Digital Signage ist eine wichtige Anwendung audiovisueller Systemintegration. Über sie erfolgt die Vermittlung beliebiger Bildinhalte auf Bildschirme zu Informations- und Werbezwecken. Diese Inhalte werden auf Systemen wie elektronische Plakate, elektronische Verkehrsschilder, Werbung in Geschäften (Instore Marketing), digitale Türbeschilderung oder Großbildprojektionen im Innen- sowie Außenbereich eingesetzt. Simpel gesagt geht also darum, für einen bestimmten Zweck Bilder oder Videos auf einer Bildschirmfläche anzuzeigen. Was einfach klingt, ist in der Praxis ein hochkomplexes Feld, das von einer großen Anzahl von Anbietern für Digital-Signage-Installationen bespielt wird.
Deren Anforderungen sind aus einem Grund sehr hoch: Sie müssen unterschiedliche Medientypen mit unterschiedlicher Software auf unterschiedlichen Geräten steuern können. Was das bedeutet, weiß jeder, der schon einmal versucht hat, einen Apple-Movie-Clip auf einem alten Windows-Rechner zum Laufen zu bringen. Windows-PC haben im Bereich kommerzieller Digital-Signage-Angebote lange den Markt beherrscht, doch inzwischen zeichnet sich ein Trend zu kleineren und weniger kostspieligen Lösungen ab. Dabei beruhen die eingesetzten Programme zumeist auf Linux oder Android beziehungsweise Chrome.
Zudem spielen System on Chip (SoC) Displays eine immer größere Rolle, die analog zur Entwicklung von Smart-TVs für den Consumer-Bereich bislang erforderliche externe Media Player durch einen im Display installierten Chip ersetzen. Auf den meisten Display-SoCs läuft Android, allerdings setzen manche Hersteller auch eigene Betriebssysteme wie Tizen oder WebOS ein, andere bevorzugen modulare Lösungen mit einem zwischengeschalteten Raspberry Pi. Hohe Datendurchsatzraten wie bei hohen Auflösungen oder interaktiven Systemen benötigen als Signalquelle jedoch nach wie vor separate, PC-basierte Mediaplayer.
All diese Felder werden vom Digital Signage Content Management System (CMS) zusammengefasst, einer Softwareanwendung, die Medieninhalte an ein oder mehrere Digital-Signage-Displays liefert. Um sich vorzustellen, wie eine CMS-Lösung funktioniert, kann man sie als Mission Control betrachten, von wo aus der Anwender den Zeitpunkt und die Bereitstellung von Inhalten über ein Digital-Signage-Netzwerk aufeinander abstimmt, ähnlich wie ein Fluglotse den Verkehr auf einem Flughafen koordiniert.
Die Entscheidung, welches CMS sich für seine Kunden am besten eignet, ist für den Lösungsanbieter nicht immer ganz einfach zu treffen. Auf dem Markt tummeln sich Hunderte von CMS-Anbietern, die jeweils eine Vielzahl von Funktionen zu unterschiedlichen Preisen offerieren. Üblicherweise bieten diese CMS dem Anwender ein User Interface, mit dessen Hilfe Medieninhalte zunächst hochgeladen und verwaltet werden können. Dazu gehört die Erstellung von Playlists und die Festlegung von Regeln zur Wiedergabe dieser Listen. Die Medieninhalte werden dann an die angeschlossenen Media Player oder entsprechend ausgerüstete Display übermittelt.
Zwar gibt es eine Reihe von Standard-Features, doch bestehen auch einige erhebliche Unterschiede zwischen den CMS-Anbietern. Am wichtigsten ist die Frage, wo die Applikation installiert ist und von wo aus sie bedient wird. Das hat ganz erhebliche Folgen für die Leistungsfähigkeit, die Sicherheit und den Support.
Das herkömmliche, klassische Modell sieht die Installation aller Komponenten vor Ort vor. Das bedeutet einen recht hohen Kostenaufwand, zudem muss der Anwender Bereiche wie Sicherheit und Aktualisierungen selbst überwachen. Diese Art des Umgangs war lange der übliche Standard.
