Medienplaner Fachtagung 2018: „Ethernet gewinnt immer!“

Die Herausforderungen des digitalen Zeitalters, die längst sämtliche Lebensbereiche tangieren und auch die Medientechnikbranche aufgrund zunehmender Überschneidungen mit der IT-Welt nachhaltig verändern, stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Medienplaner Fachtagung.Medienplaner Fachtagung 2018(Bild: Jörg Küster)

Unter dem Oberthema „Digitalisierung in der AV-Welt“ machte die Medienplaner Fachtagung im Juni 2018 in Hamburg, Düsseldorf und Friedrichsdorf Station. Neben den Organisatoren Bose, Crestron und Sennheiser waren die Unternehmen Holzmedia, Panasonic, Schnepel/Vogel’s, Sommer Cable und WolfVision bei der Veranstaltungsreihe mit Vorträgen sowie als Beteiligte an der begleitenden Fachausstellung vertreten. PROFESSIONAL SYSTEM-Autor Jörg Küster war am 19. Juni im mondänen Düsseldorf Kosaido International Golf Club bei der Fachtagung zugegen – ebenso wie weitere knapp 30 Gäste.

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Nach einem entspannten Get-together und der Begrüßung durch den Moderator des Tages Frank Ruppert, Bose Key Account Manager Engineered Sound Systems, startete bereits das Vortragsprogramm. Den audiovisuellen Auftakt bildete ein kurzer Videoclip mit Astrophysiker/Naturphilosoph/Wissenschaftsjournalist Harald Lesch, der passend zum Oberthema der Medienplaner Fachtagung (MPFT) 2018 digitale Technik als „entweder/oder und eben keine Schorle“ bezeichnete, ohne dabei zu vergessen, dass „Menschen weiterhin analog ticken“.

In Bankettraum 3 des Düsseldorfer Clubs wurde die Veranstaltung selbstverständlich mit Produkten der beteiligten Hersteller realisiert: Das ausnehmend schicke Referentenpult stammte von Holzmedia, die Drahtlostechnik in Form von SK 300 G3 Taschensender mit HS 2-1 Kopfbügelmikrofon lieferte Sennheiser, und für die Beschallung war Bose Professional mit zweimal Panaray MSA12X Beamsteering-Lautsprechern auf Hochständern und ControlSpace ESP-4120Prozessor zuständig. Ein ansprechendes Bild im frontseitig leicht abgedunkelten Raum lieferte ein DLP-Projektor des Typs PT-RQ13K mit Laser-Lichtquelle von Panasonic. Ein Crestron DMPS3-4K-300-C Digital- Media-Präsentationssystem war ebenfalls im 19″-Rack montiert.

Medientechnik ist bei der Raumausstattung zukünftig ein Muss 

Den Vortragsreigen eröffnete MV Ökonom (VWA) Frank Boshoven, der als Vertriebsleiter West der Crestron Germany GmbH und EMEA Education Program Manager einen Ausblick auf mögliche Entwicklungen der AV-Welt wagte. Die Auseinandersetzung mit der IT ist nach seinen Worten unumgänglich; Netzwerkprotokolle, Workflow- Management sowie die Begleitung des Anlagenbetriebs in Installationen werden künftig weit oben auf der Prioritätenliste für AV-Spezialisten stehen. „Dienstleistung ist ein zunehmend wichtiger Faktor – eine Installation wird nicht durch die Auswahl der Hardware, sondern durch Software definiert“, so Boshoven.

Frank Boshoven (Crestron)
Frank Boshoven (Crestron) (Bild: Jörg Küster)

Der Referent zeigte Slides zu einer unternehmensweiten Lösung und stellte Gigabit Ethernet den Features von 10G Ethernet gegenüber, nicht ohne dabei auf die beachtlichen Preisunterschiede hinzuweisen. Produktseitig kamen Crestron DM NVX sowie XiO Cloud und Virtual Control zur Sprache. Laut Boshovens Worten wird man „den Bastel- Wastel künftig vor der Türe lassen“ müssen; ein Umdenken sei jetzt erforderlich, zumal medientechnisch hochgerüstete Räume in Unternehmen inzwischen nicht mehr als Nice-to-have, sondern als fester Bestandteil der täglichen Arbeitsabläufe verstanden werden.

