Wie beeinflusst Technologie Emotionen in Meetings?
von Michelle Raaf (auf Grundlage einer Jabra-Studie),
Die Ära der virtuellen Meetings hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, beeinflusst durch den Wandel in der Arbeitswelt. Die Fülle virtueller Interaktionen wurde durch eine Studie des Behavioural Lab der London School of Economics in Zusammenarbeit mit Jabra eingehend untersucht. Die Frage, inwieweit Technologie Verhalten, Emotionen und Vertrauen in Meetings beeinflusst, stand im Mittelpunkt der Studie.
Die Arbeitsweise hat sich seit Februar 2020 drastisch verändert. Laut Microsofts Work Trend Index Annual Report aus Mai 2023 stieg die Anzahl der Meetings und Telefonate pro Woche um 192%. Der/die durchschnittliche Arbeitnehmer:in verbringt dabei etwa 25% der Arbeitszeit in Teams-Meetings. Dieser Anstieg wirft die Frage auf, ob die aktuelle Technologieumgebung die Zusammenarbeit und Produktivität tatsächlich genügend unterstützt.
Ineffiziente Meetings als Produktivitätshemmnis? Macht Sinn! Microsoft identifizierte ineffiziente Meetings als das größte Hindernis für die Produktivität (vgl. Work Trend Index Annual Report, Mai 2023). Hinzu kommt, dass viele Meetings als drittgrößtes Produktivitätshindernis eingestuft wurden. Der Jabra Hybrid Ways of Working 2023 Global Report verdeutlicht, dass die Qualität der Interaktionen und die Fähigkeit, sich in Remote-Meetings zu sehen und zu hören, Auswirkungen auf Vertrauen, Kreativität und Innovation im Team haben.
Um dieser Erkenntnis auf den Grund zu gehen, führte Jabra eine Studie mit dem Behavioural Lab der London School of Economics und mit Hilfe von Sean Rooney, Wissenschaftlicher Leiter und Leiter der Laborinnovation im Behavioural Lab der LSE, und Dr. Simon Noyce, britischer Diplom-Psychologe und leitender Prüfarzt, durch. Über ein Jahr lang haben sie im Rahmen der gemeinsamen Studie „Meeting Great Expectations: Behaviour, Emotion and Trust“ das menschliche Verhalten in einer kontrollierten Umgebung untersucht und versucht, die biopsychologischen Effekte der Technologie zu verstehen, die Anwender:innen bei ihrer täglichen Arbeit nutzen. Analysiert wurde zudem die Auswirkung darauf, wie Menschen in Meetings zusammenarbeiten und einbezogen werden.
Die Forschung konzentrierte sich darauf, wie die genutzte Technologie das Verhalten in Meetings und die Fähigkeit zur effektiven Zusammenarbeit beeinflusst. Dafür wurde eine hybride virtuelle Sitzungsgruppe mit acht Personen zusammengesetzt. In dieser Gruppe befanden sich jeweils vier Teilnehmer:innen physisch im gleichen Raum, während weitere vier remote hinzugeschaltet wurden. Die Forschung nutzte ein kombiniertes Konzept, das auf zwei unabhängigen Schlüsselvariablen basierte: dem situativen Kontext und der Qualität des audiovisuellen Erlebnisses. Bei den Produkten wurde zwischen hoher und niedriger Qualität unterschieden.
In der Studie kamen verschiedene psychologische Ansätze und Messmethoden zum Einsatz, die von Selbstbewertungen zur Erfassung der Meinungen und Gefühle der Teilnehmer:innen bis hin zu Eye-Tracking, Gesichtsausdruckanalysen, Hautleitfähigkeitsreaktion und endogenem Augenblinzeln reichten. Erfasst und analysiert wurden die Daten mit der iMotions-Software. Die Herausforderung: Daten von fast 500 Datenpunkten pro Sekunde pro Teilnehmer:in zu synchronisieren und zu kombinieren.
Fünf Erkenntnisse stachen besonders hervor, die im Folgenden aufgelistet und erläutert werden:
Face-to-face-Interaktion bleibt beliebt: Die Forschung zeigt, dass persönliche Interaktionen nach wie vor präferiert werden. Meetings im physischen Raum führten zu 56% mehr Engagement, 11% mehr Ausdrucksfähigkeit, 8% mehr Qualität des Inputs, ebenfalls 16% mehr Vertrauen und 30% mehr Klarheit der Interaktion im Vergleich zu virtuellen Treffen.
