Horst Hahndorf ist der Gründer und Geschäftsführer der heutigen „Hagor Products GmbH“ und hat das Unternehmen am 1. August 1996 gegründet. Zu diesem Zeitpunkt war er acht Jahre lang in der Unterhaltungselektronik im Bereich Radio- und Fernsehtechnik tätig. Seine berufliche Laufbahn startete er seinerzeit mit einer „kaufmännischen Ausbildung in einem Radio- und Fernsehfachgeschäft“ mit anschließender Tätigkeit in Bielefeld, bevor er in der folgenden Anstellung bis 1996 als Verkaufsleiter arbeitete. Diese Position hat er dann praktisch über Nacht aufgegeben und sich selbstständig gemacht – damals ein mutiger Schritt. „Das war der Sprung aus dem warmen Wasser heraus ins eiskalte Wasser ohne finanziellen Rückhalt“, erzählt er rückblickend. Auf die Frage nach dem Grund für seine Entscheidung zur eigenen Unternehmung antwortet er: „Irgendwo kam dann dieser Wunsch, und ich habe mich mehr oder weniger von jetzt auf gleich ohne größere Vorbereitung selbstständig gemacht, eben als Ein-Mann-Unternehmen. Es war das Gefühl, die eigenen Ideen, die eigene Kreativität, ohne irgendwelche Fesseln umsetzen zu können.“ Es gab damals keinerlei Ärger oder Probleme, aber er merkte, „es gibt noch was anderes“. Ohne nennenswertes Startkapital übernahm er eine bestehende GmbH. Er legte los, in einem Büro, vier auf vier Meter, mit einem Faxgerät in der Ecke. Natürlich wurde er oft gefragt, was er da eigentlich machen würde und ob man davon leben könne. „Halterungssysteme für Fernseher“, war damals seine Antwort, und er fügt heute erklärend hinzu: „Ich komme aus einer Zeit der Fernseher, und für die brauchte man auch Halterungen.“ Und das waren seine Anfänge. „Da hat man sich gefreut, wenn am Abend im Fax eine Bestellung lag, selbst wenn jemand nur ein Teil für 25 DM brauchte.“
„Schritt für Schritt“ hat er sich über die Anfangsjahre nach vorne gearbeitet, ohne Geld für Werbung. Aber dann konnte er erste Kontakte per Telefon oder über die Zeitung knüpfen, die teilweise auch bis heute gehalten haben. So gelang es ihm, mit Arminia Bielefeld Kontakt aufzunehmen. „Das ist ja nur 22 km weit weg, und dorthin haben wir Bildschirmhalterungen ins Stadion geliefert. Die Verbindung zur Arminia besteht bis heute, später folgten dann Bayern, Schalke und Köln, denn die Vereine tauschen sich ja aus. So kamen wir zu den ersten Ansätzen.“ Vom Ertrag konnte das junge Unternehmen Werbung schalten. So sind dann nach und nach viele Kontakte entstanden, aus denen später große Projekte hervorgingen. Doch der Anfang war nicht leicht mit Lieferanten, die erst ab einer Stückzahl von 500 liefern wollten. „Das war unheimlich beschämend, du kannst dir 10 Stück leisten und nicht 100 oder 500 Stück. In dieser Zeit ist man bei jedem Schlag, den man bekam, immer wieder aufgestanden.“ Aber diese Erfahrung hat er mitgenommen bis in die heutige Zeit. „Bei uns kann der Kunde mit Stückzahl 1 anfangen. Zusammenarbeit ist bei uns nicht abhängig von Zahlen, nicht abhängig von Produktionsgrößen. Bei uns fängt die Zusammenarbeit immer mit dem ersten Schritt an.
