Zahlreiche Möglichkeiten für Ein- und Umsteiger

Wie kommt man als Quereinsteiger in die AV-Branche?

Da es im Bereich Medientechnik in Deutschland bislang noch kaum spezifische Ausbildungswege gibt, verwundert es wenig, dass die AV-Branche sozusagen ein Sammelbecken für Quereinsteiger aus ganz unterschiedlichen Fachgebieten ist. Dabei eignet sich der Einstieg nicht nur für artverwandte Berufe wie Systemplaner, Veranstaltungstechniker oder Bautechniker, sondern ebenfalls für Leute mit Marketing- oder BWL-Hintergrund. PROFESSIONAL SYSTEM stellt einzelne Quereinsteiger der Branche vor.

Nestlé Competence Center in Frankfurt
Medientechnik – wie hier im Nestlé Competence Center in Frankfurt – hat vielseitige Gesichter mit vielfältigen Jobmöglichkeiten. (Bild: Pia Schweisser / macom)

Die verhältnismäßig junge AV-Branche bietet viele Jobmöglichkeiten für Fach- und Nachwuchskräfte – auch wenn die Begriffe AV-Technik oder Medientechnik vielen Berufseinsteigern oder Fachkräften aus anderen Bereichen oft gar nicht bekannt sind. Darüber hinaus sind hier nicht nur Techniker oder technikaffine Berufe gefragt: Da die AV- bzw. die Medientechnik-Branche beständig wächst und sich kontinuierlich weiterentwickelt, gewinnen auch Bereiche wie Marketing, Marktbeobachtung oder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zunehmend an Bedeutung. Wie in jeder anderen Branche auch, müssen sich Nicht-Techniker natürlich zu Beginn erst einmal in die Thematik hineindenken, was aber durchaus machbar ist, wie die folgenden Kurzinterviews mit verschiedenen Quereinsteigern zeigen.

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Georg Übele, Produktmanager für den Bereich Projektionsflächen bei der Comm-Tec GmbH

Georg Übele
Der gelernte IT-Systemkaufmann Georg Übele ist nach mehr als 15 Berufsjahren in die AV-Branche gewechselt. (Bild: Comm-Tec)

Seit wann sind Sie bei der Comm-Tec beschäftigt?
Seit 01.04.2015.

Aus welcher Branche / welchem Bereich kommen Sie ursprünglich?
Nach dem Abitur habe ich erfolgreich meine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann in einem Systemhaus abgeschlossen, ich war eigentlich nur im klassischen IT-Umfeld beschäftigt. Meine Hauptaufgaben lagen hauptsächlich in den Bereichen Neukundenakquise, Vertrieb von IT-Systemen und Key-Account-Betreuung.

Wie sind Sie in der AV-Branche gelandet, und was hat Ihr Interesse an diesem Bereich geweckt? War Ihnen der Begriff AV vorab überhaupt ein Begriff?
Nach 15 Jahren in der IT habe ich gemerkt, dass es Zeit für eine Veränderung wird. Man sieht sich natürlich genau um, was zu einem passen könnte und vor allem auch, welche Unternehmen zu einem selbst passen. Da ich aus der „ersten Reihe“, dem aktiven Vertrieb und Außendienst sowieso in den Bereich Inside Sales rücken wollte, stieß ich irgendwann auf eine Stellenausschreibung von Comm-Tec. Ich kannte die Comm-Tec interessanterweise schon lange, da mein Ausbildungsunternehmen praktisch auf der anderen Straßenseite lag. Mit dem Begriff „AV“ konnte ich bis dato aber nur wenig anfangen. Leinwände zum Beispiel waren für mich lediglich weiße Tücher, die an der Wand hängen, um darauf projizieren zu können, und mit Begriffen wie „Signal Management“ und „Digital Signage“ konnte ich nur bedingt etwas anfangen. Natürlich hatte ich Bedenken und habe es mir lange und genau überlegt, ob ich diesen Schritt gehen soll – gerade da ich keinerlei Erfahrungen in diesem Bereich hatte. Ich kann aber ganz ehrlich behaupten, diese Entscheidung zu keiner Zeit bereut zu haben. Das mag aber auch an der Comm-Tec selbst liegen, die mich gerade zum Start und in der Aus- und Weiterbildung in allen Belangen bestens unterstützt hat.

