Im Installationsbereich sind zwei Arten des Anschlusses für Lautsprecher üblich. Niederohmig, d. h. der Lautsprecher ist direkt mit dem Ausgang des Verstärkers verbunden, oder im 100 V-Standard mit Übertragern. Bei Letzterem sind alle Nennleistungen mit Hilfe der Übertrager auf 100 V bezogen.
Der Verstärker liefert bei Vollaussteuerung 100 V und kann dabei eine definierte Leistung abgeben. Alle angeschlossenen Lautsprecher sind mit Hilfe der Übertrager so angepasst, dass sie ihre Nennleistung bei 100 V aufnehmen. Ein 8 Ω 10 W-Lautsprecher wird so mit Hilfe des Trafos auf einen Anschlusswert von 1 kΩ gebracht, womit dann genau 10 W bei 100 V erreicht werden. Nach diesem Prinzip können so viele Lautsprecher an einer 100 V-Leitung angeschlossen werden, bis die Summe aller Leistungen der Lautsprecher der Verstärkerleistung entspricht.
Anzeige
Über Impedanzen etc. braucht man sich keine Gedanken zu machen. Neben dieser praktischen Eigenschaft kommt noch der Vorteil der hoch transformierten Spannung und des somit entsprechend kleineren Stroms hinzu, womit deutlich größere Kabellängen realisiert werden können.
Während auf der Lautsprecherseite bei typischen 4 oder 8 Ω-Systemen ein Übertrager unumgänglich ist, liegt bei modernen Verstärkern mit hoher Leistung der Gedanke nahe auf den Übertrager zu verzichten, was immer dann prinzipiell machbar ist, wenn der Verstärker eine Ausgangsspannung von 100 V direkt, also ohne Trafo, zu liefern in der Lage ist.
Das trifft für alle Verstärker zu, die in der Lage sind eine maximale Ausgangsspannung als Peak-Peak-Wert von 282 Vpp zu liefern. Welche Leistung dann dabei möglich ist, hängt vom Schaltungskonzept ab. Zwei Varianten sind zu unterscheiden. Sehr kräftige Endstufen wie die nXp 3.04 mit einer Nennleistung von 1.250 W an 8 Ω, das entspricht genau 100 Veff bzw. 282 Vpp.
Kleinere Endstufen könnten die Leistung von 1.250 W an 8 Ω nicht liefern und verfügen daher meist über einen speziellen 100 V-Modus, für den die Versorgungsspannung erhöht wird, mit dem dann aber kein niederohmiger Betrieb mehr möglich ist. Im Falle einer Direktspeisung in eine 100 V-Leitung ist zu beachten, dass ohne Trafo im Ausgang in der Regel kein erdfreier Betrieb mehr möglich ist. Das gilt auch für Endstufen in Brückenschaltung, da hier jede Seite für sich betrachtet ihr Potential gegen Erde liefert.
Für Wechselspannungen über 50 V an berührbaren Leitern gilt dann, dass normativ geforderte, aber auch von vielen Einzelfaktoren abhängige Schutzmaßnahmen getroffen werden müssen. Das kann bedeuten, dass die Verkabelung nicht mehr als Niederspannungsverkabelung ausgeführt werden kann, sondern wie beim 230 V Stromnetz einen entsprechenden Berührungsschutz aufweisen muss.
Des Weiteren wäre auch noch das Vorhandensein einer Fehlerstromschutzeinrichtung zu diskutieren, die zum Personenschutz, aber auch zum Schutz vor Kriechströmen bei Leitungsdefekten dient. Eine per Trafo erdfreie 100 V-Leitung bietet dadurch einen Schutz, dass es bei Berührung einer Ader gegen Erde keinen Stromfluss gibt und somit keine Gefahr besteht.
Damit ein Stromfluss zustande kommt, müssten beide Adern gleichzeitig berührt werden oder ein Erdschluss auf einer Leitung bestehen. In 100 V-ELA Systemen wird daher auch eine Prüfung der 100 V-Leitungen auf einen möglichen Erdschluss vorgenommen, die dann auch die Kriechstromproblematik mit abdeckt. Insgesamt besteht zu dieser Thematik eine gewisse Unklarheit und Unsicherheit, was geht und was nicht.
Bei den Recherchen zu diesem Beitrag wurde u. a. mit den Experten Andreas Simon und Michael Creydt diskutiert, denen an dieser Stelle dafür herzlich gedankt sei. Alternativ zu den 100 V-Systemen gibt es noch das in den USA weit verbreitete 70 V-System, das bis auf den Bezugswert der Spannung identisch ist.
Für sehr große Entfernungen und Leistungen werden gelegentlich auch 200 V-Systeme aufgebaut. Viele Endstufen können unabhängig vom konkreten Modell für den 100 V- und für den 70 V-Modus eingestellt werden. Im Brückenbetrieb von zwei Kanälen sind dann 140 oder 200 V Nennspannung möglich.