Dipl.-Ing. (FH) Marco Schulz, Manager Sales Engineering bei der Panasonic Marketing Europe GmbH CEE Group, referierte im Anschluss über die „Schulungs- und Vorlesungsaufzeichnung 2.0“ und verwendete in diesem Zusammenhang den Begriff „Media-over-IP“ (MoIP), der die Entwicklung prägnant auf den Punkt bringt. Zwischen den bekannten Panasonic Kernprodukten wie Kameras und Projektoren kann Panopto Lecture Capture in Aktion treten. Die Software-Lösung bietet eine Vielzahl von Features, deren wichtigste Vorteile der Referent gekonnt in Szene setzte – trotz der Parametervielfalt soll das System aus Recorder, Videoportal (Web) und App besonders anwenderfreundlich sein, wovon sich Interessenten mithilfe einer Trial-Version überzeugen können.

Marco Schulz (Panasonic)
Marco Schulz (Panasonic) (Bild: Jörg Küster)

Ein Slide mit einer Beispielkonfiguration sorgte in Düsseldorf für Übersicht, und bei Crestron dürfte man sich darüber freuen, dass Dozenten bei dem System Aufnahmen auch komfortabel über ein Hardware-Touchpanel auslösen können. Die Vorteile des implementierten Auto-Trackings liegen auf der Hand; die Gesichtserkennung mit automatisierter Personennachführung scheint zuverlässig zu funktionieren. Laut Schulz rückt Hardware zunehmend in den Hintergrund und „muss einfach nur funktionieren“. Der Technologietrend der Stunde heißt nach seinen Worten MoIP oder sogar All-over- IP und hat auf Messen gemäß Schulz Collaboration bereits als Buzz-Thema abgelöst. Marco Schulz ging ebenso wie Frank Boshoven auf das Topic 1G versus 10G ein und warf das Bonmot „Ethernet gewinnt immer!“ in die Runde.

Einen nicht ganz einfachen Stand angesichts des diesjährigen MPFT-Generalthemas hatte Patrick Sagel (Key Account Manager Professionelle Systeme) von der Schnepel GmbH & Co. KG, bekannt als Anbieter für AV-Halterungslösungen. Das 1969 von Martin Schnepel gegründete Familienunternehmen ist in Deutschland Generalimporteur für Produkte des niederländischen Herstellers Vogel’s. Um die Vielfalt der Halterungsmöglichkeiten für Interessenten handhabbar zu machen, wurde der „Pro-AV Mount-Advisor“ ins Netz gestellt (www.pro-avmountadvisor.com) – alle gängigen visuellen Anzeigelösungen vom Projektor bis zu Tablet und Display sind in einer Datenbank hinterlegt, um die Konfiguration und Bestellung deutlich zu vereinfachen. Eine Zusammenfassung kann praktischerweise als PDF heruntergeladen werden. Für Schmunzeln sorgte ein von Patrick Sagel mitgebrachtes Video, in dem augenzwinkernd die Anbringung eines Displays mithilfe einer Augmented- Reality-App erläutert wurde.

Patrick Sagel (Schnepel)
Patrick Sagel (Schnepel) (Bild: Jörg Küster)

Carsten Litke, Account Manager Integrated Systems bei Sennheiser, stellte zu Anfang seines Vortrags seinen Arbeitgeber als in dritter Generation geführtes Familienunternehmen vor. Dass in großen Installationen die zentrale Überwachung/Instandhaltung der AV-Technik von Vorteil und das „Management by Walking“ ein Auslaufmodell ist, liegt auf der Hand. Wie es besser als zu Fuß geht, zeigte Carsten Litke anhand des Sennheiser Control Cockpit: Systemadministratoren und A/V-Techniker in großen Unternehmen, Hotels oder Universitäten sollten die Software-Lösung lieben, da sich eingehende User-Fragen mit dem Control Cockpit vielfach aus der Ferne beantworten lassen (Klassiker: „Der Akku ist leer!“), ohne sich in den betreffenden Raum direkt an das Gerät begeben zu müssen. Für eine besonders gute Übersicht sorgt in der Software ein geradlinig gestaltetes Dashboard. Seine Ausführungen rundete Litke mit einer kurzen Vorstellung der neuen Sennheiser Drahtlosserie evolution wireless G4 ab. Bei der Mikrofonserie für anspruchsvolle Live-Sound-, Filmdreh, Buinessoder Education-Einsätze sollte nicht zuletzt die erweiterte Schaltbandbreite von bis zu 88 MHz (in der 300er- und 500er-Serie) für Aufmerksamkeit sorgen.