Einheitliche technologische Ausstattung verbessert das Meeting-Erlebnis: Die Qualität der eingesetzten Technologie spielt eine entscheidende Rolle im Meeting-Erlebnis. Bei Verwendung derselben professionellen Standardausrüstung wurde die Klarheit um 27% erhöht, das Vertrauen um 16%, die Ausdrucksfähigkeit um 35% und die Qualität des Inputs um 47% besser empfunden.
Fernarbeitskräfte mit professioneller Ausrüstung werden als präsenter wahrgenommen: Remote-Nutzer:innen, die professionelle Headsets und Webkameras verwendeten, wurden mehr wahrgenommen als diejenigen mit integrierter Laptop-Hardware. Die Klarheit der Meetings verbesserte sich um 18% mit professioneller Ausrüstung.
Besprechungsräume beeinflussen Remote-Nutzende: Die Ausstattung von Besprechungsräumen hat Einfluss auf die Erfahrung von Remote-Nutzer:innen. Ein ‚gleiches Spielfeld‘ mit professioneller Technologie führte zu besserer Input-Qualität und höherem Vertrauen.
Technologie beeinflusst das Vertrauen: Remote-Nutzer:innen, die professionelle Technologie nutzen, haben sowohl anderen Fern- als auch Raumteilnehmenden gegenüber ein höheres Vertrauen.
Was bringt die Zukunft? Und was sagen die Ergebnisse der Forschung aus? Man kann festhalten, dass die Debatte über die Rückkehr ins Büro wohl weiterhin geführt wird, betrachtet man allein die erste der fünf Schlüsselerkenntnisse. Unabhängig von der Entwicklung kann aber die Art und Weise, wie man sich in hybriden Welten begegnet, eine entscheidende Rolle in dieser Debatte spielen.
„In einer Welt mit hybriden Meetings war es noch nie so wichtig wie heute, die Brücke zwischen persönlicher und Remote-Zusammenarbeit zu schlagen“, meint Dr. Simon Noyce. Mithilfe der Forschung des Behavioural Lab der LSE lassen sich wichtige Erkenntnisse darüber sammeln, wie Technologie die Dynamik von Meetings beeinflusst. Dass eine gleichberechtigte technologische Grundlage das Vertrauen stärken und das psychische Wohlbefinden der Arbeitnehmer:innen verbessern kann, ist eine dieser Erkenntnisse. „Unser Ziel ist es, Unternehmen dazu zu ermutigen, diese Technologie zu nutzen und so Interaktionen zu ermöglichen, die persönlichen Begegnungen so nahe wie möglich kommen“, so Dr. Noyce weiter.
In einem nächsten Schritt könnte man nun konkreter überlegen, an welchen Stellen technologische Optimierungen angebracht wären, um möglichen Defiziten entgegenzuwirken – z.B. im Headset-/Webcam-Bereich. Denn: „Hochwertige Technologie hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die Effektivität von Remote-Zusammenarbeit“, wie Holger Reisinger, SVP bei Jabra, kommentiert. „Unsere Forschungen zeigen, dass Unternehmen bemerkenswerte Verbesserungen erzielen können, wenn sie in professionelle Ausrüstung sowohl für Teilnehmende in Konferenzräumen als auch für Remote-Arbeitende investieren. Die Ergebnisse unterstreichen die entscheidende Rolle von Technologie bei der Optimierung von Meetingerlebnissen und der Förderung einer erfolgreichen hybriden Zusammenarbeit.“
Insofern liefert die Studie brauchbare Impulse für die zukünftige Gestaltung der virtuellen und hybriden Arbeitsumgebungen. Welche dieser Impulse in zukünftigen Produkten und Projekten berücksichtigt werden, liegt in der Zukunft (der Arbeit). 😉
Um sicherzustellen, dass die Ergebnisse objektiv und ethisch einwandfrei sind, wurde die Studie mit Unterstützung des LSE Behavioural Lab konzipiert und von der wissenschaftlichen Ethikkommission der LSE genehmigt. Die Teilnehmenden waren nicht darüber informiert, was genau getestet wurde und dass die Untersuchung verschiedene Arten von Technologien thematisierte. Jabra behielt während des gesamten Prozesses vollständige Anonymität bei. Teilgenommen haben 88 Personen aus 15 Nationen im Zeitraum zwischen Juni und Juli 2023.