Börsengänge am Frankfurter Parkett lassen sich seit November 2020 noch bildmächtiger in Szene setzen: Eine neue LED-Wand unterhalb der bekannten DAX-Tafel spielt dabei eine wesentliche Rolle, doch auch andere Medientechnikkomponenten tragen nach umfangreichen Umbaumaßnahmen zu einem repräsentativen Gesamteindruck des international bekannten Frankfurter Börsensaals bei.
Mit einem neu gestalteten Besucherzentrum sowie flexibel nutzbaren Event- und Konferenzflächen modernisiert die Deutsche Börse ihr wohl bekanntes Aushängeschild: Das denkmalgeschützte, 1879 eingeweihte Gebäude am „Börsenplatz 4“ in der Frankfurter Innenstadt soll nach Wunsch der Verantwortlichen künftig noch stärker als Anlaufstelle für verschiedene Interessengruppen wahrgenommen werden und der Öffentlichkeit die Themen Börsenhandel und Aktienanlage nahebringen.
In die Umgestaltungsmaßnahmen einbezogen ist der große Handelssaal, der mit seiner riesigen DAX-Tafel und dem im Raum schwebenden Ringbanner das Bild der Deutschen Börse in der Öffentlichkeit prägt. Eine halbrunde, unterhalb der magnetischen Telenorma Fallblattanzeige befindliche Maklerschranke (interne Bezeichnung für die gleichmäßig leuchtenden „Inseln“ der einzelnen Bankhäuser auf dem dunklen Eichenparkett) wurde durch eine Bühne abgelöst, hinter der sich eine großformatige LED-Wall befindet. Die neue Bildwand dient als vielfältig bespielbarer Backdrop.
Vor den LED-Bildern finden an der Kopfseite des Saals IPOs statt: IPO ist das Akronym für „Initial Public Offering“ und bezeichnet den Börsengang eines Unternehmens, der von Ritualen wie dem Läuten der Börsenglocke durch den Vorstand des Emittenten begleitet wird. Mit der ersten Preisfeststellung geht ein oftmals langwieriger und komplexer Emissionsprozess zu Ende, und der Handel an der Börse beginnt.
Die Planung der neu in den Handelssaal einzubringenden Medientechnik oblag Hartmann, Mathias und Partner als produktneutralem Planungsbüro; als Projektleiter trugen Marius Menschel und Tobias Honacker Verantwortung. Als Errichter wurde die BFE Studio und Medien Systeme GmbH unter Führung von Projektleiter Jörg Alberti tätig; das Unternehmen aus Mainz hat mit der Deutschen Börse einen Vertrag über Wartung und Support geschlossen. Die neue architektonische Gestaltung beruht auf Ideen von Kontext Architektur/Hüsen & Düll Partnerschaft.
Mit der Planung der Medientechnik wurde im Januar 2018 begonnen. Die vor Ort erforderlichen Arbeiten mussten im laufenden Börsenbetrieb stattfinden, was zahlreiche Einsätze während der Nacht sowie an Wochenenden erforderte. Bei der Ausführung kam es bedingt durch die Corona-Pandemie zu Verzögerungen, so dass die Abnahme erst im November 2020 erfolgte. Das neue Podium samt LED-Wall wurde seither bereits mehrfach für IPO-Ceremonies genutzt.
Die für den Indoor-Einsatz spezifizierten LED-Panels mit einem Pixelpitch von 1,8mm stammen von INFiLED (Modell S1.8 LE) und wurden von der Lang AG im Auftrag der BFE Studio und Medien Systeme GmbH installiert. Die quadratischen Cabinets besitzen eine Kantenlänge von 465,6mm bzw. 256px. Jede Einheit bringt ein Gewicht von 10,15 kg auf die Waage.
Für den 5,59 × 1,86m (B × H) messenden Backdrop hinter der IPO-Bühne wurden 12 × 4 Module an einer soliden Unterkonstruktion befestigt, die eine gute Hinterlüftung aufweist, so dass trotz rückseitiger Verkleidung (abnehmbar) keine thermischen Probleme auftreten. Einzelne Panels können bei einem Ausfall rasch ersetzt werden; in Frankfurt liegen Austauschmodule als Spare-Parts bereit. Die flackerfreien LED-Panels werden mit rund 20% ihrer möglichen Helligkeit betrieben; die Farbtemperatur wurde den Bedürfnissen der aus dem Handelssaal übertragenden Fernsehsender angepasst. Als Controller finden NovaStar MCTRL 4K Verwendung; zwei Units ermöglichen einen sicheren redundanten Betrieb.
