Eine Übersicht über verschiedene Systeme und Technologien
Was ist AV over IP?
von Sven Schuhen, Artikel aus dem Archiv vom
Alle Hersteller von Produkten zur AV-Distribution setzen mittlerweile auf IP-basierte, netzwerkfähige Lösungen, um Videosignale von A nach B zu transportieren. PROFESSIONAL-SYSTEM-Autor Sven Schuhen gibt eine Übersicht.
Die Zahl der IP-basierten AV-Distributionssysteme auf dem Markt wächst so rapide wie die Projekte, in denen AV-over- IP-Produkte integriert werden. Daher ist ein Überblick über verschiedene Produkte erforderlich – mit dem Hinweis, für welche Nutzergruppen welche Art von Lösung die richtige sein kann. Auf der vergangenen ISE gab es hinreichend Gelegenheit, die Systeme in Augenschein zu nehmen.
AV over IP Grundlagen
Bei AV over IP handelt es sich um AV-Distributionssysteme, die nach dem Ethernet-Standard das Audio- bzw. Videosignal in kleine Pakete zerlegen und in ein Netzwerk senden bzw. diese Pakete empfangen und wieder zu einem AV-Signal zusammensetzen, um es wiedergeben zu können. Der Clou an der Sache ist, dass reguläre Netzwerkswitches somit auch als Audio-/Video-Switches bzw. Matrix-Switches fungieren. Mit entsprechenden Controllern, die je nach Hersteller aus einer Softwarelösung auf einem im selben Netzwerk agierenden Rechner oder einer abgesetzten Hardwarelösung bestehen, lassen sich dann über digitale Kreuzschienen die Signale zwischen den einzelnen Endpunkten in diesem Netzwerk hin und her routen.
Und anders als bei klassischen AV-Signalverteilungen lassen sich per AV over IP auch direkt Steuerbefehle und KVM-Funktionen sowie USB-Features mit übertragen. Dies macht AV over IP auch für Industrie-Anwendungen wie Kontrollräume interessant. Aber auch Digital-Signage-Projekte profitieren von der Skalierbarkeit von AV over IP. Konferenzräume können einfach miteinander vernetzt und schnell mit Lösungen für Videotelefonie und Bildwiedergabe ausgestattet werden. Für Videowalls oder Multiscreen-Anwendungen lassen sich über entsprechende Decoder Bilder kosteneffizient über die Kontrollsoftware passend verteilen.
Auch andere Systeme wie z. B. HDBaseT nutzen IT-Strukturen – Netzwerkkabel und Steckverbindungen –, bleiben dabei jedoch proprietäre Punkt-zu-Punkt-Lösungen. Sie können zwar wie klassische AV-Distributionen über Switches und Splitter verteilt werden, sind aber immer in der Anzahl der Ein- und Ausgänge dieser Hardware limitiert. Bei AV-over- IP-Systemen kann man hingegen die offenen Standards nutzen und zwei Switches miteinander über einen geeigneten Backbone (Verbindung zwischen zwei Netzen, z. B. zwei Switches) verbinden, um weitere Ein- und Ausgänge zu schaffen.
Je nach Hersteller fungieren separate Transmitter und Receiver als Endpunkte oder Geräte, die beides in sich vereinen und je nach Bedarf software- oder hardwareseitig umgeschaltet werden können. Da sich Standard- Netzwerke auch für die AV-Distribution nutzen lassen, gibt es viele neue Möglichkeiten, um z. B. auf vorhandene IT-Infrastruktur aufbauen oder bei neuen Projekten auf bewährte IT-Systeme zurückgreifen zu können, mit der sowohl die benötigte IT-Infrastruktur als auch die AV-Distribution abgebildet werden kann. Ganz klarer Vorteil hierbei: Im Prinzip hat man nun die Möglichkeit, jederzeit und überall einen Transmitter oder Receiver dort integrieren zu können, wo auch ein Netzwerkanschluss existiert. Zudem ermöglicht AV over IP eine theoretisch unendliche Skalierbarkeit, die allein durch die vorhandene oder geplante IT-Infrastruktur oder zu schmale Backbones begrenzt wird.
