Soundmasking-Systeme

Welche Art von Sound Masking Systemen gibt es?

Es gibt eine Vielzahl von Soundmasking-Systemen, die sozusagen als Fertigpaket Rauschgenerator, Verstärker und Lautsprecher anbieten. Darüber hinaus finden sich jedoch auch Lösungen, die mehr als nur mit einem Rauschen und Deckenlautsprechern arbeiten. Autorin und Audiospezialistin Christiane Bangert gibt einen Überblick …

Sound-Masking in einem Restaurant
(Bild: INTO Concept Oy / Nordic Silence furniture solutions)

Grundlagen und Nutzen von Sound Masking in Arbeitswelten hat PROFESSIONAL SYSTEM gleich in mehreren Beiträgen thematisiert. Welches System nun die passende Lösung für die individuelle Büroumgebung ist, hängt von den Ansprüchen ab: Reicht ein einfaches Paket-System mit sichtbaren Lautsprechern z. B. in der Decke und der Wiedergabe eines Rauschsignals oder könnten nicht sichtbare Lautsprecher und Klanglandschaften mit unterschiedlichen Geräuschen die Akzeptanz eines solchen Systems bei der Belegschaft erhöhen? Oder gibt es vielleicht keine Decken, die einen Einbau von Lautsprechern zulassen? Dann sind andere technische Lösungen erforderlich. Welche es gibt, das soll im Folgenden kurz umrissen werden, ohne jeglichen Anspruch an Vollständigkeit.

Anzeige

Sound Masking Systeme von der Stange

Komplettsysteme setzten sich im einfachsten Fall aus einer Zentrale gleich mit integrierten Verstärkern und Lautsprechern zusammen. Letztere aus einem Typ mit verschiedenen Befestigungsvarianten bestehen.

Ein Beispiel für ein solches System ist das QtPro von der Firma Cambridge Sound Management, das in einer Installation bei der Firma InSyst eingesetzt wurde. Es gibt einige weitere nordamerikanische Hersteller, die Systeme anbieten, z. B. LogiSon, Atlas IED und Soft dB. Soundmask ist ein Beispiel für einen australischen Hersteller. Alle Systeme haben ihre Besonderheiten in der Ausführung. Der kanadische Hersteller LogiSon (mit belgischem Europavertrieb) z. B. ordnet jedem Lautsprecher einen sogenannten Hub zu, in dem die Signalverarbeitung etc. stattfindet. Die Zentrale wird allein für die Steuerung genutzt.

Ein Beispiel für ein Komplettsystem ist das QtPro von der Firma Cambridge Sound Management
Ein Beispiel für ein Komplettsystem ist das QtPro von der Firma Cambridge Sound Management (Bild: Christiane Bangert)

Atlas IED, im Vertrieb der MediasPro Medientechnik GmbH, bietet eine ganze Produktpalette für unterschiedliche Größenordnungen an Installationen an, von kleinen eigenständigen Modulen bis hin zu vernetzbaren Prozessoren mit mehreren Rauschgeneratoren, Terzband- und parametrischen Equalizern sowie automatischer Pegelkontrolle. Zu den Fähigkeiten von Soft dB (Nordeuropavertrieb in NL) gehört die adaptive Anpassung des Maskierungspegels. Mit einem patentierten System werden Pegel und Umgebungsgeräusche sanft aufeinander abgestimmt, typischerweise in 0,5 dB/min-Schritten.

Bei Soundmask (Vertrieb in England) gibt es interessante Positionierungsalternativen: die halbrunde Lautsprechervariante ist u. a. dazu gedacht, im Hohlboden untergebracht zu werden. In der Regel gibt es bei den Systemen zusätzliche Signaleingänge, so dass zum Beispiel auch Hintergrundmusik oder Durchsagen eingespeist werden können. Als Maskierungssignal ist ein wie auch immer geartetes Rauschen vorgesehen.