Die Namensgebung des Unternehmens geht zurück auf die Kombination des Nachnamens von Horst Hahndorf und dem Geburtsnamen seiner Frau Claudia Gorny mit den beiden Silben Ha und Gor, eben Hagor. Und auch das Logo, das ihm ein befreundeter Grafiker gestaltete, geht auf seinen Namen zurück und zeigt einen stilisieren Hahn, der im Laufe der Zeit zum erfolgreichen Markenzeichen wurde. Und so kann er heutzutage nicht wie andere Besucher durch ein Museum gehen: „Alle schauen auf die Displays, nur ich, ich schaue auch dahinter.“ Das Kundenspektrum von Hagor ist inzwischen sehr breit gefächert bis hin zu Industrie, Kommunen, Krankenhäusern, dem Sicherheitsbereich und insbesondere auch Museen. „Wir haben schöne Prestigeprojekte und sind tief in die Sportwelt verwurzelt. So haben wir kürzlich die Systeme für das neue Stadion in Freiburg geliefert oder auch für Rennstrecken. Rückblickend stellt er fest, dass „es ein langer Weg war von 16 m2 bis 3.000 m2 bebauter Fläche, von Mitarbeiter 1 bis zum Mitarbeiter 24. Horst Hahndorf fügt hinzu: „Wobei wir vor gar nicht langer Zeit 2.000 m2 Lagerfläche dazugenommen haben. Da muss schon was passieren, dass das so geht.“ Er ist inzwischen seit 35 Jahren in der Branche und freut sich, wenn er von ihm unbekannten Personen angesprochen wird und Lob für seine Leute und die Unternehmensleistung bekommt. Das zeigt ihm: „Wir sind mit unserer Arbeitsweise auf dem richtigen Wege. Die Akzeptanz bei den Kunden ist sehr groß.“
Wie kommt man da hin, wo Hagor heute steht? Dazu fällt die Antwort vom Geschäftsführer ausführlicher aus: „Nun, zunächst ist es eine interessante Branche. Besonders wichtig ist ein großes Durchhaltevermögen. Wir nehmen Kundenwünsche auf und setzen sie um. Wir entwickeln gute Produkte und verarbeiten sie sauber. Und wir liefern nicht nur, sondern erbringen auch Serviceleistungen. Wir stehen mit unserem Team für Ehrlichkeit und Bodenständigkeit. Bei allen unseren Erfolgen behalten wir unser offenes Ohr für den Kunden und pflegen einen fairen Umgang mit ihm und auch hier innerhalb des Teams. Und so sind wir mit unserem Team auch ein ‚Typ‘, der nicht nur liefert. Unser erster Step beim Kunden schafft eine Vertrauensbasis, ohne Abnahmedruck und partnerschaftlich.“ Bei Hagor hat jeder Kunde seinen Ansprechpartner und bekommt Hilfe, wenn er sie benötigt.
Dazu fällt Horst Hahndorf ein kürzliches Projekt ein. Am Frankfurter Flughafen sollte eine Video-Splitwand installiert werden. Der Kunde, ein Integrator, brauchte für die Installation des Halterungssystems Hilfe. „Da sind wir hingefahren und haben mitgeholfen, das System einzubauen. Die Wand stand dann in erstaunlichen 15 Minuten. Darüber war der Integrator sehr zufrieden und ist nun einer unserer besten Kunden“, erklärt der Unternehmensgründer sein Erfolgsmodell. Er versteht dabei Hagor nicht als „Oberlehrer“, sondern als Berater vor Ort. Vertrieb ist für ihn im Wesentlichen die Kommunikation mit dem Kunden. Den Draht zum Kunden zu halten ist bedeutend, „da wächst etwas zusammen“. Bei Hagor sind die Kunden überwiegend Integratoren. Hagor liefert nicht direkt an Endkunden, „weil die Produkte erklärungsbedürftig sind, da brauchen man Leute dazwischen, die wissen, was sie tun“. Das gilt für den klassischen Halter für ganz normale Flachbildschirme wie auch für die LED-Halterung über 30 oder 40 Meter. Das Unternehmen versteht sich als Handelsgesellschaft und ist für einige Produkte auch Distributor, wobei der Anteil an Eigenprodukten mittlerweile bei über 90 % liegt. „Wir haben eigene Produktlinien und kaufen nicht einfach zu, packen um und verkaufen weiter, sondern haben unser eigenes Gesicht.“ Hagor hat in all den Jahren bewusst keine eigene Fertigung aufgebaut. Um aber individuelle Kundenwünsche abdecken zu können, existieren zwei Bearbeitungscenter, in denen Produkte im Service angepasst werden.
