macom-Gründer Björn Jensen über Verkauf an Drees & Sommer
von Sven Schuhen,
Die Nachricht kurz vor der diesjährigen ISE schlug in der ProAV-Branche ein wie eine Bombe: „Die macomGroup gehört ab sofort zu Drees & Sommer.“ Zum 24. Januar wurde der Deal besiegelt und am 27. Januar öffentlich. Beim traditionellen macom-Abend zur ISE nutzten macom-Gründer Björn Jensen und Geschäftsführer Oliver Mack die Gelegenheit, einige der offenen Fragen den eingeladenen Partnern zu erörtern. PROFESSIONAL SYSTEM hatte die Gelegenheit, sich mit Björn Jensen über die Hintergründe des Verkaufs zu unterhalten.
Interview mit Björn Jensen
Sven Schuhen: Björn, was waren deine Beweggründe, die macom an Drees & Sommer zu verkaufen?
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Björn Jensen: Ich bin der Überzeugung, dass jeder erfolgreiche Unternehmer sich irgendwann mit der Frage nach der Nachfolge, insbesondere der strategischen Nachfolge, auseinandersetzen muss. Es geht darum, das Unternehmen in zehn Jahren zu betrachten und zu überlegen, ob die vorhandenen Strukturen und das bisherige Wachstum ausreichen werden. In meinem speziellen Fall habe ich keine natürliche Nachfolgeoption, da eine Stiftung, die vorgesehen war, nicht operativ tätig sein kann. Aus diesem Grund habe ich mich auf die Suche nach möglichen strategischen Partnern begeben, die mit uns in Vision und Strategie übereinstimmen. In den letzten zwei Jahren haben wir bereits eine strategische Zusammenarbeit mit Drees & Sommer gehabt. Im Laufe der Gespräche habe ich festgestellt, dass es auf der anderen Seite Menschen mit Emotionen gibt und eine herausragende Kultur vorherrscht. Auch bei einer großen Firma wie Drees & Sommer konnte ich sehen, dass sie erfolgreich arbeiten und eine Kultur pflegen, die sehr gut zu macom passt.
Ich hatte ein paar Bedingungen formuliert, die für mich von großer Bedeutung waren. Natürlich stand die strategische Unternehmensnachfolge im Vordergrund, aber auch die Bewältigung der strukturellen Herausforderungen des Unternehmenswachstums war ein wichtiger Aspekt. Wenn ein Unternehmen stark wächst, müssen die Strukturen angepasst werden. Diese Anpassungen gestalten sich einfacher mit einem Partner, der bereits die notwendigen Strukturen mitbringt. Bei Drees & Sommer habe ich diese Strukturen vorgefunden, und die Gespräche entwickelten sich in eine äußerst positive Richtung.
Dein bisheriger Geschäftsführer Oliver Mack wird auch unter der macom by Drees & Sommer die Geschäfte weiterführen?
Genau, Oliver Mack ist der alleinige Geschäftsführer von macom. Seit 2014 ist er mein Partner, und wir haben uns in dieser Zeit gemeinsam weiterentwickelt. Ich habe vollstes Vertrauen in ihn und bin sicher, dass er die neue Herausforderung hervorragend meistern wird. Für Oliver ist es besonders wichtig, dass die nicht geschäftsorientierten Bereiche wie Human Resources, Finanzen oder IT nahtlos in die „Drees & Sommer“-Gruppe integriert werden, um sich auf das Kerngeschäft und den Vertrieb konzentrieren zu können.
Kannst du einen Ausblick zur Perspektive geben, wie es mit der macom unter Drees & Sommer weitergehen wird?
Ein wichtiger Fokus unserer Zusammenarbeit ist es, unsere Leistungsbilder in die Kernbereiche von Drees & Sommer zu integrieren. Drees & Sommer ist hauptsächlich in den Bereichen Projekt- und Gebäudemanagement tätig, aber auf dem Weg, sich auch als Unternehmensberater zu etablieren. Deshalb möchten wir die Leistungsbilder von macom im Bereich New Work, Zusammenarbeit, hybrides Arbeiten und moderne Arbeitswelten einbringen und so gemeinsam eine umfassende Expertise anbieten.