Carsten Litke (Sennheiser)
Carsten Litke (Sennheiser) (Bild: Jörg Küster)

Passende Lösungen für jede Aufgabe

Nach einer ausgedehnten Mittagspause fanden sich die inzwischen in ihrer Zahl leicht reduzierten Teilnehmer („Termine, Termine …“) ab 14 Uhr erneut im Bankettraum 3 ein. Key Account & Distribution Manager Peter Rieck stellte die 1999 gegründete Sommer Cable GmbH vor, um anschließend auf die vielfältigen Angebote der Straubenhardter Verbindungsspezialisten einzugehen. Die Sommer Cable SYS-Familie beinhaltet Lösungen für Rack, Tisch, Boden, Wand und Raum/Kanal. Eine einfache, zeitsparende und effiziente Planung von AV-Anschlussfeldern verspricht der Sommer Cable SYSBOXX-Konfigurator (www.sysboxx.com).

Peter Rieck (Sommer Cable)
Peter Rieck (Sommer Cable) (Bild: Jörg Küster)

Ob digitale steuerbare Linienstrahler eine Modeerscheinung oder ein Allheilmittel sind, erörterte Frank Ruppert in einem kurzweiligen Vortrag, nachdem er einen Ausflug in die Historie von Bose und die Geschichte der Panaray- Produktlinie unternommen hatte. Neuzugang im Portfolio ist das Modell Panaray MSA12X mit Dante-Interface, das neben zwölf Fullrange- Treibern auch zwölf 50-Watt-Endstufen beinhaltet. Bis zu drei der schlanken Systeme lassen sich übereinander zu einem Array zusammenstellen. Das „X“ im Produktnamen steht für „Extended Frequency Range“, welche in Düsseldorf beim Abspielen einer Aufnahme von Diana Krall gut zu vernehmen war. Bei der Verwendung von zwei oder drei Units pro Seite sollte prinzipbedingt noch deutlich mehr möglich sein.

Frank Ruppert (Bose)
Frank Ruppert (Bose) (Bild: Jörg Küster)

Wie exakt sich die Beams der MSA12X ausrichten lassen, erlebten die Anwesenden bei einer akustischen Demonstration – der Effekt ist deutlich vernehmbar. Zur Aufgabe passende Einstellungen lassen sich als Presets speichern und beispielsweise passend zur jeweiligen Publikumssituation abrufen, selbstverständlich auch per Mediensteuerungsbefehl. Erfreulicherweise verfiel Frank Ruppert nicht darauf, Linienstrahler als alleine glücklich machende Lautsprecherweisheit zu preisen; vielmehr sprach er von „einer möglichen Lösung für besondere Aufgaben“. Für anders gelagerte Aufgaben findet sich im breit gefächerten Bose Programm ganz ohne Frage bestimmt auch ein passendes Produkt …

Peter Möller, Geschäftsführer und Miteigentümer der Holzmedia GmbH, stellte die Vorteile einer Zusammenarbeit mit seinem Unternehmen heraus: In Burgstetten beschränkt sich die medientechnische Expertise nicht nur auf den Einbau von Tischanschlussfeldern, sondern die Manufaktur kann ihre Vorzüge insbesondere dann ausspielen, wenn es „tricky“ wird. Wie möglichen Lösungen in anspruchsvollen Umgebungen aussehen können, zeigte Möller mithilfe einer bunten Bilderfolge, welche auch besonders repräsentative Beispiele mit Arbeiten für Mercedes-Benz enthielt.

Peter Möller (Holzmedia)
Peter Möller (Holzmedia) (Bild: Jörg Küster)

René Grämer, IT-Consultant bei der Wolf- Vision GmbH, war für seinen anspruchsvollen, durchweg sehr technisch geprägten Vortrag die eher undankbare Position als letztem Redner des Tages zugewiesen worden. Aufhänger seines Referats waren neue, durch die Digitalisierung mögliche Unterrichtskonzepte, bei denen sich Lernende daheim in ihrem eigenen Lerntempo durch erklärende Videos theoretisches Grundwissen aneignen. Dabei werden diese Grundlagen dann im Präsenzunterricht gezielt besprochen, geübt und vertieft – für das didaktische Prinzip etabliert sich der Begriff „Flipped Classroom“ (etwa: „umgedrehter Unterricht“). Lehrer werden zu Ratgebern, der Frontalunterricht zur wissensbasierten Zusammenarbeit – so zumindest die schöne Theorie, die aktiv an Inhalten interessierte und vorbereitet zum Unterricht erscheinende Schüler voraussetzt. Grämer sprach u. a. über den drahtlosen Dokumentenaustausch (USB-Sticks sind ein Sicherheitsrisiko!) via AirDrop oder Near Share, ging auf die Unterschiede zwischen AirPlay, Chromecast und Miracast ein und widmete sich dem Themenkreis Qualität vs. Geschwindigkeit vs. Latenz.