Die Schnittstelle zur IT bietet somit nicht nur kosteneffizientere Lösungen, die man jederzeit nach Anforderung skalieren kann, sondern eröffnet den Herstellern auch neue Potenziale und Märkte. So hört die AV-Distribution nicht bei Transmittern und Receivern auf, es werden auch Endgeräte direkt in die Netze integriert. Kameras und sogar Grafikkarten als Quellen oder Projektoren und Displays als Senken. Dafür greifen viele Anbieter auf proprietäre Lösungen zurück; andere schließen sich zu Allianzen zusammen, um gemeinsame Standards zu entwickeln. Der SDVoE-Standard wurde im Zusammenhang mit Terra-System von Christie schon in Ausgabe 7.2017 vorgestellt und wird in diesem Artikel noch einmal genauer betrachtet, nachdem es nun live auf der ISE begutachtet werden konnte.
AV over IP hält für unterschiedliche Budgets, Applikationen und jeden Anspruch eine Lösung bereit. Falls eine bestehende IT-Infrastruktur genutzt werden soll, kann allerdings nicht die volle Bandbreite für die AV-Distribution verwendet werden. Hier greift man dann auf eher stärker komprimierende H.264-Codecs (der Standard wird auch als MPEG-4/AVC bezeichnet) zurück, die aufgrund der H.264-Eigenschaften höhere Latenzen und geringere Bildqualität aufweisen können. H.264-Kompression ist auf geringe Bandbreiten optimiert; allerdings sind diese Systeme auch häufig preiswerter. Zudem ist die Komprimierung höchst effizient und wird auch als Standard für Blu-ray Discs und HDTV mittels DVB-S2 benutzt. Viele Digital- und Videokameras greifen ebenfalls auf die H.264-Komprimierung zurück.
Falls mehr Bandbreite zur Verfügung steht oder eine separate IT-Struktur für AV-Distribution genutzt werden kann, können JPEG-2000- Codecs sinnvoll sein. Kompressionsartefakte treten hier meist erst bei hoher Bildkompression auf. Bis hierher laufen die Systeme noch in günstigen 1-GB-Netzwerken. Der Geldbeutel wird je nach Anbieter und Systemumfang auch weiterhin noch geschont, da Hardware günstig zu beschaffen und die Integration relativ einfach zu realisieren ist. JPEG 2000 ist auf geringere Latenzen optimiert. Wer keine Kompromisse in Sachen Bildqualität machen will, zeitkritische Anwendungen hat und somit keine Latenz in Kauf nehmen möchte sowie maximal noch messbare, aber keineswegs sichtbare Kompression erwartet, der ist mit Systemen in 10-Gigabit-Netzen auf der sicheren Seite.
Egal, für welches System man sich entscheidet: Es ist immer zu beachten, dass nicht nur Video-Know-how erforderlich ist, sondern vielfach auch spezifische Kenntnisse über IT-Netze notwendig sind. Einige Systeme funktionieren out of the box, andere müssen aufwendig in die vorhandene Netzwerkwerkstruktur eingebunden werden – eventuell muss die Netzwerkstruktur sogar komplett neu geplant werden. Neben AV-Integratoren sollte man bei AV over IP je nach Produkt also auch Netzwerk- Spezialisten an Board haben. So benötigen einige Lösungen Layer-3-fähige Switches, die auch IGMP (Internet Group Management Protocol) unterstützen müssen. IGMP ist erforderlich, damit Videostreams, die mehrere Ausgabegeräte gleichzeitig versorgen sollen, nur einmal übertragen werden. Dies reduziert die benötigte Bandbreite erheblich.