Gibt es bestimmte Faktoren, welche die AV-Branche für Sie besonders interessant machen, oder besondere Herausforderungen?
Ich kann mir gerade im Moment kaum etwas Interessanteres oder Spannenderes vorstellen, als die AV-Branche. Die Geschwindigkeit, in der neue Technologien und innovative Lösungen vorgestellt werden, ist immens, und es vergeht kein Tag, an dem sich nicht neue Projekte und Möglichkeiten auftun. Die Herausforderung im Gegenzug ist dann aber auch, dass man immer am Ball bleiben muss und seinen Horizont erweitert, um dem Kunden stets die bestmögliche Lösung präsentieren zu können. Sich stetig zu informieren und weiterzubilden bleibt also nicht aus.

Wie schätzen Sie die Zukunftschancen der AV-Branche im Allgemeinen und für Sie im Besonderen ein? Würden Sie Nachwuchskräften den Einstieg in diese Branche empfehlen?
Die Chancen und Möglichkeiten in der AV-Branche sind wohl so gut wie nie zuvor. Wir hören von unseren Händlern fast täglich, dass es einen konstanten Mangel an Fach- und Nachwuchskräften gibt, um die bestehenden und kommenden Projekte abwickeln zu können. Die immer weiter voranschreitende Überschneidung der IT und AV birgt unglaubliches Potenzial in sich, weshalb die AV-Branche für Umsteiger mit IT-Background eine echte Option ist. Ich mache mir deshalb um meine persönliche Zukunft keinerlei Sorgen. Ganz im Gegenteil: An Arbeit und neuen Möglichkeiten wird es sicherlich nie mangeln. Ich kann Ein- und Umsteigern im Beruf nur empfehlen, sich die AV-Branche genauer anzusehen und die mannigfaltigen Möglichkeiten zu nutzen. Es gibt, wie ich zuvor schon erwähnt habe, wohl kaum eine Branche, die so viele spannende und abwechslungsreiche Themen in sich vereint – egal, ob man vertrieblich oder technisch orientiert ist.


François Bouvier und Tobias Honacker von hm partner

François Bouvier
François Bouvier ist von der Bautechnik in die Medientechnik gewechselt. (Bild: Claudia Rothkamp)

Da es für den Bereich der Medientechnik selber noch kein eigenes Ausbildungssystem gibt, tummeln sich hier auch in den technischen Berufen viele Quereinsteiger. François Bouvier hat beispielsweise ursprünglich als Bautechniker im Tiefbau gearbeitet, bevor er als Quereinsteiger von einem Kollegen angeworben wurde und es ihn in die AV-Branche verschlagen hat. Heute ist er bei hm partner nicht nur als CAD-Zeichner und Technischer Systemplaner tätig, sondern er fungiert auch als Ausbilder für den Nachwuchs im Bereich Technischer Systemplaner: „Da ich als Bautechniker schon früher immer nebenbei mit Licht zu tun hatte und einige Aufgaben des Technischen Systemplaners früher schon erledigt hatte, war die Umstellung auf die AV-Branche nicht sehr schwierig.“

Tobias Honacker
Tobias Honacker kommt ursprünglich aus dem Bereich der Veranstaltungstechnik. (Bild: Claudia Rothkamp)

Sein Kollege Tobias Honacker, der bei hm partner ebenfalls als Technischer Systemplaner tätig ist, hat ursprünglich Fachkraft für Veranstaltungstechnik gelernt und auch längere Zeit selbstständig in dieser Branche gearbeitet. Im Anschluss wechselte er in ein Medienzentrum einer Hochschule, wo er einerseits Veranstaltungen betreute, sich aber gleichzeitig auch um die Medientechnik kümmerte: „Wir haben entweder selber installiert oder andere Firmen damit beauftragt. Dadurch habe ich schon einen guten Eindruck davon gewinnen können, wie die Firmen installieren und wie das abläuft. Bei größeren Projekten haben wir natürlich mit Fachplanern zusammengearbeitet – darunter auch hm partner.“


Christian Schweizer, Head of Business Innovation bei der macom GmbH

Christian Schweizer
Christian Schweizer hat die Automobilbranche gegen die Medientechnik getauscht. (Bild: macom)

Seit wann sind Sie bei der macom beschäftigt?
Seit 2014.

