Wie funktionieren induktive Höranlagen? Grundlagen und Einsatzbereiche
von Thomas Zahn, Artikel aus dem Archiv vom
Induktive Höranlagen sind in zahlreichen öffentlichen Gebäuden wie etwa Theatern, Vortragssälen, Konferenzzentren und anderen Veranstaltungsräumen zu finden. Sie sind auch unter den Bezeichnungen Induktions- oder Ringschleifenschleifenanlage oder einfach nur Induktionsschleife bekannt.
Hörgeschädigte können mittels dieser Technologie die entsprechenden Audiosignale direkt und ohne weitere technische Hilfsmittel direkt in ihr Hörgerät einspeisen. Das Funktionsprinzip ist dabei Folgendes: Eine Signalquelle, meist ein oder mehrere in den Raum integrierte Mithörmikrofone, wird in einen Verstärker eingespeist, an den allerdings keine Lautsprecher angeschlossen sind, sondern eine Induktionsschleife (im Grunde ist das nichts anderes als ein isolierter Draht, herkömmlicherweise ein Flachbandkabel). Die ist wiederum im entsprechenden Raum verlegt. Letztlich wird also eine Spule mit einem magnetischen Feld, hier die Telespule des Hörgerätes, in das Magnetfeld einer weiteren Spule (nämlich der Induktionsschleife) getaucht.
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Dies erzeugt qua elektromagnetischer Induktion einen Wechselstrom im Hörgerät, der dort wieder in akustische Information übersetzt werden kann, da er in gleicher Weise moduliert ist wie das ursprüngliche Audiomaterial. Alles was die betroffenen Personen nun tun müssen, ist, ihre Hörgeräte von M (Mikrofon) auf T (Telespule) oder MT (beides) umzuschalten.
Oft reicht eine einzige Schleife jedoch nicht aus, um in einem gegebenen Raum ein gleichmäßiges magnetisches Feld zu erzeugen. In einem solchen Fall sollte man auf sogenannte Phased-Array-Loops zurückgreifen, die eine ebenförmigere Abdeckung des fraglichen Raumes ermöglichen. Hier spielen mehrere aufeinander abgestimmte Induktivschleifen zusammen, um im gesamten Raum ein möglichst gleichmäßiges Feld aufzubauen, das notwendig ist, um über die gesamte Hörfläche die gleiche Audioqualität zu gewährleisten.
Eine weitere Sonderform des Loop Designs stellen sogenannte Low Spill oder Low Overspill Loops dar. Folgendes Problem: Das von einer einfachen Induktionsschleife aufgebaute Magnetfeld beschränkt sich nicht nur auf die gewünschte Hörfläche, sondern geht im Normalfall darüber hinaus. Das wird problematisch, sobald eine gewisse Abhörsicherheit des entsprechenden Raumes gewährleistet werden muss. Problematisch wird es aber auch dann, wenn mehrere Räume mit Induktionsschleifen nebeneinander liegen, da es in einem solchen Fall zu gegenseitigen Störungen und Übersprechungen kommt. Um derartige Probleme möglichst zu vermeiden, haben einige Hersteller wie z. B. Ampetronic (dt. Vertrieb: Laauser & Vohl) oder Humantechnik (Produktlinie Audioropa)
spezielle Loop-Designs entwickelt, die das Magnetfeld einer Induktionsschleife auf die gewünschte Hörfläche beschränken sollen. Aber wie auch immer die Schleife letztlich aussehen wird: ein sorgfältiges Loop-Design, das auch Faktoren wie etwa Metal-Loss (Verluste etwa durch Metallarmierungen etc.) berücksichtigt, ist absolut unabdingbar! In der Praxis hat es sich übrigens bewährt, zur Überwachung der Induktiv-Anlage im Zuschauerraum einen Empfänger zu installieren.
