Was macht ein Fachplaner im Planungsbüro Hartmann, Mathias und Partner?
von Claudia Rothkamp, Artikel aus dem Archiv
Wie sieht der Alltag eines Fachplaners für audiovisuelle Kommunikationstechnik aus, worin liegt der Reiz dieses Berufs und worauf sollte man sich einstellen, wenn man als Nachwuchskraft diese Richtung wählt? Im Gespräch mit PROFESSIONAL SYSTEM gibt Carsten Langerwisch, Fachplaner und Projektleiter Medientechnik beim Planungsbüro Hartmann, Mathias und Partner, Einblicke in seinen Job.
Herr Langerwisch, Sie sind im Planungsbüro hmpartner in Sonsbeck sowohl als Fachplaner Medientechnik als auch als Projektleiter tätig. Ist das eine selbstverständliche Kombination?
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Carsten Langerwisch: Nein, nicht unbedingt. Es gibt Fachplaner Medientechnik, die zusätzlich zu ihrer Fachplanertätigkeit auch als Projektleiter tätig sind; das ist in meinem Fall so. Dabei hat der Projektleiter erweiterte Aufgabenbereiche als der Fachplaner. Zum Beispiel muss der Projektleiter mehr mit den Projektbeteiligten kommunizieren und er trägt eine größere Verantwortung.
Sind an die Rolle des Projektleiters denn noch einmal besondere Anforderungen geknüpft?
Carsten Langerwisch: Die wichtigsten Anforderungen sind m. E. Organisations- und Kommunikationsfähigkeit und die Bereitschaft zu reisen, denn unsere Projekte finden in Deutschland, Österreich und der Schweiz statt. Der Projektleiter muss sehr viel im Projekt kommunizieren und Kommunikationsfähigkeit muss er in seine Arbeit einbringen. Für mich persönlich macht es einen besonderen Reiz dieses Berufs aus, ständig mit den Projektbeteiligten im Dialog zu stehen und einen guten Weg zu finden, die Medientechnik in den Bauablauf einzugliedern. Denn in der Regel warten die übrigen Baubeteiligten nicht auf die Medientechnik: Da es sich hierbei um ein relativ junges Gewerk handelt, das sich in den letzten Jahren erst langsam etabliert hat, wird dieses Gewerk meist zu wenig beachtet. Da ist es die Aufgabe des Projektleiters, sich zu behaupten und im Sinne des Kunden für dieses Gewerk zu sprechen. Daneben ist es natürlich wichtig, sich gut mit anderen Gewerken abzustimmen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Arbeitstage ohne Alltag
Wie sieht denn für Sie als Fachplaner Medientechnik ein typischer Arbeitstag aus?
Carsten Langerwisch: Den gibt es nicht, da dynamische Projektverläufe zu Teilen die Arbeitsinhalte des Tages bestimmen. Es gibt viele Aspekte und auch Koordinationsaufgaben, die sich durch den Projektverlauf nur selten vorhersagen lassen. Je nachdem, in welcher Leistungsphase sich ein Projekt befindet, umfasst die Arbeit das Erstellen von Konzepten und Planungsunterlagen, Terminplänen, Protokollen und eben das Kommunizieren via E-Mail, Telefon und Webkonferenz und natürlich auch persönlich. Der Projektleiter verantwortet zudem das Projektmanagement, also den Ablauf des Projekts, sowohl extern mit dem Kunden und anderen Projektbeteiligten als auch intern. Projektarbeit ist immer Teamarbeit, in der jeder seine Aufgaben hat, in der wir uns aber auch gegenseitig unterstützen können. Das interne Projektmanagement beinhaltet daher auch die Absprachen mit den technischen Systemplanern im eigenen Team, da ab einer gewissen Projektstufe die Planungsarbeiten von den technischen Systemplanern übernommen werden. Zusammen mit dem Fachplaner werden die Arbeiten dann gemeinsam geprüft.
Bedeutet das, dass Sie einen reinen „Schreibtischjob“ haben?
Carsten Langerwisch: Die tägliche Arbeit findet einerseits im Büro statt, dort arbeiten wir mit den am Projekt beteiligten Kollegen, aber man ist eben auch viel unterwegs – ob bei Kunden für Präsentations- oder Abstimmungstermine oder auf der Baustelle für Ortsbegehungen. Bei manchen Projekten bin ich mindestens einmal pro Woche vor Ort und kläre mit den ausführenden Unternehmen Fragen und Probleme vor Ort und prüfe, ob Termine, Kosten und Qualität innerhalb der Zielvorgaben der Planung liegen. Auch Reisen zu Messen und Besuche bei Herstellern sind ein wichtiger Teil des Jobs. Das beschränkt sich aber nicht nur auf die Fachplaner, sondern gilt auch für die anderen technischen Mitarbeiter.
