Die Mutter aller ProAV-Messen, die Infocomm USA, hat vom 12. bis 14. Juni wieder im Orange County Convention Center in Orlando, Florida stattgefunden. 44.129 Teilnehmer (27 % erstmalig) aus 118 Ländern (18 % Internationale Besucher), besuchten Nordamerikas größte ProAV Technologieausstellung und -konferenz mit über 950 Ausstellern. Schon am 08. Juni startete das begleitende Seminarprogramm mit hunderten Vorträgen und Workshops. 312 Teilnehmer nutzten die Chance, den Test zum AVIXA CTS (Certified Technology Specialist) zu absolvieren, einer ISO-standardisierten Weiterbildung, die der Branchenverband weltweit anbietet, um Standards im Fachwissen von AV-Planern, -Integratoren und -Technikern zu gewährleisten.
„Es war eine wirklich bemerkenswerte Woche“, sagt Rochelle Richardson, AVIXA Senior Vice President of Exhibitions. „Das Feedback der Aussteller war hervorragend. Viele sagten uns, sie hätten früh am zweiten Tag die bisherigen Rekorde für Standbesucher übertroffen, ein Hinweis auf sehr engagierte Besucher.“
PROFESSIONAL SYSTEM war vor Ort, um sich mit den amerikanischen Ansprechpartnern vieler Hersteller auszutauschen, die sich in der Regel nicht auf den europäischen Shows antreffen lassen, um die spezielle amerikanische Atmosphäre der Infocomm aufzunehmen. Außerdem konnten auch viele gute Gespräche in Ruhe mit den zahlreich vor Ort anzutreffenden deutschen Vertretern geführt werden. Denn anders als zum Beispiel auf der ISE in Amsterdam geht es auf der Infocomm bei Weitem nicht so hektisch zu. So hatte man Gelegenheit, sich von Herstellern und Distributoren die diesjährigen Highlights näherbringen zu lassen und über die Wünsche und Sorgen der Branche zu sprechen. Die für uns wichtigsten Highlights haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst.
(Bild: Sven Schuhen)
01 LG Transparent OLED Signage
Neben der bereits auf der ISE vorgestellten OLED Wave, die viele Besucher sehr beeindruckt hat, faszinierten vor allem die transparenten OLED Signage Displays am Stand von LG. Meist in vitrinenartigen Schaukästen oder hinter nachempfundenen Schaufenstern wurden Schmuck- oder Modeprodukte hinter den transparenten OLED-Displays in zahlreichen Shop-Situationen gezeigt. Oft waren hinter den Produkten auf der Rückwand der Schaufenster noch klassische Displays angebracht, die zusammen mit den transparenten OLEDs einen harmonischen Tanz mit Inhalten um die ausgestellten Beispielprodukte aufführten. Die Transparenz wurde so zum Beispiel für Schneegestöber oder kunstvolle, animierte Rahmen benutzt. So in Szene gesetzte Schaufenster könnten in Zukunft das stationäre Einkaufserlebnis steigern. Ebenfalls am Stand von LG konnte man bereits den Prototypen eines großen Micro-LED-Displays ansehen. Hierzu wird es bestimmt im kommenden Jahr weitere Entwicklungen geben.
Bereits auf der ISE konnte PROFESSIONAL SYSTEM sich den Prototypen von Digital Projections neuem Satellite MLS Systems ansehen. Auf der Infocomm wurde die Neuentwicklung nun der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Grob gesagt hat der britische Hersteller hier ein modulares Laserprojektionssystem konstruiert, bei dem Lichquelle und die Projektionseinheit voneinander getrennt sind. Die Laserquelle wird als 10.000-lm-Einschubmodul für ein Rack für bis zu vier Module angeboten. Diese Racks lassen sich aber auch wieder zusammenfassen, um höhere Leistungen zu erzielen. Dazu gibt es mehrere Projektionsköpfe für verschiedene Auflösungen und Leistungen. Es können an einer Lichtquelle auch mehrere Köpfe betrieben werden. Je nach Anwendung lassen sich hier viele verschiedene Systeme betreiben. Im Installationsbereich lässt sich hier durch die Trennung der beiden Einheiten vor allem Platz sparen, wie der Vergleich im Bild mit einem klassischen Projektor zeigt.
Eine clevere Halterungslösung hat Chief auf der Infocomm vorgestellt, um Displays an runden Säulen anzubringen, ohne dabei in die Säule bohren zu müssen. Hierzu werden zwei Metallbänder um die Säule gelegt und in der Halterung befestigt. Abschließend kann man die silbernen Metallbänder noch mit schwarzen, magnetischen Abdeckungen versehen. Zur Verfügbarkeit dieser neuen Lösung konnte der Hersteller noch keine Angabe machen.