Über diesen kann auch ein Techniker ohne Hörhilfe überprüfen, ob die Funktionalität der Anlage gegeben ist. Auch eine Leitung in die Tonregie hat sich bewährt, so dass die Anlage auch im laufenden Betrieb einfach per Kopfhörer überwacht werden kann.
Hohe Funktionsdichte und beste Audioqualität auf Knopfdruck für Hybridveranstaltungen der nächsten Stufe
Die Anforderungen an die Audiotechnik für hybride Lern- und Konferenzumgebungen liegen mehr denn je in der Kombination aus einfacher Bedienbarkeit, schnellem Setup und bester Klangqualität – bei zugleich umfassender Funktionalität. Die Technik muss im Handumdrehen einsatzbereit sein, um produktiven Meetings und effizienter Wissensvermittlung nicht im Wege zu stehen.
Im Artikel wird gesagt: “Eine Signalquelle, meist ein oder mehrere in den Raum integrierte Mithörmikrofone, wird in einen Verstärker eingespeist…”
Dies ist sehr kritisch zu sehen.
Die Diskriminierung zwischen Nutzschall und Störgeräuschen, Hall und Echo basiert für Guthörende auf dem räumlichen Hörvermögen. Schwerhörige haben ein erheblich reduziertes räumliches Hörvermögen. Deswegen muss mithilfe einer (induktiven) Höranlage dafür gesorgt werden, dass möglichst wenig Störschall, Hall oder Echo übertragen wird. Dies wird dadurch erreicht, dass der Sprecher in ein Richtmikrofon spricht und dieses Signal direkt in den Induktionsverstärker eingespeist wird, so dass Störschall, Hall und Echo erheblich gedämpft wird.
Werden jedoch mehrere im Raum verteilte Mikrofone gleichzeitig in die Schleife eingespeist, so entsteht aufgrund von Schalllaufzeitdifferenzen ein künstlicher Hall. Ebenso nehmen Raummikrofone den ohnehin vorhandenen Hall im Raum mehrfach auf und übertragen Störgeräusche aus dem Publikum. Das Höranlagen-Signal ist ein Mono-Signal und enthält deswegen keinerlei räumliche Informationen. Selbst ein evtl. noch vorhandener Rest eines räulichen Hörvermögens des Hörgeräteträgers wird damit ausgeschaltet, er kann das Nutzsignal nicht mehr von Störgeräuschen, Hall oder Echo unterscheiden Die Verständlichkeit des Signals ist also erheblich reduziert.
Fazit:
Der Vorschlag, im Raum “Mithörmikrofone” zu installieren, widerspricht dem Sinn einer Höranlage und ist damit kontraproduktiv. Publikumsbeiträge müssen vom Redner/Moderator ins Mikrofon wiederholt werden oder von einer Hilfsperson mit einem eigenen abschaltbaren Mikrofon vom übertragen werden. Wollen wir also Inklusion, so ist von Installateuren von Höranlagen den Betreibern auf die entsprende verhaltensweise hinzuweisen.
Danke für diesen Betrag zum Thema induktive Höranlagen. Ich finde es gut, wenn Gebäude damit ausgestattet sind. Mein Opa hat schon häufiger gesagt, dass es hilfreich ist. Ich wusste aber noch nicht wie es funktionierte. [Anmerkung der Redaktion: URL entfernt]
Der Beitrag zum Thema hörgeräte ist sehr hilfreich. Ich wollte besser informiert sein, denn ich weiß sehr wenig darüber. Nachdem ich diesen Artikel gelesen habe, weiß ich genug über dieses Thema.
Mein Freund ist ein Hörgeschädigte, darum trägt er ein Hörgerät. Ich finde auch die Räume mit der induktiven Höranlagen sehr praktisch, denn die Zuhörer ohne andere technische Hilfsmittel hören können. Danke für den Beitrag über diese Technologie!
Gerade heute gab es auf der DAGA (Jahrestagung der DEGA, Deutsche Gesellschaft für Akustik) eine Vortragsreihe zur Höranlagentechnik. Ich fasse hier zusammen:
Die induktive Höranlagentechnik ist die einzige barrierefreie Höranlagentechnik.