Entsprechend wird die Teilnahme an Messen bei uns für alle Fachplaner und Systemplaner sehr groß geschrieben – allen voran natürlich der Besuch der Integrated Systems Europe in Amsterdam. Genauso wichtig sind aber auch Weiterbildungen, Fortbildungen, Schulungen, aber auch Besuche von Seminaren bei Herstellern und Distributoren. Wir halten uns permanent auf dem Laufenden, welche technischen Entwicklungen am Markt geschehen und welche Auswirkungen dies auf laufende und künftige Projekte haben kann.
Warum ist es für einen Fachplaner so wichtig, neue technische Entwicklungen und Produkte schon zu kennen, bevor sie überhaupt auf dem Markt sind?
Carsten Langerwisch: Wir bearbeiten auch große Projekte mit Laufzeiten von mehreren Jahren. Daher ist man in den ersten Leistungsphasen des Projekts bei der zum Einsatz kommenden Geräte auch noch relativ offen –, denn die Produkte ändern sich in unserer Branche ständig und natürlich auch die damit verbundenen Kosten. Am Anfang eines Projekts müssen bestimmte Funktionalitäten oder technische Notwendigkeiten erst ermittelt werden müssen, die dann im Laufe des Projekts auf Basis der neusten Entwicklungen spezifiziert werden. Nehmen wir einmal den Einsatz von Projektoren als konkretes Beispiel: Wir betreuen Projekte, die zu einer Zeit begonnen, als bestimmte Produkte noch nicht bezahlbar waren und entsprechend selten eingeplant wurden.
Das hat sich mittlerweile geändert. So kann es passieren, dass anfangs nur ganz allgemein ein „Projektor“ vorgesehen war. In der Leistungsphase 5 wissen wir dann aber, dass es zum Beispiel ein bestimmter wartungsarmer und leistungsstarker Projektor sein soll, sofern dieser in das vorgegebene Budget passt. Ein weiteres Beispiel: Aus technologischer Sicht erlebt die Branche gerade einen Umbruch – der Trend von großen AV-Kreuzschienen hin zu IP-basierten AV-Übertragungssystemen ist deutlich zu beobachten. Auch solche Entwicklungen müssen berücksichtigt werden. Das ist zum Beispiel ein ganz spannendes Thema bei unseren Projekten, die sich in frühen Phasen befinden.
Haben Sie denn Ihr Studium speziell auf dieses Berufsziel angepasst oder sind Sie eher ein Quereinsteiger?
Carsten Langerwisch: Als ich mein Studium der Medientechnik an der FH Düsseldorf – heute Hochschule Düsseldorf – absolviert habe, war das Berufsbild des Fachplaners Medientechnik weit weniger öffentlich bekannt als heute. Viele Dozenten wussten gar nicht, dass es dieses Berufsbild gibt – ebenso wenig wie ich selbst als Studierender. Das habe ich erst später erfahren, als ich als Fachplaner in der Medientechnikbranche begonnen habe. Möglicherweise hat sich das heute schon etwas geändert. Im Studium selbst lag der Fokus eher auf den Bereichen Filmproduktion, 3D-Produktion, ein wenig auf Veranstaltungstechnik sowie sehr viel auf Musik- und Videoproduktion. Es ging also eher um die Erstellung und Gestaltung von Medien, und nicht um die Frage, wie Medientechnik installiert wird.
Vielfalt als Anreiz
Warum haben Sie sich letztlich für den Beruf des Fachplaners entschieden und was reizt Sie daran besonders?
Carsten Langerwisch: Nach meinem Studium begann ich als Fachplaner in einem Fachplanungsbüro für Medientechnik in Iserlohn. Nach drei Jahren wechselte ich zu einem Systemhaus in Düsseldorf und arbeitete dort als Projektleiter und lernte die praktische Seite der Branche kennen. Nach weiteren drei Jahren wechselte ich wieder zurück zur „Seite der Fachplaner“. Was mich fasziniert, ist die Technologie – sowohl die ständig neuen Entwicklungen in der Branche als auch „ältere“ Produkte, die sich in den letzten Jahren durchgesetzt haben und die es auch weiterhin geben wird. Ebenfalls spannend finde ich die Aufgabe, aus der Fülle der zur Verfügung stehenden Produkte am Markt das sinnvollste und passendste Produkt auszuwählen. Denn als Planungsbüro sind wir nicht an bestimmte Hersteller und deren Produkte gebunden. Es geht schlicht und ergreifend darum, dem Kunden das bestmögliche Ergebnis für seine Aufgabenstellung beim gegebenen Budget zu liefern.