„Der klassische Handel ist für uns besser, als wenn wir eine eigene Fertigung dahinter hätten. Wir haben mehrere Lieferanten, die für uns exklusiv produzieren. Da macht es Sinn, die Produktion ausgelagert zu haben. Wir waren schon mal an dem Punkt, uns eine Laser-gestützte Anlage anzuschaffen. Aber so etwas muss ausgelastet sein: Konstruktion mit Zeichnung und Materiallogistik sind ein ganz anderes Spielfeld. Wir wollen die eine Sache richtig machen und uns auf den Handel konzentrieren. Wir bieten Halterungssysteme in allen Variationen an. Unser Sortiment umfasst 500 Produkte, und die sind nicht nur im Katalog, sondern sie sind auch wirklich da, liegen im Lager. Wir haben deshalb eine wahnsinnig hohe Lagerkapazität. Dadurch sind wir krisenfest; wer heute anruft, kriegt morgen sein Produkt. Ruft am Montag wer an und bestellt 100 Systeme, dann gehen die in der gleichen Woche auch raus, ganz einfach, weil wir sie auf Lager haben.“ Aber es ist nicht nur die schnelle Lagerverfügbarkeit, die über den Erfolg entscheidet. Hagor verkauft keine „Nonsens-Produkte“ und nimmt auch Input vom Kunden auf. „Das fließt dann in die Konstruktion mit ein. Wir reden miteinander und optimieren, meine Leute sind absolute Experten.“ Horst Hahndorf weiß, dass seine Kunden immer weniger Zeit haben und den Lieferanten auch als Hilfe-Center brauchen. Seine Kunden können sich darauf verlassen, dass sie von Hagor mit Datenblättern, Ausschreibungstexten und persönlicher Beratung unterstützt werden. „Das hat alles Vorteile für den Kunden, wir sind der zuverlässige Lieferant im Hintergrund, und wir scheuen dabei auch keinen Preisvergleich.“
Einmal im Jahr „krempelt“ Horst Hahndorf seine Firma um, und stellt sich verschiedenste Fragen rund um den Vertrieb. Warum ist das eine Produkt so erfolgreich? Warum ist es ein anderes nicht? „Wenn ein Produkt gut läuft, sind wir damit ja noch nicht am Ende, da kann man dann meist mehr draus machen“, so seine Auffassung. Er hält auch nichts von „großen Marktanalysen“, die sind ihm zu „unspezifisch“. Da fragt er lieber direkt bei seinen eigenen Kunden nach, um sich einen Überblick zu verschaffen. Das ist für ihn wichtige Instrumente.
„Vor zwei Jahren auf der ISE konnten wir das nicht einschätzen. Wir reden da über eine so große Messe mit enormem Aufwand, um erfolgreich auszustellen. Man hörte von Corona und hatte Sorge, dass das überschwappt. Corona war auf der Messe das wichtigste Thema. Im Nachhinein war die Messe nicht so viel Wert, aber man konnte wenigstens seine Kunden sehen“, erinnert sich der Firmengründer. Danach ging es für die Mitarbeiter ins Homeoffice. Auch der Außendienst arbeitete nur von zu Hause. „Wir haben die Zeit genutzt. Wir haben gemerkt, da verändert sich was. Wir haben auch nicht angefangen zu sparen. Wir haben unser neues „Lager 2“ mit 3.000 Quadratmetern Größe eingerichtet, die neue Homepage gestaltet und den neuen Katalog produziert.“ Aus den häuslichen Büros seiner Mitarbeiter häufte sich bald die Frage, wann sie denn endlich wieder in die Firma zurückkehren könnten? Alle wollten wieder wie gewohnt zusammenarbeiten und sich persönlich austauschen können. Horst Hahndorf erfreut das sehr: „Das macht stolz, dass man so ein Team um sich herum hat.“ Die meisten seiner Mitarbeiter sind ein Jahrzehnt oder gar länger bei ihm. Das Team ist dabei noch recht jung und selbstverständlich bildet Hagor auch aus. Längst ist sein Team zurück in der Firma. Corona-Tests zweimal in der Woche gehören zum Alltag.