Lautsprecheralternativen

Eine sichtbare Schallquelle mag als störender empfunden werden als eine nicht ganz so offensichtliche. Und eine umhüllende „Klangwolke“ ohne Richtungsinformationen kann angenehmer sein als eine klar zu ortende Quelle. Beide Aspekte sprechen dafür, über offensichtliche Deckenlautsprecher hinaus zu schauen, welche Alternativen es zur Wiedergabe der Signale gibt. Alternativen können z. B. Lautsprecher sein, die sich gut verstecken lassen, weil sie klein sind oder weil sie eher als Design-Element wahrgenommen werden.

Eine weitere Möglichkeit bieten Flachmembran-Lautsprecher, die wie eine „normale“ Oberfläche wirken oder sogar eine mittels eines sogenannten Exciters angeregt sind. Eine abgehängte, schalldurchlässige Decke, Schränke mit schalldurchlässigen Fronten, o. Ä. – viele Alternativen kommen zum unauffälligen Positionieren der kleinen auf dem Markt erhältlichen Ein- oder Zweiwege-Lautsprecher in Frage.

Dabei sollten die Lautsprecher, wenn sie ein gleichmäßiges Klangfeld schaffen sollten, möglichst breit abstrahlen. Auch die Ausrichtung von Lautsprechern auf eine reflektierende Fläche – also genau in die andere Richtung als sonst üblich – kann für die Produktion einer Klangwolke günstig sein. Schmale Zeilenlautsprecher lassen sich hinter Säulen verstecken, wie zum Beispiel die sehr schmalen Schallzeilen von K-Array.

Schmale Zeilenlautsprecher lassen sich hinter Säulen verstecken, wie zum Beispiel die sehr schmalen Schallzeilen von K-Array.
Schmale Zeilenlautsprecher lassen sich hinter Säulen verstecken, wie zum Beispiel die sehr schmalen Schallzeilen von K-Array.

Ein Beispiel für spezielles Design sind auch die Lautsprecher von der Firma NewTech, die eher wie edle Lampen wirken. Lautsprecher gleich in der abgehängten Rasterdecke integriert ermöglichen die Sound Shower von Panphonics: Die Flachmembranlautsprecher sind u. a. in einem 60 × 60 cm Maß zu haben und sind so anstelle einer Deckenplatte in das Deckenraster einzulegen.

Lösungen für die unterschiedlichsten Wandmaterialien von Gipskarton und Holz bis Mauerwerk bietet Novasonar: mit den Excitern von ML-Audio werden verschiedenste Oberflächen zum Schwingen gebracht. So wird eine Trockenbauwand bzw. ein Teil von ihr zum Klangkörper.

Auch der Exciter SolidDrive von Soundtube kann Oberflächen wie Fenster, Böden, Tischplatten etc. in Schwingungen versetzen, die dann als Flachmembranlautsprecher das gewünschte Signal wiedergeben. Welche Qualitätsansprüche an die Lautsprecher gestellt werden, hängt von den Signalen ab, die wiedergegeben werden.

Der Soundprozessor MRX7-D von Yamaha bietet vorgefertigtes Stimmengewirr, zum Beispiel mit Blätter- oder Meeresrauschen im Hintergrund
Der Soundprozessor MRX7-D von Yamaha bietet vorgefertigtes Stimmengewirr, zum Beispiel mit Blätter- oder Meeresrauschen im Hintergrund

Ein leicht eingeschränkter Frequenzgang bei der Wiedergabe von Rauschen mag noch akzeptabel sein solange kein Frequenzbereich zu offensichtlich überbetont wird. Wenn aber Klanglandschaften mit unterschiedlichen Signalen und Anreizen geschaffen werden, so sollten die Lautsprecher fähig sein, die Signale auch so wiederzugeben, wie sie gedacht sind. Sonst hört sich ein Wasserfall gar nicht mehr so natürlich an, wie er soll.

