Auf einem Seminar in Köln zeigte der Hersteller Audinate, dass die Übertragungstechnologie Dante auch für den Einsatz in komplexen Netzwerkstrukturen interessant ist, die im Broadcast- oder Installationsbereich vorkommen. Auch Grundlagen zum IP-Networking wurden erläutert.
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Bei Veranstaltungen ist Dante von Audinate als zuverlässige Audionetzwerk- Alternative inzwischen anerkannt – insbesondere bei der Zusammenarbeit von Geräten unterschiedlicher Hersteller. Die Auswahl an Geräten mit Dante-Schnittstellen und Lizenznehmern ist immens und – wie die InfoComm 2015 gezeigt hat, weiter im Wachsen begriffen.
Inzwischen sollen um die 225 Hersteller Lizenznehmer von Audinate sein. Dazu gehören auch viele Hersteller, bei denen die Entscheidung einige Zeit offen schien, auf welche Technologie sie setzen. Dass Dante auch eine Lösung ist für spezielle Aufgaben, wie sie sich im Broadcast- und Installationsbereich z. B. bei sehr komplexen Netzwerkstrukturen stellen, das war Thema der eintägigen Veranstaltung „AoIP in Broadcast with Dante“.
In seinem Grundlagen-Vortrag zu IP-Networking erläuterte Kieran Walsh von Audinate zunächst, warum Dante als IP-Lösung auch in komplexen Netzwerkstrukturen arbeiten kann. Bei dem folgenden Hersteller „Speed-Dating“ und den anschließenden Diskussionen kamen einige Aspekte zur Sprache, die auch für „Nicht-Broadcaster“ interessant sind. Die hundert Teilnehmer kamen aus unterschiedlichen Branchen und auch wenn die meisten ihren Arbeitsbereich in der Audiotechnik hatten, so waren auch einige IT-ler anwesend.
Lösungen mit Dante
Bei der Vorstellung von Produktlösungen mit Dante-Schnittstellen war „Speed Dating“ angesagt: Fünf Minuten hatte jeder der Hersteller Zeit, um seine Produkte vorzustellen. Vertiefen ließen sich die Eindrücke anschließend an den einzelnen Ständen der Hersteller.
Wir stellen im Folgenden einige Lösungen vor: Delec hat nicht nur Dante-Schnittstellen an ihrem Intercom-System Oratis, sondern bietet auch die kleinen unito Module mit analogen, AES-EBU und Dante-Schnittstellen inklusive POE-Speisung bzw. Dante-Module mit bis zu vier Verstärkerausgängen (12 W) und Delay, Gain, FIR- und IIR-Filter in jedem Kanal sowie Einbindungsmöglichkeiten in eine Evakuierungsanlage. Die Dante-Schnittstellen sind grundsätzlich doppelt und ermöglichen den Aufbau redundanter Strukturen oder mittels integriertem Switch die Verkabelung von einem zum anderen Gerät. Bei Yamaha gehören Dante-Schnittstellen an den CL- und QL-Mischpulten und Stageboxen zum Standard.
Die anderen digitalen Pulte, u. a. sowohl das große RIVAGE PM10 als auch die kleinen Pulte aus der TF-Serie besitzen die Option in Form von Steckkarten. Für den gemeinsamen Zugriff von mehreren Pulten auf denselben Stagebox-Eingang sieht Yamaha eine Gain-Kompensation gleich in den RIO-Stageboxen vor.
Recht neu im Programm ist die RSio64-D, die die Signale von diversen Mini-YGDAI u. a. mit analogen Schnittstellen, AES/EBU, MADI, SDI, TDIF CobraNet, EtherSound, A-Net, Optocore, Dante, RockNet etc. auf Dante umsetzt. Die vier Steckkartenplätze können auch die Prozessorkarten beinhalten, Mit dem Penta 720 und 721 stellte der dänische Hersteller NTP-Technology seine neue Generation der Dante-basierten Router für den Broadcast-Bereich vor, die Schnittstellen von analog bis SDI/HD/3G-Embedder und De-Embedder, Schnittstellen zu Pro Tools, AES/EBU, MADI etc. beinhalten. Zu den Steueroptionen gehören typische Broadcast-Funktionen wie Möglichkeiten zum ein- oder mehrkanaligen Routen, manuelle oder zeitliche Steuerung, Makro- und Monitor-Optionen etc.