Alternative Techniken wie die anloge FM-Technik oder Infrarot sowie die diversen digitalen Techniken wie DECT, 2,4GHz, WLAN sind nicht barrierefrei und untereinander nicht kompatibel. Sie alle benötigen externe Empfangsgeräte.
Zusatzgeräte sind aber gemäß §4 Behindertengleichstellungsgesetz nicht barrierefrei. Die externen Empfangsgeräte sind mitunter überhaupt nicht mit den Hörgeräten koppelbar, sondern nur mit einem Kopf- bzw. Kinnbügen-Hörer nutzbar. Das Hören wird dabei erschwert durch eindringende Störgeräusche aus der Raumakustik, der Gebäudetechnik, der Umwelt und aus dem Publikum. Mitunter müssen sogar die Hörgeräte entfernt werden und Schwerhöge verlieren somit ihren Behinderungsausgleich.
Das bisherige Bluetooth kann nur ein einziges Hörsystem versorgen, es ist nämlich nur für die Anbindung von Smartphones, Tablets oder MP3-Player konzipiert. Andere Geräte wie TV-Streamer, Funkmikrofone etc. sind nicht per Bluetooth, sondern per herstellerspezifischer 2,4GHz-Technik angebunden, also nicht für öffentliche Räume konzipiert. Das in Entwicklung befindliche Bluetooth 5.2 kann zwar laut beschlossener Spezifkations-Richtlinie im Broadcast-Modus beliebig viele Hörgeräte versorgen, aber nur wenn das Hörgerät Bluetooth 5.2 oder höher verbaut hat (für die nächste Zeit noch nicht erhältlich.) Alle bisherigen Bluetooth-fähigen Hörsysteme haben niedrigere Bluetooth-Versionen und können nicht versorgt werden bzw. benötigen spezifische Zusatzgeräte, die wohl kaum von den Hörgeräte-Herstellern für ihre seit 2014 produzierten Geräte entwickelt werden.
85% der Hörgeräte haben die induktive Empfangstechnik eingebaut: ausnahmslos alle CI (Cochlea Implantate) und sämtliche Kassengeräte haben sie eigebaut, ebenso die meisten Mid-Range und High-End-Geräte sind damit erhältlich.
Im Artikel wird gesagt: “Eine Signalquelle, meist ein oder mehrere in den Raum integrierte Mithörmikrofone, wird in einen Verstärker eingespeist…”
Dies ist sehr kritisch zu sehen.
Die Diskriminierung zwischen Nutzschall und Störgeräuschen, Hall und Echo basiert für Guthörende auf dem räumlichen Hörvermögen. Schwerhörige haben ein erheblich reduziertes räumliches Hörvermögen. Deswegen muss mithilfe einer (induktiven) Höranlage dafür gesorgt werden, dass möglichst wenig Störschall, Hall oder Echo übertragen wird. Dies wird dadurch erreicht, dass der Sprecher in ein Richtmikrofon spricht und dieses Signal direkt in den Induktionsverstärker eingespeist wird, so dass Störschall, Hall und Echo erheblich gedämpft wird.
Werden jedoch mehrere im Raum verteilte Mikrofone gleichzeitig in die Schleife eingespeist, so entsteht aufgrund von Schalllaufzeitdifferenzen ein künstlicher Hall. Ebenso nehmen Raummikrofone den ohnehin vorhandenen Hall im Raum mehrfach auf und übertragen Störgeräusche aus dem Publikum. Das Höranlagen-Signal ist ein Mono-Signal und enthält deswegen keinerlei räumliche Informationen. Selbst ein evtl. noch vorhandener Rest eines räulichen Hörvermögens des Hörgeräteträgers wird damit ausgeschaltet, er kann das Nutzsignal nicht mehr von Störgeräuschen, Hall oder Echo unterscheiden Die Verständlichkeit des Signals ist also erheblich reduziert.