Die Zuspielung für die LED-Wall erfolgt aus einer für die Softwaresuite Ventuz optimierten High-Performance- Workstation (XI-Machines [VBOX] advanced NVDIA); für Notfälle steht eine zusätzliche XI-Machines Workstation als Ersatzgerät bereit. Zwei weitere [VBOX]-Units, mit denen diverse Senken in der X-Lounge (siehe unten) adressiert werden, sind mit einem Extron IPCP Pro 350 IP Link Pro-Steuerungsprozessor (inkl. Extron TLP Pro 1025T 10″-Touchpanel, drahtloser Remote-Zugriff über Apple iPad) verbunden, so dass sich vorab festgelegte Signalquellen komfortabel abrufen lassen. Bei Ausfall eines Steuerungsprozessors könnte auf ein zweites vorhandenes Gerät umgesteckt werden. Spezieller Ventuz-Content wurde für den Einsatz im Handelssaal von der Glare Productions GmbH aus Brokstedt erstellt.
Über eine Extron XTP CrossPoint 1600 AV-Kreuzschiene lassen sich weitere Signalquellen (Laptop an Bachmann Tischtank, Apple TV, dekodierte externe Live-Videostreams aus Extron SMD 101 etc.) anbinden. IPOs können audiovisuell aufgezeichnet bzw. auf Wunsch direkt auf den YouTube-Kanal der Deutschen Börse gestreamt (mit Extron SMP 111 32 GB) werden. Die Medientechnik ist dabei nicht an das Hausnetz der Deutschen Börse angeschlossen, sondern wird separat über zwei voneinander unabhängige Glasfasernetze betrieben.
Bei den so genannten „Bell Ringing Events“, bei denen ausgewählte Unternehmen und Institutionen den Handelstag mit der Börsenglocke eröffnen dürfen, sorgt im Handelssaal ein DLI-System der Fohhn Audio AG für den guten Ton: Zwei elektronisch steuerbare Linea Focus DLI-230 DAN Linienstrahler dienen als Main-PA, während zwei DLI-130 DAN im hinteren Teil des Saals als Delay-Line zum Zuge kommen. Weiterhin wurden zwei Fohhn AS-10 Subwoofer unsichtbar unter der Bühne verbaut. Wie die Ergänzung DAN in den Produktnamen nahelegt, ist im Handelssaal Audinate Dante das digitale Audioprotokoll der Wahl. Die Fohhn Beam-Steering-Technologie sorgt dafür, dass Reflexionen durch schallharte Flächen (wie etwa durch die Galeriebalustrade) nicht störend in Erscheinung treten und stellt auf diese Weise eine gute Sprachverständlichkeit sicher. Die schlanken Linienstrahler konnten flach an der Wand montiert werden, wodurch sie visuell kaum auffallen.
Für die neu geschaffene Bühne unterhalb der DAX-Tafel sind zwei Rednerpulte mit Shure Kondensator-Schwanenhalsmikrofonen (MX418/S) verfügbar, die bei Bedarf über Bodentanks angeschlossen werden. Zur Ausstattung der Pulte gehören integrierte Point-Source-Lautsprecher (Pan Acoustics Pan Speaker P 01-Pi an Lab Gruppen LUCIA 120/2 Kompaktverstärker), welche das Nahfeld unmittelbar vor der Bühne beschallen. Das Dante-Audiointerface ist ein Extron AXI 22 AT. Weiterhin von Extron stammt ein Umschalter (XTP T USW 103 4K) mit drei Eingängen, HDMI-Ausgang und integriertem XTP-4K-Sender. In die Pulte eingelassene LED-Flächen (Desay T0.9 LE, 0,9mm Pixelpitch) lassen sich mit beliebigen Inhalten bespielen.
Für die kabellose Mikrofonierung finden auf DECT-Basis arbeitende Shure Microflex Wireless-Systeme Verwendung. Ein passender MXWAPT4 Access Point Transceiver ist im Handelsaal nahe der neuen LED-Wand installiert, und ein weiterer Transceiver dieses Typs ist für die bereits erwähnte X-Lounge zuständig. Pressevertreter können analoge Audiosignale galvanisch getrennt über zwei Palmer PPB10 Pressesplitter abgreifen. Ambience als Anreicherung der Direktsignale liefert auf Wunsch ein Shure Grenzflächenmikrofon, das unauffällig nahe der DAX-Tafel angebracht ist.
