von Uwe Agnes & Markus Tischner , Artikel aus dem Archiv vom
Die aktuelle HDMI-Version 2.0 wartet nominell mit großen technologischen Möglichkeiten in der Übertragung von Multimedia-Daten auf. Inwiefern ist dieser Standard mehr als drei Jahre nach der erstmaligen Spezifizierung in der Praxis angekommen?
Standards sind eine nützliche Erfindung. Sie sorgen dafür, dass Eisenbahnwaggons theoretisch nonstop von Portugal nach Polen rollen können. Oft sind diese Standards zu Recht in Stein gemeißelt – die Spurbreite von Eisenbahnen muss sich nicht ändern, wenn Züge schneller fahren oder seltener anhalten sollen. Bei der Übertragung von hochauflösenden Videosignalen stellt sich das ein wenig anders dar.
Hier steht das Rad der Innovation niemals still, die Anforderungen an die Signalwege steigen stetig und die neueste Version eines Standards löst schon bald ihren Vorgänger ab – ein Szenario, das wir in ähnlicher Form schon aus SD-Zeiten seligen Angedenkens kennen. Denn das hochkomplexe PAL-Farbfernsehverfahren ist beispielsweise aus der Forderung hervorgegangen, über den in seinen Parametern bereits definierten Kanal für das Schwarz-Weiß-TV zusätzlich die Farbinformation zu übertragen und dabei in beide Richtungen kompatibel zu bleiben.
Aber das waren eben die Zeiten von Standard-Definition, in der Größenordnung der Auflösung in etwa vergleichbar mit dem 640 × 480-VGA-Standard im PC-Bereich. Heute sind die Anforderungen ungleich komplexer und insbesondere die übertragenen Datenmengen vergleichsweise gigantisch.
Für die Übertragung von Videosignalen bis zu einer Auflösung von 1.920 × 1.200 Pixeln (Wide UXGA oder WUXGA) hat sich der weitverbreitete DVI-Standard bewährt. Er beruht auf dem TMDS-Verfahren (Transition Minimized Differential Signaling), bei dem die acht Datenbits eines RGB-Signals seriell übertragen werden. Dabei beträgt die maximale Datenrate des DVI-Standards 7,44 Gigabit pro Sekunde. Pixelfrequenzen über 165 MHz oder Pixeltiefen größer als 8 Bit erfordern immer eine DualLink-Verbindung, bei der alle zwölf Datenadern paarweise belegt sind. Leitungslängen von über zehn Metern werden nicht empfohlen.
Aufgrund der Beschränkungen, insbesondere bei der maximal übertragbaren Auflö- sung, ist man seit längerem auf der Suche nach einem technologischen Nachfolger für den DVI-Standard. Hier hat sich mittlerweile im Bereich der Festinstallationen der HDMI-Standard (High Definition Multimedia Interface) gegenüber der Konkurrenz DisplayPort weitgehend durchgesetzt. Zwar hat DisplayPort den mechanischen Vorteil eines verriegelbaren Steckers und kann nicht zuletzt sogar lizenzfrei verwendet werden, da es sich hierbei um einen VESA-Standard handelt.
Andererseits machen die verwendeten vergleichsweise geringen Signalstärken das Verfahren relativ anfällig für Störungen und lassen in der Summe DisplayPort als eher geeignet für Desktop-Anwendungen erscheinen. Demgegenüber ist HDMI technologisch eng mit dem DVI-Standard verwandt, da beide auf dem TMDSV-erfahren beruhen. Zusätzlich verfügt HDMI über das Kopierschutz-Verfahren HDCP, das ein unbefugtes Abgreifen des hochwertigen Contents auf dem Signalweg verhindern soll.
Seit der ersten Einführung von HDMI in der Ausbaustufe 1.0 im Dezember 2002 ist der Standard mehreren Modifikationen unterworfen worden, was die Anwendungsmöglichkeiten von HDMI sukzessive erweitert hat. Die Tabelle zeigt die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der letzten beiden HDMIVersionen. HDMI 1.4 wurde im Mai 2009, HDMI 2.0 im September 2013 eingeführt.
