Zum 2. Mal lud Samsung zum Planermeeting in den kontinuierlich mit neuen Produkten aktualisierten Showroom nach Schwalbach ein. Der Fokus in diesem Jahr – und wahrscheinlich auch in Zukunft – liegt bei Samsung eindeutig auf LED-Technik.
Samsung hatte 2015 den amerikanischen LED-Hersteller YESCO übernommen, der mittlerweile als „Prismview, a Samsung Electronics Company“ firmiert. Mit dem sich daraus ergebenden Know-how will Samsung noch stärker im europäischen LED-Markt mitmischen. Das zeigt auch die eigens gegründete EU LED-Division, die seit 1. September personell mit Kai Eichberg als EU Business Development Manager LED verstärkt ist.
Entsprechend war die Agenda geprägt von Vorträgen und Vorführungen rund um LED-Produkte. Steven Sluder, Senior Engineer von Prismview, präsentierte eindrucksvolle Projekte, hauptsächlich aus den USA und Asien, wo Outdoor-, Advertising- und Bill board- Displays deutlich größer sind als in Europa. Referenzen der letzten vier Jahre belegen aber, dass der Trend trotz größer werdender Screen- Dimensionen zum kleineren Pixel Pitch geht. So haben derzeit kaum noch Hersteller Module mit Pixel Pitch (PP) größer als 25 mm im Programm.
David Birkett, Business Development Manager LED, erläuterte die LED-Roadmap und die Produktstrategie für 2019. Demnach will man für Outdoor-/Indoor-Displays Märkte wie Retail, Stadion, Hotels, Museum und Konferenzraum- Displays, Residence- und Kinoscreens nun auch verstärkt in Europa angehen.
Samsung Outdoor-LED Screens
Der in Europa limitierte LED-Markt für Außenanwendungen wird durch viele Hersteller beworben. Samsung versucht hier, mit der langjährigen Entwicklungs- und Installations- Erfahrung von Prismview in Sachen LED-Cabinets und Befestigungskonstruktionen zu punkten. Einige Modelle konnten im Außenbereich des Showrooms begutachtet werden. So umfasst die A-Serie die Module (ab 2019: XAR-Serie) mit PP-Größen von 6 mm bis 16 mm. Die Module der XAJ-Serie – in Größen von 6 mm bis 10 mm – unterscheiden sich durch leichte Aluminium-Gehäuse mit Rück- und Front-Servicezugang sowie vielen Diagnose- und Monitoring-Möglichkeiten.
Für Sportstadien ist die XRF-Serie mit 10 mm PP vorgesehen, z. B. in Form von Bandenwerbung. Sie wird nächstes Jahr nach der UEFA/FIFA-Zertifikation in die XRR-Serie übergehen. Von eventuell günstigeren Mitbewerbern will man sich durch die „true“ EMV-Klassifikation unterscheiden, aber auch durch gezielte Auswahl bei der SMD-Bestückung aus gleichen hochwertigen LED-Chargen, die eine langlebige Uniformität verspricht. Zudem ermöglichen die größeren Cabinet-Abmessungen von 1.280 × 962 mm eine Reduzierung der Installationszeit.
Samsung Indoor-LED Screens
Mit der IF-Serie hat Samsung sein Feinpixel- Display-Portfolio für Indoor-LED-Anwendungen um Produkte erweitert, die mit Features wie HDR (High Dynamic Range) und internes 16 Bit Color Processing. (siehe PROFESSIONAL SYSTEM 8.2017, „AV-Planertag von Harman und Samsung“) punkten. Hat man sich Anfang des Jahres auf PP-Größen von 1,5 mm, 2,0 mm und 2,5 mm fokussiert, legt man jetzt mit mittleren PP-Abständen bis 8,5 mm nach. Der Modulabgleich findet bereits im Werk statt und Kalibrierungen für die Farbräume Adobe RGB und s-RGB sind bereits voreingestellt, so dass nach der Signalverkabelung der Module sofort ein „ordentliches“ Bild erscheint.
Je kleiner der Pixel Pitch, desto höher sind die Anforderungen an die Präzision der mechanischen Installation. Deshalb hat man sich bei Samsung intensiv mit der Entwicklung der Gehäuse- und Wandbefestigungs-Konstruktion beschäftigt. Daher ist es empfehlenswert, die als Option erhältliche maßgeschneiderte Unterkonstruktion inklusive einiger Servicetools für die IF-Wall gleich mit zu bestellen.
