Videokonferenzen in hybriden Arbeitswelten: Warum Dual-Display?
von Michael Zgoll, Artikel aus dem Archiv vom
Die Videokonferenz ist inzwischen ein flächendeckendes Werkzeug. Doch wie sollte das richtige Videokonferenzsystem in einer hybriden Arbeitswelt aussehen? Lösungen mit zwei Displays sowie mit Kameras mit aktiver Sprechererfassung schaffen den Brückenschlag und Ausgleich zwischen Präsenz-Gruppen in Meetingräumen und einzelnen Personen im Homeoffice.
Die Homeoffices haben sich in den letzten zwei Jahren bei vielen von uns zu perfekten kleinen Videostudios entwickelt. Mit Liebe zum Detail wurden aus Schlafzimmern, Dachböden und Kellern individuelle Arbeitswelten. Wo nicht schon durch den Arbeitgeber gestellt, haben Mitarbeiter:innen durch eigene Initiative Headsets und Kameras aufgerüstet. Und auch die Hintergründe bei den Kolleg:innen in der Webexsession sind häufig ähnlich aufwendig ausgewählt und gestaltet wie manches Social-Media-Profil.
100% Zusammenarbeit in Präsenz konnten wir immer schon, 100% Zusammenarbeit remote mussten wir in den letzten zwei Jahren gezwungenermaßen lernen – und es hat gar nicht wehgetan!
Endlich haben wir wieder die Wahl: Arbeite ich heute von zu Hause aus, oder treffe ich die Kolleg:innen im Büro? Nehme ich montags morgens am Joure Fix per Video teil und fahre erst danach ins Büro, wenn der Verkehr lichter ist? Diese Freiheiten sind Teil der neuen, hybriden Arbeitswelt.
Für unsere Büros und Besprechungsräume bedeutet das aber, dass nun die Mitarbeiter:innen mit einem völlig anderen Erfahrungsschatz, neuen Arbeitsgewohnheiten und auch Erwartungen zurückkehren. Die Videokonferenzen im Unternehmen sollten nicht qualitativ schlechter oder komplizierter sein als von zu Hause aus. Für die Unternehmen besteht dringender Nachholbedarf, damit die Rückkehr ins Büro nicht zu einer kalten Dusche wird.
Dabei geht es aber nicht nur um entsprechende Audio- und Videoqualität sowie einfache Bedienung, die im Idealfall identisch funktioniert wie zu Hause. Es geht auch um das richtige Raumdesign mit Tischformen, Hintergründen, Akustik und Beleuchtung, was im Besprechungsraum nochmals wichtiger und zeitgleich schwieriger ist als im Homeoffice mit Headset und Schreibtischlampe. Und es geht um ein technisches Layout, das nicht nur Remotemeetings, sondern vor allem hybride Meetings unterstützt. Meetings also, an denen sowohl Einzelpersonen aus dem Homeoffice, Kolleg:innen in Präsenz mit im Raum als auch andere Gruppen von Menschen aus anderen Standorten teilnehmen. Videokonferenzsysteme mit zwei Displays (Dual Monitoring) unterstützen dabei, dass solche hybriden Treffen in einem ausgeglichenen Verhältnis stattfinden können.
Je nach Videokonferenzdienst stehen auch am Laptop bereits unterschiedliche Bildlayouts zur Verfügung, bei denen die geteilten Inhalte oder der aktive Sprecher im Fokus stehen und sich alle anderen Teilnehmer in unterschiedlichen Stilen darum herum verteilen können oder aber alle Standorte gleich groß als Mosaik aus Einzelbildern zu sehen sind – unabhängig davon, ob es sich um eine Einzelperson oder einen Raum handelt.
Dienste wie Cisco Webex oder Microsoft Teams sind in der Lage, eine intelligente Bildsortierung und auch einen automatisierten Zuschnitt der Einzelbilder herbeizuführen, wodurch zum Beispiel Besprechungsräume als breites Panorama dargestellt werden, um ein Gleichgewicht zu den Einzelpersonen zu ermöglichen. Spätestens aber bei geteilten Bildinhalten kommen die Lösungen am Laptop oder im Besprechungsraum mit nur einem Monitor an ihre Grenzen. Die geteilte Präsentation nimmt nur noch einen Teil der Monitorgröße ein, wodurch die Bildgröße nicht mehr ausreicht für die hinteren Teilnehmer im Besprechungsraum und auch nur noch ein Teil der Bildschirmauflösung verwendet werden kann. Einfach, weil oberhalb, unterhalb oder seitlich Platz geschaffen wird zur Darstellung der Gegenstellen.
Videosysteme mit Dual Display bieten in diesen Fällen eine deutlich größere Auswahl an Layoutmöglichkeiten. Bei geteilten Bildinhalten sind die Präsentationen immer als Vollbild und mit voller Auflösung auf einem der beiden Displays zu sehen, während zeitgleich der aktive Sprecher und die Übersicht über alle Teilnehmer auf dem zweiten Monitor zu sehen sind.