Doch mit der Einführung des iPhones im Januar 2007 revolutionierte der Elektronikkonzern Apple die Art und Weise, in der Nutzer mit Computern und Programmen umgehen, nicht nur für Privatanwender. Der neuartige, Cloud-basierte App-Store gab den Nutzern bislang ungekannte Flexibilität. Und Sorgen um den Verlust von Daten mussten sie sich auch nicht mehr machen. Für den professionellen Bereich zog Amazon zeitgleich die erste massenmarktkompatible Cloud-Computing-Plattform Amazon Web Services (AWS) auf. Die zahlende Kundschaft konnte durch die Auslagerung laufender Anwendungen und das Hosting ihre Investitionskosten deutlich senken. Außerdem wurden Kapazitäten frei, die bis dahin für Wartung der firmeneigenen Soft- und Hardware aufgewendet wurden, und konnten für die Entwicklung und das Management neuer Anwendungen genutzt werden.
Auch diverse Anbieter aus dem Digital Signage Segment haben Cloud-basierte Content-Management-Software im Portfolio, die bereits erwähnten neuen Anwendungen ermöglichen. Zu denen gehört ein Aspekt, der beim Arbeiten mit einem Digital Signage Netzwerk in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen ist: die Möglichkeit zur Netzwerkverwaltung auch aus der Entfernung. Denn das Hochladen, Management und die Distribution von Medieninhalten ist nur ein Teil der Netzwerkarbeit. Insofern bieten gute Programme für das Device Management auch effiziente Werkzeuge zur kontinuierlichen Aufzeichnung der Geräteinformationen und Berichterstellung, die dem Anwender zu jeder Zeit angemessen zu reagieren erlauben.
Cloud-basierte Anwendungen haben zudem den Vorteil jederzeitiger und schneller Skalierbarkeit. Damit können verschiedenes Display am Point of Sale (POS) oder Point of Interest (POI) nicht nur hierarchisch verwaltet werden. Die Programme bieten eine skalierbare Client-Server-Architektur, zusammen mit einer Web-basierten Benutzeroberfläche erlauben sie die flexible, dezentrale Bedienung. Diese Flexibilität erstreckt sich auf die Steuerung von Signage-Inhalten auf Displays und Kiosk-Systemen. Alle Punkte können individuell angesteuert, Playlists je nach Klassifizierungen, Zuteilungen, Business-Logik und Zeitsteuerung dynamisch erstellt werden. Vordefinierte Applikationen und Module schaffen noch weitere Möglichkeiten der Differenzierung. Sie erlauben die passgenaue Zulieferung von externen Daten wie zum Beispiel von Ads, Webcams, Nachrichten, Börsenkursen oder Wettervorhersagen.
Der Umzug in die Cloud bedeutet für Digital-Signage-CMS auch in anderer Hinsicht einen fundamentalen Wandel. Die Zeiten, in denen die Präsentation von Inhalten über vernetzte Displays primär ein Hardware-Geschäft mit entsprechender Software war, sind vorbei. Heute geht die Entwicklung in Richtung zu Managed Services, bei denen ein Service Provider IT-Dienstleitungen zur Verfügung stellt. Zu ihnen gehören interaktive Systeme, die Analyse des Kundenverhaltens und Sicherheitslösungen.
Vor noch nicht allzu langer Zeit war Digital Signage vor allem das Arbeitsfeld von AV-Experten, die bei ihren Kunden Displays und Projektoren installierten und diese mit Mediaplayern mit Bildern und Videos versorgten. Bei kleineren Kunden, etwa im Einzelhandelsbereich, ist dieser Markt immer noch vorhanden. Insgesamt aber ist die AV-Branche von der Entwicklung zu komplexen, vernetzten Lösungen geprägt, die einige IT-Kompetenz erfordert. Digital Signage ist dabei ein Wachstumsmarkt – das amerikanische Marktforschungsunternehmen IDC beobachtete im Bereich der Large Format Displays einen Anstieg von knapp 16 Prozent im zweiten Quartal 2018 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für 2019 und 2020 erwarten die Analysten ein weiteres Wachstum von 10 beziehungsweise 12 Prozent.