Der auffälligste und in der Praxis bedeutendste Unterschied zwischen den Versionen 1.4. und 2.0 ist die deutlich vergrößerte Bandbreite des zu übertragenden Signals. HDMI 1.4 schafft 10,2 Gigabit pro Sekunde, was zu einer Pixelfrequenz von 340 MHz führt. Bei HDMI 2.0 sind es schon beachtliche 18 Gigabit pro Sekunde und 600 MHz, die durch die Leitung passen müssen, was zu gewissen Herausforderungen auf Seiten der Hardware führt.
Wenn wir an dieser Stelle die verschiedenen Fassungen diskutieren und mit ihren Versionsnummern benennen, erfolgt das mit einer gewissen Selbstverständlichkeit. Diese ist allerdings auf dem Markt für Displays und andere HDMI-spezifische Hardware nicht ohne Weiteres gegeben: Die HDMI-Organisation – ganz genau genommen die HDMI Licensing Administrator, Inc. – hat es nämlich ab dem 1. Januar 2012 untersagt, HDMI-Hardware mit den jeweiligen Versionsnummern in Verbindung zu bringen.
Stattdessen sollen explizit beschreibende Spezifikationen verwendet werden. Da es die Versionsnummern aber nun einmal gibt und sie auch nach wie vor publiziert werden, klingt diese Vorschrift zunächst einmal seltsam. Sie muss vor dem Hintergrund gesehen werden, dass die HDMI-Spezifikationen den jeweils höchstmöglichen Funktionsumfang darstellen – und der ist optional. Das bedeutet: Die Mindestanforderungen liegen viel niedriger.
Somit können die HDMI-Versionsnummern keinen direkten Rückschluss auf die technischen Spezifikationen einer bestimmten Hardware liefern. Mit etwas bösem Willen könnte man also versucht sein, die entsprechenden Versionen eher als Wundertüte zu betrachten, aus der man sich nach Belieben bedienen kann – und weniger als verbindlichen Standard.
In der Praxis könnte ein Display zum Beispiel die vergrößerte Datenrate von HDMI 2.0 dazu nutzen, 4K in 3D mit 50-Hertz-Bildwiederholrate zu erlauben – nicht jedoch High Dynamic Range oder unkomprimierte Farb – information. Vor diesem Hintergrund würde die Politik der unterdrückten Versionsnummern durchaus Sinn ergeben: Aufgrund der Bezeichnung „HDMI 2.0“ könnte ja jemand vermuten, dass sämtliche Spezifikationen eben dieser HDMI-Version unterstützt und erfüllt sind. Wenn man auf der anderen Seite ein Gerät erst gar nicht mit der Versionsnummer versieht, ist dieser Fehlschluss nicht möglich.
Das klingt nicht ganz zu Unrecht wie ein gewisses Durcheinander. Standards wie HDMI 2.0 sind aber ihrem Wesen nach dazu da, dass man sich sozusagen blind auf sie verlassen kann. Es scheint, dass HDMI 2.0 zurzeit technisch noch so ambitioniert und anspruchsvoll ist, dass es noch eine Weile dauern wird, bis die einem Standard innewohnende Verlässlichkeit – und „Standardisierung“ – auch in der Realität der Endkunden ankommt.
4K-Inhalte können mit 50 bzw. 60 Hz wiedergegeben werden. Das bringt eine flüssigere Darstellung hoch aufgelöster Inhalte. Bisher konnte man 4K-Inhalte maximal bis 30 Hz darstellen.
18 GBIT/S BANDBREITE
Um diese Datenmengen verarbeiten zu können, steigt die Bandbreite von bisher 10,2 GBit/s auf 18 GBit/s
32 AUDIOKANÄLE
Ein Video kann nun bis zu 32 Audiokanäle enthalten (bisher maximal 8). Dies ermöglicht einen wesentlich natürlicheren Raumklang, als das mit 5.1- oder 7.1-Systemen der Fall ist.
BIS ZU 1536 KHZ AUDIO-SAMPLING
Die Audio-Sampling-Rate verdoppelt sich von 768 auf 1.536 kHz. Damit ist eine feinere Tonwiedergabe möglich.
DUAL-VIEW
Mit 3D-Brillen und entsprechenden Inhalten ist es nun möglich, dass zwei Betrachter auf demselben Bildschirm zur gleichen Zeit verschiedene Inhalte sehen. So können zum Beispiel zwei Personen gleichzeitig ihre Sicht auf dem vollen Bildschirm betrachten. Bisher musste man sich den Bildschirm im Splitscreen teilen.