Aber auch Power over Ethernet (PoE) als Spannungsversorgung für Netzwerkgeräte kann in vielen Projekten helfen, da Endgeräte hier über das Netzwerkkabel mit Strom versorgt werden. Üblicherweise können Netzwerkkabel eine Distanz von etwa 100 m überwinden. Bei Verwendung von Glasfasernetzen sind mit Multimode-Leitungen bis zu 600 m und mit Singlemode-Leitungen auch mehrere Kilometer Entfernung möglich. Ethernet-Netze werden üblicherweise in Sterntopologie errichtet. Alle Endgeräte sind hierbei mit jeweils eigener Leitung zum Switch verkabelt. Manche Systeme erlauben aber auch eine Daisy-Chain- Verkabelung, also ein Durchschleifen, in vordefinierten Grenzen.
Wie bereits erwähnt, sind Systeme mit H.264- Codec aufgrund ihrer starken Komprimierung besonders für Netzwerke geeignet, in denen nur geringe Bandbreiten für die AV-Signalverteilung zur Verfügung stehen. Aber auch Netzwerke, in denen viele AV-Verbindungen gleichzeitig abgerufen werden sollen, profitieren vom H.264-Codec. Mit größerer Komprimierung steigt auch die Latenz des Signals, so dass die richtige Balance gefunden werden muss.
Die Produkte der AMX SVSi 3000er-Serie fokussieren hier vor allem Anwendungen, bei denen 1080p-Signale über schmale Bandbreiten durchs Internet in andere Netzwerke (andere Gebäude oder Standorte) übertragen werden müssen, oder Anwendungen, bei denen vor allem mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets mit Inhalten versorgt werden und aufgrund geringerer Bildschirmauflösungen keine großen Bandbreiten benötigen. Bei der 3000er-Serie beträgt die maximale Bitrate 10 Mbit/s, die auf bis zu 10 kbit/s reduziert werden kann. Bei der stärksten Komprimierung können Latenzen bis 230 ms auftreten. AMX verspricht bis zu 1.000 gleichzeitige Streams in einem 1-GB-Netzwerk. Die H.264-Streams können auch ohne Decoder von Geräten im Netzwerk mit entsprechender Software wiedergegeben werden.
Kramer bietet in seinen Produkten KDSEN4 und KDS-DEC4 H.264 Kompression bei 1080p@60Hz (4:2:0). Neben den bisher beschriebenen Anwendungen richtet sich Kramer auch an AV-Verteilungen innerhalb von Schulen, Universitäten und öffentlichen Einrichtungen. Die Bitraten liegen zwischen 100 kBit/s und 25 MBit/s. Der Decoder erlaubt zusätzlich das Skalieren und Zuschneiden der empfangenen Videodaten. Für die Verwaltung integriert Kramer die Systeme in seine cloudbasierte Steuerplattform Kramer Control, in der die Benutzeroberfläche beliebig mit einem selbsterklärenden Einrichtungs-Wizard per Drag and Drop anpassbar ist, und in der eine große Treiberbibliothek die Einbindung und Konfiguration von AV-Netzwerkprodukten vieler anderer Hersteller bieten soll.
Matrox Meavex zäumt das Pferd von hinten auf und sieht die Stärken des H.264-Codecs vor allem in der Möglichkeit, mit tolerierbaren Latenzen bei leichter Komprimierung viele Streams im Netzwerk zu Verfügung zu stellen und wieder aufgreifen zu können. So setzt Siemens die Architektur von Matrox für eine Simulationsumgebung zur Automatisierung des Schienenverkehrs ein. Die durch Matrox Maevex 6100 quad 4K encoder cards eingespeisten Streams lassen sich so über Mura IPX wall cards auf Videowänden von Kontrollräumen verteilen oder an Multi-Display-Arbeitsplätzen abrufen – mit voller KVM-Funktionalität an entsprechenden Arbeitsplätzen.
