Interview

macom-Gründer Björn Jensen über Verkauf an Drees & Sommer

Die Nachricht kurz vor der diesjährigen ISE schlug in der ProAV-Branche ein wie eine Bombe: „Die macomGroup gehört ab sofort zu Drees & Sommer.“ Zum 24. Januar wurde der Deal besiegelt und am 27. Januar öffentlich. Beim traditionellen macom-Abend zur ISE nutzten macom-Gründer Björn Jensen und Geschäftsführer Oliver Mack die Gelegenheit, einige der offenen Fragen den eingela­denen Partnern zu erörtern. PROFESSIONAL SYSTEM hat­te die Gelegenheit, sich mit Björn Jensen über die Hinter­gründe des Verkaufs zu unterhalten.

Björn Jensen
Björn Jensen gründete 2003 die macom, die er nun – 20 Jahre später – an Drees & Sommer verkaufte. In den nächsten drei Jahren wird er noch als Berater für die macom tätig sein und beim Aufbau von weiteren internationalen Standorten an vorhandenen „Drees & Sommer“-Standorten unterstützen. (Bild: Björn Jensen)

Interview mit Björn Jensen

Sven Schuhen: Björn, was waren deine Beweggründe, die macom an Drees & Sommer zu verkaufen?

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Björn Jensen: Ich bin der Überzeugung, dass jeder er­folgreiche Unternehmer sich irgendwann mit der Frage nach der Nachfolge, insbesondere der strategischen Nachfolge, auseinandersetzen muss. Es geht darum, das Unternehmen in zehn Jahren zu betrachten und zu über­legen, ob die vorhandenen Strukturen und das bisherige Wachstum ausreichen werden. In meinem speziellen Fall habe ich keine natürliche Nachfolgeoption, da eine Stif­tung, die vorgesehen war, nicht operativ tätig sein kann. Aus diesem Grund habe ich mich auf die Suche nach möglichen strategischen Partnern begeben, die mit uns in Vision und Strategie übereinstimmen. In den letzten zwei Jahren haben wir bereits eine strategische Zusammenarbeit mit Drees & Sommer gehabt. Im Laufe der Gespräche habe ich festgestellt, dass es auf der anderen Seite Men­schen mit Emotionen gibt und eine herausragende Kultur vorherrscht. Auch bei einer großen Firma wie Drees & Sommer konnte ich sehen, dass sie erfolgreich arbeiten und eine Kultur pflegen, die sehr gut zu macom passt.

Ich hatte ein paar Bedingungen formuliert, die für mich von großer Bedeutung waren. Natürlich stand die strate­gische Unternehmensnachfolge im Vordergrund, aber auch die Bewältigung der strukturellen Herausforderungen des Unternehmenswachstums war ein wichtiger Aspekt. Wenn ein Unternehmen stark wächst, müssen die Struk­turen angepasst werden. Diese Anpassungen gestalten sich einfacher mit einem Partner, der bereits die notwen­digen Strukturen mitbringt. Bei Drees & Sommer habe ich diese Strukturen vorgefunden, und die Gespräche entwickel­ten sich in eine äußerst positive Richtung.

Dein bisheriger Geschäftsführer Oliver Mack wird auch unter der macom by Drees & Sommer die Geschäfte wei­terführen?

Genau, Oliver Mack ist der alleinige Geschäftsführer von macom. Seit 2014 ist er mein Partner, und wir haben uns in dieser Zeit gemeinsam weiterentwickelt. Ich habe vollstes Vertrauen in ihn und bin sicher, dass er die neue Herausforderung hervorragend meistern wird. Für Oliver ist es besonders wichtig, dass die nicht geschäftsorientier­ten Bereiche wie Human Resources, Finanzen oder IT nahtlos in die „Drees & Sommer“-Gruppe integriert wer­den, um sich auf das Kerngeschäft und den Vertrieb kon­zentrieren zu können.

Kannst du einen Ausblick zur Perspektive geben, wie es mit der macom unter Drees & Sommer weitergehen wird?

Ein wichtiger Fokus unserer Zusammenarbeit ist es, unsere Leistungsbilder in die Kernbereiche von Drees & Sommer zu integrieren. Drees & Sommer ist hauptsäch­lich in den Bereichen Projekt- und Gebäudemanagement tätig, aber auf dem Weg, sich auch als Unternehmensberater zu etablieren. Deshalb möchten wir die Leistungs­bilder von macom im Bereich New Work, Zusammenarbeit, hybrides Arbeiten und moderne Arbeitswelten einbringen und so gemeinsam eine umfassende Expertise anbieten.

