Coda Audio: Space für buntes Audio – und Teamgeist
von Detlef Hoepfner,
Noch jünger als die Marke Coda Audio ist deren deutsche Vertriebsgesellschaft, die 2023 in ihr sechstes Geschäftsjahr geht. Raum gibt es dort nicht nur für neue Audio-Ideen, sondern auch ein dynamisches Team.
Ein Vertriebsjubiläum, ohne dass der Chef sich sehen lässt – das muss man sich auch erst mal trauen. So gesehen: Der Rückhalt für das Team der Coda Audio Deutschland GmbH rund um Ton Groen ist offenbar groß genug, auch diese Aufgabe im Sinne des Erfinders zu wuppen. Auf mittlerweile sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen ist die 2017 mit Ton Groen und Sebastian Bähr gestartete Crew, die den deutschsprachigen Markt für Coda Audio betreut.
Nicht nur Coda selbst gab es da schon länger, auch mit dem Sitz auf dem ehemaligen Expo-2000-Gelände in Hannover und der Fertigung in Bulgarien: lange vor der Etablierung dieser Eigenmarke versorgte Gründer, Inhaber und CEO Svetlomir „Svetly“ Alexandrov viele Hersteller mit den Lautsprecherkomponenten der mit ihm seit 1994 verbundenen Marke BMS. Der konsequente Schritt zu einer eigenen Linie von Komplettprodukten erfolgte damals nach einigen ersten BMS-Lausprechern 2009 sicher nicht ganz ohne Bedenken, war aber doch naheliegend: Für die Komponentenerprobung und deren Präsentation musste man sowieso komplette Beschallungslautsprecher bauen und sich dieses Know-how erwerben.
Mit Gründung der Coda Audio Deutschland GmbH (als Vertriebsgesellschaft in der Coda-Audio-Gruppe mit insgesamt rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern) wurde dann ein deutliches Zeichen für den deutschen und später ebenso österreichischen Markt gesetzt. Wenn auch das Team etwas amüsiert auf seine ersten Gehversuche in einer „Excel-Hell“ zurückblickt, kam hier bereits gehörige Branchenerfahrung zusammen: Sebastian Bähr betreute vor der Integration von Camco in L-Acoustics die Marke Coda Audio beim Camco-Vertriebsableger Audiovation, Ton Groen war u.a. für Meyer Sound tätig.
Heute gehört neben der seit Gründungsjahr involvierten Swetlana Cansi (Accounting & Secretary) Thomas Müller als Head of Sales Rental zum Team, der zuvor bereits eine eigene Lautsprechermarke aufgebaut hatte. Dirk Maron (Head of Tech- & Application Support) war jahrelang als Systemtechniker unterwegs (u.a. Udo Jürgens und Metallica), Michael Schwarzer als Project- & Application-Manager kennt sich bestens in Automotive-Projekten aus, und Daniel Groen ergänzt als Logistiker.
Gute „Zutaten“ allein aber garantieren noch keinen Erfolg. Auch wenn Coda Audio auf eigene Treiberkomponenten und eine eigene, große Fertigung mit mehreren Fabriken Zugriff hat. Andere Marken argumentieren ja wiederum genau umgekehrt, man sei eben nicht zwangsweise durch eine Eigenfertigung limitiert. Doch in der Kombination aus sehr hoher Fertigungstiefe und ganz dichter Marktbegleitung hat es Coda Audio in einem sehr engen Marktumfeld geschafft, sich dauerhaft zu positionieren. So sind bereits über 60 Full-Service-Dienstleister im Rental-Netzwerk Deutschland registriert und über 300 Airay-Elemente in Deutschland bei Kunden verfügbar.
Diese Marktnähe nimmt natürlich theoretisch jeder für sich in Anspruch. Das dann in der Praxis zu leben, ist die eigentliche Herausforderung. Dazu gehörte sicher, dass immer wieder für die Kunden spürbar in die Fertigung, die Produkte, Software, Schulungen und Support investiert wurde. Ohne das statistisch wasserdicht nachgeprüft zu haben: Unter der umsichtigen Leitung von Ton Groen scheint es offenbar zudem gelungen zu sein, nicht stumpf Verkaufsdruck aufzubauen, sondern die Vielfalt an Team-Talenten effektiv einzusetzen.
