Wie wird man Technischer Systemplaner Medientechnik?
von Claudia Rothkamp, Artikel aus dem Archiv vom
In diesem Teil der Serie zu Jobmöglichkeiten und Berufen in der AV- und Medientechnik-Branche widmet sich PROFESSIONAL SYSTEM dem Berufsbild des Technischen Systemplaners. Ein dualer Ausbildungsberuf, den man auch mit Schwerpunkt Medientechnik erlernen kann – wenn auch auf Umwegen.
Wer sich im Internet über das Berufsbild eines Technischen Systemplaners informieren möchte, stößt in der Regel überwiegend auf die Fachrichtungen Elektronische Systeme, Stahl- und Metallbautechnik sowie Versorgungs- und Ausrüstungstechnik. Dass sich einem Technischen Systemplaner, der bis 2011 noch zum Berufsfeld des Technischen Zeichners gerechnet wurde, aber auch im Bereich der AV- und Medientechnik zukunftsfähige Jobmöglichkeiten bieten, ist hier kaum zu finden. Das liegt vermutlich daran, dass der sehr junge Beruf des Technischen Systemplaners Medientechnik zurzeit noch nicht als eigener Ausbildungsberuf geführt wird. In den letzten Jahren gab es zwar schon Bestrebungen, einen eigenen Ausbildungsberuf für den Technischen Systemplaner Medientechnik zu schaffen, aber das war bisher noch nicht erfolgreich. Daher wird die 3,5-jährige Ausbildung zum Technischen Systemplaner offiziell an den Berufsschulen in Deutschland heute lediglich mit den oben genannten thematischen Schwerpunkten Elektrotechnik, Stahl- und Metallbautechnik sowie Versorgungs- und Ausrüstungstechnik angeboten.
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Wer sich für audiovisuelle Medien und Technologien wie Display- und Projektionstechnik, Beschallungsanlagen, Signalübertragungssysteme und Steuerungssysteme interessiert und einen Ausbildungsbetrieb in der AV-Branche findet, kann den Beruf des Technischen Systemplaners auch mit Themenschwerpunkt Medientechnik erlernen. In der Praxis bedeutet das allerdings: In der Berufsschule werden die Grundlagen für die Arbeit eines Technischen Systemplaners im Allgemeinen und für den offiziell gewählten schulischen Fachbereich im Speziellen gelehrt – hier empfiehlt sich insbesondere der Fachbereich Elektronische Systeme, da dieser noch am ehesten mit der Medientechnik verwandt ist. Im Ausbildungsbetrieb werden dann die spezifischen Kenntnisse der Medientechnik vermittelt. Wie eine solche duale Ausbildung im Alltag funktioniert und was an diesem Beruf besonders spannend ist, darüber hat sich PROFESSIONAL SYSTEM mit Timo Gavrilov unterhalten, der zurzeit sein zweites Lehrjahr als Technischer Systemplaner Medientechnik beim Planungs- und Ingenieurbüro Hartmann, Mathias und Partner (hmpartner) in Sonsbeck absolviert.
Interview: „Ich finde Medientechnik spannend und abwechslungsreich“
Timo, wie bist du überhaupt darauf gekommen, eine Ausbildung zum Technischen Systemplaner Medientechnik zu machen?
Timo Gavrilov: Letztlich durch meine persönliche Begeisterung für Technik, Audio und Video. Die Entscheidung zu dieser spezifischen Ausbildung war aber eher zufällig: Ich hatte mich eigentlich als Technischer Systemplaner für Elektronische Systeme beworben und habe dann die Stellenausschreibung von hmpartner entdeckt. Dadurch kam ich dann auf die Idee, meine persönlichen Interessen mit der Ausbildung zu verbinden.
In der Berufsschule lernst du offiziell ja zum Technischen Systemplaner Elektronische Systeme. Bedeutet das, dass du viele Dinge, die du für deinen Job brauchst, eigentlich im Betrieb lernst?