Die Montage einer Indoor LED-Wall sah in der Demo jedenfalls einfach aus: Hat man die in der Z-Achse justierbare Unterkonstruktion mithilfe der Abstandsbleche an der Wand befestigt, ist der Rest nur noch „ein Klacks“. Die Frames werden in die Schlüsselloch ähnlichen Öffnungen der vertikalen UK eingesteckt und eventuell durch die 8 Punkte X/Y/Z-Korrekturmöglichkeit nachjustiert. Nachdem jede Platine mit LVDS- und Power-Kabel verbunden wurde, wird sie mit einem magnetischen Hebe- Werkzeug einfach auf den Rahmen gesetzt. Die Platinen sind von vorne dank der magnetischen Halterung im Servicefall blitzschnell tauschbar; ebenso sind das Netzteil und das Processing-Board frontseitig entnehmbar und somit leicht zu wechseln. Da die vier Magnetpunkte schwimmend gehalten sind, lassen sich die SMD-Platinen nahtlos zusammenschieben und bieten dennoch genug Spielraum zur Wärmeausdehnung. Die Module besitzen keine aktive Kühlung, was sich positiv auf den Geräuschpegel im Konferenzraum auswirkt.
Sollte trotz Vorabgleich im Werk eine Kalibrierung der Videowall erforderlich sein, kann dies mit einer Fotokamera, einer DSLR-Kamera und der Kalibrierungs-Software in Sekundenschnelle durchgeführt werden. Bei Ausfall eines SMD-Pixels erkennt die Remote Management- und Diagnose-Software (Betriebssystem Tizen) sofort die Störung und lokalisiert die Stelle. Über die Controller-UHDS- Box erfolgt dann eine entsprechende Meldung an das CMS-System MagicInfo, das wir schon von den LCD-Lösungen für Digital Signage von Samsung kennen. Zudem lassen sich mit MagicInfo dynamische Inhalte erstellen und teilen, zentral verwalten und steuern.
Erweitert wurde das System jetzt um Funktionen wie Gruppenmanagement, Statistiken oder Datenanbindung. Die Signalverteilung der Module kann nach Wunsch redundant verkabelt werden. Für die Content-Wiedergabe wird die Samsung UHD-S-Box eingesetzt, die per HDBaseT gespeist wird. Selbst UHD-Inhalte und Multiscreen-Szenarien können problemlos zentral mit der S-Box dargestellt werden, die per LVDS (Low Voltage Differential Signaling) mit den Cabinets verbunden wird. Zwar wird im angrenzenden Konferenzraum bei Samsung seit zwei Jahren das 130“ 2,88 × 1,62 Meter große LED-Display mit 1,5 mm Pixel Pitch täglich genutzt, jedoch ist das Unternehmen auch an Konstruktionen von außergewöhnlichen Formaten und Rundungen interessiert. Und so zeigen die Samsung-Theke und die beeindruckende Konkav/Konvex-Wand im Showroom ebenfalls die Möglichkeit der nahtlosen Anreihung der Module.
Kino der Zukunft?
Nicht nur für Kinofans lohnt sich eine Vorführung im neu installierten Onyx-Kino im Show room in Bad Schwalbach nahe bei Frankfurt. Onyx ist ein von Samsung und JBL/Harman neu entwickeltes Kinokonzept, bestehend aus 7.1-Audiosystem und aktiv leuchtenden Screens mit SMD-Technik. Um derartige Wände in neue Kinos zu installieren oder bestehende damit umzurüsten, gilt es, die technischen Vorgaben der DCI (Digital Cinema Initiatives) zu erfüllen. So wird zum Beispiel ein DCI-4K-Stream mit dem JPEG2000-Verfahren komprimiert und mit einer Bitrate von mehr als 250 MB/s mit 12 Bit, 4:4:4 Farbtiefe übertragen.