21:9-UNTERSTÜTZUNG
Nun wird echtes 21:9-Seitenverhältnis unterstützt. Das bringt höhere Bildqualität bei der Wiedergabe der meisten Kinofilme.
MULTI-STEAM-AUDIO
Es können gleichzeitig bis zu vier verschiedene Audio-Spuren wiedergegeben werden. So können zum Beispiel simultan vier verschiedene Sprachversionen zu einem Video ausgegeben werden.
DYNAMIC AUTO LIP-SYNC
Dynamic Lip-Sync soll Probleme bei der Synchronisierung von Bild- und Tonsignalen minimieren, die bei unterschiedlichen Signalverarbeitungs-Zeiten auftreten können.
KEIN NEUES KABEL NÖTIG
Für die Installation einer HDMI 2.0-Kette können die bisherigen 1.4-Kabel verwendet werden.
HDR MIT HMI 2.0A
Mit HDMI 2.0a können wesentlich höhere Kontrastumfänge dargestellt werden, als bisher. Die Grundlage dafür bildet der CEA-861.3-Standard der Consumer Electronics Association (CEA). Hier ist unter anderem eine Farbtiefe von 10 Bit vorgeschrieben. HDR-kompatible Displays sind noch rar. Die CEA hat erst Ende August die Spezifikationen definiert, die ein HDR-fähiger Monitor erfüllen muss.
Mit zunehmenden Auflösungen steigt auch der Anspruch an die Kapazität der Signalübertragung. Die ursprünglich aus dem Consumer-Lager stammende HDMI-Schnittstelle liegt in der Spezifikation 2.0 vor. PROFESSIONAL SYSTEM Autor Markus Tischner nahm die HDMI 2.0 Features unter die Lupe und sprach vor einiger Zeit mit drei Marktkennern über die Bedeutung von HDMI 2.0 in der AV-Branche.
Unsere Gesprächspartner
Jens Zechmeister ist Head of Sales Pro AV bei der Kindermann GmbH. Er kennt die AV-Branche seit gut 20 Jahren.
Claus Lohse ist Vorstandsvorsitzender der Syscomtec Distribution AG und kennt die verschiedensten Kunden-Anforderungen aus der AV-Branche.
Bernd Schindler berät Unternehmen als Medientechnik-Planer. Mit seinem Planungsbüro ist er seit 2002 in der AV-Branche aktiv und hat bereits einmal den Sinus-Award gewonnen – für die Planung der Medientechnik im Schaeffler Konferenz-Zentrum, über das PROFESSIONAL SYSTEM in Ausgabe 4/2013 berichtete.
Was ändert sich durch HDMI 2.0?
Die HDMI-Schnittstelle stammt ursprünglich aus dem Consumer-Bereich, ist jedoch auch in vielen Pro-Installationen anzutreffen. Welche Rolle spielt in Ihren Augen HDMI im Pro-Lager und ändert sich etwas durch HDMI 2.0?
Bernd Schindler: HDMI 2.0 beschreibt meiner Meinung nach eine notwendige technische Evolution und weniger eine besonders erwähnenswerte Revolution. Gesteigerte Bandbreiten führen zu höheren Auflösungen und Bildwiederholraten. Dies ist der normale Lauf der Zeit, wie wir in unserer Branche seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten kennen. Doch scheint dieses Mal etwas anders zu sein.
Völlig abseits der profanen technischen Aspekte, wie zum Beispiel der Erhöhung der Datenrate von 10 auf 18 Gigabit pro Sekunde oder der Möglichkeit jetzt bis zu 32 Audiokanäle zu integrieren, steht die nächste Generation der verbreiteten Schnittstelle als Symbol für den endgültigen Wendepunkt im Verhältnis zwischen Consumer- und Pro-AV-Markt. Viel mehr noch als beim ersten Erscheinen von HDMI Anfang bis Mitte der 2000er Jahre gibt nun der Consumer-Markt endgültig den Ton in unserer Branche an.
Was bringt Sie zu dieser Aussage?
Bernd Schindler: Die relativ kleinen Firmen im professionellen Bereich können einfach nicht mehr mit der Power von Megakonzernen wie beispielsweise Samsung oder Apple Schritt halten. Diese globalen Player im Heimkundengeschäft treiben uns mit herausfordernden Innovations- und Entwicklungszyklen vor sich her.
