Wie schon ihr Vorgänger enthält die „neue“ 18041 über die Nachhallzeit hinaus weitere Planungshinweise für Räume der Gruppe A. Es hat dabei einige Umgruppierungen und Überarbeitungen gegeben. Bauakustische Aspekte sind beispielsweise in den informativen Anhang gewandert, der Themenbereich Beschallungsanlagen wird ebenfalls vorwiegend in informativen Anhängen behandelt.
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In Sachen Sprachverständlichkeit wird zur Beurteilung auf den Sprachübertagungsindex STI nach der DIN EN 60268:2012-05 als weit verbreitete Größe verwiesen, also unter Berücksichtigung von Maskierung und geschlechtsspezifischen Faktoren. Der informative Anhang A der „alten“ 18041 zu den unterschiedlichen Begriffen der Sprachverständlichkeit existiert nicht mehr.
Es hat also an vielen Stellen grundsätzliche Überarbeitungen gegeben. Geblieben sind im Hauptteil Informationen zur Volumenkennzahl, der geometrischen Gestaltung und der Positionierung der akustisch wirksamen Flächen, die hier kurz erläutert werden: Mit der Volumenkennzahl kann man berechnen, wie viele Zuhörerplätze aus akustischer Sicht in Abhängigkeit von der Hauptnutzung unterzubringen sind. Wenn man den im letzten Abschnitt als Beispiel verwendeten Saal mit einem Volumen von 800 m3 nimmt, so sollten für Sprachdarbietungen höchstens 200 Personen im Saal untergebracht werden. Bei gemischter Musik- und Sprachnutzung sind Besucherzahlen zwischen 133 und 100 anzustreben.
Bei unverstärkter Musik bewegen sich die idealen Zuschauerzahlen zwischen 114 und 67 Personen. Zur Primärstruktur gibt die 18041 u. a. Hinweise, welche Geometrien z. B. in Sachen Anstieg der Sitzplätze und Podiumshöhen günstig sind oder wie tief Balkone, Emporen oder Ähnliches sein sollten. Im Abschnitt Sekundärstruktur geht die Norm auf Aspekte der Schalllenkung, -streuung und -absorption ein, z. B. auf Themen wie günstige Anfangsreflexionen und ungünstige späte Reflexionen oder Echos durch parallele Wände.
Im Abschnitt zur Positionierung geht es um günstige und ungünstige Verteilung von absorbierendem Material auf den Oberflächen des Raumes. Es reicht leider nicht, einen Raum nur in einer Achse zu bedämpfen, z. B. nur eine Wand oder in einem Foyer ohne Raumteiler nur die Decke.
Büros und andere B-Räume
In der Kategorie B bezieht sich die DIN 18041 auf Räume, in denen einzelne Personen auf kurze Entfernungen miteinander kommunizieren, mit Kollegen sprechen, Informationen an einem Tresen eines Empfangs austauschen, Gäste miteinander reden etc. Typische Vertreter solcher Räume sind etwa Büros, Hotel- oder Firmenfoyers und Restaurants oder Kantinen. Ziel in den Räumen der Gruppe B ist eine Minderung des Grundgeräuschpegels und der Halligkeit.
Wie diese beiden Faktoren Kommunikation stören, kennt man aus Restaurants ohne raumakustische Maßnahmen: In der halligen Umgebung baut sich bei mehreren gleichzeitigen Unterhaltungen ein lautes Stimmengewirr auf, das nicht nur eine ungemütliche Atmosphäre schafft. Selbst bei kurzer Entfernung ist die Verständigung nur mit erhobener Stimme möglich, so dass der durch das Sprechen verursachte Lärm noch lauter und die Verständigung noch schwieriger wird.
Diese Problematik entsteht nicht nur in Umgebungen, in denen länderspezifische Vorschriften für den Arbeitsschutz greifen. Dies tritt auch in Bereichen wie Fluren, Treppenhäusern, Kantinen, Krankenzimmern etc. auf. Für alle Bereiche, in denen die raumakustische Gestaltung nicht durch anderweitige Gesetze oder Verordnungen geregelt ist, sind die Empfehlungen der 18041 gedacht. Diese basieren auf der Definition des Verhältnisses zwischen äquivalenter Absorptionsfläche und Volumen A/V.
Fünf Kategorien sieht die Norm vor:
B1: Räume ohne Aufenthaltsqualität, z. B. Eingangshallen und Flure als reine Verkehrsfläche
B2: Räume zum kurzfristigen Verweilen, z. B. Eingangshallen, Ausstellungsräume, Umkleiden in Sportstätten
B3: Räume zum längerfristigen Verweilen, z. B. Verkehrsflächen in Schulen, Krankenhäusern, Pausenräum, Warteräume, Einzelbüros, Kantinen
B4: Räume mit Bedarf an Lärmminderung und Raumkomfort, z. B. Büros, Rezeptionen mit ständigem Arbeitsplatz
B5: Räume mit besonderem Bedarf an Lärmminderung und Raumkomfort, z. B. Speiseräume in Schulen, laute Arbeitsräume wie Werkstätten oder Großküchen, Callcenter, Sicherheitszentralen
Betrachtet werden die Oktaven zwischen 250 Hz und 2.000 Hz, Personen sind in diesem Fall nicht zu berücksichtigen. Die Norm gibt das Verhältnis A/V in Abhängigkeit von der Raumhöhe an. Das gilt für Räume mit einer lichten Höhe von 2,5 m und weniger und für Räume mit einer lichten Höhe von mehr als 2,5 m. Es wird jeweils ein Mindestmaß für die Absorptionsflächen im Verhältnis zum Volumen angegeben.
Da die Definition der Raumakustik über das Verhältnis A/V etwas abstrakt ist, sollen hier zwei Beispiele gegeben werden. Bei dem ersten Raum handelt es sich um einen vergleichsweise kleinen Raum mit einer Grundfläche von 5 × 4 m und einer Höhe von 2,3 m. Abbildung 9 zeigt das Verhältnis A/V für die unterschiedlichen Nutzungsarten, die Abbildung 10 die zugehörigen Nachhallzeiten (berechnet gemäß Sabine).
Um nun z. B. die Orientierungswerte für eine B3-Nutzung einzuhalten, etwa in einem Pausenraum oder Sprechzimmer, müssten in diesem Falle mindestens gut 9 m2 sehr hochabsorbierendes Material (zur Veranschaulichung wird der Absorptionskoeffizient 1 herangezogen) eingebracht werden. Die Nachhallzeit liegt dann bei 0,8 s. Wenn man hingegen das vorherige Beispiel des 210 m3 großen Raumes nimmt, so darf das Verhältnis bei der Raumhöhe von 3 m etwas länger sein. Es berechnet sich für die Nutzung der Gruppe B3 – z. B. eine Kantine oder Verkehrsflächen in Schulen – auf 0,19 m-1.
In diesem Fall liegt die Nachhallzeit bei 0,9 s, wozu in etwa 40 m2 des idealisierten (Absorptionskoeffizient von 1) Absorptionsmaterials notwendig wäre. Abbildung 11 zeigt das Verhältnis A/V auch für die anderen Nutzungsarten, Abbildung 12 enthält die zugehörigen Nachhallzeiten. Mit den Empfehlungen für die B-Gruppe liefert die DIN 18041 eine hilfreiche Orientierung gerade für jene Umgebungen wie z. B. Treppenhäuser in Schulen, in denen es bisher keinen Leitfaden gab, wo aber die Minderung der Geräuschentwicklung für die Nutzer eine hohe Qualität hat.