Aus welcher Branche / welchem Bereich kommen Sie ursprünglich?
Ich bin gelernter Betriebswirt und habe sowohl ein Studium zum Diplom Betriebswirt als auch den Master in Unternehmensführung abgeschlossen. In meinen vorherigen Stationen war ich bei zwei deutschen Automobilherstellern im Bereich Produktmanagement und Marketing tätig. In diesem Zuge habe ich mich sehr stark mit den Themen Markteinführungen, Abstimmung zwischen Entwicklung, Controlling sowie Marketing & Sales beschäftigt, um im Anschluss bei einer führenden Unternehmensberatung aus der Automotive-Branche im Multi Project Management tiefgehende Erfahrungen im Bereich Projektmanagement zu sammeln. Nach dem Master-Abschluss habe ich zudem das Start-up Energyplace.de gegründet. Damit haben wir eine eigene Engine für automatisierte Tarifoptimierungen im Bereich Energieversorgung entwickelt.

Wie sind Sie in der AV-Branche gelandet, und was hat Ihr Interesse an diesem Bereich geweckt? War Ihnen der Begriff AV vorab überhaupt ein Begriff?
Zu allererst sagte mit der Begriff AV überhaupt nichts. Als Medientechnik war mir zu diesem Zeitpunkt im Wesentlichen der Tageslichtprojektor ein Begriff. Bei der macom und somit in der AV-Branche bin ich während meines Master-Studiums als Werkstudent gelandet. Als Assistent der Geschäftsleitung habe ich mich dabei eigentlich schwerpunktmäßig eher mit den Themen Finance & Controlling und Unternehmensstrategie sowie Marktpositionierung beschäftigt. Nach meinem Exit bei Energyplace stand ich vor der Wahl, in die klassische Unternehmensberatung zu wechseln oder bei der macom den Bereich AV-Consulting mit aufzubauen. Da ich generell sehr technikaffin bin und auch nach mehreren Gesprächen mit den Verantwortlichen bei macom in diesem Bereich ein sehr großes Potenzial für Beratungsleistungen gesehen habe und noch immer sehe, habe ich mich zu dem Schritt in die AV-Branche entschlossen.

Gibt es bestimmte Faktoren, welche die AV-Branche für Sie besonders interessant machen, oder besondere Herausforderungen?
Die digitale Transformation verändert zunehmend unsere Arbeitsweisen. Ich sehe diese Veränderung und den damit einhergehenden Bedarf für die Gestaltung moderner und produktiver Arbeitsumgebungen als einen der wesentlichen Faktoren für die gesamte AV-Branche. Es wird an dieser Stelle unablässig sein, die künftigen medientechnischen Lösungen sehr stark nutzerorientiert zu designen und im ersten Schritt weniger die Technik an sich zu fokussieren. Mega-Trends wie IoT und Blockchain werden auch für die Vernetzung von medientechnischen Komponenten ein Innovationstreiber sein und neue, bisher noch nicht in Betracht gezogene medientechnische Lösungen und Nutzungsszenarienerschaffen. Genau solche Entwicklungen wollen wir mit dem Business Innovation Team der macom aktiv mitgestalten und so bestmögliche Services und Produkte für unsere Kunden schaffen.

Wie schätzen Sie die Zukunftschancen der AV-Branche im Allgemeinen und für Sie im Besonderen ein? Würden Sie Nachwuchskräften den Einstieg in diese Branche empfehlen?
Diese zuvor erwähnten Entwicklungen und die fortschreitende Verschiebung von Verantwortlichkeiten hin zur IT wird aus meiner Sicht die Zukunft der AV-Branche stark beeinflussen und bietet somit für alle Marktteilnehmer sowohl enorme Chancen als auch Herausforderungen für die Adaption an die neuen Rahmenbedingungen. Für mich persönlich sehe ich zusammen mit der macom ein enormes Potenzial in der weiteren Mitgestaltung des Marktes. Für Nachwuchsführungskräfte aus anderen Branchen bieten sich aufgrund der starken Veränderungen im Markt und der sich verändernden Anforderungsprofile an Mitarbeiter sehr interessante Möglichkeiten, einen Zukunftsmarkt mitzugestalten – sei es durch eine Beschäftigung bei etablierten Herstellern und Anbietern oder auch durch den Aufbau neuer Unternehmen mit innovativen Produkten und Leistungen. Es gibt hier einen großen Lösungsbedarf für drängende Problemstellungen in den Bereichen Future Workspaces und Future Customer & Brandspaces.


Irina Neutert, Produktmanager für Dokumentenkameras und steuerbare Videokameras bei der Comm-Tec GmbH

Irina Neutert
Irina Neutert ist über mehrere Vertriebs- Stationen in der AV-Branche gelandet. (Bild: Comm-Tec)

Seit wann sind Sie bei der Comm-Tec beschäftigt?
Seit 6.7.2015.

