Medientechnik: Der Einsatz von Medientechnik in Themenwelten
Die mediale Realisation von Themenwelten
von Dominik Roenneke, Artikel aus dem Archiv vom
Medial gestützte Themenwelten in Museen, Ausstellungen und Corporate-Installationen können umfangreich und komplex sein. Viele Beteiligte sind dabei nötig: Auftraggeber, Konzeptioner, Planer, Systemintegratoren und Betreiber. Für die Systemintegratoren ergeben sich besondere Aufgabenstellungen.
Eine typische Umsetzung in einem zeitgemäßen Museum oder auch in einer Ausstellung: Den Besucher erwarten Exponate und Medieninstallationen. Ausgestattet sind sie mit Schaubildern und Videos, vielleicht auch interaktiven Installationen mit Medienangeboten und möglicherweise auch mit kinetischen Abläufen. Umfang und mediale Komplexität fallen je nach konkreter Themenwelt sehr verschieden aus. Die Medientechnik dazu, wie auch die einhergehende Installation, sind typischerweise von einem Systemintegrator ausgeführt worden. Die technischen Vorgaben dazu erhielt er von einem Fachplaner. Der wiederum erarbeitete die gesamttechnische Planung auf Basis der inhaltlichen Ausgestaltung, die von Konzeptionern und Szenografen kreiert wurde. Deren Ideen gehen einher mit der architektonischen Planung und den räumlichen Gegebenheiten. Alles beruht auf den Wünschen und Vorgaben des beauftragenden Kunden.
Museen und Ausstellungen gibt es zu allen nur erdenklichen Themen und in jeder Größenordnung. Mediale Angebote sind dabei fast selbstverständlich und werden von den Besuchern auch erwartet. Manchmal sind sie begleitend, manchmal aber auch durchgängiges Kommunikations- oder Stilmittel. Und selbst in winzigen regionalen Museen, wie einem Mausefallenmuseum in der Eifel, bekommen Besucher oftmals ein mediales Erlebnis z. B. in Form einer Filmeinspielung zu sehen. Was dort sicherlich eine überschaubare Aufgabe darstellt, bedeutet bei großen Ausstellungsprojekten eine enorme Herausforderung hinsichtlich Idee, Konzept, Planung und Realisierung, inhaltlich wie technisch.
Ein Wunsch, ein besonderes Interesse oder auch ein Kommunikationsbedürfnis kann der Auslöser für ein Ausstellungsprojekt sein. Ein Plan festigt sich und eine Idee entsteht. Nun gilt es, diese mit Leben zu erfüllen und eine konkrete Umsetzung zu gestalten.
Ein besonderes Beispiel? Panik City in Hamburg mit Udo Lindenbergs Multimedia-Erlebnis: „In der Panik City kannst du in einer 90minütigen geführten Tour alle Ecken und Kanten des kultigen Panikrockers mit Hut entdecken.“ Da stand am Anfang eben Udo Lindenbergs Idee von der „Raketenstation zur Erforschung des Udoversums“, die er mit Corny Littmann (Hamburger Theatermacher, Schauspieler, Regisseur) weiterentwickelte. Frei von Umwegen und umfangreichen Ausschreibungen wurden Pilot Screentime und Framegrabber mit der Planung und Umsetzung von Udo Lindenbergs Erlebniswelt beauftragt. Dazu Damian Rodgett, Kreativdirektor und Geschäftsführer Pilot Screentime: „Für uns war die Besucherführung durch Guides schnell gesetzt.
Die Ausstellung sollte in einer Tour erkundet werden. Aus rund 20 medialen Ideen, die wir mit Regisseuren, Szenografen und Designern entwickelten, suchten wir die mit den besten dramaturgischen Funktionen aus und testeten sie technologisch. Diese Phase dauerte ein halbes Jahr, und Udo hatte stets ein Vetorecht, er arbeitet intensiv mit.“ Pilot Screentime leitete, plante und installierte die Ausstellung, die von der Idee bis zur Fertigstellung ein Jahr brauchte. Seit Eröffnung ist Damian Rodgett Geschäftsführer der Panik City Betriebs GmbH. Deutlich anders projektiert wurde eine mediale Themenwelt im neuen „Merck Innovation Center“. Hier bestand der Wunsch, den Wandel von Merck zu einem Wissenschafts- und Technologieunternehmen auszudrücken.