Nicht zu vergessen ist, dass Drees & Sommer eine UX-Abteilung mit fast 300 Mitarbeitern hat, die sich auf die Gestaltung von Räumen spezialisiert hat. Durch die Integration von Technologie in die Raumgestaltung entsteht ein ganzheitliches Konzept. An dieser Schnittstelle gibt es erhebliche Synergieeffekte, die wir nun sukzessive nutzen werden. Wir haben einen klaren Dreijahresplan, um das Wachstum von macom auf über 200 Mitarbeiter mit ent­sprechendem Umsatz und einer internationalen Ausrich­tung zu steigern.

Eine meiner Hauptaufgaben ist es sicherzustellen, dass an jedem internationalen Standort von Drees & Sommer ein macom AV-Thema präsent ist. Dadurch können wir das Wachstum sowohl national als auch international vorantreiben und unsere Position als Marktführer weiter ausbauen. Unser Ziel ist es, die Weltmarktführerschaft im Bereich AV-Consulting und AV-Engineering anzustreben. Wir werden diese Vision durch die kontinuierliche Weiterent­wicklung jedes internationalen Standortes von Drees & Sommer umsetzen.

macomGroup und Drees & Sommer
macomGroup nun Teil von Drees & Sommer
V.l.n.r.: Peter Junker (Associate Partner Drees & Sommer), Oliver Mack (Geschäftsführer macom), Gabriele Walker-Rudolf (Partnerin Drees & Sommer) und Björn Jensen (Gründer macom)
(Bild: Drees & Sommer SE)

Das klingt spannend. Du bleibst der macom unter Drees & Sommer also weiterhin erhalten?

Ich habe einen Beratervertrag für die nächsten drei Jahre, in denen ich mich darauf konzentrieren werde, die soeben erwähnte Vision umzusetzen. Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung unseres internationalen Geschäfts, son­dern auch um die Suche nach talentierten Mitarbeitern und potenziellen Übernahmekandidaten im AV-Consulting-Bereich. Auch in Deutschland sind wir auf der Suche nach Möglichkeiten, um weiter zu wachsen und Marktanteile zu gewinnen. Wenn sich also eine Gelegenheit ergibt, eine deutsche Firma zu erwerben, die ihre Nachfolge regeln will, sind wir sicherlich bereit, uns mit ihr zu unter­halten.

Das sind große Herausforderungen, die du dir für die nächsten drei Jahre vorgenommen hast.

Meine Vision war es schon immer, in jedem europäischen Land einen Standort zu haben. Mit der Unterstützung von Drees & Sommer wird es nun einfacher, in diesen Ländern zu expandieren. Drees & Sommer wächst mo­mentan sowohl organisch als auch anorganisch und hat kürzlich Firmen in UK, der Schweiz und Österreich erworben. Daher bin ich optimistisch, dass es relativ ein-fach ist, meine Vision fortzuführen. Es ist mir aber auch wichtig, diese Entwicklung persönlich vorantreiben zu können.

All diese Aktivitäten werden weiterhin immer unter der Brand macom stattfinden?

Ja, die Marke macom bleibt bestehen, und auch die GmbH wird vorerst weitergeführt. Wir werden die Marke nutzen, um unsere AV-Beratungs- und -Engineering-Services am Markt zu positionieren. Alle zukünftigen Fir­men, die wir erwerben oder gründen, werden ebenfalls unter der Marke macom agieren. Dies wird auch in den kommenden Jahren so bleiben, bis wir gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt eine andere Entscheidung treffen.

Das bedeutet, dass auch international macom als Marke schon gesetzt ist?

Ja, das Markenimage von macom ist einfach zu stark und etabliert. Ich denke, es wäre schwer zu erklären, dass Drees & Sommer jetzt auch im Bereich AV-Planung und AV-Beratung tätig ist. Deshalb war es für mich eine Be­dingung, dass die Marke macom weiterhin Bestand hat und dass ich meine Vision unter dieser Marke weiterent­wickeln kann.

Hat sich seit der Übernahme durch DreSo schon etwas entwickelt, das ohne eine Übernahme so nicht passiert wäre?

Wir sind noch nicht lange Teil von Drees & Sommer, aber wir spüren bereits die Power, die das Unternehmen mit sich bringt. Deshalb werden wir in den kommenden Tagen auch unter dem Label von Drees & Sommer rekru­tieren. Wir haben verschiedene Jobprofile erarbeitet und sind sehr gespannt auf das Ergebnis, wenn wir nun mit der Schlagkraft und Bekanntheit von Drees & Sommer auf die Suche nach neuen Talenten gehen.