Mr. Coda Audio ist dann doch noch kurz auf dem Gang im Vorbeieilen zu entdecken: Svetly bereitet bei unserem Besuch kurz vor der ISE den neuen Geschäftszweig „Space by Coda“ vor: Die riesigen Wandflächen im großen Audio-Demoraum der Messe Barcelona waren rundum mit gigantischen Bildern von Eric Decastro in den großen Dimensionen einer Outdoor-Werbung gestaltet. Beim ersten Blick auf die schlank vor der Wand schwebenden Bilder würde man nicht vermuten, dass derart viel (oder überhaupt) Beschallungstechnik integriert ist. Im Gegensatz zu den Konzepten „wir brauchen rundum eine Million Chassis und dann klingt es … so oder so“, ist der Ansatz bei Space by Coda pragmatischer: Es vereint weniger, aber sehr kräftige Quellen für den nötigen Druck, die zudem in eine superflache Bauform hineinentwickelt wurden. Das gefällt nicht nur „den Architekten“, denen manchmal sicher auch zu Unrecht mangelnde Technikbegeisterung vorgeworfen wird.
Mal ehrlich: So ein Raum, geprägt von gigantischen Farbflächen, macht echt was her. Eine zweite Funktion des Rahmenbausystems kam hier auch gelegen: Nicht nur wurde der im leeren Zustand zuvor klanglich katastrophale Messe-Kubus sichtbar akustisch behandelt. Die Space-Elemente selbst dienen ebenfalls der Raumbeeinflussung, indem nicht mit Lautsprechern bestückte Module mit Diffusoren oder Absorbern bestückt werden.
Heute geht ja kein Produkt mehr ohne den Zusatz „…system“ auf den Markt, und so umfasst auch Codas Space mehrere abgestimmte Optionen in 60-mm-Schritten: drei Lautsprechermodule für Reichweiten von 10 bis 25m und austauschbare „Instafit Magnetic-Waveguides“ zur variablen Bestimmung der Richtwirkung. Die MF/HF-Sektionen der Module sind in 90°-Schritten drehbar, die Panels können also in Landscape- und Portrait-Orientierung genutzt werden. Coda gibt einen Fullrange-Frequenzgang von 45Hz bis 21kHz an sowie einen maximalen Schalldruck von 121 dB (A-bewertet) für das M1-Modul und 137 dB SPL (A-bewertet) für das kräftigste Modul M4.
Bestückt sind die Lautsprechermodule mit 6,5″-Chassis, 1,75″-HF-Treibern und passiven 10″-Membranen. Eine weitere Oktave nach unten geht es dann mit dem SCX als optionalem Subwoofer in unauffälliger Säulen-Optik. Die drei Absorbermodule und ein Diffusor-Modul werden im gleichen Format gebaut und lassen sich damit exakt zwischen die Lautsprechermodule einfügen oder eigenständig mit hochauflösendem Leinwanddruck nutzen.
Der Antrieb der Space-Module erfolgt über Linus-DSP-Systemverstärker. Noch eine Stufe spaciger geht es mit dem Space Hub Immersive Processor für 3D-Audio. Für eine kraftvolle 3D-Audio-Demonstration wurde auf der ISE Jean-Michel Jarre hinzugezogen, dessen Mehrkanal-Audio deutlich demonstrierte, welchen Wert konkret für solche Umgebungen komponiertes Material haben kann: Egal, wie herum man sich im Raum positionierte, um die Bilder rundum zu genießen – nie hatte man den Eindruck, akustisch „falsch herum“ zu stehen. Im Gegenteil: Man spürte, dass sich in solchen Konzepten die Ausrichtung des Publikums auf eine fokussierte Bühne auflöst.
Jarre experimentiert zudem mit virtuellen Konzerten und entwickelt offensiv denkbare Formate der Zukunft mit. Wer seinem Appell, die kulturelle Gestaltung des Metaverse in Europa nicht zu verpassen, noch nicht direkt folgen mag oder möchte, kann sich im Sommer vielleicht an den nächsten Entwicklungen von Coda Audio erfreuen: In Arbeit ist eine Range für den Installationsmarkt, eine Erweiterung der Systemverstärker- und Elektronik-Produktpalette und im Sommer 2023: ein leistungsstarkes, kompaktes Großbeschallungs-System.