Bereits auf der ISE hat die SDVoE Alliance in Zusammenarbeit mit der Lang AG ihre Interoperabilitätsdemonstration eindrucksvoll vorgestellt. Auf der Infocomm legte der Zusammenschluss von Herstellern von AV-over-IP-Systemen mit dem Semtech Bluriver Chipsatz noch mal eine Schippe drauf. Den vier SDVoE Transmittern und Receivern von unterschiedlichen Herstellern wurde ein HDBaseT Matrix-System von Crestron gegenübergestellt. Eine zentrale Steuerung wies beide Systeme jeweils gleichzeitig an, die gleichen Umschaltvorgänge durchzuführen. SDVoE hatte in dieser Demonstration die Nase bei der Umschaltgeschwindigkeit klar vorn. Features wie den Multiviewer konnte die konventionelle Matrix dagegen nicht aufweisen. AV-over-IP-Systeme zeigen immer mehr, dass sie bisherigen Systemen mindestens ebenbürtig sind.
Die neue Generation der Desktop Visualizer von Wolfvision bietet neben einem integrierten Touchdisplay, das zum Beispiel die Fokussierung auf einen bestimmten Bildbereich per Finger oder schnellen Zugriff auf Bildeinstellungen zulässt, vor allem erstmals 4K-Auflösung. Zusammen mit dem 16-fachen optischen Zoom lassen sich somit auch kleinste Details sichtbar machen. Darüber hinaus erlaubt der Visualizer auch das gleichzeitige Streamen des aufgenommenen Inhalts in 4K-Auflösung über IP-Netzwerke. Zur Verfügbarkeit des Produkts konnte der Hersteller noch keine Angaben machen.
Bisher musste man jedes Gerät mit Dante-Netzwerkschnittstelle noch separat mit Updates bespielen. Eine gemeinsame Geräteverwaltung aller im Netz befindlichen Dante-Geräte war bis jetzt nur den Nutzern mit Dante Domain Manager vorbehalten. Hier will Audinate in Kürze mit dem Dante Updater Abhilfe schaffen. Dieser zeigt wie auch der Dante Controller alle im Netzwerk verfügbaren Geräte an und erlaubt das zentrale Herunterladen und Updaten der Dante-Firmware für alle sichtbaren Geräte. Dante Updater wird von Audinate zusammen mit der nächsten Version des Dante Controllers in Kürze zu Verfügung stehen.
Auf der Infocomm 2019 feierte QSC das zehnjährige Bestehen seines Q-SYS Systems. Mittlerweile sind laut Hersteller mehrere zehntausend Prozessoren ausgeliefert worden. Auf der Infocomm stellte QSC nun die Cloud-basierte Management-Plattform Q-SYS Reflect Enterprise Manager vor, welche auch die Verwaltung von Drittanbietern ermöglichen und eine API-Einbindung in externe IT-Management-Plattformen bieten soll.
Darüber hinaus wurde zusammen mit Audinate ein softwarebasiertes Dante, eine Art Plugin für die Q-SYS Plattform, entwickelt, welches eine native Dante-Integration ohne zusätzliche Hardware ermöglicht. Das erlaubt nun die Nutzung des Dante Audio Netzwerks über den Erwerb von Q-SYS Feature Lizenzen, ohne dass ein Q-SYS Prozessor eine dedizierte Dante-Schnittstelle besitzen muss. Außerdem werden alle zukünftigen Prozessoren bereits mit einer Lizenz für acht Dante-Audiokanäle ausgeliefert. Softwarebasiertes Dante wird wahrscheinlich ab Frühjahr 2020 verfügbar sein.
Der neue 4K-Laserprojektor PT-RQ50K von Panasonic konnte ebenfalls schon auf der ISE im Februar als Prototyp näher in Augenschein genommen werden. Auf der Infocomm durften interessierte Besucher den nach eigenen Angaben weltweit kleinsten 50.000-lm-Projektor nun auch live in Aktion sehen. Der 3-Chip-DLP mit nativer 4K-Auflösung hat eine hermetisch verschlossene Optik, arbeitet filterlos und bietet daher für Installationen mit hohem Helligkeitsbedarf in der Projektion optimale Bedingungen, um 20.000 Stunden wartungsfrei seinen Dienst zu verrichten. Panasonic gibt an, den Projektor ab Ende des Jahres liefern zu können.