René Grämer (WolfVision)
René Grämer (WolfVision) (Bild: Jörg Küster)

WolfVision bietet mit Cynap ein All-in- One-System für drahtlose Zusammenarbeit und Präsentationen an, das BYOD-Konzepte unterstützt und Funktionen für Annotation, Aufnahme, Webcasting, Webkonferenz, Office 365, Webbrowsing sowie einen integrierten Medien-Player beinhaltet.

Statements von Fachleuten

Anstelle eine Fazits lassen wir über die Veranstaltung und ihr Thema „Digitalisierung in der AV-Welt“ renommierte Experten aus dem Planungsbereich als Besucher zu Wort kommen:

Turmbau mit Andreas Promny

Dipl.-Ing. Andreas Promny, Inhaber des „Ingenieurbüro für Medientechnik“ in Aachen und vom Bundesverband der IT-Sachverständigen und Gutachter (BISG e.V.) zertifizierter Sachverständiger für audiovisuelle Medientechnik und Digital Signage sowie Vorstandsmitglied der AV-Solution Partner (AVSP), war in den vergangenen Jahren Gast der Medienplaner Fachtagung und schätzt die Veranstaltungsreihe als „sehr sinnvolles Format“. Promny: „Bei der Medienplaner Fachtagung geht es nicht nur darum, Wissen aufzunehmen, sondern auch um Austausch – insbesondere die gegenüber früheren Jahren verlängerten Pausen bieten Gelegenheit, sowohl mit Herstellern als auch mit Kollegen ins Gespräch zu kommen.“

Andreas Promny
Andreas Promny (Bild: Jörg Küster)

Ein Format, bei dem Menschen direkt von Angesicht zu Angesicht miteinander kommunizieren, wird laut Andreas Promny auch in Zukunft Bestand haben, obwohl Themen wie Collaboration die AV-Branche seit geraumer Zeit umtreiben. „Collaboration ist immer sehr zielgerichtet und an die Vereinbarung eines Termins sowie an Gründe für das Treffen geknüpft“, so Promny. „Manchmal sind aber gerade das ,Grundlose‘ sowie die Möglichkeit, Personen zu treffen, die man vielleicht lange schon nicht mehr gesehen hat, besonders attraktiv. Ganz nebenbei kann man von den Herstellern bei derlei Gelegenheiten etwas über neue Features erfahren, um die man sich im Tagesgeschäft nicht immer intensiv kümmern kann. In Düsseldorf haben heute bereits die ersten Vorträge gezeigt, wie schnell der Markt galoppiert …“


INFOS ZUR MEDIENPLANER FACHTAGUNG

Die Medienplaner Fachtagung 2018 wird im November mit Terminen in Leipzig, Augsburg und Burgstetten fortgesetzt; Interessenten finden alle wichtigen Informationen unter www.medienplanerfachtagung.de.


Über das diesjährige Motto äußert sich Andreas Promny wie folgt: „Ich denke, dass wir den Begriff Digitalisierung langsam aufgeben müssen – in der Vergangenheit ist dieser allgemeine Begriff schlichtweg für zu viele Dinge bemüht worden. Letztlich geht es um Modernität: Ähnlich wie bei der Einführung der Dampfmaschine haben wir mit einem Mal Verfahren zur Verfügung, die unsere Umgangsweise mit der Technik noch einmal stark beschleunigen und auf einen anderen Erfahrungshintergrund stellen. In der AV-Branche haben wir lange Zeit auf einer isolierten Insel mit ganz eigenen Anwendungen gelebt – Digitalisierung bedeutet für uns nun, dass wir uns öffnen sowie mit unseren Lösungen und Anwendungen in eine Welt integrieren müssen, die mit uns voranprescht. Ich beschäftige mich seit 30 Jahren intensiv mit Medientechnik und habe viele Geräte und Maschinen gesammelt, mit denen ich im Lauf der Jahre gearbeitet habe.