„Wir machen viel, wir erreichen viel, und wir sind auch sozial unterwegs.“ Schon seit vielen Jahren engagiert sich Hagor für Ärzte ohne Grenzen, ein Kinderhospiz und eine Organisation für psychisch Kranke. „Das ist mir und meiner Familie auch sehr wichtig, dass man etwas wiedergeben kann.“ Horst Hahndorf sieht Geschäftsentwicklungen wie eine Wellenbewegung, und die Pandemie ist ja auch nicht die erste Krise. Zur Finanzkrise hatte Hagor gerade seinen neuen Firmensitz eröffnet, und die Umsätze brachen ein, weil einfach keine Bestellungen mehr eingingen. Jetzt in der Corona-Krise konnten beispielsweise Impfzentren und Arztpraxen beliefert werden, und so schaut er nach vorne: „Wenn es wieder los geht, müssen wir lieferfähig sein. Wir dürfen nicht hinter der Welle sein, sondern davor!“ Horst Hahndorf hat die Zeit genutzt und seine Firma „noch zukunftssicherer gemacht“, wie er erläutert. Er ist sich sicher: „Irgendwann geht der Knoten auf. Und es gibt ja auch Branchen, die sich trotz der Pandemie gut entwickelt haben.“
Schon vor der Pandemie war die Unternehmensnachfolge bei Hagor entschieden. Neben Horst Hahndorf ist Sohn Sascha in der Geschäftsführung. Er arbeitet seit sieben Jahren im Unternehmen und soll es zu gegebener Zeit übernehmen. Auch Sascha Hahndorf hat einen kaufmännischen Hintergrund und kommt aus dem Bereich der Konstruktionsmechanik. Vieles hat sich in den 25 Jahren seit der Gründung verändert. Den Wechsel vom Fax hin zum ERP-System ist laut Seniorchef dem Junior und dem jungen Team zu verdanken.
Was früher am Telefon und via persönlichem Besuch beim Kunden beraten, angeboten und verkauft wurde, passiert heute „viele ruhiger, die jüngere Generation kommuniziert anders“, fasst der Unternehmensgründer zusammen. Seiner Meinung nach wäre der heutige Warenfluss im hochmodernen Lager mit chaotischer Lagerhaltung und Pic-Listen sowie die vernetzte Arbeitsweise seiner Vertriebsmitarbeiter, die „digital alles im Blick haben“, und ohne die Denkansätze des jungen Teams so nicht möglich gewesen. Es läuft alles viel ruhiger ab, da hat er oft den Eindruck, „es ist nichts los; aber am Monatsende sind die Zahlen dann wieder gestiegen“. Und so verwundert es nicht, dass das Unternehmen weiter wachsen soll, Internationalisierung und Export voran getrieben werden sollen. Schließlich wurde seinerzeit der nationale Vertrieb „aus gesunder Position heraus auf Österreich und die Schweiz erweitert“.
Aktuell sehen Vertrieb und Geschäftsführung einen Trend hin zu größeren Halterungen z. B. für LED-Videowände. Und da liegt die Nachfrage weniger bei den Umsetzungen für Konferenzräume als für größere Halterungen. Service und kundenspezifische Sonderanfertigungen werden bedeutsamer. Vor diesem Hintergrund stellt Hagor aktuell mit seiner comPROnents-Serie eine modulare Lösung für skalierbare Decken-, Wand- und Bodenhalterungen vor. Das ermöglicht ein Baukastensystem, bestehend aus Aluminium- und Stahlelementen, für alle nur erdenklichen Einsatzmöglichkeiten und Dimensionen. „Wir kommen jetzt mit dem neuen System comPROnents, mit dem man aus den verschiedenen Komponenten ganze Wände konstruieren und bauen kann. comPROnents ist eine Eigenentwicklung, die auf unseren Werkzeugen gefertigt wird.“ Und so kann kann Horst Hahndorf zufrieden auf seine 25-jährige Unternehmensentwicklung von der Ein-Mann-Firma bis hin zum „Spezialist für professionelle Präsentationstechniken in der Welt der Bildschirme“ blicken.