Auch können mehrere Streams auf einem Bildschirm in Multiviewer-Ansichten dargestellt werden. So werden in der Siemens-Simulation an Operator-Workstations zwei Grafikkarten genutzt, um acht Monitore zu versorgen. In speziellen Servern werden die Grafikkarten zum Aufzeichnen der Streams im Netzwerk genutzt. Matrox gibt an, mit 1 Gbit/s Bandbreite bis zu 68 4K-Streams über den H.264-Codec bei 30 Hz darstellen zu können. Für 60 Hz werden jeweils zwei Streams zusammengefasst. Auf der ISE hat Matrox eine Kontrollraumumgebung anhand eines Kreuzfahrtschiffes eindrucksvoll nachgestellt: Mit einer Videowand, mehreren Workstations, Multi-Bildschirm-Arbeitsplätzen und Servern kann man hier die Stärken des Systems nachvollziehen.
Systeme, die auf JPEG-2000-Kompression setzen, werden von den Herstellern als optisch verlustfrei gekennzeichnet. Da hier nicht immer nach dem definierten Standard gearbeitet wird, sollte man sich davon überzeugen, dass es auch so ist. JPEG 2000 ist als ISO-Standard 15444 definiert und ermöglicht nach diesem Standard sowohl verlustfreie als auch verlustbehaftete Kompression. Sichtbare Qualitätsverluste werden erst ab etwa 20-facher Komprimierung erzeugt (siehe Abschnitt „Systeme im Vergleich“). Außerdem lässt JPEG 2000 die Auswahl von Bereichen zu, in denen ein Bild stärker oder schwächer komprimiert werden soll. Starke Komprimierung wird mehr durch Unschärfe-Artefakte als durch Block-Artefakte (wie beim H.264 Codec) sichtbar. JPEG 2000 wird zum Beispiel in der digitalen Kinotechnik zur Wiedergabe des 2K- und 4K-Bildmaterials verwendet.
AMX verspricht mit seiner 2400er-SVSi- Serie HD-Kinoqualität und nutzt JPEG 2000, um mit geringer Latenz von nur zwei Bildern HD- oder auch 4K-Streams mit hoher Datenrate zu übertragen. Mit unterschiedlichen Kompressionsstufen lassen sich Bitraten zwischen 800 Mbit/s und minimal 30 Mbit/s festlegen. Auch hier nimmt die Latenz mit höherer Kompression zu 34 ms bei 60 Hz. Die 2400er- Serie kann über PoE+-Switches über das Netzwerkkabel mit Spannung versorgt werden und benötigt dann keine separate Stromversorgung. Für sicherheitsrelevante Übertragungen im Netzwerk bietet AMX eine 128 Bit SSL-Verschlüsselung, Active Directory, 802.1x und HTTPS. Neben der Übertragung von Steuerbefehlen bietet die SVSi 2400er-Serie auch KVM-Funktionalität. Etwas offensiver tritt Crestron mit seinem DigitalMedia (DM) NVX-System auf, laut Messebroschüre „Die einzige sichere 4K60 4:4:4 1- GB-Lösung mit HDR Unterstützung“.
Auch Crestron greift hier auf die JPEG-2000-Kompression zurück, die zwischen Bitraten von 999 Mbit/s bis minimal 100 Mbit/s gewählt werden kann. DM NVX vereint jeweils Encoder und Decoder in sich und kann softwareseitig umgeschaltet werden. Außerdem wirbt der Hersteller mit einer system-, jedoch nicht herstellerübergreifenden Konfigurationssoftware. Crestron gibt an, die beste Bildqualität, die niedrigste Latenz und das höchste Sicherheitsniveau gegenüber Mitbewerbern bieten zu können. Laut eigenen Angaben können bis zu 40 DM NVX Endpunkte an einem Switch betrieben werden. Bei 4K@60 Hz 4:4:4 verspricht Crestron eine Latenz von 32 ms. Interne Skalierungen sollen dabei die Latenz nicht beeinflussen. Bei größeren Projekten bietet Crestron das System auch als 19″-Variante mit Einschublösung mit einer maximalen Kapazität von 8 x 8 an. Darüber hinaus wird noch ein abgesetzter Controller angeboten, der die Matrixverwaltung aller Endgeräte in einem Netzwerk in sich vereint. Neben einem Standard Encoder/Decoder steht ein weiteres Modell mit Audio-Downmixing-Funktion zur Verfügung, bei der neben Multichannel-Surround-Sound auch ein Stereosignal abgegriffen werden kann. Außerdem bietet DM NVX die Integration der Endgeräte in Dante-Audio-Umgebungen.