Deutsche Börse X-Lounge: Event-Fläche mit Premiumausstattung
Unter der Bezeichnung X-Lounge vermarktet die Deutsche Börse eine Event-Fläche, die unmittelbar an den Handelssaal angrenzt und auf zwei Ebenen Platz für bis zu 120 Personen bietet. Ob Stehempfang, exklusives Mittagessen oder Dinner, Party oder Börsengang mit „Bell Ringing“: Die ausgefallene Location verspricht nachhaltig im Gästegedächtnis bleibende Erinnerungen, zumal Anwesende das Geschehen im Handelssaal live verfolgen können – eine Privacy-Verglasung lässt sich von opak auf transparent schalten, und der Zugang zum schutzglasfreien Teil Galerie im ersten Stock des Handelssaals ist möglich. Die Deutsche Börse bezeichnet die X-Lounge als „ganz persönlichen Marktplatz für Ideen, Wissen und Geschäftsbeziehungen“.
Der Premium-Anspruch ist sowohl hinsichtlich des Ambientes als auch bezüglich der technischen Ausstattung unübersehbar: So dienen im Eingangsbereich u. a. vier hochkant an Säulen montierte OLED-Bildschirme als effektvolle Eyecatcher. Die Screens (LG Electonics 55EJ5E an Extron DTP2 R 211 4K/60 HDMI-Empfängern mit Audio-Deembedding) wirken dank ihrer besonders flachen Bauweise wie Bilderrahmen, deren Inhalte sich verändern können. Weite Einblickwinkel sorgen für einen ansprechenden Bildeindruck mit kräftigen Farben unabhängig von der individuellen Betrachterposition.
Die OLED-Schirme werden an einem Datapath FX4 HDMI Videowall-Controller betrieben. Hintergrundmusik liefert ein Sonos CONNECT-System, dessen Output mit einem Extron DMP 128 Plus AT (12×8-Prozessor mit ProDSP und Dante) verbunden ist. Für die hochwertige Klangwiedergabe sorgen vier Bose FreeSpace DS 100SE Aufbaulautsprecher, die ebenso wie Licht- und Raumtechnikkomponenten hinter weiß bespannten Mesh-Tiles an der Decke montiert sind.
Teil der X-Lounge ist eine Präsentationsfläche, zu deren Ausstattung ein versenkt montierter NEC MultiSync V754Q Bildschirm mit UHD-Auflösung gehört. Der NEC 75″-Screen akzeptiert im Gegensatz zu manchen anderen Displays eine 4K-Auflösung mit 60 fps und 4:4:4-Abtastung (Sampling) nativ ohne Down-Konvertierung. Für den Signalempfang wird ein externer 4K-HDMI-Receiver (Extron XTP SR HD 4K) eingesetzt; als Transmitter dient ein Extron XTP T USW 103 4K (Umschalter mit drei Eingängen, HDMI-Ausgang und integriertem XTP-4K-Sender). „Der in exzellenter Qualität produzierte Content muss ohne Wandlung auf den Displays dargestellt werden“, erklärt hmp-Projektleiter Tobias Honacker. „Gefordert war eine kompromisslose Bildqualität, die dem hohen Anspruch der repräsentativen Premium-Location gerecht wird!“
Die zu zeigenden Inhalte werden an einem 10″-Touchpanel (Extron TLP Pro 1025M NC) ausgewählt; unter anderem kann auf die Bilder einer im Handelssaal installierten Panasonic WV-S6131 PTZ-Kamera mit Full-HD-Auflösung zugegriffen werden. Schnittstellen zur Raumbeleuchtung (Aufruf definierter Lichtszenen) sind vorhanden. Die Tonwiedergabe übernehmen auf der Präsentationsfläche vier Bose FreeSpace DS 40SE und ein Bose FreeSpace 3S Bass. Das Rednerpult ist mit zwei Shure MX418/S Schwanenhalsmikrofonen ausgerüstet und wird an einen Bodentank angeschlossen; ein weiterer Bodentank ist für DJ-Equipment gedacht. Als eigenständiges kabelloses Präsentationssystem ist Barco ClickShare (mit Base Unit CS-100) verfügbar.
In der zur X-Lounge gehörenden Bar wurde ein Panasonic TH-55EQ1 4K-Bildschirm an einer Chief-Halterung installiert. Die Lautsprecher stammen auch hier aus der FreeSpace-Serie von Bose. Analoge Audiosignale (z. B. von einem DJ-Pult) können hier wie an anderen Stellen der X-Lounge über einen Audinate Dante AVIO ADP-DAI AU 2×0 Adapter in das vorhandene Dante-Audionetzwerk eingespeist werden.