Fazit:
Der Vorschlag, im Raum “Mithörmikrofone” zu installieren, widerspricht dem Sinn einer Höranlage und ist damit kontraproduktiv. Publikumsbeiträge müssen vom Redner/Moderator ins Mikrofon wiederholt werden oder von einer Hilfsperson mit einem eigenen abschaltbaren Mikrofon vom übertragen werden. Wollen wir also Inklusion, so ist von Installateuren von Höranlagen den Betreibern auf die entsprende verhaltensweise hinzuweisen.
Danke für diesen Betrag zum Thema induktive Höranlagen. Ich finde es gut, wenn Gebäude damit ausgestattet sind. Mein Opa hat schon häufiger gesagt, dass es hilfreich ist. Ich wusste aber noch nicht wie es funktionierte. [Anmerkung der Redaktion: URL entfernt]
Der Beitrag zum Thema hörgeräte ist sehr hilfreich. Ich wollte besser informiert sein, denn ich weiß sehr wenig darüber. Nachdem ich diesen Artikel gelesen habe, weiß ich genug über dieses Thema.
Mein Freund ist ein Hörgeschädigte, darum trägt er ein Hörgerät. Ich finde auch die Räume mit der induktiven Höranlagen sehr praktisch, denn die Zuhörer ohne andere technische Hilfsmittel hören können. Danke für den Beitrag über diese Technologie!
Gerade heute gab es auf der DAGA (Jahrestagung der DEGA, Deutsche Gesellschaft für Akustik) eine Vortragsreihe zur Höranlagentechnik. Ich fasse hier zusammen:
Die induktive Höranlagentechnik ist die einzige barrierefreie Höranlagentechnik.
Alternative Techniken wie die anloge FM-Technik oder Infrarot sowie die diversen digitalen Techniken wie DECT, 2,4GHz, WLAN sind nicht barrierefrei und untereinander nicht kompatibel. Sie alle benötigen externe Empfangsgeräte.
Zusatzgeräte sind aber gemäß §4 Behindertengleichstellungsgesetz nicht barrierefrei. Die externen Empfangsgeräte sind mitunter überhaupt nicht mit den Hörgeräten koppelbar, sondern nur mit einem Kopf- bzw. Kinnbügen-Hörer nutzbar. Das Hören wird dabei erschwert durch eindringende Störgeräusche aus der Raumakustik, der Gebäudetechnik, der Umwelt und aus dem Publikum. Mitunter müssen sogar die Hörgeräte entfernt werden und Schwerhöge verlieren somit ihren Behinderungsausgleich.
Das bisherige Bluetooth kann nur ein einziges Hörsystem versorgen, es ist nämlich nur für die Anbindung von Smartphones, Tablets oder MP3-Player konzipiert. Andere Geräte wie TV-Streamer, Funkmikrofone etc. sind nicht per Bluetooth, sondern per herstellerspezifischer 2,4GHz-Technik angebunden, also nicht für öffentliche Räume konzipiert. Das in Entwicklung befindliche Bluetooth 5.2 kann zwar laut beschlossener Spezifkations-Richtlinie im Broadcast-Modus beliebig viele Hörgeräte versorgen, aber nur wenn das Hörgerät Bluetooth 5.2 oder höher verbaut hat (für die nächste Zeit noch nicht erhältlich.) Alle bisherigen Bluetooth-fähigen Hörsysteme haben niedrigere Bluetooth-Versionen und können nicht versorgt werden bzw. benötigen spezifische Zusatzgeräte, die wohl kaum von den Hörgeräte-Herstellern für ihre seit 2014 produzierten Geräte entwickelt werden.
85% der Hörgeräte haben die induktive Empfangstechnik eingebaut: ausnahmslos alle CI (Cochlea Implantate) und sämtliche Kassengeräte haben sie eigebaut, ebenso die meisten Mid-Range und High-End-Geräte sind damit erhältlich.