Die Anforderung im Wohnzimmer maximal 2 m zwischen Quelle und Senke zu überbrücken ist dabei sicherlich einfacher zu lösen als vielfältige Bildsignale flexibel in einem Kontrollraum oder Konferenzzentrum zu managen. Dennoch wird unsere Branche gerne daran gemessen und steht dabei immer öfter mit leeren Händen da.
Einsatzbereiche von HDMI 2.0
Wo sehen Sie die Einsatzbereiche von HDMI 2.0 im professionellen AV-Bereich?
Claus Lohse: Im klassischen Installationsbereich bringt HDMI 2.0 dann etwas, wenn Wert auf die möglichst flüssige Darstellung von sehr hoch aufgelösten Inhalten gelegt wird. Dies kann mit UHD-Monitoren erfolgen. Im Event-Bereich natürlich auch mit großen 4K-Projektoren.
Jens Zechmeister: In der Praxis stellt sich natürlich die Frage, ob in der jeweiligen Anwendung eine Darstellung in 4K UHD-Auflösung erforderlich oder sinnvoll ist und ob die Ausgabe zwingend mit 60 Hz Bildwiederholrate erfolgen muss. Aus meiner Sicht erschließen Ultra-HD Auflösungen neue, interessante Möglichkeiten in anspruchsvollen Medienprojekten. Eine Auswahl unserer Produkte unterstützt bereits heute 4K-Auflösungen.
Die weitaus überwiegende Mehrzahl aktueller gewerblicher Projekte macht heute noch keinen Gebrauch von diesen hohen Auflösungen. Wir sehen jedoch allgemein ein zunehmendes Interesse an dieser Technologie und gehen in naher Zukunft von steigenden Anfragen nach 4K aus.
Der Nutzen von HDMI 2.0
Welchen Nutzen bringt HDMI 2.0 dem Pro-Installer konkret?
Jens Zechmeister: Hierbei muss nach dem Einsatzgebiet differenziert werden: Die Anforderungen im Rahmen einer audiovisuellen Festinstallation in einem hochwertigen Vorstands-Besprechungsraum sind anders als bei normalen Team-Besprechungsräumen, in der Veranstaltungstechnik, in der Medizintechnik, im Bereich Digital Signage oder im privaten Umfeld. Beachtet werden muss zunächst, dass in gewerblichen Anwendungen meist sehr viel größere Betrachtungsabstände vorzufinden sind als beispielsweise im Heimkino, so dass die höheren 4K-Auflösungen dort oft nicht wirklich sinnvoll genutzt werden können.
Ausnahmen sind hier beispielsweise im Bereich der Medizintechnik, in Leitwarten oder auch im hochwertigen Event-Einsatz zu finden, bei dem entweder ein sehr geringer Betrachtungsabstand zum Display oder extrem große Projektionen die Nutzung der höheren Auflösung sinnvoll ermöglichen.
Sicherlich werden heute bereits viele gewerbliche Festinstallations-Projekte mit dem Argument der Zukunftssicherheit mit 4K Displays angeboten und ausgestattet, da diese bereits heute ein vergleichsweise erschwingliches Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Dagegen ist nichts einzuwenden, jedoch werden nur wenige solcher Projekte heute auch wirklich mit 4K-fähigen Signalquellen und Medien-Inhalten genutzt, so dass sich momentan kein Vorteil gegenüber dem Einsatz eines Full-HD Displays ergibt.
Eine wirklich signifikante Verbreitung von 4K im gewerblichen Umfeld der Festinstallation von Besprechungsräumen (gemessen am tatsächlichen sinnvollen Einsatz und nicht anhand der Verkaufszahlen von 4K-fähigen Displays) wird sicherlich noch einige Jahre dauern.
Claus Lohse: Viele der Features fokussieren auf den Heimmarkt und haben ihren Nutzen im digitalen Cinema, wie die Unterstützung des 21:9-Seitenverhältnisses, der simultanen Wiedergabe von verschiedenen Sprachspuren oder die erweiterten Surround-Möglichkeiten mit bis zu 32 Kanälen. Da unsere Kunden eher im Installations- und Event-Bereich zuhause sind, besteht aktuell noch keine hohe aktive Nachfrage nach HDMI 2.0-fähigen Produkten. Abgesehen davon gibt es auch noch erst sehr wenige davon.