Aus welcher Branche / welchem Bereich kommen Sie ursprünglich?
Ausbildung: Diplom Wirtschaftswissenschaften Universität Moskau sowie Master of Arts „Medienwissenschaften“ Universität Bielefeld. Berufliche Erfahrungen: Bereich Vertrieb/Internationaler Vertrieb (Vertriebsmitarbeiterin und Senior Sales Representative) u. a. bei der Firma Bosch in Moskau, Hörmann in Steinhagen und Team- Viewer in Göppingen.

Wie sind Sie in der AV-Branche gelandet, und was hat Ihr Interesse an diesem Bereich geweckt? War Ihnen der Begriff AV vorab überhaupt ein Begriff?
Ich habe nach neuen Herausforderungen gesucht – beruflich und persönlich. Die Stelle Vertrieb/Produktmanagement bei Comm-Tec hat sehr großes Interesse bei mir geweckt, obwohl der Begriff AV für mich neu war. Der Reiz war, meine beruflichen Erfahrungen in einer ganz neuen Branche einzubringen und mir all das Wissen selber anzueignen. Was mir auch sehr gut gelungen ist.

Gibt es bestimmte Faktoren, welche die AV-Branche für Sie besonders interessant machen, oder besondere Herausforderungen?
Die AV-Branche ist permanent in Bewegung: Neue Technologien, neue Trends, unglaublich viele Hersteller bestimmen den Markt. Als Produktmanager ist es daher entscheidend, sich stets über die neuesten Produkte, Trends und Entwicklungen im Markt zu informieren und zudem den Wettbewerb im Auge zu behalten. Das technische Verständnis ist und bleibt dabei eine große Herausforderung, vor allem wenn man keinen technischen Hintergrund mitbringt. Aber es ist auch das Schöne an der Branche. Es wird nie langweilig, und als Frau musst du dich erst mal behaupten. Es gibt so wenige Frauen in der Branche, und um Respekt seitens der Kunden zu gewinnen, muss man sein Know-how täglich unter Beweis stellen.

Wie schätzen Sie die Zukunftschancen der AV-Branche im Allgemeinen und für Sie im Besonderen ein? Würden Sie Nachwuchskräften den Einstieg in diese Branche empfehlen?
Die AV-Branche wächst immens. Ich möchte noch sehr lange in der Branche bleiben, weil ich mich jetzt bestens mit „meinen“ Produkten auskenne und zu sehr vielen Kunden einen persönlichen Kontakt pflege. Und es kommen immer neue Herausforderungen dazu hinsichtlich neuer Produkte oder neuer Technologien verbunden mit neuen Herstellern. Den Einstieg in die Branche würde ich auf jeden Fall empfehlen. Hier hat man sehr gute Zukunftschancen, und vor allem ist die AV-Branche sehr lebendig und „schläft“ nie.


Was macht ein Produktmanager?
Die Aufgaben eines Produktmanagers sind je nach Branche und Unternehmen unterschiedlich. Generell könnte man sagen, dass Produktmanager eine Art Schnittstellenmanager sind, welche die Arbeit unterschiedlicher Unternehmensbereiche koordinieren. Allgemein umfasst das Produktmanagement meist die Planung, Steuerung und Kontrolle der zu vermarktenden Produkte und Dienstleistungen. Der Produktmanager an sich übernimmt dabei für gewöhnlich den Managementprozess einzelner Produkte eines Produktprogramms oder Sortiments. 

Wofür steht AV-Technik bzw. Medientechnik?
Besonders für Laien ist die Abgrenzung zwischen AV und IT mitunter schwer nachzuvollziehen. Mit der zunehmenden Digitalisierung der AV-Medien scheinen die Grenzen immer mehr zu nivellieren. Der Versuch einer Definition: AV-Medien bezeichnet Medien, welche die auditiven und visuellen Sinne des Menschen durch Ton und Bild bedienen. Diese können digital oder – und das ist ein klarer Unterschied zu IT – analog sein. Ein Whiteboard ist beispielsweise ebenso ein AV-Medium wie ein großformatiges LED-Display oder ein Videoprojektor. Klassische AV-Medien sind Kameras, Projektoren, Rekorder, Beschallungsanlagen und Displays jeglicher Art. Der Begriff AV-Technik bezieht sich jedoch nicht nur auf die Technologie der Medien selbst, sondern auch auf das Management dieser. Durch diese Dimension kommen Aspekte wie Systemintegration, Signalverteilung oder Cloud-Computing hinzu.


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