Im Gespräch erläutern Randy Klein, Präsident und CEO von Crestron, und Robin van Meeuwen, Gründer und CEO der Technological Innovations Group (TIG), exklusive Salesagentur von Crestron in EMEA, Crestrons Beziehungen zur IT-Industrie und die Bedeutung des deutschen Marktes für das Unternehmen.
(Bild: Crestron)
Zweifellos ist Crestron einer der wichtigsten Hersteller in der AV-Industrie. Mit seinen Automatisierungs-, Steuerungs und Signalverteilungslösungen arbeitet das Unternehmen zudem seit Langem eng mit IT-Herstellern und Partnern zusammen – Stichworte sind hier „AV over IP“ und „Collaboration“. Im deutschsprachigen Raum war Crestron mit seinen Niederlassungen flächendeckend vertreten. Diese Konstellation ist seit geraumer Zeit im Wandel.
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Professional System Redakteurin Helga Rouyer-Lüdecke hat sich auf der letzten ISE mit Crestron CEO Randy Klein und TIG CEO Robin van Meeuwen über die Unternehmensstrategien in Bezug auf Digitalisierung und Deutschland-Repräsentanz unterhalten.
Langjährige Partnerschaft
Mr. Klein, was ist Ihre Meinung zu dieser ISE? Was sind die wichtigen Technologien, die Sie auf einem Rundgang gesehen haben.
Randy Klein: Erstens, es ist schön, Trends und Technologie zu haben, aber es bringt nichts, wenn keiner davon weiß. Diese Messe ist die größte Messe der Welt für unsere Branche. Daher ist es so eine wunderbare Möglichkeit, um unsere neuen Technologien und Trends zu zeigen, um die von anderen zu sehen, um neue Ideen zu bekommen. Die Menge an Besuchern ist toll, es gibt so eine tolle Zusammenarbeit von Ideen und neuen Dingen. Was Technologie betrifft – vielleicht können Sie es etwas besser schreiben, als ich es ausdrücken werde, denn ich werde gleich allen erzählen, wie alt ich bin … Ich bin bereits mein ganzes Leben in dieser Branche – seit ich in der Schule war, seit über 45 Jahren. Ich bin seit 30 Jahren bei Crestron. Ich habe Future Vision Marketing als Distributor für Crestron in EMEA ernannt, gegründet von Robins Vater Frank van Meeuwen vor 29 Jahren. Diese Branche und diese Technologie sind alles, was ich kenne. Es ist ihr Leben …
Wie sahen die Anfänge aus?
Randy Klein: Bevor ich Crestron Europe gegründet habe, habe ich nur zwei Jobs gehabt. Vor 45 Jahren, in meinem ersten Job in dieser Branche, habe ich Robins Vater kennengelernt – noch vor Crestron. Damals haben wir zusammengearbeitet. Wie haben wir kommuniziert? Er war in Belgien, ich war in New York. Damals gab es keine Handys. Neben Telefon haben wir mittels Fernschreiber kommuniziert. Es gab keine Faxe, es gab keine Computer. Es gab nichts. Was ich damit sagen will: Eine so kurze Zeitspanne – und es ist eine kurze Zeit, um von noch nicht einmal einer Faxmaschine zum heutigen Stand zu kommen – spricht Bände über unsere Branche.
Nehmen Sie diese 45 Jahre, schauen Sie sich an, was in den letzten fünf, zehn Jahren passiert ist. Vor zehn Jahren war unsere Branche noch eine analoge Branche – nicht digital. Sehen Sie sich an, was in den kurzen zehn Jahren passiert ist. Es ist unglaublich, wenn man sich überlegt, was in weiteren zehn Jahren sein wird.
Wie sehen Sie Crestron in Zusammenhang mit den Entwicklungen in den letzten Jahren im Bereich AV?