Mit welchen HDMI 2.0-fähigen Produkten haben Sie bereits zu tun?
Claus Lohse: Bisher sind die HDMI 2.0-fähigen Produkte noch rar. Wir haben 4K- und UHD Brightsign Mediaplayer im Programm. Daneben diverse Kabel bis 15 Meter, Testbildgeneratoren von Quantum Data und Marshall. Ergänzend dazu verkaufen wir HDBaseT 2.0-Systeme von CYP. In übersichtlichem Umfang kann man heute sogar schon eine durchgängige HDMI 2.0-Kette aufbauen: So zum Beispiel, wenn man 4K- Inhalte über einen Brightsign 4K1142 Player mit einem spezifizierten Kabel zu einem UHD-Monitor schickt.
Bernd Schindler: Die Möglichkeit Signale mit HDMI 2.0 Datenraten zu verschalten und über längere Strecken zu übertragen ist schlichtweg noch nicht ansatzweise in einem breiten und universellen Produktspektrum verfügbar. Die neuen Produkte der nächsten ein bis zwei Jahre werden es uns dann gerade einmal ermöglichen 4K mit 60 Hz zu übermitteln. Während dies geschieht, tritt am Horizont schon langsam 8K in Erscheinung.
Bei der daraus resultierenden nochmaligen Vervierfachung der nötigen Datenrate werden die technischen Lösungsansätze langsam eng. Selbst Glasfaserkabel bieten, heute und auf absehbare Zeit, nicht ohne weiteres die dafür erforderlichen Kapazitäten im Bereich jenseits von 60 Gigabit. Das in unserer Branche in den letzten zehn Jahren so liebgewonnene und weit verbreitete Cat-Kabel erst recht nicht.
HDMI 2.0 und HDBaseT
Apropos Cat-Kabel: Zu welchem Fazit kommen Sie, wenn Sie HDMI 2.0 mit HDBaseT vergleichen?
Claus Lohse: Hier ist zu differenzieren, HDBaseT 1.0 überträgt ein HDMI 1.4 Signal. Auch hier gibt es eine Nachfolgestandard HDBaseT 2.0. Dieser baut nicht mehr auf der starren TMDS-Struktur auf und ermöglicht durch den Multistream-Support auch Punkt-zu-Mehrpunkt-Lösungen. Ein wichtiges weiteres Feature ist die Integration von USB 2.0. Somit ist HDBaseT 2.0 die bessere Wahl für viele Anwendungen im Installer-Bereich. Interessant ist, dass bis heute kaum Monitore HDBaseT-Schnittstellen haben, bei Projektoren aber immer mehr Hersteller dieses Feature anbieten.
Jens Zechmeister: HDMI 2.0 und HDBaseT sind 2 verschiedene Dinge die sich ergänzen. HDMI 2.0 dient zur hochauflösenden Übertragung von Videosignalen, ist aber nur für kurze Strecken geeignet. HDBaseT ist ein Verfahren, bei dem HDMI-Signale (und parallele Steuersignale wie Ethernet, RS232 und Infrarot) bis max. HDMI 1.4 Bandbreite mittels Cat-Kabel über längere Strecken übertragen werden. Aktuell ist HDBaseT – auch in der neuen Variante „HDBaseT 2.0“ – nicht in der Lage die theoretisch volle Bandbreite von HDMI 2.0 zu übertragen, sondern kann „nur“ Signale bis 4K UHD bei 30 Hz übertragen (bzw. 60 Hz bei Color-Subsampling.)
Welche Alternativen gibt es aus Ihrer Sicht zu HDMI 2.0?
Jens Zechmeister: Aktuell ist in der Praxis ausschließlich der Display-Port ab Version 1.2 in der Lage, Ultra-HD Videosignale mit 60 Hz Bildwiederholrate bei voller Farbwiedergabe im RGB oder YUV Farbraum zu übertragen, da diese Schnittstelle die erforderliche Bandbreite von mindestens 15,9 GBit/s liefert und bereits seit längerer Zeit in leistungsfähigen PC-Grafikkarten und 4K Displays integriert wird.