Nicht zu vergessen ist, dass Drees & Sommer eine UX-Abteilung mit fast 300 Mitarbeitern hat, die sich auf die Gestaltung von Räumen spezialisiert hat. Durch die Integration von Technologie in die Raumgestaltung entsteht ein ganzheitliches Konzept. An dieser Schnittstelle gibt es erhebliche Synergieeffekte, die wir nun sukzessive nutzen werden. Wir haben einen klaren Dreijahresplan, um das Wachstum von macom auf über 200 Mitarbeiter mit entsprechendem Umsatz und einer internationalen Ausrichtung zu steigern.
Eine meiner Hauptaufgaben ist es sicherzustellen, dass an jedem internationalen Standort von Drees & Sommer ein macom AV-Thema präsent ist. Dadurch können wir das Wachstum sowohl national als auch international vorantreiben und unsere Position als Marktführer weiter ausbauen. Unser Ziel ist es, die Weltmarktführerschaft im Bereich AV-Consulting und AV-Engineering anzustreben. Wir werden diese Vision durch die kontinuierliche Weiterentwicklung jedes internationalen Standortes von Drees & Sommer umsetzen.
Das klingt spannend. Du bleibst der macom unter Drees & Sommer also weiterhin erhalten?
Ich habe einen Beratervertrag für die nächsten drei Jahre, in denen ich mich darauf konzentrieren werde, die soeben erwähnte Vision umzusetzen. Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung unseres internationalen Geschäfts, sondern auch um die Suche nach talentierten Mitarbeitern und potenziellen Übernahmekandidaten im AV-Consulting-Bereich. Auch in Deutschland sind wir auf der Suche nach Möglichkeiten, um weiter zu wachsen und Marktanteile zu gewinnen. Wenn sich also eine Gelegenheit ergibt, eine deutsche Firma zu erwerben, die ihre Nachfolge regeln will, sind wir sicherlich bereit, uns mit ihr zu unterhalten.
Das sind große Herausforderungen, die du dir für die nächsten drei Jahre vorgenommen hast.
Meine Vision war es schon immer, in jedem europäischen Land einen Standort zu haben. Mit der Unterstützung von Drees & Sommer wird es nun einfacher, in diesen Ländern zu expandieren. Drees & Sommer wächst momentan sowohl organisch als auch anorganisch und hat kürzlich Firmen in UK, der Schweiz und Österreich erworben. Daher bin ich optimistisch, dass es relativ ein-fach ist, meine Vision fortzuführen. Es ist mir aber auch wichtig, diese Entwicklung persönlich vorantreiben zu können.
All diese Aktivitäten werden weiterhin immer unter der Brand macom stattfinden?
Ja, die Marke macom bleibt bestehen, und auch die GmbH wird vorerst weitergeführt. Wir werden die Marke nutzen, um unsere AV-Beratungs- und -Engineering-Services am Markt zu positionieren. Alle zukünftigen Firmen, die wir erwerben oder gründen, werden ebenfalls unter der Marke macom agieren. Dies wird auch in den kommenden Jahren so bleiben, bis wir gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt eine andere Entscheidung treffen.
Das bedeutet, dass auch international macom als Marke schon gesetzt ist?
Ja, das Markenimage von macom ist einfach zu stark und etabliert. Ich denke, es wäre schwer zu erklären, dass Drees & Sommer jetzt auch im Bereich AV-Planung und AV-Beratung tätig ist. Deshalb war es für mich eine Bedingung, dass die Marke macom weiterhin Bestand hat und dass ich meine Vision unter dieser Marke weiterentwickeln kann.
Hat sich seit der Übernahme durch DreSo schon etwas entwickelt, das ohne eine Übernahme so nicht passiert wäre?
Wir sind noch nicht lange Teil von Drees & Sommer, aber wir spüren bereits die Power, die das Unternehmen mit sich bringt. Deshalb werden wir in den kommenden Tagen auch unter dem Label von Drees & Sommer rekrutieren. Wir haben verschiedene Jobprofile erarbeitet und sind sehr gespannt auf das Ergebnis, wenn wir nun mit der Schlagkraft und Bekanntheit von Drees & Sommer auf die Suche nach neuen Talenten gehen.