Zu guter Letzt ist es das Kommunikative, das mich an meinen Aufgaben reizt – also das Zwischenmenschliche und der Kontakt mit den Ansprechpartnern von Seiten der Auftraggeber, Errichtern oder Lieferanten. Und jeder Tag ist definitiv anders. Letztlich war es die Kombination aus der Kommunikation mit Menschen und der sich verändernden und vielseitigen Technik, die mich gelockt hat. Wobei Technik nicht im Sinne von „Geräte an die Wand schrauben“ zu verstehen ist, sondern dass man sich auf einem sehr theoretischen Level damit beschäftigt. Ein weiterer Pluspunkt ist für mich, dass das Feld des Fachplaners Medientechnik sehr breit gefächert ist – es reicht ja von der Lichttechnik über Beschallungstechnik und Videotechnik bis hin zu Steuerungs- und Informationstechnik.
Medientechnik, mit der wir der Einfachheit halber die audiovisuelle Kommunikationstechnik umschreiben, beinhaltet zudem noch viele gestalterische, optische und raumakustische Elemente. Viele Kollegen aus der Veranstaltungstechnik verbringen beispielsweise ihr gesamtes Arbeitsleben mit Fragen rund ums Licht – das wäre mir zu wenig. Zu guter Letzt finde ich es sehr spannend, dass ich Projekte von Anfang bis Ende begleite. Zu sehen, wie die Technik, die man von Anfang an geplant hat, später in der realen Welt, eingebettet in der architektonischen Umgebung, wie geplant funktioniert und die Bedürfnisse der Menschen, die die Technik nutzen, befriedigt, ist jedes Mal wieder magisch.
Würden Sie Ihren Beruf zukünftigen Nachwuchskräften empfehlen?
Carsten Langerwisch: Empfehlen würde ich diesen Beruf auf jeden Fall, sofern man gerne kommuniziert. Außerdem sollte einem klar sein, dass man als Fachplaner Medientechnik nicht praktisch im handwerklichen Sinne arbeiten wird. Natürlich hat der Beruf auch praktische Aspekte: z. B. testen wir in regelmäßigen Abständen die Komponenten selbst in unseren Räumlichkeiten. Wer aber dauerhaft selber gerne schrauben und Hand an Komponenten anlegen möchte, sollte sich für einen anderen Beruf aus dem Bereich der Medientechnik, z. B. als Installateur oder Techniker entscheiden. Im klassischen Ingenieurbüro wie bei hmpartner kommt das so nicht vor. Gleichwohl haben einige Kollegen im wahrsten Wortsinne sehr praktische Erfahrungen im Berufsleben gesammelt. Diese bringen die Kollegen natürlich immer wieder mit ins Projektgeschäft ein.
Sehen Sie denn ausreichend Zukunftsperspektiven in diesem Bereich?
Carsten Langerwisch: Auch wir bei hmpartner merken, dass es nicht immer einfach ist, unsere offenen Stellen für Systemplaner und Fachplaner zu besetzen, da auch unsere Branche vom Fachkräftemangel betroffen ist. Es gibt also mehr freie Stellen als Bewerber, was unsere Branche vor ein großes Problem stellt. Ich bin überzeugt, dass Fachplaner auch zukünftig gebraucht werden, zumal das Thema Medientechnik immer eine hohe Aktualität haben wird. Wir merken, dass die Komplexität der AV-Kommunikationstechnik steigt und es einen steigenden Bedarf an hochwertigen und verlässlichen Kommunikationseinrichtungen gibt. Der Bedarf an Kommunikation, weltweit, vernetzt, ist gegeben. Schon seit einigen Jahren ist zwar die Rede von Konvergenz zwischen Informationstechnologie und Medientechnik und davon, dass die IT die Medientechnik schlucken wird, aber davon ist bislang in der Realität wenig zu spüren.
Im Gegenteil: Es gibt vielmehr ein enges Zusammenarbeiten zwischen Medientechnik und IT. So sind beispielsweise immer häufiger die IT-Abteilungen unsere Gesprächspartner und weniger die Facility- Abteilungen. Damit das funktioniert, müssen sich die Medientechniker heute zunehmend mit IT- Technologien auseinandersetzen, um die Sprache unserer neuen Ansprechpartner im Projekt zu sprechen. Das mag für manchen eine Herausforderung sein, aber eines ist ganz klar: Die Medientechnik ist keine statische Branche – sie lebt von Veränderungen. Deshalb muss man aktuelle Entwicklungen immer im Blick haben, man muss neugierig bleiben und vor allem Spaß haben, Spaß an der Arbeit und Spaß und Offenheit für Veränderungen. Für mich ist genau das bei hmpartner erfahrbar: Wir sind gemeinsam mit Spaß, Leidenschaft und Faszination am Werk. Das macht den Beruf für mich so reizvoll.