„Das Herzstück unserer Zentrale ist unser neues Innovationszentrum.“ Medial spiegelt das die kinetische Display-Installation „Inspiration Wall“ im Foyer wider. Dr. Ing. Dietmar Möller, One Global Headquarters Merck KGaA, erläutert: „Merck ist Hersteller der Flüssigkristalle, die für unsere lichtstarken AUO-Displays verwendet wurden. Der inhaltliche Bezug zu physikalisch und biologischen Strukturen wird bildlich abstrahiert und in den sich bewegenden Displays in der Medieninstallation aufgegriffen.
Die Bildinhalte interagieren dabei mit der Kinetik der Installation.“ Die Idee dafür entstand in Wechselwirkung mit dem Architekturbüro Henn und der Firma Art + Com, beide aus Berlin. Mit der Herstellung wurde die Firma MKT, Olching, beauftragt, deren Testaufbau zur Kinetik als die bestmögliche Konstruktion erachtet wurde. Wesentlich waren für das Projekt dabei die mechanischen Kriterien wie unauffällig, geräuschlos und haltbar. Baubeginn des Innovation Centers war in 2015. Seit Mai 2018 ist die Installation in Betrieb.
„Als Designer lernt man schon im Studium, leere Seiten zu füllen. Originelle Ideen zu finden und medial umzusetzen, dieses Denken muss man beherrschen. Wenn man Medien einsetzt, muss man kreativ sein“, so Kurt Ranger von Ranger Design. Sein Unternehmen versteht sich als interdisziplinäres Gestaltungsteam für Ausstellungen, Museen sowie Themen- und Markenwelten. „Im Grunde geht es immer um die Vermittlung von Inhalten. Am Anfang steht die Kernfrage: Was ist die Aufgabe? Was soll vermittelt werden? Welche Geschichten stehen dahinter? Aus diesen Fragen und den Antworten darauf ergibt sich die Richtung, in die es geht. Natürlich ist es auch immer eine Frage des Budgets und wieviel Raum zur Verfügung steht und welche Raumwirkung beabsichtigt wird.“ Bei medial erläuterten Produkten stellt sich für ihn immer zuerst die Frage: „Was kann die mediale Ergänzung liefern? Wenn es nur darum geht, Texte wiederzugeben, dann ist der mediale Mehrwert nicht zu sehen. Das dient dann nicht zwangsläufig der thematischen Vertiefung beim Betrachter.“ Seiner Meinung nach muss Medieneinsatz innovativ sein. Es muss „Lust entstehen, in die Medientiefen einzusteigen.“ Oder Medien sind zentrale Kernfunktion, z. B. in einer kinoartigen Präsentation. Diese hat dann einen anderen Stellenwert und kann ein zentraler Schwerpunkt sein. „Inhalt und Form müssen in einem angemessenen Verhältnis stehen.“
Bei Projektbeginn „bewegt man sich konzeptionell noch recht frei, doch kommt schnell der Punkt, an dem konkret überlegt werden muss, was für Technik gebraucht wird.“ Hier setzt Kurt Ranger auf den frühen Kontakt zu Medieningenieuren, am liebsten zu unabhängigen Planern. „Planer sollen objektiv sein, frei von Verkaufsinteresse. Sie sollen auf mögliche Probleme hinweisen.“ Auch für ihn sind technische Tests im Vorfeld nötig. „Tests sind elementar wichtig, sei es wegen zu erwartender Lichtverhältnisse oder komplexeren medientechnischen Installationen mit lauffähigen Funktionen. Das benötigt Zeit und sollte vorher an einem anderen Ort getestet werden. Oft gibt es am Bauort Verzögerungen, und es wird knapp, vor Eröffnung zu testen.“ Ohnehin wird das Projekt aus seiner Sicht mit der technischen Umsetzung dann an ausführende Firmen weitergegeben, und damit auch ein Stück weit delegiert. Für Kurt Ranger ist es trotzdem wichtig, dass „die Idee und die Qualität dann auch durch die Produktion hindurch erhalten bleibt. Der Auftraggeber ist da mitentscheidend. Er gibt vor, ob der Designer die nachfolgende Kette kontrollieren, die Fäden zusammenhalten kann. Sonst kann die Idee verwässert werden, in Einzelteile zerfallen.“
