Spatial Sound System im AUDI Brand Experience Center
von Helga Rouyer-Lüdecke, Artikel aus dem Archiv vom
Die Beschallung im Plenum des Audi Brand Experience Center am Flughafen München wurde nicht nur unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zusammengestellt, sondern bietet auch ein immersives Sounderlebnis.
Seit Ende 2019 ergänzt das Audi Brand Experience Center (ABEC) den umfangreichen Audi Campus auf dem Gelände des Flughafen München als viertes Trainingszentrum für den internationalen Handel. Medientechnische Besonderheiten im Plenum des ABEC sind u. a. die 36 Videopanels an der Decke. EXG Media installierte die Panels in vier Neunergruppen. Sie wirken wie Oberlichter, durch die man Wolken jagen sieht. Passend dazu pfeift den Besuchern der Wind um die Ohren – die Windgeräusche kommen aus einem Spatial Sound System von Meyer Sound.
Generalplanung und Entwurf des blau-transparenten Gebäude-Cubus auf dem 16 Quadratkilometer großen Flughafenareal stammen aus der Feder des Münchner Architekturbüros Peter Zauner. In dessen Auftrag wurde die Fachplanung der Medien- und Elektrotechnik vom Planungsbüro Bertram, mit Markus Endl als zuständigem Fachplaner der Medientechnik, übernommen.
Das 3.850 Quadratmeter große ABEC ist das erste und immer noch einzige Gebäude am Münchner Flughafen, das konsequent nachhaltig ist. So sorgt mit Geothermie gespeiste Betonkerntemperierung für Wärme und Kühlung. Die dreifach verglaste Fassade aus transparenten Photovoltaikelementen liefert den Strom und senkt die Kühllast. Die jährlich rund 42.000 Kilowattstunden versorgen das Gebäude selbst sowie sechs Ladesäulen. Sie sind Teil des E-Ladeparks der Audi AG am Münchner Flughafen, einem der größten Ladeparks in Europa.
„Mit dem ABEC verfolgt Audi den ganzheitlichen Ansatz der Elektromobilität, inklusive des Ladens mit selbstproduziertem, absolut grünem Strom“, sagt Sophie Scholl vom Audi Campus Flughafen München. „Dieser Ansatz ist uns extrem wichtig. Es ist so unglaublich viel Herzblut in dieses Projekt geflossen. Das Gebäude ist ein Leuchtturm für Audi.“ Bis 2025 will Audi weltweit alle Produktionsstandorte CO2-neutral stellen und spätestens im Jahr 2050 soll unternehmensweite CO2-Neutralität erreicht sein.
So konnte auch ein Soundsystem installiert werden, dass nicht nur für einen „spürbaren“ Raumsound sorgt, sondern auch nachhaltig ist: Beim Durchforsten der Audi- Lager stieß Markus Endl von EXG Media auf 16 Meyer Sound UPM-Lautsprecher, die Audi vor knapp zwei Jahren für eine Showreihe angekauft hatte. Endl, der seit 15 Jahren mit Meyer Sound arbeitet, setzt auf die hohe der Laufzeit der Lautsprecher: „Ob sie nun zwei oder fünf Jahre gelaufen sind, spielt bei Lautsprechern von Meyer Sound keine Rolle, sie sind State of the Art.“ Daher wurden die UPM aus dem Audi-Lager für die Beschallung eingesetzt. In zwei Reihen mit je acht Lautsprechern hängen sie an der Traversenkonstruktion entlang der Fahrstraße und beschallen die jeweils gegenüberliegende Tribüne.
Denn das Plenum ist befahrbar. 15 Meter breit und 30 Meter lang verfügt es auf beiden Seiten über Rolltore; zwei Drehscheiben dienen zur Fahrzeugpräsentation im Boden. An der Stirnseite befindet sich ein schnell öffnendes Rolltor, dahinter die Garage. Durch das gegenüberliegende Rolltor am anderen Ende des Plenums und ein weiteres Rolltor in der Fassade verlassen die Wagen das Gebäude und können auf die Teststrecke einbiegen.