Ansonsten gibt es bisher keine Veränderungen, außer dass wir weiterhin dringend nach Fachkräften suchen. Die Tatsache, dass wir nun Teil von Drees & Sommer sind, hat keinen Einfluss auf unsere Fähigkeit, Aufträge abzuwickeln. Wir waren bereits vorher voll ausgelastet, und mit Drees & Sommer wird das Ganze nur noch etwas anspruchsvoller. Wir haben bereits in der Vergangenheit in allen größeren Projekten mit Drees & Sommer zusammengearbeitet, in denen sie als Projektsteuerer tätig waren, während wir uns vollständig auf den Endkunden konzentrierten. Jetzt müssen wir sicherstellen, dass wir genügend Personal haben, um mit den erwarteten Projekten Schritt halten zu können, sobald Drees & Sommer anfängt, uns als wertvolle Ergänzung ihres Leistungsportfolios zu sehen.
Drees & Sommer arbeitet weltweit an über 4.500 Projekten, was bedeutet, dass es noch viele weitere Projekte gibt, bei denen unsere Expertise benötigt wird, von denen wir aber möglicherweise noch gar nichts wissen.
Wie gut funktioniert die Suche nach passenden Fachkräften?
Ich denke, dass es für alle derzeit eine Herausforderung ist. Allerdings wird es für uns nun etwas einfacher, da wir bisher hauptsächlich in Deutschland nach neuen Mitarbeitern gesucht haben. Jetzt können wir international rekrutieren, sei es in den Niederlanden, Österreich, der Schweiz oder auch in Belgien, Luxemburg, Frankreich, Spanien und Italien. Durch die Erfahrungen, die wir während der Corona-Pandemie gemacht haben, wissen wir, dass wir von überall aus arbeiten können. Dadurch haben wir unseren Teich für das Recruiting wahrscheinlich um das Zehnfache erweitert.
Ich denke, dass es uns nun leichter fallen wird, geeignete AV-Experten zu finden, als wenn wir uns nur auf Deutschland beschränken würden. Es ist wirklich ein großer Vorteil für uns, dass wir unseren Horizont erweitert haben und uns auch international bereits einen Namen gemacht haben. Wir suchen nun auch in anderen Ländern nach AV-Experten, und die ersten Ergebnisse aus Belgien und Luxemburg sind bereits hervorragend. Es ist unglaublich, dass diese Leute in diesem Pool bisher unentdeckt waren.
Auch wenn ihr international schon Bekanntheit bekommen habt, wart ihr bisher eher im DACH-Markt aktiv?
Wir waren bisher vor allem im deutschen Markt aktiv, abgesehen von unserem Standort in UK. Wir haben internationale Projekte betreut, indem wir über unsere deutschen Kunden ins Ausland gegangen sind. Wir haben beispielsweise weltweit mit Porsche oder europaweit mit BCG zusammengearbeitet. Allerdings hatten wir bisher keine eigenen Niederlassungen in anderen Ländern. Mit Drees & Sommer, die bereits in vielen Ländern vertreten sind, wird es nun einfacher für uns, auch in diesen Ländern Niederlassungen von macom zu gründen.
Björn Jensen macht mehr
Björn Jensen wird neben seinem Beratervertrag bei Drees & Sommer für die Internationalisierung der macom auch weiterhin in der AV-Branche aktiv bleiben und hat hierfür ein spezialisiertes Consulting-Unternehmen gegründet. Mit seiner 20-jährigen Erfahrung in der Branche wird er sich auf die Bereiche Strategieberatung und M&A-Beratung für die AV-Branche konzentrieren, um anderen Unternehmen seine Expertise zur Verfügung zu stellen und Potenziale zu erschließen. Da es derzeit keinen spezialisierten M&A-Berater für den AV-Markt gibt, möchte Jensen seine Erfahrungen aus dem Verkauf der macom an Drees & Sommer und der Entwicklung der letzten eineinhalb Jahre mit anderen Marktteilnehmern teilen. Insbesondere will er Ansprechpartner für Unternehmen sein, die sich mit Themen wie Nachfolge, Zukäufen oder Verkäufen befassen und dabei Unterstützung benötigen. Seine Erfahrung und sein Wissen prädestinieren ihn dazu, anderen Unternehmen bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen und der Erkennung von Marktpotenzialen zu helfen.