Die über eine geschwungene Treppe zugängliche VIP-Fläche im Obergeschoss ist medientechnisch u. a. mit einem Panasonic 55″-Display ausgestattet. Eine 6,70 × 6,70m messende Lichtkunstinstallation, die sich über beide Etagen des Veranstaltungsortes erstreckt, trägt wesentlich zum atmosphärischen Ambiente bei. Zur X-Lounge gehört ein abgetrennter Geräteraum, in dem zentrale Medientechnikkomponenten (Audio, Video, Steuerung) für die Lounge und den Handelssaal untergebracht sind.
Nicht unmittelbar in den IPO-Kontext gehört das neu ausgestattete Auditorium. In diesem zusätzlichen Konferenzraum werden großformatige Bilder von einem perfekt in der rückseitigen Wand eingehausten Panasonic PRT-MZ- 10KLWEJ LCD/Laser-Projektor auf eine Atrium ProfiClassic Lichtbildwand (240 × 180 cm; motorisch verfahrbar über Atrium Steuerungseinheit Euroscreen Control Box) geworfen.
Zwei Bose DS16E-Lautsprecher sind an der Wand montiert und werden in der akustisch überarbeiteten Location ausschließlich zur Wiedergabe von Medienton herangezogen; Redner können sich ohne elektroakustische Unterstützung verständlich machen. Zwei Extron Transmitter (DTP T FB 232) mit jeweils zwei Eingängen und Stereo-Audio-Embedding sind in Bodentanks integriert; als HDCP-konformer Präsentationsmedien-Umschalter mit Audioverstärker dient ein Extron IN1608 xi IPCP SA. Als Touchpanel wird ein 7″-Modell (TouchLink Pro 725T) von Extron genutzt.
„Das historische Gebäude in der Frankfurter Innenstadt ist das Herzstück der Deutschen Börse“, sagte Theodor Weimer, Vorsitzender des Vorstands der Deutsche Börse AG, als 2018 der Umbau der Alten Börse angekündigt wurde. „Mit dem Umbau lenken wir die Aufmerksamkeit von Emittenten, institutionellen Investoren, Privatanlegern und der Öffentlichkeit noch stärker auf den Standort Frankfurt. Das steigert die Attraktivität des Finanzplatzes und gleichzeitig des Wirtschaftsstandorts Deutschland.“
Mit der neuen LED-Wall lassen sich IPO-Ceremonies im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse visuell noch attraktiver in Szene setzen, und auch die Möglichkeit zur Anmietung der exklusiven X-Lounge für Business-Events dürfte auf reges Interesse stoßen. Die Umgestaltungsmaßnahmen passen perfekt in die Zeit: Im Jahr 2020 haben so viele Menschen wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr in Aktien investiert, und der stärkste Zuwachs ist bei jungen Kleinanlegern zu verzeichnen, die das Trading per Smartphone sowie das regelmäßige Fondsparen für sich entdeckt haben.
Ein Treiber für diese Entwicklung mag die Pandemie sein: Viele Menschen konnten weniger konsumieren und dadurch mehr sparen – auch blieb mehr Zeit, um sich mit dem Geschehen an den Aktienmärkten auseinanderzusetzen. Darüber hinaus standen die Kurse nach dem Corona-Crash im März und April 2020 derart niedrig, dass mutige Investoren die Gelegenheit für einen günstigen Einstieg nutzten. Die nach wie vor verschwindend geringen bis nicht vorhandenen Zinsen für Sparguthaben dürften ebenfalls zum aktuellen Boom an der Börse beitragen – bei den als sicherheitsorientiert geltenden deutschen Privathaushalten scheint der gerne zitierte „Geldanlagestau“ in Form von Sichteinlagen oder Bargeld einer neuen Aktienkultur mit weitaus besseren Renditeaussichten zu weichen.
Hohe Funktionsdichte und beste Audioqualität auf Knopfdruck für Hybridveranstaltungen der nächsten Stufe
Die Anforderungen an die Audiotechnik für hybride Lern- und Konferenzumgebungen liegen mehr denn je in der Kombination aus einfacher Bedienbarkeit, schnellem Setup und bester Klangqualität – bei zugleich umfassender Funktionalität. Die Technik muss im Handumdrehen einsatzbereit sein, um produktiven Meetings und effizienter Wissensvermittlung nicht im Wege zu stehen.