Auf die frühzeitige technische Planung kommt es an
Da sind sich alle Planer einig. Ihre Einbindung möglichst schon in der Konzeptphase ist sinnvoll, um Fehlentwicklungen und Komplikationen frühzeitig erkennen zu können. Das spart am Ende Zeit und Aufwand, so die Erfahrung von Martin Schniz, unabhängiger Planer für Medientechnik aus Stuttgart. „Typisch ist, dass der Bau der inhaltlichen Konzeption zeitlich voraus ist. Mittendrin in der Bauphase kommen Fragen zum Medieneinsatz, und man stellt fest, dass ein Medienplaner gebraucht wird.“ Das kann Björn Seeger, vom Planungsbüro Seeger aus Berlin, bestätigen: „In fast allen Projekten haben die verschiedenste Gewerke Schnittstellen zur Medientechnik. Neben dem Architekten, mit dem grundsätzliche Abstimmungen zur Technikintegration erfolgen, gibt es die TGA(Technische Gebäude Ausrüstung)-Planer , die sich zum Beispiel mit Wärmelasten und Kabelverlegung befassen. In der Ausführungsphase sind mit dem Innenausbauer, der die Medientechnik integrieren soll, detaillierte Abstimmungen zu treffen. Zum Beispiel in Bezug auf die Wärmeabfuhr und Revisionierbarkeit von Open-Frame-Displays in Möbeln oder wenn beispielsweise in anspruchsvollen Foyers Lautsprecher unsichtbar in Wandverkleidungen verschwinden sollen.“
Häufig wird der medientechnische Planer zu spät an Bord geholt, sei es aus Kostengründen oder wegen Verzögerungen durch noch nicht finalisierte inhaltliche Überlegungen oder sogar aufgrund mangelnder Kenntnis. Seeger weiter: „Die frühzeitige Beratung kann kostspielige Fehler erkennen und die optimale Wirkung für die Nutzung sicherstellen. Manchmal wird man erst dazu gerufen, wenn den Beteiligten unterbewusst klar wird, dass eine technische Realisierbarkeit nicht trivial werden wird. Es gibt auch unerfahrene Kreative, die sich erst am Schluss Gedanken machen, wie es realisierbar ist.“ Dann ist es für den Fachplaner eine Herausforderung, alle Wünsche zu erfüllen. Vieles hängt eben auch von der Professionalität der Kreativbüros und der Erfahrung seiner Konzeptioner ab.
Selbstverständlich gibt es auch andere Beispiele. Seeger hebt zum Beispiel Konzerne hervor, die intern Abteilungen mit technischem Sachverstand aufbauen, die sich ständig und versiert mit Messen, Showrooms und Store-Lösungen befassen. Kreativagenturen, bei denen die Konzeption von multimedialen Ausstellungen zum Tagesgeschäft gehört, können die benötigten Planungs- und Beratungsleistungen ebenfalls anbieten, da sie Fachplaner intern oder als freie Mitarbeiter einbinden.“ Dipl. Ing. Thomas Hülsmann, Media Engineering, Berlin, kann das bestätigen: „Die Einbindung des Fachplaners Medientechnik zum Ende der Ideenfindung oder besser noch zum Zeitpunkt der Ideenfindung, sorgt für einen reibungslosen Ablauf.