Signalprozessoren

An dieser Stelle wird das Thema Verstärker – sie werden weitgehend von der Auswahl der Lautsprecher bestimmt – übersprungen und zu den Gerätschaften übergegangen, die die Signale ausgeben. Welches nun das passende Gerät ist, hängt u. a. von der Zielsetzung ab: Geht es um die Schaffung von Klanglandschaften mit unterschiedlichen Anreizen und Positionen oder soll ein mehr oder minder ähnliches Signal überall ausgegeben werden?

In jedem Fall sind mehrere Kanäle notwendig, denn die Signale sollten, auch wenn sie ähnlich sind, unkorreliert sein, damit eine eher diffuse Klangwolke entstehen kann. Dies gelingt nicht, wenn benachbarte Lautsprecher phasengleich das gleiche Signal ausgeben. Zudem muss das Gerät entweder die Signale selber erzeugen können, einen Speicher haben oder seine Signale von einem externen Speicher erhalten.

Der Atlas ASP-MG24TDB, hier zusammen mit dem passsenden Lautsprechermodell Atlas M1000, besitzt 2 Eingänge mit 4 SoundMasking-Generatoren und 4 DSP-Ausgänge, die mit einer besonders intuitiven Benutzeroberfläche konfiguriert werden.
Der Atlas ASP-MG24TDB, hier zusammen mit dem passsenden Lautsprechermodell Atlas M1000, besitzt 2 Eingänge mit 4 SoundMasking-Generatoren und 4 DSP-Ausgänge, die mit einer besonders intuitiven Benutzeroberfläche konfiguriert werden.

Dabei müssen die Speicher schon einiges an Kapazität haben, wenn kein Rauschen generiert wird. Denn wenn man offensichtlich die Wiederholung hört, dann ist bei jedem Geräusch die Natürlichkeit nicht mehr gegeben. Der Hörer hat dann über den Arbeitstag eher den Eindruck, eine Schallplatte mit dickem Kratzer hören zu müssen. Wenn es sich um große Installationen handelt, so können auch Netzwerk-Funktionalitäten von Vorteil sein. Gebraucht werden auch Equalizer zur Anpassung der Signale an die jeweiligen räumlichen Gegebenheiten.

Es gibt einige Systeme, die die oben genannten Eigenschaften besitzen: So sind u. a. das D’Mitri System mit Constellation von Meyer Sound und das Q-SYS von QSC zu nennen. Der MRX7-D von Yamaha bietet vorgefertigtes Stimmengewirr, zum Beispiel mit Blätter- oder Meeresrauschen im Hintergrund.

Der AM1200 von Atlas IED ist ein eigenständiges Masking-System mit zwei integrierten 2" x 4"- Lautsprechern und einem 12-Watt-Verstärker
Der AM1200 von Atlas IED ist ein eigenständiges Masking-System mit zwei integrierten 2″ x 4″- Lautsprechern und einem 12-Watt-Verstärkerlaut

In der Regel wird professionelle Unterstützung beim Zusammenstellen und Einrichten des Systems notwendig sein, wenn es nicht um die Installation eines Systems „von der Stange“ geht. Deshalb soll an dieser Stelle nicht vertieft auf das Für und Wider sowie die diversen DSP-Prozessoren und Systeme eingegangen werden, die für den Einsatz in einem Soundmasking-System in Frage kommen.

Neben der vorliegenden Übersicht über Soundmasking-Systeme wurden in PROFESSIONAL SYSTEM folgende Artikel zum Thema veröffentlicht:

» „Akustik in Bürolandschaften“– Grundlagen über Soundmasking

» „Klangräume gestalten“ – Sounddesign für Soundmasking

» „Soundmasking in der Praxis“ – Case Study über Soundmasking bei der Firma Insyst


//[7597]

Anzeige

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Erstaunlich, wie viele Sound Masking Systemen auf dem Markt es gibt! Interessant, dass die Lautsprecher von der Firma NewTech wie edle Lampen wirken. Design ist mir wichtig. Ich werde definitiv die Firma checken. Danke!

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.