Timo Gavrilov: Zum größten Teil ist das so. Aus der Schule kann ich im Betrieb fast nichts anwenden. So gesehen lerne ich zwei Inhaltefelder gleichzeitig, um die Prüfung zu bestehen und um außerdem in der Medientechnik arbeiten zu können. Aber da mir diese Themen Spaß machen, ist das auch in Ordnung so. Hier im Betrieb lerne ich eben sehr praktisch, da geht es um Grundlagen der AV- und Medientechnik und IT-Kenntnisse. Das hätte ich früher so nicht erwartet.
Wo liegen denn die Unterschiede zwischen den Aufgaben eines Technischen Systemplaners Medientechnik zu denen aus dem Bereich Elektronische Systeme?
Timo Gavrilov: Der größte Unterschied ist, dass die Arbeit im Bereich der Medientechnik abwechslungsreicher und nicht so monoton ist. Wenn ich mich mit meinen Klassenkollegen aus der Berufsschule unterhalte, die allesamt im Bereich Elektrische Systeme lernen, dann merke ich, dass es dort meistens darum geht, Lichtschalter und Steckdosen in die Pläne einzufügen und dann geht es ans nächste Projekt. Im Bereich Medientechnik aber muss man immer wieder neu denken, da die Projekte so unterschiedlich sind und das finde ich sehr gut. Es gefällt mir, dass man sich im Bereich Medientechnik auf verschiedenen Feldern ausbreiten kann. Außerdem muss man sich im Bereich der Medientechnik mit viel mehr Computerprogrammen und Softwareprodukten auskennen: Bei meinen Kollegen in der Berufsschule sind es drei oder vier, bei uns sind es knapp 20. Ein Grund dafür ist zum Beispiel, dass 3DVisualisierungen und 3D-Planungen bei uns schon eine sehr große Rolle spielen, während die Elektroplaner ausschließlich in 2D arbeiten. Auch Grafikprogramme spielen eine Rolle, ich arbeite zum Beispiel u. a. mit Adobe Photoshop und Adobe Illustrator.
Gibt es Aspekte an deiner Arbeit, die dir besonders gut gefallen?
Timo Gavrilov: Ich finde es toll, ein technisches System selbstständig nach Kundenwunsch zu planen und dieses anschließend in 3D zu visualisieren. Ich finde es unheimlich spannend, mit diesen grafischen Darstellungen zu arbeiten. Und ich freue mich auch schon total darauf, dass in naher Zukunft mit Virtual Reality (VR) zu machen.
In jedem Job gibt es ja Dinge, die man nicht so toll findet. Welche Aufgaben gefallen dir denn eher weniger?
Timo Gavrilov: Da fällt mir nur ein Wort ein: Anlagenkennzeichnungssystem. Dieses fordern manche Kunden und dabei muss jede Leitung und jede Komponente, die man zeichnet, mit einer Nummer versehen werden. Das ist aufwendig und bisweilen monoton.
Haben sich denn deine Vorstellungen von diesem Beruf bisher bestätigt oder sagst du jetzt im zweiten Jahr: Das hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt?
Timo Gavrilov: Für mich hat der Beruf die Erwartungen übertroffen. Ich dachte ursprünglich, dass es dabei „nur“ um ein bisschen Planung geht. Das weiß ich mittlerweile besser. Anfangs hatte ich mit all den vielen technischen Fachausdrücken zwar das Gefühl, überhaupt keine Ahnung mehr von der Technik zu haben, aber das hat sich nach und nach gelegt. Außerdem hat mich die 3D-Modellierung begeistert und wie detailliert jedes einzelne Kabel und jede einzelne Komponente geplant werden muss.
Timo, viel Erfolg für deine Zukunft und vielen Dank für das Gespräch. // (2546)
Wer wissen möchte, wie die Aufgaben eines Technischen Systemplaners aussehen, findet hiermehr Infos.