Die Installation erfolgt möglichst in zwei Phasen, der Schaffung der Infrastruktur in enger Absprache mit dem Architekten sowie den übrigen Fachplanern und der Phase des Einbaus der Medientechnik in staubfreier Atmosphäre.“ Thomas Hülsmann ergänzt: „Je früher der Planer an Bord, umso weniger Oops-Effekte.“ Kompliziert werden kann es beispielsweise bei kinetisch unterstützten Exponaten mit bewegten Objekten. „In der Regel lässt sich alles umsetzen, es ist dann aber eine Frage der Kosten. Je weniger Standard-Komponenten beteiligt sind, desto aufwendiger und teurer wird es – wenn auch vielleicht vom Ergebnis her dadurch individueller und attraktiver.“
Der Fachplaner ist die Schnittstelle zum Systemintegrator
Der unabhängige Fachplaner soll rein sachlich und objektiv Technik und Spezifikationen definieren. Das ist insbesondere im Sinne des Auftraggebers, der sich eine einwandfreie und kosteneffiziente Technik für den dauerhaften Einsatz in seiner medial gestützten Themenwelt wünscht. Der Medienfachplaner ist in allen Leistungsphasen beschäftigt. In der Planungsphase berät er seine Auftraggeber, er erstellt die technische Konzeption, prüft die Entwurfsplanung und stellt die Ausführungsplanung auf. Je nachdem, ob der Auftraggeber aus der Privatwirtschaft oder aus einer öffentlichen Institution stammt, sind die Vergabeverfahren für die AV-Systemintegration unterschiedlich. Hier entscheidet sich, ob ein Kunde eine privatwirtschaftliche Angebotseinholung wünscht, ob Bieterpräferenzen bestehen oder ob der Fachplaner eine Bieterliste aufstellt. Bei öffentlichen Auftraggebern sind Richtlinien für Ausschreibungsverfahren zu beachten.
Entsprechend führt der Fachplaner die Ausschreibung durch und wertet die eingegangenen Angebote aus. Das Ergebnis legt er dem Auftraggeber in Form einer Vergabeempfehlung vor. Dazu noch einmal Fachplaner Martin Schniz: „Bei privatwirtschaftlichen Auftraggebern muss nicht der günstigste Anbieter genommen werden, da können auch andere Facts wichtig sein. Bei Aufträgen öffentlicher Institutionen sind Dumping-Angebote problematisch. Da geht unter Umständen ein Dienstleister mit nicht genügend Ressourcen ins Rennen und versucht später nachzuberechnen.“ Bei der Bewertung der Angebote geht es nicht nur darum, Geräte hoher Güte zu wählen, sondern auch um die Dienstleistungen, um Wartung mit Reaktionszeiten im Problemfall. Ist der passende Anbieter beauftragt, begleitet der Fachplaner das Projekt und wahrt in der Installationsphase die Interessen des Auftraggebers.
Systemintegration: Aus Ideen werden Installationen
„Wir werden meist ganz klassisch über Ausschreibungen beauftragt, und das Projekt wird in der Folge über den Kundeneinkauf abgewickelt. In der vorbereitenden Umsetzung tragen wir mit unserem Wissen bei, z. B. bei der Frage nach praktikablen Lösungen. Dabei wollen wir den Fachplaner nicht beschneiden“, so Dierk Elwart von Amptown System Company (ASC), Business Development/Communication. Das Hamburger Unternehmen hat beispielsweise das Europäische Hansemuseum in Lübeck (kurz EHM) medientechnisch ausgestattet.
Besonderes Merkmal ist bei diesem Ausstellungskonzept der Einsatz von RFID-Technologie, die von den Besuchern mit ausgehändigten Transpondern zur Individualisierung ihres Rundgangs genutzt wird. Alle Rechner des EHM sind in ein Gigabit-Ethernet-Netzwerk eingebunden, was zum einen das einfache Aktualisieren von Inhalten ermöglicht, zum anderen aber auch Fernwartungs- und Kontrollmöglichkeiten eröffnet. Dazu Dierk Elwart: „Beim Content-Wechsel ist es nicht mehr zeitgemäß, Inhalte via USB-Stick einzuspielen. Das Content Management erfolgt vollständig in einer vernetzten Struktur. IT ist das Thema Nummer 1.“
Das Ars Electronica Center, kurz AEC, setzt als „Museum der Zukunft“ intensiv auf Medieneinsatz. Im Ausstellungsbereich „Global Shift“ finden sich ausgestellte Modelle in Wechselwirkung mit Projektionen. Die beispielhafte intensive Zusammenarbeit zwischen Hersteller, Systemintegrator und Auftraggeber erklärt Jan Walter, Regional Sales Manager DACH Christie Digital Systems Germany GmbH: „Als Hersteller sind wir manchmal über den Planer oder den Integrator schon frühzeitig in die Planung eingebunden.