Randy Klein: Bei Crestron ging es schon immer um Innovation. Das ist unser Kern. Es sind die Trends – und ich spreche von den Trends innerhalb der Branche. Diese Innovation hat unserer Branche viele Premieren beschert. Wir waren die ersten, die Mikrocomputer-basierte Steuerungssysteme auf den AV-Markt gebracht haben, d. h., wir mussten zur Programmierung unserer Systeme Computer benutzen – sonst hat niemand zuvor in unserer Branche Computer eingesetzt. So begann unser Trainingsprogramm. Wir mussten den Menschen beibringen, zu programmieren.
Wir waren die ersten, die Touchpanels in unsere Branche eingeführt haben, dann farbige Touchpanels. Und was noch wichtiger ist: Wir waren die Ersten und Einzigen, die unsere Branche von der analogen in die digitale Welt transformiert haben. Wir waren Trendsetter. Wir geben weiterhin viel Geld für Forschung und Entwicklung aus.
Unser Motto war und ist immer noch: Always the innovator. Wir sehen uns nicht als Gründer von Trends, wir sehen uns selbst als Wegbereiter für tiefgreifende Veränderungen in der Branche. Schauen Sie sich die Welt von heute an, schauen Sie sich unsere Branche heute an und welchen Einfluss sie auf die gesamte Welt hat.
Gibt es nicht eine große Herausforderung oder auch Gefahr, dass große IT-Firmen wie Microsoft oder Lenovo den AV-Bereich komplett übernehmen?
Randy Klein: Das ist eine gute Frage, die jeder stellt. Aber: Man muss eine Auswahl und Optionen ermöglichen – und selbst Wettbewerb. Der Wettbewerb ist die Grundlage für eine Branche – noch wichtiger, speziell für die IT-Branche. Diese hat weder das native Wissen der AV-Industrie, noch hat die AV-Industrie das Wissen der IT-Industrie. Es bedarf beider Kenntnisse, um dem Kunden die Lösung anzubieten. Deshalb sind Partnerschaften erforderlich. Wenn Sie zu unserem Stand gehen, werden Sie sehen, wovon ich spreche: eine Partnerschaft zwischen Crestron und Logitech. Sie tun einige Dinge, und wir tun andere. Gemeinsam machen wir alles.
Sie glauben also eher an Kooperation in der AV-Branche. Beispielsweise zwischen Crestron und Logitech?
Randy Klein: Ich stand neben dem Vizepräsidenten für Video Collaboration von Logitech. Gemeinsam haben wir Videos gedreht, in denen wir unter anderem unsere Partnerschaft angekündigt haben. Unsere Botschaft ist sehr klar: Wir sind beide starke Marktführer in unseren jeweiligen Branchen. Wir sind starke Unternehmen. Wir sind führend in unserer Branche. Gemeinsam sind wir viel stärker. Einzeln sind wir nicht so stark. Wir haben unsere Stärken und Gemeinsamkeiten vereint und unsere Unterschiede und Schwächen beiseite gelegt.
Logitech oder Microsoft – sie wollten wohl etwas nicht doppelt erfinden …
Randy Klein: Ich gebe Ihnen ein gutes Beispiel: Wir haben eine sehr gute weltweite Partnerschaft mit Microsoft. Wir wurden als Microsoft IOT-Partner des Jahres 2018 ausgezeichnet. Meiner Ansicht nach ist Teams das neue Video, und dieses Video ist in den heutigen Arbeitsräumen sehr nützlich. Und das ist es, was Crestron tut: Räume (zu managen). Wir sind sehr enge Partner.
Ein langjähriger Partner. Seit wann?
Randy Klein: Seit dem Jahr 2000. Damals begannen wir unsere Partnerschaft mit dem weltweiten Einsatz von Crestron-Produkten in ihren Konferenz- und Besprechungsräumen. Heute setzen wir das fort, haben aber unsere Partnerschaft erweitert. Unsere Produkte sind cloudbasiert und werden alle von Microsoft Azure verwaltet. Es ist eine großartige Geschichte und eine ebenso großartige Partnerschaft!