Bei der benötigten Software genügen für kleinere und einfachere Aufgaben die herstellereigenen CMS aus, die auf den SoCs der Displays installiert sind. Bei umfangreicheren Anforderungen werden maßgeschneiderte Speziallösungen eingesetzt, die Kunden über die Cloud-Plattformen der jeweiligen Distributoren beziehen können. Dabei spielt die immer komplexere Struktur der zu bewegenden Medieninhalte und Daten eine große Rolle. Mittlerweile gilt es eine ganze Spannbreite von Kanälen zu bündeln und zu verwalten. Das sind neben den eigentlichen Displays und Projektoren auch interaktive Touchscreens, Online-Angebote, Apps für Smartphones sowie Social-Media-Plattformen. Der sich rasant entwickelnde Bereich der Deep Analytics gehört dazu. Hier werden Displays mit Näherungssensoren und mit Kameras mit Gesichtserkennung ausgestattet, die Personen in Reichweite erkennen. Algorithmen berechnen auf Basis dieser Daten Alter, Geschlecht oder anhand der Mimik sogar die Stimmung der Zielpersonen.
Die Kombination von biometrischen Daten mit Touchscreens erlaubt zudem die Messung, welche und wie viele Personen auf welche Inhalte ansprechen und Touch-Technologie lässt sich zudem messen, wie viele Personen auf welche Inhalte reagieren. Damit können besser als bisher zielgerichtete Aktionen und Kampagnen konzipiert und auf ihren Erfolg hin überprüft werden.
Ein Digital Signage CMS ist eine Softwareanwendung, die die Bereitstellung von Digital Signage Inhalten auf einem oder mehreren Displays ermöglicht. Ein typisches CMS ermöglicht es, Inhalte für sämtliche installierten Displays zu planen, anzupassen, zu überwachen und Fehler zu beheben.
Wie erfolgt der Zugriff auf das CMS?
Der Zugriff auf ein CMS kann auf verschiedene Weise erfolgen:
Lokal, als heruntergeladenes Programm, das direkt von einem Desktop-Computer aus läuft.
Cloud-basiert, wobei das CMS-Dashboard und die Inhalte auf einer Anbieter-Website gehostet werden.
Über einen Media-Player, der vom USB-Stick bis zum kleinen PC reicht.
Heutige CMS-Anbieter bieten eine Vielzahl von webbasierten Optionen. Die Vorteile dieses Systems sind die Möglichkeit, Digital Signage von jedem Ort aus zu steuern, an dem ein Computer oder Tablet mit Internetzugang vorhanden ist, sowie die Möglichkeit, dass ein webbasiertes CMS sämtliche erforderlichen Dateien in der Cloud, also auf externen Rechenzentren speichern kann.
Welche Funktionalität bietet ein Digital Signage CMS?
Digital Signage CMSs sind das Herzstück eines Digital Signage Netzwerks und erfüllen als solche eine Reihe von Aufgaben im Zusammenhang mit der Organisation und Bereitstellung von Inhalten. Wenn gilt: „Content is King“, dann sicher auch „CMS is Queen“.
Wie wird Bereitstellung von Inhalten geplant?
Eine der wichtigsten Funktionen, die ein hochwertiges CMS bietet, ist die Flexibilität, Inhalte zu planen, wann und wo immer sie der Anwender benötigt. Das ist ein unschätzbares Leistungsmerkmal, wenn die Digital-Signage-Bereitstellung eine oder mehrere Zeitzonen oder verschiedenen Marktbereiche umfasst.
Für den Handel ist dies ein wertvolles Feature, da es die Werbung für Aktionen und Sonderangebote jeweils zu verschiedenen Zeiten und Orten ermöglicht.
Können kundenspezifische Inhalte erstellt werden?
Viele CMS-Dashboards ermöglichen die Erstellung von benutzerdefinierten Inhalten, unabhängig davon, ob sie von einer CMS-Vorlage oder einer integrierten Anwendung bereitgestellt werden. Gute CMS-Lösungen ermöglichen die individuelle Anpassung von Inhalten, indem Grafiken, Videos und Newsfeeds nach Bedarf ausgewählt werden können.
Was wird an Remote-Standorten angezeigt?
Ein gutes CMS sollte es ermöglichen, den Status jedes Displays im Digital-Signage-Netzwerk als Teil der Dashboard-Steuerung der Software aus der Ferne zu überwachen.
Es sollte Informationen über den jeweiligen Anzeigestatus, die Art eines Problems (falls vorhanden) und die Möglichkeit, den Dienst oder die Anzeige neu zu starten, enthalten.
Unabhängig vom Kunden, seiner Branche und seinen individuellen Anforderungen, sollte ein CMS mindestens ein benutzerfreundliches Dashboard, eine Fernsteuerung, automatisierte Software-Updates und einen 24/7-Support beinhalten.