Vor allem, wenn es darum geht, über eine Standardanwendung hinaus das besondere Erlebnis zu generieren. Hier stehen nicht immer von Beginn an alle Parameter fest, so dass wir hinsichtlich der Technik oder Zuspielung helfen können.“ Als Christie Partner arbeitet der Systemintegrator Ton & Bild Medientechnik aus Rankweil in Österreich bereits seit vielen Jahren mit der Ars Electronica zusammen und war bei der Planung und Auswahl der Medientechnik frühzeitig involviert. Dazu Geschäftsführer Robert Cicek: „Wenn, wie im Fall der Ars Electronica, ein neuer Ausstellungsbereich geplant wird, bin ich schon früh mit den jeweiligen Gewerken in Verbindung. Hierbei musste die Technik in eine bereits bestehende Infrastruktur integriert werden.“ Da ist die Unterstützung durch den Hersteller sehr hilfreich, wie Jan Walter von Christie erklärt: „Dann stellen wir auch mal verschiedene Projektionssysteme zum Test vor, um ideal auf Umgebung und Anforderungen reagieren zu können. So können wir sicher sein, dass Partner und Kunden verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl haben und sich so für das Optimale entscheiden können.“
Die Unterstützung des Systemintegrators steht auch im Mittelpunkt bei AV Stumpfl: „Hochspezialisierte technische Integratoren“ sind laut Hans Stucken, Global Marketing Advisor, eine wesentliche Anwendergruppe für die Medienserver-Systeme des Unternehmens.
„Wer professionell Pixel von A nach B schieben möchte, braucht ab einem gewissen Punkt Medienserver.“ Das ist in medial gestützten Themenwelten angesichts umfangreicher und komplexer Informationsvermittlung schnell der Fall. AV Stumpfl setzt auf sein preisgekürtes System Pixera, dessen Software innovativ einfache Anwendung verspricht: „Pixera bringt die Usability und den Spaß an der Benutzerführung in den Vordergrund“, erklärt Hans Stucken. Selbstverständlich bietet das Unternehmen Schulungen an, so dass die Systemintegratoren mit ihren Operatoren das System möglichst gut für eigene Projekte einsetzen können. AV Stumpfl möchte mit seinem Produkt „beide an Bord bekommen, Entscheider und Operatoren.“
Mit einem ebenfalls sehr wichtigen Einsatzgebiet für das Funktionieren von medialen Themenwelten befasst sich das Unternehmen Beckhoff Automation aus Verl, das klassisch aus der Industrieautomation kommt und sich als Hersteller intensiv mit Mediensteuersystemen befasst. Das Unternehmen bietet dazu universell einsetzbare Steuerungskomponenten, die mit offenen und standardisierten Programmiersprachen gemäß IEC 61131-3 (Norm für die speicherprogrammierbaren Steuerungen, kurz SPS), aber auch per Hochsprache programmiert werden können. Damit spricht Beckhoff gezielt Systemintegratoren an, die nicht auf eine Hardware-Lösung mit Steuersoftware eines bestimmten Anbieters als „Insellösung“ setzen wollen, sondern das Ziel unabhängiger und langfristiger Verfügbarkeit verfolgen. Michel Matuschke, Branchenmanager Bühnen- und Entertainmenttechnologie bei Beckhoff Automation, erklärt das Modell: „Beckhoff stellt Hardware und Wissen zur Verfügung. Wir sind ein Systemlieferant mit Baukasten.“ Selbstverständlich bietet das Unternehmen seinen Kunden, überwiegend Systemintegratoren, auch Schulungsprogramme an.
