Das Leitwarten-Cluster für eine sichere Versorgung
von Redaktion,
Die Wiener Netze GmbH sorgt laut Eigenwerbung „für Wiens Lebensqualität“. Die „energiegeladene Zukunft“ der österreichischen Metropole sowie angrenzender Regionen gestaltet das Unternehmen seit letztem Herbst mit einer neuen Zentrale, in deren Leitstellen moderne Medientechnik zu einer sicheren Versorgung der Kunden mit Strom und Gas beiträgt.
Seit September 2016 bündeln die Wiener Netze ihre Kräfte in einer neuen Unternehmenszentrale: Im 11. Wiener Gemeindebezirk wurde auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks Simmering ein beeindruckender Neubau errichtet, in welchem Betrieb und Verwaltung beispielhaft zusammengeführt werden.
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Die Steuerzentralen für Strom und Gas, aber auch Büros, Werkstätten und das Lager sind hier auf einer Fläche von rund 96.000 m2 untergebracht. Der Energiebedarf des „Smart Campus“ wird – unterstützt durch Photovoltaikanlagen, Grundwassernutzung und Solarthermiesysteme – nahezu autark gedeckt. Platz für 1.400 Mitarbeiter ist in dem aus mehreren Gebäuderiegeln zusammengesetzten Niedrigenergiehaus mit Passivhauskomponenten vorhanden.
Rote Zone
Der Neubau ist das Nervenzentrum der Energieversorgung für Wien sowie Teile Niederösterreichs und des Burgenlandes. Auf dem Campus werden die Energienetze der Region mithilfe moderner Technik überwacht, kontrolliert und gesteuert.
Zum Gebäudekomplex gehört ein Leitwarten-Cluster, der als „rote Zone“ bezeichnet wird und sich aus Hochspannungs warte HSP, Mittelspannungswarte MSP, Gaslastverteilerwarte GLV sowie dem SCS Service-Center Strom zusammensetzt.
Die Warten sind für einen 24/7-Betrieb ausgelegt und sämtliche Infrastrukturen im Cluster wurden vollständig redundant aufgebaut. Aus Sicherheitserwägungen können in diesem Artikel auf nachdrücklichen Wunsch der Betreiber leider nicht sämtliche Aspekte der medientechnischen Ausstattung dargelegt werden.
Projektabwicklung & Planung
Seitens der Wiener Netze zeichnen für die gesamte Projektabwicklung zum Warten-Cluster DI Michael Hochwarter (Betrieb Strom Betriebsengineering/Abteilungsleiter), Ing. Michael Reschreiter (MSC Betrieb Gas Erdgasdispatcher, Systembetreuung/ Referatsleiter) und Roman Randa (Betrieb Strom Lastverteiler Instandhaltung/Gruppenleiter) verantwortlich. Michael Hochwarter spricht sichtlich stolz über eine „beispielhafte übergreifende Zusammenarbeit eines sehr kleinen Teams von Mitarbeitern aus den Sparten Gas und Strom.“
Mit den Planungsaufgaben rund um den Warten-Cluster war die im Jahr 2006 gegründete Ergoconcept Engineering GmbH aus dem schweizerischen Rotkreuz unter Federführung von Geschäftsführer und Gründer Thomas Kramser beauftragt. Ergoconcept Engineering versteht sich als unabhängige Fachplanungs- und Beratungsfirma für ergonomisch optimierte Kontroll-, Kommunikations- und Medienräume.
Neben der konzeptionellen Planung sowie Projektbegleitung von systemintegrierten Kontrollräumen über alle HOAI-Phasen („Honorarordnung für Architekten und Ingenieure“) konzentriert man sich auch auf die ergonomische Optimierung von Inhalten für Großbildanzeigen. Die europaweite Ausschreibung für die Umsetzung konnte die AVS Systeme AG für sich entscheiden. Als Subunternehmer wurden die NMT New Media Technologies GmbH und die Erich Keller AG kontraktiert.
Thomas Kramser war mit den Konzeptions- und Planungsarbeiten für das Projekt seit 2011 befasst und begleitete es über alle HOAI-Phasen. Die Ausführung fand zwischen Herbst 2015 und Herbst 2016 statt. Für den Wartenbereich wurden von den Verantwortlichen der Wiener Netze wie auch durch Ergoconcept Engineering klare Vorgaben bezüglich der architektonischen Gestaltung und der technischen Gebäudeausstattung gemacht: „Fehler, die bei einem solchen Projekt bezüglich der Architektur und der Gebäudetechnik gemacht werden, sind später nicht mehr oder nur mit enormem Aufwand zu korrigieren“, weiß Thomas Kramser aus langjähriger Erfahrung.
„Wenn alles richtig geplant ist und später auch entsprechend umgesetzt wird, resultiert das in einem höheren Wohlfühlfaktor für die in den Leitstellen tätigen Mitarbeiter, was sich direkt auf die Betriebssicherheit auswirkt.“ Während der Planungsphase waren laut Kramser die Anforderungen von 64 Stakeholdern zu berücksichtigen: „Vor dem Umzug haben alle Beteiligten alles über ihre neue Arbeitsumgebung gewusst.“