Auch bei einer Besprechung ohne geteilte Bildinhalte kann ein Dual-Display-System das Meeting deutlich bereichern, in dem der aktive Sprecher bzw. der Raum, in dem der aktive Sprecher sitzt, automatisiert als Vollbild auf dem einen Monitor zu sehen ist, während die Grid View (Die Übersicht über alle anderen Teilnehmer als kleines Mosaik) auf dem zweiten Display dargestellt wird.
Im Zusammenspiel mit intelligenten Kamerasystemen in den Besprechungsräumen, die automatisch die sprechende Person in den Fokus rücken, wird das Gleichgewicht in hybriden Meetings vollständig hergestellt. Die Sprecherin oder der Sprecher ist nicht nur immer auf einem der beiden Displays im Vollbild, sondern wird auch durch die Kamera im eigenen Raum aus der Gruppe hervorgehoben. Somit ist es nahezu unerheblich, ob ich von zu Hause mit dem Laptop an einem Meeting teilnehme oder aber als Teil einer Gruppe im Unternehmen.
Selbst in einer Videokonferenz zwischen nur drei Standorten spielen Dual-Display-Systeme bereits ihre Vorteile aus und optimieren das Erlebnis im Raum: Der eine Standort oder Kollege/Kollegin ist auf dem linken Monitor dabei und auch von links zu hören, der oder die andere auf dem rechten Display.
Dual-Display-Lösungen eröffnen ein zusätzliches Potenzial, wenn das eine der beiden Displays ein interaktives Whiteboard ist. Damit wird der Videoraum zum perfekten Ort für einen kreativen Austausch und zu einem definitiven Mehrwert im Vergleich zum Homeoffice. Ein Beispiel dafür wäre die Room75 Dual, die als All-in-one-Videodevice in zwei verschiedenen Ausführungen erhältlich ist: Als Videocentric Lösung mit zwei passiven 75″-Displays und einer SpeakerTrack-Kamera mit vier Optiken oder in einer interaktiven Variante, wobei eine Kamera mit Sprecherfassung und zwei Optiken oberhalb eines interaktiven Displays verbaut ist.
Getoppt werden die Dual-Display-Videokonferenzen durch spezielle Softwarelayouts, wie zum Beispiel in Zukunft mit Microsoft Teams FrontRow, wo ein:e aktive:r Sprecher:in, geteilte Daten und die Übersicht über alle anderen Standorte sinnvoll über beide Displays verteilt werden, sogar mit der Einbindung des Chats.
Oder mit der Cisco Room Panorama als immersives Videodevice mit drei Displays. Dabei werden in einer normalen Mehrpunktkonferenz in Webex, Microsoft Teams, Zoom oder Google Meet die Standorte immer sinnvoll und in unterschiedlichen Layouts auf die beiden 82″-Displays verteilt, während die geteilten PC-Daten auf dem dritten Display oberhalb in 65″ erscheinen.
Und sobald zwei Cisco Panorama-Räume miteinander verbunden werden, verwandelt sich das System von einer Mehrpunktkonferenzanlage mit drei Screens in einen Panoramablick direkt in den anderen Raum. Das Bild der Gegenstelle ist über beide Monitore gestreckt, die Tische hier und dort werden zu einer einzigen Tafel, an der die Kolleg:innen in Lebensgröße gefühlt am gleichen Tisch sitzen.
Die Welt hat sich in den letzten zwei Jahren merklich gewandelt. Virtuelle Meetings haben uns in der Extremsituation der Pandemie geholfen. Wir haben gelernt, dass Videokonferenzen auch unabhängig von Lockdown ein tägliches Werkzeug sein können, was Zeit spart, Reisen reduziert und Ressourcen schont.
Sicher nicht für jedes Meeting! Aber das ist doch das Schöne an einer hybriden Welt: Wir haben die Wahl. Und mit Dual-Video-Systemen auch die richtigen Tools, um den Erwartungen und Bedürfnissen der Kolleg:innen bei der Rückkehr ins Büro gerecht zu werden.
Als Gastautoren konnte PROFESSIONAL SYSTEM für diesen Artikel Michael Zgoll gewinnen. Michael hat an der Uni Essen ein Studium der Kommunikationswissenschaften absolviert und war anschließend zwei Jahr lang für das Ingenieurbüro für Kommunikationssysteme S.W. Hirz GmbH mit Sitz in Köln für den Vertrieb von Medientechnik zuständig. Von 2003 bis 2010 leitete Michael die Medientechnik in der merTens AG in Neuss, bevor er 2010 die zgoll: GmbH gründete, mit der er Konzeption, Planung und Gestaltung von Videokonferenz- und Besprechungsräumen vornimmt. Er möchte Räume, Möbel und Technik sinnvoll miteinander verbinden, sodass sie einfach nutzbar werden und eine kollaborative Arbeitsweise optimal ermöglichen.