Haben Fachplaner und Systemintegrator die Medieninstallation fertiggestellt und übergeben, stellt sich fortan die Frage der Betriebssicherheit für eine meist langfristige Nutzung.
Bei überschaubareren medial gestützten Themenwelten können Grundfunktionen wie Ein-/Ausschalten und visuelle Funktionskontrolle in Kombination mit Gerätegarantiezeiten sicherlich ausreichend sein, und den Betrieb sicherzustellen und gleichzeitig die laufenden Kosten gering zu halten. Aber bei umfangreichen und komplexeren Themenwelten ist eine ständige oder regelmäßige und intensivere Überprüfung der ordnungsgemäßen Funktion sinnvoll.
Die einwandfreie Funktion ist wesentlicher Bestandteil der Besucher-/Nutzerzufriedenheit. Gerade im Museumsbereich führt es zu Besucherfrustration und Image-Verlust, wenn mediale Stationen erkennbar fehlerhaft arbeiten oder sogar abgeschaltet sind. Ein Wartungsvertrag mit dem Dienstleister, sprich Systemintegrator, regelt den Wartungsturnus und die Reaktionszeiten im Problemfall oder auch die Fernwartung. Je nach Vertrag ist Techniktausch langjährig vertraglich geregelt. Damit für den Systemintegrator der Wartungsvertrag möglichst effizient zu erfüllen ist, macht eine frühzeitige technische Planung der Betriebskontrolle Sinn. Dank aktueller Technologien werden Funktionskontrollen via Fernwartung immer selbstverständlicher.
Bei Panik City wurden Kontroll- und Wartungsstrukturen konsequent bedacht. Da Guides die Besucher führen, erfolgt das Einschalten mit morgendlicher Kontrolle durch das Personal. Bei technischen Problemen ist als Technikerreaktionszeit ein Support innerhalb von 20 Minuten definiert. Der Techniker kann sich über einen Remote-Zugang einwählen und sich zusätzlich über die Videoüberwachung an den Medienstationen einen Eindruck verschaffen. Gleichzeitig ist die Technik redundant ausgelegt. Für Geräte, die einem Verschleiß im Betrieb unterliegen, wie VR-Brillen und Akkus von Tablets, existieren Wartungspläne. Bei der Austauschplanung für medientechnische Geräte wird von drei Jahren Nutzungsdauer ausgegangen. Ein jederzeit aktualisierbares Dokumentations-Tool steht per Cloud zur Verfügung.
Der Fachplaner Dipl. Ing. Thomas Hülsmann sieht das Thema Fernwartung als eine wichtige Zusatzleistung in der Planungsphase: „Zu jedem Exponat sollte eine Datenanbindung via LAN oder WLAN gehören, dann hat man die Möglichkeit, eine Fernwartung jederzeit zu aktivieren.“ Dazu müssen IT-Fragen geklärt, bidirektionale Datenzugänge geschaffen und der Umfang an Sensorik bedacht werden.
„Jedes Objekt in der Ausstellung ist wie ein kommunizierendes Wesen zu sehen. Objekte sollen sich melden können. Das vereinfacht die Fehlerbehebung und damit den Betrieb einer Ausstellung. Sensorik liefert dabei umfangreiche Daten, die nur nutzen, wenn sie entsprechend verarbeitet werden können.“ Auch das muss definiert sein und ggf. mit Auswertungs-Tools zur Fehlersuche transparent erscheinen.
Thomas Hülsmann fasst zusammen: „Die Möglichkeiten für Ferndiagnose und Fernwartung nehmen zu. Mit dem Bauherren muss gemeinsam überlegt werden, inwieweit er selbstmeldende Systeme vorsehen möchte. Aber unabhängig, ob menschliche oder technische Kontrolle, man sollte die Ausstellung nach der Inbetriebnahme nicht sich selbst überlassen.“