Crestron in Deutschland
Stichwort Deutschland …
Randy Klein: Deutschland ist sehr wichtig für uns. Robin kann dies noch etwas ausführen, da er in Europa lebt und arbeitet. Ich lebe in New York und arbeite weltweit. Vor knapp 50 Jahren war mein Start in der AV-Branche in Deutschland als Aussteller bei der Photokina – es war meine erste Begegnung mit unserer Industrie und mit Europa. Deutschland war sozusagen mein persönlicher Einstieg in die AV-Branche.
Zudem stammt meine Familie aus Deutschland; ich bin deutsch. Persönlich ist es für mich besonders; aus beruflicher Sicht ist Deutschland der zweitgrößte Markt in Europa und dem Mittleren Osten für uns, direkt nach dem Vereinigten Königreich. Deutschland ist unsere neue zentrale Drehscheibe; dort, wo unsere neuen Showrooms, Designrooms, Experience Centres sowie Vertrieb und Training in Frankfurt sein werden. Wir haben solche Standorte an keinem anderen Ort in Europa außer in unserem Hauptsitz in Belgien, wo wir Schulungen, Kundensupport, Marketing und alle unsere Supportaktivitäten wie Lager und Versand durchführen. Deutschland ist sehr wichtig für uns und für unseren Erfolg. Die Deutschen sind sehr gute Partner. Ich hoffe, dieses Interview trägt dazu bei, zu vermitteln, wie sehr wir ihre bisherige und künftige Unterstützung schätzen. Wir investieren hier auf lange Sicht viel in langfristige finanzielle und andere Verpflichtungen.
Die deutschen Händler hatten eine gute Beziehung zu dem vorherigen Crestron-Team in Deutschland. Unter ihnen Thomas Salzer und Siegfried Hermann, der jetzige Geschäftsführer von macom …
Robin van Meeuwen: Crestron hatte in der Vergangenheit fünf Büros in Deutschland, die jeweils ein Training Centre und ein kleines Experience Centre hatten. Jetzt haben wir sie an einem Ort zusammengefasst – und dies perfekt umgesetzt. Eine Trainingseinrichtung und eine Erlebnis-Einrichtung. Sie sind 15 bis 20 Minuten voneinander entfernt.
Und es wird ein Team geben, dass die Kunden, Partner, Berater und Integratoren unterstützt?
Robin van Meeuwen: Wir haben eine Veränderung in der Führung gehabt – dazu komme ich gleich noch einmal. Das Wichtigste, das Sie wissen sollten: Unser Team hat sich nicht verändert. Gestern habe ich beispielsweise unseren Vertriebsmitarbeiter, der für macom zuständig ist, getroffen. Er ist seit 17 Jahren ein Teil dieser Firma. Wir haben ein etabliertes Team. Nichts hat sich verändert. Bei unserem Customer Support Team hat sich nichts geändert. Die gleichen Menschen arbeiten auch heute für uns. Ein weiterer wichtiger Punkt: Unser Team in Deutschland ist zweimal so groß wie unser Team in UK. Aber der Umsatz in UK ist viel größer. Der Grund dafür, dass unser Team in Deutschland größer ist, ist, dass das Geschäft viel mehr verteilt ist. Es ist nicht an einem Ort. Es ist unter anderem verteilt auf Berlin, München, Frankfurt oder Stuttgart. Im Vereinigten Königreich findet der Hauptteil unserer Businesses in London statt. Unser Sitz ist in London, also sind unsere Kunden sehr nah.
Das ist sehr typisch für Deutschland.
Robin van Meeuwen: Es ist sehr regional und daher haben wir uns für Frankfurt – genau in der Mitte – entschieden.
Wir können Kunden aus ganz Europa nach Frankfurt einfliegen. Das ist der Grund, warum wir uns für Frankfurt entschieden haben.
Eine weitere wichtige Nachricht: Wir haben Thomas Salzer als Berater eingestellt. Er ist quasi unser Assistenztrainer. Er motiviert ein Team, er besucht Kunden.