Das Kerngeschäft von DHD (Deubner Hoffmann Digital GmbH) ist Tonstudiotechnik für Radio- und TV-Studios. Zu den I/O-Modulen für ihre Mischpult-Alternativen inklusive Touchscreen-Mischpult und kleinem Auftisch-Mischer mit vier Fadern gehört das Dante IP Audio-Interface. Der KSC-Commander von BFE Studio und Medien Systeme ist ein universelles Steuersystem, mit dem sich herstellübergreifende Bedien- und Schaltoberflächen für all die verschiedenen Gerätschaften im Broadcast- Bereich zusammenstellen lassen. Durch die Integration von Dante lassen sich entsprechende Verbindungen mit den KSC-Oberflächen steuern.
So lassen sich z. B. Verbindungen zwischen verschiedenen Netzwerken hin- und herschalten, das Ändern von Koppelpunkten automatisieren und die Dante-Verbindungen zusammen mit all den vielen anderen Mechanismen in die Ablaufsteuerung integrieren. Seit Ende letzten Jahres ist die L-S-B Broadcast Technologies GmbH Dante-Partner und damit eine weitere Firma im „Boot“, die Systemlösungen für den Broadcast-Markt weltweit erstellen. Das Steuerungs- und Monitoring-System VSM gehört z. B. zu ihren Produkten. Außerdem gehört L-S-B neben Lawo zu den Kernentwicklern von EMBER+, einem offenen Protokoll zum Steuern und Überwachen von Geräteparametern und Funktionen.
Alle in einem Netz
Nebenbei und fast unscheinbar arbeiteten die Geräte der unterschiedlichen Hersteller in einem Dante-Netzwerk – über 30 Geräte. Das dies nicht als sensationell herausgestellt wurde, lag sicher auch daran, dass alle die problemlose Zusammenarbeit erwarteten: Alle Dante-Geräte und ihre Darstellung im Dante-Controller inklusive Statusinformationen (z. B. Synchronisation, Clock, Master- und SlaveStatus, Matrix-Koppelpunkte etc.) werden automatisch erkannt. Hier liegt sicher einer der Vorteile von Dante: Alle Schnittstellen kommen von Audinate und so ist sichergestellt, dass sie auch miteinander funktionieren, egal welcher Hersteller sie eingebaut hat.
AES67, Kontrolle und Sicherheit
Audinate hat inzwischen Dante-Firmware mit AES67-Unterstützung veröffentlicht. Es liegt nun an den Lizenznehmern, ob und wann sie diese Option in ihre Geräte implementieren. Auch wenn einige bei der Diskussion auf der Veranstaltung die Einschätzung teilten, dass AES67 sich verbreiten wird, so wird ein praktischer netzwerktechnologie-übergreifendender Einsatz nicht in allzu naher Zukunft erwartet.
Denn ohne Funktionen, die über den reinen Audioaustausch hinausgehen, ist die Einrichtung der Verbindung zumindest mühselig. Es entspricht nicht dem Netzwerk-Gedanken, wenn z. B. die Kommunikationsparameter manuell ausgelesen und eingegeben werden müssen und am besten noch per Zettel zwischen den Geräten hin und her getragen werden.
Eine klare Aussage, wann die Hersteller ihre AES67-fähige Firmware herausbringen und wer sich für Interoperabilitätstests stark machen würde, gab es nicht. Es wurde aber klargestellt, dass es für Dante-Nutzer untereinander keinen Sinn macht, AES67 zum Austausch von Audiosignalen zu nutzen. Denn alle zusätzlichen Funktionen wie Geräteerkennung, Statusinformationen, Matrix etc. fallen damit ja weg. Um die Kontrolle auch von großen Netzwerken geht es bei den Ansätzen von der DHD, BFE und LSB. Dabei geht es um eine gemeinsame und dynamische Kontrolle der diversen Video- und Audiosignale inklusive Dante.
Als Hersteller-übergreifendes Protokoll zur Kontrolle wurde in der Diskussion häufiger EMBER+ als Alternative genannt. Beim Einsatz in sicherheitsrelevanten Umgebungen, z. B. Banken, sieht Kieran Walsh die IP-Basis als Vorteil, denn durch Router lässt sich abgrenzen, wer innerhalb einer Broadcast-Domäne Zugriff auf die Signale haben kann.
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