„Die Idee ist tatsächlich, einmal etwas mit beschleunigenden Fahrzeugen zu machen“, erklärt Markus Endl. Auf der Seite der Garage kann bei einer Wandbreite von 15 Metern vollflächig projiziert werden. Zur Beschallung wurden hier vier Ultra-X20 installiert. Für die tiefen Töne sorgen sechs 750-LFC, die in Zweiergruppen mittig zwischen den Showpanels geflogen werden.
Mit dieser Installation war bereits eines der Hauptprobleme der Halle behoben. „Man hat hier drin vier Seiten reinen Beton, dazu eine Decke und den Boden aus Beton. Da spielt die Qualität der Lautsprecher immer eine enorm große Rolle. Aber mit der relativ hohen Stückzahl an UPM und Ultra-X20 bekommen wir die ‚Leisestärke‘ so hin, dass der Raum nicht mitschwingt. Ich rede ganz bewusst von ‚Leisestärke‘, denn Lautstärke ist in so einer Halle tödlich. Ich muss klar und ganz präzise arbeiten können, und genau das können wir hier im Plenum“, so Markus Endl.
Auch ein weiteres Problem wurde mit Produkten von Meyer Sound gelöst: „Den ursprünglichen Ansatz, ein immersives System einzubauen, hatten wir wegen des enormen Aufwands und des Nachhaltigkeitsanspruchs zuerst zurückgestellt“, erklärt Endl. „Aber dann hatten wir aufgrund einer Hallenbelegung und anschließend wegen der Corona- Pandemie eine zeitliche Verzögerung. Und genau da kam Spacemap Go auf den Markt, und die Idee war wieder auf dem Tisch. Mit ein bisschen Knoff-Hoff und dem Material, das ohnehin gebraucht worden wäre, haben wir jetzt ein Spatial Sound System realisiert.“
Die beiden Galileo Galaxy 816, die das System steuern, konnten nun mit Spacemap Go belegt werden. Wenn die sechs Showpanels, die zuvor wie Oberlichter aussahen, nach unten klappen und für die Gäste auf den Sitztribünen zu Kinoleinwänden werden, kommt der Ton nicht von den Saalseiten des lang gestreckten Plenums, sondern aus der Mitte des jeweiligen Panels. Er bewegt sich mit dem Moderator die Tribünen entlang – als Motorengeräusch des Fahrzeugs, das aus der Garage auf die Drehscheibe rollt.
„Ich kann mit mindestens 16 Spacemap-Kanälen an einzelnen Positionen fahren. Und ich kann auf dem iPad sagen: Das Fahrzeug fährt jetzt weg. Dann würde der Sound in der vordefinierten Geschwindigkeit durch den Raum cruisen. Da hat man bei einer Show ein ganz klar definiertes Zeitfenster und die entsprechenden Markierungen. Im schlimmsten Fall – wenn er zu spät weggefahren ist und es nicht passt – kann man mit dem Finger nachkorrigieren.“
Selbst die in drei Gruppen geflogenen Bässe sind im Raum verortbar, liefern Struktur und richten das Hörerlebnis aus. Für die perfekte Abmischung von Ton und Video sorgt ein System von Meyer Sound. In einem kleinen Studioraum, welcher ans Plenum angrenzt, wurde ein Amie 2.1-System installiert.
„Wir alle waren bei der Abnahme des Sound Systems geradezu geflasht“, sagt Sophie Scholl. „Das ist etwas ganz Tolles. So etwas hatten wir noch nicht. Wir wollen in diesem Plenum ja auch dynamische Fahrzeugpräsentationen machen. Da unterstützt uns der Sound enorm, weil er mitfährt. Das ist sensationell.“
Und Markus Endl fügt hinzu: „Sound ist der Showeffekt schlechthin. Sie können 360°-Projektionen machen, wie Sie wollen – es ist der Ton, der für die Gänsehaut sorgt.“