Randy Klein: Es ist wichtig zu wissen, dass, als wir mit Robins Vater Crestron in Europa begonnen haben, unser erstes Büro in Deutschland war – mit Thomas. Das zeigt unsere Einstellung zu Deutschland. Thomas war der erste. Wir beide kennen Thomas von Beginn an. Er ist ein toller Kerl. Wie in jeder Firma kommen und gehen Menschen. Sie haben Siegfried erwähnt; er ging zu macom. Macom ist ein sehr großer Unterstützer von Crestron. Siegfried wird die Unterstützung weiterführen. Menschen wollen ihren Job ändern. Manche Strukturen verändern sich, aber das Engagement hat sich nicht verändert. Der Wert der Menschen hat sich nicht verändert. Die Beziehungen verändern sich nicht. Wir nennen ihn Siggi, und wir sind immer noch mit Siggi befreundet. Thomas hat uns vor acht Jahren verlassen – und nun ist er zurück.
Robin van Meeuwen: Wir wissen alle: Menschen kaufen von Menschen. In Deutschland war es sehr wichtig, die richtige Führungsfigur zu finden. Jetzt, wo wir uns verändert haben, hilft Thomas uns als vorübergehender Coach. Thomas hilft uns, das Unternehmen zu führen, den Fokus auf den Vertrieb zu legen. Er macht einen großen Unterschied. Die Kunden lieben ihn, das Team liebt ihn. Es könnte ein langfristiger Plan sein; wir sehen, wie es läuft. Aber er wird uns dabei helfen, Deutschland stärker und erfolgreicher zu machen.
Und er weiß, was für ein Unternehmen Crestron ist. Er weiß, wie Crestron lebt, wie Crestron funktioniert.
Randy Klein: Das ist eine sehr gute Unterscheidung. Crestron eine Familie.
Robin van Meeuwen: In diesem Raum hatten wir vor ein paar Tagen ein Meeting mit Thomas und haben darüber gesprochen, was er machen wird.
In den letzten 20 Jahren war ich der Chef von Thomas. Es ist so wichtig, dass wir ein paar radikale Veränderungen bei unserer Kundenansprache und unserer Verkaufsdynamik vornehmen. Er wird mit Randy zusammenarbeiten, um diese Veränderungen schneller umzusetzen. Es wird viel dynamischer sein. Thomas hat eine spezielle Art, Dinge zu erklären. Sie ist viel tiefgreifender als meine, um ihn zu überzeugen und ihm verständlich zu machen, wie die Veränderungen in Deutschland umgesetzt werden können. Das ist der Grund für unsere Strategie. Ich freue mich sehr. Es wird einen großen, positiven Unterschied für unser Business in Deutschland machen.
Ich bin überrascht, das ist eine starke Botschaft!
Robin van Meeuwen: Das ist es! Es ist ein Bekenntnis für unser Geschäft in Deutschland.
Randy Klein: Ich hoffe, jeder weiß, wie wichtig der deutsche Markt und die Menschen in Deutschland für uns sind, und wie sehr wir ihnen verpflichtet sind.
Vielen Dank für das Gespräch.
TIG
TIG (Technological Innovations Group) ist eine führende Vertriebsagentur in EMEA für A/V-Produkte mit integrierten Automatisierungs- und Steuerungslösungen. Gründer und CEO von TIG ist Robin van Meeuwen. In Zusammenarbeit mit Crestron wird TIG demnächst ein Experience Center eröffnen, das Endkunden, Planungsbüros und Systemintegratoren die Möglichkeit bietet, Crestron-Lösungen live zu erleben.
Neben dem Exklusivvertrieb für Crestron distribuiert TIG u. a. auch Produkte und Systemlösungen der Hersteller Oblong, Black Nova, Gude, Salamander und Hoylu.
Crestron Techniklösungen (Auszug)
Crestron ist international tätiger Hersteller im Bereich Automation und bietet u. a. folgende Produkte an:
Steuerungssysteme
Audio- und Videoverteilung
Steuerung der Beleuchtung
Gebäudemanagementsysteme (BMS) und Unternehmensmanagementsysteme (EMS)