Dementsprechend müssen auch Player bzw. Server und bildwiedergebende Geräte diese Qualität reproduzieren. Die Spezifikationen umfassen 700 Richtlinien, die für eine Zertifizierung komplett in einer Abnahme zu erfüllen sind. Außer Samsung hat nur Sony mit Cledis bzw. Chrystal das DCI-Zertifikat für LED-Walls bis dato erhalten. Drei Onyx-Sets mit 5 m, 10 m und 14 m Breite bestanden die Prüfung und sind bereits mit den Auflösungen True 2K (2.048 ×1.080) und True 4K (4.096 × 2.160) erhältlich. Die 640 × 900 × 119 mm großen ICO25H-Cabinets besitzen eine maximale Helligkeit von 300 cd/m2 bei 2D- und 500 cd/m2 bei 3D-Filmen. Die LED-Bildwand beeindruckt mit einem sehr großen Kontrastverhältnis, HDR-Wiedergabetechnik und 16 Bit Farbtiefe.
Von der Leistungsfähigkeit in puncto Farbe und Kontrastverhältnis konnte man sich besonders im Trailer „Face to Face“ überzeugen, der mit dem ALEXA LF-Kamerasystem von ARRI aufgenommen wurde. Zwölf Onyx-Kinos wurden bereits weltweit errichtet – in Deutschland kann man seit diesem Jahr Blockbuster auf aktiv leuchtenden Leinwänden im Traumpalast in Esslingen und im Kinopolis im Main-Taunus-Zentrum bei Frankfurt erleben.
Noch eine Anmerkung am Rande: Entgegen vieler Artikel im Internet sind die Kinoscreens nicht zu verwechseln mit dem auf der CES 2017 neu vorgestellten LED-Display „The Wall“, das nachfolgend beschrieben wird.
The Wall
Das Maß aller Dinge in puncto LED scheint zurzeit die 146 Zoll große Wall von Samsung zu sein, die aus sogenannten Micro-LEDs (LEDs kleiner als 0,1 mm) in m-Größe aufgebaut ist. Diese haben einen Pixel Pitch von 0,86 mm, während die Kino-Displays aus SMDs mit 2,5 mm PP bestehen. Ein Modul der „Wall“ mit den Abmessungen von 806 × 453 mm kann man im Showroom bewundern.
Eine „Wall“ wird mit IW008J-Modulen aufgebaut. Die nur 11,8 kg schweren Cabinets lassen sich nahtlos je nach Kundenwunsch zusammenfügen. Um ein UHD-Display mit 3.840 × 2.160 LEDs zu erhalten, benötigt man trotz des geringen Pixel Pitchs schon einen entsprechend großen Raum, denn immerhin ergeben die 4 × 4 Kabinetts eine Gesamtdiagonale von 146″. Dafür hat der Betrachter ein sensationelles kontrastreiches und farbintensives Seherlebnis mit 500 cd/m2 bis1.600 cd/m2 Helligkeit, HDR10+ und 20 Bit Processing, diversen Farbräumen wie sRGB (DCI-P3 98 %) und weiteren Features wie bei der IF-Serie.
Ausblick
Obwohl der Kampf um OLED- oder QLED-TVs noch nicht einmal richtig begonnen hat, ist schon die nächste Technik im Anmarsch: Mit den Micro-LED-Modulen einer Display-Bautiefe von 72 mm will Samsung vorerst in den Luxus-TV-Heimbereich einziehen. Wichtig hierbei ist, dass diese Screens die für den Heimbereich erforderliche EMV/EMC- Klasse B besitzen. Aber auch den PC- und Gaming-Monitor- Markt wird diese Technik in den nächsten Jahren revolutionieren.
Gerüchteweise soll ab 2021 die Großproduktion von Mini- und Micro-LED TV-Geräten im Stile von „The Wall“ und „Chrystal“ mit einer Chipgröße um die 100 ìm und einer Displaydicke von 30 mm beginnen. Eine noch höhere Packungsdichte der LEDs ist jedoch erforderlich, um die angepeilte Größe von 75″ in 4K-Auflösung zu erreichen. Auch LG, Foxconn/ Sharp und Apple haben schon entsprechende Modelle in der Pipeline.
Wie schon im Artikel über die Zukunft der Displaytechnologien prognostiziert, rückt die Zeit näher, wann die Nutzer ihren Fernseher im Elektronik- oder Baumarkt von der Folie schneiden können. Die ersten Samples – vorerst auf OLED-Basis – können wir bereits auf der CES erwarten. Wir dürfen gespannt sein, ob dann schon erste Trends auf der ISE oder der kommenden IFA zu sehen sind.