Irgendwann möchte ich alle diese Geräte zu einem großen Turm aufschichten. Meine Mitarbeiter belächeln diese Idee zwar ein wenig, aber es sind einfach viele Maschinen dabei, welche den Werdegang unserer Branche in besonderer Form kennzeichnen. Wenn man sich beispielsweise eine Sony Betacam SP anschaut, die auf ganz viel analoger Technik aufgebaut ist, in wirklich kunstvoller Art und Weise ein Magnetband abtastet und für uns früher das A und O der Slow-Motion-Effekte war, lässt sich sehr gut erkennen, wie sich die Dinge verändert haben.

Damals war für die Einrichtung eines einigermaßen passabel ausgestatteten Videostudios eine Investition von etwa 250.000 DM erforderlich – heute übernimmt das eine Software auf einem handelsüblichen PC. So wie damals wird es auch heute ein Sterben von Produkten und Gerätegattungen geben, die erfunden wurden, um Lösungen für bestimmte Aufgaben zu bieten, und von der Entwicklung überholt wurden. Digitalisierung bedeutet, an Software und an Leistungen zu denken, was vielfach auch in den Vorträgen auf der Medienplaner Fachtagung 2018 zur Sprache kam: Wir sind aufgefordert, neu zu formulieren, wie die Leistungen für unsere Kunden aussehen und nicht mehr so sehr, welche Geräte wir verwenden!“

Eine Anregung von Andreas Promny für die Medienplaner Fachtagung 2018 lautet, das diskursive Element weiter auszubauen: „Bei der überschaubaren Zahl von Anwesenden wäre es schön, eventuelle Fragen gemeinsam in der Runde zu erörtern und sie nicht auf individuelle Gespräche in den Pausen zu verlagern – davon würden letztlich alle profitieren“, so Promny. „Die Meinungen und Erfahrungen der unterschiedlichen Büros und Fachplaner zu aktuellen Themen wären sicher für sämtliche Anwesenden interessant.“

Andreas Simon: IT statt proprietärer Formate

Andreas Simon ist Dipl.-Ing. für physikalische Technik und bei der „Graner + Partner Ingenieure GmbH“ als Prokurist sowohl Leiter der Medientechnik wie auch IT- und QM-Beauftragter. Darüber hinaus ist er als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Beschallungsanlagen bei der IHK Köln tätig. Simon ist immer wieder einmal auf der Medienplaner Fachtagung zu Gast und schätzt nicht zuletzt den ausgeprägten Netzwerkanteil der Veranstaltungsreihe.

Andreas Simon
Andreas Simon (Bild: Jörg Küster)

In Düsseldorf zog Andreas Simon am späten Nachmittag ein positives Fazit: „In der Vergangenheit habe ich mich stets an den Umfragen zur Bewertung der Tagung beteiligt und kann nur sagen, dass die Veranstaltung heute in Düsseldorf genau nach meinem Geschmack war. Ich finde leider nicht oft Zeit, um derartige Events zu besuchen – bei der Medienplaner Fachtagung mag ich insbesondere, dass ein breites Themenspektrum abgedeckt wird und unterschiedliche Aspekte in ansprechender Form zusammengeführt werden. Die gewählte Headline hat dieses Jahr sehr gut gepasst!“

Die Digitalisierung ist selbstverständlich keine neue Entwicklung, wie Andreas Simon herausstellt: „Die AV-Medienlandschaft ist schon lange digital, und den Wandel von analoger zu digitaler Technik habe ich in meiner beruflichen Laufbahn aus nächster Nähe miterlebt. Für mich ist unter dem Stichwort Digitalisierung aktuell wichtig, welchen Weg die Medientechnik in Richtung IT nimmt: Wenn wir bei Graner + Partner größere Projekte planen, wird heute schon oft erwartet, dass nur eine IT zum Zuge kommt, welche die Medientechnik sozusagen mit abwickelt – wenn wir nicht aufpassen, wird den AV-Spezialisten die Arbeit künftig zumindest in Teilen von den Informatikern abgenommen …“ Simon weiter: „Die Medientechnik muss und wird ihren Weg in die IT finden – natürlich geht es dabei immer auch noch um Hardware, aber diese ist ja skalierbar und wird künftig immer mehr Funktionen in nur einem Gerät übernehmen.