Der seit über einem Jahr verabschiedete HDMI 2.0 Standard ist hierzu ebenfalls theoretisch in der Lage, findet aber in der Medientechnik bisher kaum Anwendung in Zuspielgeräten, da die HDMI-Schnittstelle in PC-Grafikkarten und Consumergeräten meist noch als HDMI 1.4 Schnittstelle ausgelegt ist, die lediglich maximal 10,2 GBit/s übertragen kann. HDMI 1.4 – und damit auch HDBaseT als Cat- Übertragungsstandard für HDMI 1.4 Signale – können hochauflösende 4K-Signale mit 60 Hz nur mit Hilfe eines „Tricks“ übertragen – nämlich durch Reduzierung der Bandbreite.
Dies ist möglich bei Anwendung der sog. „Farb-Unterabtastung“ (im englischen Color Subsampling genannt) im 4:2:2 Format oder 4:2:0 Format, bei der die Farbinformationen um die Hälfte oder mehr reduziert angeliefert und übertragen werden. Die Helligkeitsinformationen bleiben unverändert erhalten, so dass für das menschliche Auge nur ein geringer Qualitätsverlust wahrnehmbar ist. Die Bandbreite reduziert sich durch diesen „Trick“ beim 4:2:2 Sampling um ca. ein Drittel auf ein innerhalb der HDMI 1.4 Spezifikation liegendes Maß.
Claus Lohse: Der Display Port 1.2 bzw. 1.3 beinhaltet bereits viele Features und Leistungsdaten von HDMI 2.0 und besitzt auch eine robustere Steckverbindung. Außerdem unterstützt er ebenso UHD und 4K. Leider gibt es sehr wenig Geräte mit Display-Port und leistungsfähige Kabel im Markt. Laptop Hersteller wie Apple setzen seit Jahren auf Mini-Displayport.
Ich sehe jedoch großes Potenzial für den neuen symmetrischen USB 3.1 / USB-C-Stecker. Dieser hat neben den bekannten Features von USB 3.0 zusätzlich den Display-Port integriert und erleichtert so viele Aufgaben des Installers. Derzeit sieht es ganz gut aus, dass diese neue Schnittstelle sehr große Verbreitung findet. Hersteller der verschiedensten Plattformen, von Windows, über Android, bis Apple haben Unterstützung angekündigt und es gibt bereits die ersten Geräte mit USB 3.1 auf dem Markt.
Bernd Schindler: Einige werden nun sagen, dass es – abgesehen von einigen überschaubaren Nischen wie Medical Imaging – derzeit noch gar keine wirklichen Anforderungen für 4K-Signale gibt und somit logischerweise erst recht nicht für 8K. Obwohl ich dem grundsätzlich zustimme, denke ich doch immer wieder an Sätze meiner Kunden wie „Aber bei mir Zuhause geht das doch auch ganz einfach – mein Fernseher hat doch HDMI 2.0“, die man als Planer oder Integrator sicher schon gefühlte 1.000 Mal gehört hat.
Wenn die hohe Auflösung manchmal auch noch so sinnlos scheint, die hohe Verbreitung bei Consumergeräten schafft hier einfach Fakten und legt die Messlatte hoch. Vielleicht kann es nicht schaden, schon mal über ein oder zwei passende Antworten für die nächsten Fragen unserer Kunden nachzudenken – sie werden kommen …
Auch stimmt es nicht, dass es keine Verriegelungsmöglichkeiten für HDMI gibt, vgl. die Systeme SLS (PureInstall Serie) und ULS (Ultimate Serie) von PureLink.
HDMI 2.1 ist schon raus:
https://www.hdmi.org/press/press_release.aspx?prid=152
Auch stimmt es nicht, dass es keine Verriegelungsmöglichkeiten für HDMI gibt, vgl. die Systeme SLS (PureInstall Serie) und ULS (Ultimate Serie) von PureLink.
Auch dieser PS Artikel berichtet hierüber:
https://www.professional-system.de/features/hdmi-kabel-fuer-professionelle-einsaetze/
Für aktuelle Info zu HDMI Versionen und Möglichkeiten, diese zu nutzen, wenden Sie sich gerne an PureLink bzw. OneAV!
Da haben Sie natürlich Recht! Der Artikel stammt aus unserem Archiv – wir werden ihn jedoch noch aktualisieren 🙂 Beste Grüße aus der Redaktion
Dieser Artikel gefällt mir und ist richtig toll geschrieben. Gibt es den aktualisierten Artikel schon zu den neuen HDMI Versionen 2.1 etc?