In PROFESSIONAL SYSTEM Ausgabe 8.2017 wurde bereits detailliert über die SDVoE Allianz und Christies Terra als Vertreter einer Encoder-Decoder-Lösung innerhalb dieses Standards berichtet. Nun soll es hauptsächlich um Updates von der theoretischen Betrachtung vor Auslieferung zur nun erfolgten Begutachtung des Systems auf der ISE gehen.
Am Stand der SDVoE Alliance war zu erfahren, dass auch Kramer und Savant als Mitglieder beigetreten sind. Kramer hat bereits ebenfalls eine Encoder/Decoder-Lösung für SDVoE angekündigt und wird SDVoE in seiner Management-Software Kramer Control mit anderen Systemen des eigenen Portfolios sowie denen weiterer Mitbewerber verknüpfen, so Kay Ohse, Country Manager Deutschland bei Kramer. Außerdem sieht Justin Kennington, SDVoE Alliance President, eindeutige Vorteile darin, dass AV-Übertragungen nicht durch Datenverkehr innerhalb eines 10-GB-Netzes gestört werden, da genug Bandbreite zu Verfügung steht. Dies demonstrierte er auf der ISE anhand eines Testaufbaus mit einem 1-GB-System und einem SDVoE-System, in dem er jeweils eine Datei eines Netzlaufwerks auf einen Desktop kopierte. Hierbei geriet die jeweils auf einem separaten Bildschirm laufende Videoanwendung im 1-GB-System ins Stocken, bei SDVoE jedoch nicht. Außerdem betont Kennington die „überragende Qualität“ und die nicht vorhandene Latenz, die er ebenfalls an einem Testsystem vorführt.
Auch am Stand von Christie wurde SDVoE mit Terra erlebbar. Gleich mehrere Transmitter und Receiver wurden von Daten aus Medienservern und Workstations versorgt und gaben diese an eine riesige 4K-Projektion, einen großen 4K-Bildschirm und eine 2×2-Videowand weiter. Es wurden Multiviewer-Anwendungen in verschiedenen Konfigurationen präsentiert und 4K-Inhalte wiedergegeben. Auch die Softwareumgebung des Terra Controllers wird erlebbar und zeigt seine einfache und flexible Handhabung, um die verschiedenen Receiver und Transmitter zu steuern und die Inhalte zu routen. Als besondere Messneuheit präsentierte Christie einen Boxer 4K30 Laser-Projektor mit Terra-Inputboard.
Aber nicht nur SDVoE und Christies Terra tummeln sich in 10- GB-Netzwerken, auch Lightwares UBEX ist hier zu Hause. Ein Unterschied zum Christie-System liegt in der Vernetzung: Während Christies Terra zwar ebenfalls mit einem SFP+-Port ausgestattet ist und auch mit Modulen für Kupferkabel bestückt werden kann, erlaubt UBEX nur noch optische Verbindungen. Dabei sind mit einem SFP+- Port bis zu 16 Gbit/s an Bandbreite erreichbar – und UBEX besitzt gleich zwei SFP+-Ports. Das System vereint auch wieder Transmitter und Receiver in einem Gerät und hält dafür auch je zwei HDMI-Inputs und HDMI-Outputs bereit. Damit erklären sich dann auch die zwei SFP+- Ports, denn UBEX kann zwei 4K-Streams gleichzeitig übertragen oder empfangen, z. B. für Dual-Screen-Anwendungen. Zudem lässt sich das System per Daisy Chain von Gerät zu Gerät verkabeln. Die Bandbreite kann bei Verwendung von zwei Glasfasern pro SFP+-Port auf 20 Gbit/s verdoppelt werden. Ähnlich wie bei Christies Terra oder Crestrons DM NVX gibt es eine Management-Hardware, die die Matrixverwaltung aller Endgeräte übernimmt. Anders als bei Terra besitzen die einzelnen UBEX-Endpunkte jedoch auch eine Weboberfläche oder lassen sich per Encoder und Display am Gerät selbst konfigurieren. KVM-Funktionalität muss kaum noch erwähnt werden. Lightware sieht UBEX in großen Bürogebäuden, High-End-Installationen, bei Live-Events, auf großen Bühnen, bei Digital Signage und in Sicherheitsanwendungen.