Wie sich die verfügbaren Funktionen dann kundenorientiert darstellen lassen, wird entscheidend durch die Programmierung als Teil der medientechnischen Dienstleistungen bestimmt. Bei Ausschreibungen ist es mittlerweile so, dass den Löwenanteil der Dienstleistungen nicht mehr die Montage, sondern die Programmierung ausmacht. Bestimmte Produktgruppen werden nun wohl nicht direkt wegfallen, sondern eher eine andere „Farbe“ annehmen. Eine Netzwerktopologie, welche bisher proprietär mit eigenständigen Protokollen und Materialien realisiert wurde, bereits jetzt aber auf einer Cat- oder LWL-Verkabelung basiert, wird im nächsten Schritt ohne Frage als vollständige IT-Implementation ausgeführt werden. Dante beispielsweise wird als Protokoll derzeit aufgrund seiner Vorzüge berechtigterweise in vielen Projekten eingesetzt – es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis es wie andere proprietäre Formate verzichtbar sein wird.“

Detlef Hartmann: Weg vom Produkt, hin zur Dienstleistung

Detlef Hartmann ist Sachverständiger BDSF sowie Planer für Medien-, Beschallungs- und Sicherheitstechnik. Er ist Gründer des Planungsbüros Hartmann, Mathias und Partner mit Hauptsitz in Sonsbeck. „Von hmpartner besucht eigentlich jedes Jahr jemand aus einem unserer Standorte die Medienplaner Fachtagung“, berichtete Hartmann am Nachmittag in Düsseldorf. „Die Veranstaltungsreihe besitzt für uns einen hohen Stellenwert, wobei man als Planer viele Informationen zu Produkten bereits im Vorfeld erfährt, da man ohnehin in Kontakt mit den Herstellern steht.

Detlef Hartmann
Detlef Hartmann (Bild: Jörg Küster)

Interessant bei der Medienplaner Fachtagung finde ich, dass sich die Konstellation der beteiligten Unternehmen sporadisch ändert und immer wieder Firmen vertreten sind, die man persönlich vielleicht zuvor noch nicht ganz so präsent vor Augen hatte. Wesentlicher Bestandteil der Fachtagung ist für mich das Netzwerken, welches sowohl den Austausch mit Herstellern zu bestimmten Produkten oder einzelnen Features als auch Gespräche mit Planerkollegen beinhaltet. Der weitaus größte Teil der Branche ist ja kommunikativ, wenngleich aus nahe liegenden Gründen untereinander natürlich nicht über die aktuell anstehenden eigenen Projekte geredet wird – ansonsten funktioniert der Austausch jedoch gut. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass bei der Fachtagung einzelne interessante Themen noch intensiver behandelt werden, als es derzeit der Fall ist –möglicherweise auch in Form längerer Vorträge mit weniger direkten Produktbezügen.“

Auf das zentrale Veranstaltungsthema angesprochen, antwortet Detlef Hartmann: „Digitalisierung ist ja bereits lange ein Thema, aber nun steht der Schritt in die IT-Welt an. Das ist eine Entwicklung, mit der sich die gesamte Branche intensiv auseinandersetzen muss – wie heute auf der Veranstaltung bereits mehrfach zu hören war, auch unter besonderer Berücksichtigung der IT-Sicherheit. Die Entwicklung weg vom Produkt und hin zur Dienstleistung beobachte ich am Markt bereits seit längerer Zeit.

Es gibt heute kaum noch AV-Komponenten, die ohne irgendein Software-Tool funktionieren: Das Mindeste ist ein Firmware- Upgrade im Rahmen der Installation; oft muss ein System jedoch auch erst einmal so programmiert werden, dass es überhaupt das tut, was von ihm im Rahmen der konkreten Ausgabe erwartet wird. Es ist abzusehen, dass der Anteil der Dienstleistungen zunehmend größer wird, wobei es bei manchen Kunden noch an der diesbezüglich erforderlichen Akzeptanz zu fehlen scheint – es ist einfach nicht mehr so, dass man nur einen Projektor und ein Lautsprecher kauft, sondern im Hintergrund ist inzwischen ein gerütteltes Maß an individueller Programmierungsarbeit erforderlich.

Bestimmte Produktgruppen werden künftig wohl entfallen: Klassische AV-Kreuzschienen etwa besitzen vielleicht in speziellen Bereichen weiterhin ihre Berechtigung; der Großteil der bislang mit diesen Geräten bewerkstelligten Verschaltungen wird künftig jedoch softwarebasiert in der IT stattfinden. Eine vergleichbare Entwicklung ist bei Hardware-Steuerungen zu erwarten.“


(Aus Professional System 05/2018)

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