deutlich mehr Platz als am früheren Standort vorhanden. „Der Große Saal wird nicht nur stark frequentiert und multifunktional genutzt, sondern er ist auch so etwas wie unsere gute Stube“, sagt Dr. Florian Pfeil. „Die großflächige Verglasung mag rein auf die Musikwiedergabe bezogen zwar nicht ganz optimal sein, aber für uns war es wichtig, dass die Menschen, die hier am Haus vorbeigehen, den Saal als Schaufenster des WBZ wahrnehmen. Die Ingelheimer Bürger finanzieren durch ihre Steuern das Weiterbildungszentrum mit und sollen sehen, dass in unserem Haus immer etwas los ist – diesen Aspekt muss man auf jeden Fall berücksichtigen, um den Charakter des Großen Saals zu verstehen.“ // [4001]
Einblick ins Showmatch-System mit DeltaQ-Technologie
Das ShowMatch-System darf seinem Namen gemäß als auf mobile Applikationen zugeschnittene Ableitung des bereits länger bekannten RoomMatch-Konzepts interpretiert werden – Toursound von Bose mit DeltaQ-Technologie sozusagen. Zur ShowMatchSerie gehören aktuell als Basiseinheiten die Modelle SM5, SM10 und SM20. Hinzu kommt der flugfähige Bassreflex-Subwoofer SMS118, der eine Nennimpedanz von 4 Ω aufweist. Die Zahlen an den SM-Einheiten beschreiben den jeweiligen vertikalen Öffnungswinkel, die horizontale Abstrahlung kann über wechselbare Seitenelemente der Hochton-Waveguides auf 70° oder 100° eingestellt werden. Für besondere Anwendungen sind optional 55°- und 120°-Einsätze verfügbar, asymmetrische Konfigurationen sind ebenfalls möglich.
Der von Bose gerne prominent herausgestellte Begriff „DeltaQ“ kann als „variables Bündelungsmaß“ übersetzt werden: Das „Q“ steht für den Bündelungsgrad (als dimensionsloser Wert des Directivity-Factors), Delta bedeutet Veränderung. In Kurzform geht es darum, das Direktschallfeld ausgehend von der Flugposition der Lautsprecher optimal an die gegebene Raumgeometrie anzupassen. Die Hochtoneinheit besteht bei ShowMatch aus vier Kompressionstreibern, bei RoomMatch sind es sechs. Die Titanmembran-Treiber sind eine Weiterentwicklung der RoomMatch-Komponenten und tragen die Bezeichnung EMB2S. Wohl aufgrund der kompakten Gehäusebauform wurden die Treiber nicht direkt übereinander angeordnet, sondern wechselseitig nach links und rechts gekrümmt.
Die kleinen Waveguides arbeiten nach dem Prinzip des langgestreckten Kanals, um am Ausgang eine hinreichend ebene Wellenfront zu erzeugen. Die Austrittsfläche für ein einzelnes Waveguide beträgt ca. 6 cm in der Höhe und 1,5 cm in der Breite. Vier Wellenformer übereinander lassen sich ohne Probleme derart curven, dass die gewünschte Krümmung von 5°, 10° oder 20° entsteht. Die so erzeugte Hochtonlinie strahlt final in ein großes vorgelagertes Waveguide, das zum einen den vertikalen Verlauf weiter vorgibt, zum anderen aber auch den horizontalen Öffnungswinkel definiert. Die Tieftoneinheit der SM-Module ist in allen ShowMatch-Varianten gleich aufgebaut und mit zwei 8″-NeodymWoofern bestückt, die als Direktstrahler im Bassreflexgehäuse konzipiert sind.
Im Vergleich zum mit 42 Lautsprechertypen (vertikale Öffnungswinkel von 5° bis 60° und horizontale Winkel von 55° bis 120°) bemerkenswert breit gefächerten RoomMatch-Angebot ist die neue ShowMatch-Produktlinie, salopp formuliert, die Essenz aus den elektroakustischen Vorteilen des RoomMatch-Konzepts unter Berücksichtigung der Erfordernisse/Wünsche/Realitäten des Rental-Markts im Veranstaltungsbereich. „Verleiher können mit nur drei unterschiedlichen Modulen gut arbeiten, und dank der Variabilität der Hochtonwiedergabe lassen sich mit ShowMatch bei Bedarf auch stimmige Lösungen für Festinstallationen entwickeln“, bringt Bose-Mitarbeiter Frank Ruppert die Vorteile auf den Punkt.