Ansonsten gibt es bisher keine Veränderungen, außer dass wir weiterhin dringend nach Fachkräften suchen. Die Tatsache, dass wir nun Teil von Drees & Sommer sind, hat keinen Einfluss auf unsere Fähigkeit, Aufträge abzuwickeln. Wir waren bereits vorher voll ausgelastet, und mit Drees & Sommer wird das Ganze nur noch etwas anspruchsvoller. Wir haben bereits in der Vergangenheit in allen größeren Projekten mit Drees & Sommer zusammengearbeitet, in denen sie als Projektsteuerer tätig waren, während wir uns vollständig auf den Endkunden konzentrierten. Jetzt müssen wir sicherstellen, dass wir genügend Personal haben, um mit den erwarteten Projekten Schritt halten zu können, sobald Drees & Sommer anfängt, uns als wert­volle Ergänzung ihres Leistungsportfolios zu sehen.

Drees & Sommer arbeitet weltweit an über 4.500 Pro­jekten, was bedeutet, dass es noch viele weitere Projekte gibt, bei denen unsere Expertise benötigt wird, von denen wir aber möglicherweise noch gar nichts wissen.

Wie gut funktioniert die Suche nach passenden Fachkräf­ten?

Ich denke, dass es für alle derzeit eine Herausforderung ist. Allerdings wird es für uns nun etwas einfacher, da wir bisher hauptsächlich in Deutschland nach neuen Mitarbei­tern gesucht haben. Jetzt können wir international rekru­tieren, sei es in den Niederlanden, Österreich, der Schweiz oder auch in Belgien, Luxemburg, Frankreich, Spanien und Italien. Durch die Erfahrungen, die wir während der Corona-Pandemie gemacht haben, wissen wir, dass wir von überall aus arbeiten können. Dadurch haben wir un­seren Teich für das Recruiting wahrscheinlich um das Zehnfache erweitert.

Ich denke, dass es uns nun leichter fallen wird, geeig­nete AV-Experten zu finden, als wenn wir uns nur auf Deutschland beschränken würden. Es ist wirklich ein gro­ßer Vorteil für uns, dass wir unseren Horizont erweitert haben und uns auch international bereits einen Namen gemacht haben. Wir suchen nun auch in anderen Län­dern nach AV-Experten, und die ersten Ergebnisse aus Belgien und Luxemburg sind bereits hervorragend. Es ist unglaublich, dass diese Leute in diesem Pool bisher un­entdeckt waren.

Auch wenn ihr international schon Bekanntheit bekom­men habt, wart ihr bisher eher im DACH-Markt aktiv?

Wir waren bisher vor allem im deutschen Markt aktiv, abgesehen von unserem Standort in UK. Wir haben inter­nationale Projekte betreut, indem wir über unsere deut­schen Kunden ins Ausland gegangen sind. Wir haben beispielsweise weltweit mit Porsche oder europaweit mit BCG zusammengearbeitet. Allerdings hatten wir bisher keine eigenen Niederlassungen in anderen Ländern. Mit Drees & Sommer, die bereits in vielen Ländern vertreten sind, wird es nun einfacher für uns, auch in diesen Län­dern Niederlassungen von macom zu gründen.

Björn Jensen macht mehr

Björn Jensen wird neben seinem Beratervertrag bei Drees & Sommer für die Internationalisierung der macom auch weiterhin in der AV-Branche aktiv bleiben und hat hierfür ein spezialisiertes Consulting-Unternehmen gegründet. Mit seiner 20-jährigen Erfahrung in der Branche wird er sich auf die Bereiche Strategiebera­tung und M&A-Beratung für die AV-Branche konzentrieren, um anderen Unter­nehmen seine Expertise zur Verfügung zu stellen und Potenziale zu erschließen. Da es derzeit keinen spezialisierten M&A-Berater für den AV-Markt gibt, möchte Jensen seine Erfahrungen aus dem Verkauf der macom an Drees & Sommer und der Entwicklung der letzten eineinhalb Jahre mit anderen Marktteilnehmern teilen. Insbesondere will er Ansprechpartner für Unternehmen sein, die sich mit Themen wie Nachfolge, Zukäufen oder Verkäufen befassen und dabei Unterstützung be­nötigen. Seine Erfahrung und sein Wissen prädestinieren ihn dazu, anderen Un­ternehmen bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen und der Erkennung von Marktpotenzialen zu helfen.

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