Die Lang AG hatte auf der ISE an ihrem Messestand einen Teststand zum Vergleich dreier unterschiedlicher, IP-basierter Systeme aufgebaut und Lightwares UBEX, Christies Terra und AMX NVSi 2400er Serie in eine Testumgebung integriert und geprüft.
Das 1-GB-System von AMX wurde mit 20-facher JPEG-2000-Kompression betrieben und verzeichnete hierbei eine Latenz von 2 Bildern. Christies Terra wurde über 10 GB vernetzt und arbeitet bei 4K@60Hz mit einer zweifachen, linienbasierten, leichten Kompression. Bei der gewählten Auflösung erhält das System eine Latenz von 100 μs. UBEX von Lightware wurde in der Testumgebung mit 20 GB im Single-Link- Modus angebunden und konnte keinerlei Kompression und nur wenige μs Latenz in dieser Betriebsart vorweisen. Das gilt auch für den Dual- Link-Modus mit 40-GB-Anbindung. Im Single-Link-Modus mit 10 GB oder DualLink mit 20 GB wird wie bei Terra eine leichte Kompression und ähnliche Latenz verzeichnet. In diesem Test wurden die drei Systeme mit 4K@60Hz 4:4:4 betrieben.
Um diese Systeme nun vergleichen zu können, so erläuterte Thomas Wendeler, Product Specialist Image Processing der Lang AG, wurde aus einem AV Stumpfl 4K Raw Engine Medienserver ein Signal in die Encoder gespeist und am Decoder wieder abgegriffen. Nach einer Signalanpassung über zwei AnalogWay Vio4k Videoprozessoren wurden die decodierten Signale aller Systeme schließlich in einen Zweier-Stack mit Barco E2 Screen Management-Systemen gespeist. Über einen Barco EC-30 Event-Controller konnten folgende Vergleiche abgerufen und über einen NEC X651 UHD Bildschirm nativ ausgegeben werden:
Ein Direktvergleich der über die Encoder/Decoder übertragenen Signale gegenüber dem Original-Signal.
Die mathematische Verrechnung der über die Encoder/Decoder übertragenen Signale gegenüber dem Original-Signal; das übertragene Signal wurde im Barco E2 invertiert. Dieses Negativbild wurde anschließend über das Original-Signal gelegt. In Summe macht das Ausgangssignal im unkomprimierten Falle dann eine einheitlich graue Fläche (weiß + schwarz = grau). Jede Abweichung im Bildinhalt bildet somit nun Abzeichnungen im grau. Bei diesem Vergleich ist erst bei der 20- fachen JPEG-2000-Kompression im Falle von AMX eine Differenz mit bloßem Auge erkennbar.
Um auch bei der leichten Kompression von Christie eine Sichtbarkeit von Unterschieden zum Original-Signal herstellen zu können, wurden im dritten Schritt die Abweichungen jedes einzelnen Pixels gegenüber dem Original verglichen. Sobald auch nur eine Abweichung von einem Bit erkannt wurde, hat Wendeler diese Abweichung um ein Vielfaches verstärkt und die jeweiligen Pixel eingefärbt. Somit konnte man auf schwarzem Hintergrund sofort jegliche Art der Kompression erkennen, die mit dem bloßen Auge niemals sichtbar geworden wäre.
