Bei der internationalen Fachmesse mit begleitendem Kongressprogramm in Karlsruhe steht die digitale Bildung in Schulen, Hochschulen sowie der Berufswelt im Mittelpunkt. Parallel zur 30. Auflage der Messe erfolgte die „New Work Evolution“ mit der Ausrichtung auf den Strukturwandel in der Arbeitswelt.
Was sind die Trends des Lernens? Dieser Frage gehen Ausstellende und Besuchende der Learntec jedes Jahr auf den Grund. Ganz sicher standen die Entwicklung der KI (Künstliche Intelligenz) und Veränderungen durch diese im Rampenlicht der Messe: Kaum Diskussionsrunden und Vorträge, in denen nicht das allgegenwärtige ChatGPT Gegenstand von Betrachtungen und Prognosen war.
Ebenfalls allgegenwärtig sind unzählige Displays, darunter auch einige neue Formate in 21:9, wie sie wohl in Klassenräumen von allgemeinbildenden Schulen eher selten anzutreffen sein werden. Denn trotz DigitalPakt Schule sind die Etats für Digitalisierung und Entwicklung eines von Medien gestützten Unterrichts knapp.
Große Displays, die in Schulen die Kreidetafel ersetzen, fallen recht unterschiedlich aus. Sie können interaktiv sein, müssen es aber nicht, je nach medienpädagogischem Konzept einer Schule. Sind sie jedoch interaktiv, gibt es wiederum eine Vielzahl von Anbietern, die intuitive Lösungen versprechen, bei geringem Einarbeitungsaufwand. Hier kommt es sicherlich auch auf individuelle Präferenzen der Nutzenden, sprich Lehrkräfte an.
Interessant sind unterschiedliche Strömungen, die zu beobachten sind. Verfechter von Touch-Lösungen betonen, dass das Display im Klassenzimmer so einfach und klar zu
beschreiben sein müsse, wie die seinerzeit gewohnte Kreidetafel. Außerdem seien es die Schülerinnen und Schüler als „Digital Natives“ von Kind an gewohnt, dass Displays via Touch bedienbar seien. Diese Überlegungen setzen aber voraus, dass es medienpädagogisch vorgesehen sei, einzelne Lehrende nach vorne an das Display zu bitten, um zu schreiben, zu rechnen, zu zeichnen. Hierfür bemühen sich die Hersteller und Programmierer der verschiedenen Systeme um ein möglichst gutes „Schreibgefühl“ für die Anwendenden. Das konnten die Messebesucher selbstverständlich bei jedem Anbieter für interaktive Displays selbst erproben.
Verfechter anderer Konzeptionen wollen bei der Bildschirmnutzung gar nicht beim Gewohnten bleiben, bei der die Lehrkraft ständig mit dem Rücken zur Klasse steht, wenn etwas verschriftlicht werden soll. Sie argumentieren auch, dass es bei Problemen unangenehm sei, wenn hinter dem Rücken der Lehrkraft versierte Nutzer digitaler Medien und zukünftige IT-Fachkräfte sitzen und der Problemlösung als Zuschauende beiwohnen. Hier wünschen sich Lehrkräfte oft eher eine BYOD-Lösung (Bring Your Own Device), die sich im Rahmen der Unterrichtsvorbereitung auf dem eigenen Dienst-Laptop einrichten und testen lässt. Im Unterricht hat die Lehrkraft, wie bei jeder Powerpoint-Präsentation auch, die Bildinhalte vor sich, mit gleichzeitigem Blick auf die Schülerinnen und Schüler.
Auch dieses Thema führt ständig zu kontroversen Diskussionen, welche Plattform die passendste beim Nachfolger der Kreidetafel sei. Neben persönlichen Präferenzen existieren möglicherweise Vorgaben, die sich über die einzusetzenden Software-Systeme oder die IT-Administration ergeben. Hersteller wie beispielsweise Avocor vertreiben ihre Displays daher ohne Betriebssystem, so dass in jedem Fall das präferierte Betriebssystem zum Einsatz kommen kann, ohne Sicherheitsbedenken, was laut Avocor insbesondere bei Institutionen der betrieblichen Aus-und Weiterbildung großen Anklang finden würde.
Im Mittelpunkt der für alle Learntec-Besucher frei zugänglichen New Work Evolution in Halle 3 stand die Arbeitswelt mit ihren großen Veränderungen im Zuge der Pandemie und angesichts des aktuellen Fachkräftemangels sowie die Frage nach der Gestaltung des Arbeitsplatzes der Zukunft. Vorträge und Workshops begleiteten die Messe, bei der überwiegend clevere Lösungen zur Arbeitsplatzergonomie, Besprechungs-, Video-Konferenz-und Kollaborationsumgebungen zu sehen waren. Wer sich für medientechnische Angebote zur Ausstattung von modernen Arbeitsplätzen interessierte, fand bei der New Work Evolution eher ergänzende Produkte wie tragbare Akkustationen, mit denen beispielsweise Meetings völlig netzunabhängig auch im Freien abgehalten werden können.
„Wie funktioniert digitale Schule? Welche neuen Formen des Lernens und Unterrichtens entstehen durch digitale Lehrmaterialien, und was muss dabei beachtet werden?“ In zahlreichen Vorträgen wurden diese und andere Fragen betrachtet. In Podiumsdiskussionen diskutierten die Teilnehmenden die Digitalisierung der Schulen und den Einsatz von Medientechnik in den Schulen. Lange Zeit wäre davor gewarnt worden, den Medien zu viel Raum in den Schulen zu bieten. Doch nun müsse agiler gehandelt werden. Technische Lösungen ständen längst bereit, Innovationszyklen fielen immer kürzer aus, die Schulen kämen hier nicht hinterher.
Nach wie vor fehle jedoch der Konsens zwischen den Beteiligten auch angesichts von 16 unterschiedlichen Kultusministerien. Pädagogen sehen nach wie vor einen großen Diskurs in der Medienpädagogik und ein gesellschaftliches Problem. Ein Teilnehmer warf sogar die Frage auf, ob die Digitalisierung überhaupt die Lösung sei? Es müsse ausgehandelt werden, wie mit der Komplexität umzugehen sei. Schülerinnen und Schüler müssten befähigt werden, die Aufgaben der Zukunft zu bewältigen, egal ob analog oder digital.