Diese Demonstration der Lang AG soll neben einer objektiven Vergleichbarkeit der Qualität der Übertragungen der genannten Systeme auch die jeweiligen Schwerpunkte der Anwendungsbereiche in den Vordergrund rücken. Systeme mit JPEG-2000-Codec punkten mit geringer Bandbreite und können kosteneffizient in bestehende 1-GB-Netze integriert werden. Eine leichte Latenz und je nach Kompression mit dem Auge sichtbare Artefakte sind nachteilig. Wie bei allen JPEG-2000- und H.264-Systemen gibt es keinen definierten Standard, so dass die Produkte eines Herstellers immer nur mit Produkten innerhalb des Systems eines Herstellers kompatibel sind.
Bei SDVoE gibt es keine relevante Latenz, und die geringe Kompression ist nur aufwendig sichtbar zu machen, aber mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Alle SDVoE-Produkte sind untereinander und vor allem herstellerübergreifend kompatibel und nutzen die gleiche API zur Verwaltung und Steuerung. UBEX punktet mit Kompressionsfreiheit und der Möglichkeit, zwei 4K-Signale mit 60 Hz gleichzeitig oder ein Signal per Daisy Chain übertragen zu können. Auch für besonders gutes EDID-Management ist Lightware bekannt. Leider ist UBEX auch wieder nur mit UBEX kompatibel. Passend zum Thema bietet die LANG Academy in diesem Jahr neue IP-Schulungen zum Thema AV over IP an und kooperiert für weitere Themen mit der Organisation AVIXA (Audiovisual an Integrated Experience Association).
AV over IP bietet für jedes Anwendungsfeld, jeden Geschmack und jede IT-Infrastruktur passende Lösungen. Je nach Budget muss man sich genau überlegen, welche Systeme nach Abwägung von Vor- und Nachteilen bezüglich Latenzen, Bildqualität, Bandbreiten und Kompatibilität am geeignetsten erscheinen.
Danke für diesen Beitrag über AV over IP. Ich interessiere mich sehr für solche Technik und arbeite momentan mit Steckverbindungen für die Automatisierungstechnik. Es stimmt, dass es sich hier um proprietäre Punkt-zu-Punkt Lösungen handelt, doch ich sehe keinen Nachteil zu AV oper IP.
Vielen Dank für den tollen Beitrag. Gut zu wissen, dass auch Netzwerkkabel und Steckverbindungen proprietäre Punkt-zu-Punkt-Lösungen bleiben. Interessant, dass sie wie klassische AV-Distributionen über Switches und Splitter verteilt werden können, aber immer in der Anzahl der Ein- und Ausgänge dieser Hardware limitiert sind. Wir setzten bei uns im Unternehmen auf Steckverbindungen. Momentan suchen wir nach Experten für Steckverbindungen in der Automatisierungstechnik, die uns helfen können, die beste Lösung für uns zu finden.
https://oneav.eu/de/av-ueber-ip-loesungen/
Danke für diesen Beitrag über AV over IP. Ich interessiere mich sehr für solche Technik und arbeite momentan mit Steckverbindungen für die Automatisierungstechnik. Es stimmt, dass es sich hier um proprietäre Punkt-zu-Punkt Lösungen handelt, doch ich sehe keinen Nachteil zu AV oper IP.
Vielen Dank für den tollen Beitrag. Gut zu wissen, dass auch Netzwerkkabel und Steckverbindungen proprietäre Punkt-zu-Punkt-Lösungen bleiben. Interessant, dass sie wie klassische AV-Distributionen über Switches und Splitter verteilt werden können, aber immer in der Anzahl der Ein- und Ausgänge dieser Hardware limitiert sind. Wir setzten bei uns im Unternehmen auf Steckverbindungen. Momentan suchen wir nach Experten für Steckverbindungen in der Automatisierungstechnik, die uns helfen können, die beste Lösung für uns zu finden.